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Veröffentlicht am 18.04.2021

Wunderliche Göttinnen, mysteriöse keltische Bräuche und rätselhafte Morde

Flowerpower und Druidentrank
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"Flowerpower und Druidentrank“ ist der 4. Fall, in dem Karin Schneider ungewollt in einen Mordfall schlittert. Diesmal findet sie nahe einem keltischen Hügelgrab ein, allerdings aus der Neuzeit stammendes, ...

"Flowerpower und Druidentrank“ ist der 4. Fall, in dem Karin Schneider ungewollt in einen Mordfall schlittert. Diesmal findet sie nahe einem keltischen Hügelgrab ein, allerdings aus der Neuzeit stammendes, Skelett, dessen Fund einerseits das Verschwinden eines vor Jahrzehnten vermissten Dorfbewohners aufklärt, andererseits aber auch Fragen nach dem Grund aufwirft, wieso man ihn heimlich und still verscharrt hat. Im Ort feiert man zu diesem Zeitpunkt das keltische Frühlingsfest und Karin stößt auf eine Verbindung des Toten zu den sogenannten drei Göttinnen, drei etwas seltsame Frauen, die keltische Bräuche pflegen.
Die Protagonistin, geschieden, Mutter mehrerer schon fast erwachsener Kinder, will sich aus den Kriminalfällen, in die sie stets zufällig gerät, eigentlich immer heraus halten, doch auch diesmal gibt es einen triftigen Grund sich einzumischen. Denn ihre Tochter Susa gerät unter Mordverdacht. Die Handlung kommt in Schwung, als Karin, wie immer impulsiv agierend, unüberlegt in brenzlige Situationen schlittert, dennoch hartnäckig alle Spuren verfolgt und letztlich die Morde aufklärt.
Das Buch liest sich nicht nur flüssig und leicht, es bietet auch eine Reihe witziger Szenen, köstlich skurrile Typen, Verwicklungen, wechselnde Verdächtige und in alle möglichen Denkrichtungen führende Spuren, die einen als Leser fordern und zum Miträtseln anregen, um dann letzten Endes überrascht festzustellen, dass es in Krimis meist anders kommt, als man denkt.
Zudem erfährt man auch so manches über keltisches Brauchtum und tatsächlich aus jener Zeit vorhandene Ritualplätze u.dgl. Das Buch regt somit durchaus dazu an, sich mit dieser Thematik etwas eingehender auseinander zu setzen.

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Exzellenter Krimi, Liebesgeschichte ohne Feuer

Blick in den Tod
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Auf „Blick in den Tod“ von Jacky Herrmann wurde ich durch LovelyBooks aufmerksam. Was ist ein Liebeskrimi, fragte ich mich.
Im Prinzip hat die Autorin zwei Handlungen miteinander verwoben. Einerseits tritt ...

Auf „Blick in den Tod“ von Jacky Herrmann wurde ich durch LovelyBooks aufmerksam. Was ist ein Liebeskrimi, fragte ich mich.
Im Prinzip hat die Autorin zwei Handlungen miteinander verwoben. Einerseits tritt Valentina ihren neuen Job in einem Pharmaunternehmen an, wo sie und ihr Kollege Tommy sich ineinander verlieben. Andererseits geschieht in dem Wohnhaus gegenüber jenem Bürohaus, wo Valentina arbeitet, ein Mordfall.
Anfangs plätschert die Handlung mit Schilderungen von Valentinas Büroalltag sowie den ersten zaghaften Annäherungsversuchen der Verliebten eher so dahin.
Erst nach Auffinden der Leiche steigt die Spannung zusehends, die Ermittlungen bringen unerwartete Beziehungen und Verbindungen der Toten zu Mitarbeitern des Pharmaunternehmens zutage, eine Vielzahl von Verdächtigen, von Spuren und schließlich eine überraschende Entlarvung des Mörders.
Der Schreibstil liest sich flüssig und flott, man kommt auch sofort in die Story hinein, muss sich allerdings mit den Namen unzähliger Mitarbeiter des Unternehmens zurechtfinden. Die Charaktere, insbesondere jene des Ermittlerteams sind gut gezeichnet. Für mich stehen die Kommissare im Mittelpunkt, das Liebespaar empfand ich eher als roten Faden und als Nebendarsteller. Die Liebesgeschichte tritt gegenüber der ausgezeichnet konstruierten Krimihandlung in den Hintergrund, könnte romantischer, etwas erotischer sein, der Funke der angeblichen Leidenschaft sprang leider nicht auf mich über.
Von der Krimihandlung war ich begeistert. Vielleicht bleibt dies ja nicht der erste und letzte Fall, in dem die Autorin Kommissar Smeets und sein Team ermitteln lässt!? Würde mich freuen.
Da mich die Liebesgeschichte nicht wirklich überzeugt hat, vergebe ich nur 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Manus manum lavat – aus einer Notlage erwächst ein neues Team

Lockvogel
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Ihr Freund Felix hat die junge Schauspielschülerin Toni nicht bloß verlassen, er hat all ihre Ersparnisse und Schmuck gestohlen. Ihn soll der Detektiv Edgar Brehm suchen. Doch sie kann sich sein Honorar ...

Ihr Freund Felix hat die junge Schauspielschülerin Toni nicht bloß verlassen, er hat all ihre Ersparnisse und Schmuck gestohlen. Ihn soll der Detektiv Edgar Brehm suchen. Doch sie kann sich sein Honorar nicht leisten. Brehm erhält gleichzeitig einen großen Auftrag, er soll dem bekannten Starregisseur Untreue nachweisen. Dafür benötigt er Hilfe. Einen Lockvogel. Er engagiert Toni als Hilfe. Es entsteht eine Win-Win-Situation.
Die beiden Protagonisten haben sofort mein Herz gewonnen. Der kränkliche, ebenfalls vor finanziellen Problemen stehende Detektiv und die aufgeweckte, noch etwas leichtfertige und bedenkenlos in Situationen schlitternde Toni wachsen zu einem effektiven Team zusammen, das sich auf freundschaftlicher Basis immer näher kommt. Gerade die mangelnde Professionalität der beiden, dieses Tollpatschige, Chaotische, das Unvollkommene, alles verpackt in einen Schuss Humor, macht die beiden so sympathisch und für mich den Krimi reizvoll.
Auch die übrigen Hauptfiguren finde ich gut typisiert, wie die nur auf Äußerlichkeiten und ihre eigene Schönheit reduzierte Gattin des Regisseurs, die vernachlässigte, revoltierende Tochter, die liebevolle Oma usw.
Es verwickeln sich mehrere Handlungsfäden ineinander: die Suche nach Felix und dem gestohlenen Geld, die Aufdeckung allfälliger Affären des Regisseurs und der rätselhafte Tod eines Kellners während einer Party dieses Regisseurs.
Die Spannung und das Lesevergnügen bei diesem Kriminalroman ergeben sich durch die Vielzahl an Spuren, Verwicklungen, die überraschenden Wendungen, unerwarteten Ereignisse. Man rätselt unwillkürlich mit, tappt mit den Ermittlern im Dunkeln, wird irregeführt und ist schließlich total verblüfft, als sich alles aufklärt und sich alle Fäden lösen.
Zudem hat die Autorin auch sehr geschickt die #Me-Too-Debatte mit der Handlung verbunden.
Der Krimi ist flüssig geschrieben, man ist sofort in der Geschichte. Die eher kurz gehaltenen Kapitel enden meist mit genau jenem Spannungsmoment, der einen quasi zum Weiterlesen nicht nur animiert, sondern beinahe zwingt.
Last but not least liebe ich als Wienerin natürlich in Wien spielende Krimis besonders, wo ich im Geiste die Protagonisten an den Örtlichkeiten begleiten kann.
Ich hoffe, es werden noch weitere interessante Fälle mit diesem Ermittlerduo folgen.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Mörderischer Spuk, ausgezeichnetes historisches Ambiente, ein Streich mit fatalen Folgen

Abt Jerusalem und die Hohe Schule des Todes
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Diesmal ließ ich mich mit einem Kriminalfall ins Jahr 1754 zurück versetzen. An die Hohe Schule, das Collegium Carolinum in Braunschweig.
An diesem Buch gefielen mir ganz besonders die detaillierten und ...

Diesmal ließ ich mich mit einem Kriminalfall ins Jahr 1754 zurück versetzen. An die Hohe Schule, das Collegium Carolinum in Braunschweig.
An diesem Buch gefielen mir ganz besonders die detaillierten und sehr anschaulichen Alltags-Schilderungen des Schulbetriebs, der Menschen am Markt, im Theater, beim Maskenball, auch der Klassenunterschiede. Man versinkt problemlos in eine andere Epoche. Dazu trägt auch die sprachliche Komponente bei, das Einfließen diverser lateinischer Ausdrücke, altmodischer Worte wie exquirieren, Journale oder parlieren sowie etwas Mundart. Der Schreibstil ist flüssig, das Interesse, die Spannung bleibt ungebrochen.
Es geschehen rätselhafte Mordfälle, die man höheren Orts zu vertuschen versucht. Ein junger aufmerksamer Student, ein Bauernsohn, der dank eines Stipendiums die Schule besuchen darf und als Außenseiter unter all den eingebildeten adeligen Burschen einen schweren Stand hat, macht jedoch so seine Beobachtungen und wird derart misstrauisch, dass er auf eigene Faust Ermittlungen anstellt, Intrigen und Machenschaften aufdeckt. Letztlich sind die Fälle gelöst und man wird mit einem unerwarteten Ende überrascht.
Die Charaktere der Protagonisten sind gut gezeichnet; die Eigenschaften wie auch die Handlungsweisen der mächtigen Reichen sind ebenso nachvollziehbar, wie jene der unterdrückten, ihnen ausgelieferten und um ihre Existenz ringenden Menschen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine grausame Tat aus reiner Habgier

Kommissar Gennat und die Tote im Reisekorb
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Dank des flüssigen und leicht lesbaren Schreibstils war ich nach wenigen Seiten schon voll ins Berlin des Jahres 1916 versetzt. Auch wenn ich als Wienerin, die noch nie in Berlin war, bei Straßennamen ...

Dank des flüssigen und leicht lesbaren Schreibstils war ich nach wenigen Seiten schon voll ins Berlin des Jahres 1916 versetzt. Auch wenn ich als Wienerin, die noch nie in Berlin war, bei Straßennamen oder genannten Bezirksteilen keinen Wiedererkennungseffekt verspürte, wurde dennoch die Atmosphäre der Stadt für mich fühlbar – einerseits das noch geschäftige Treiben dort, wo die Reichen und Schönen unterwegs waren, andererseits die Tristesse in jenen Vierteln, wo die Armen lebten, die kaum genug zu essen hatten.
Der der Handlung zugrunde liegende Kriminalfall hat sich 1916 tatsächlich zugetragen. Er wurde von der Autorin gekonnt ausgeschmückt. Sie hat dem historisch belegten Kommissar Gennat den Journalisten Kaminski an die Seite gestellt, der ein wenig in die Polizeiarbeit hinein schnuppern möchte. Beide haben eine sympathische Ausstrahlung und wachsen zu einem hervorragenden Team zusammen: der junge, ambitionierte Journalist und der routinierte, den anderen in seiner Ungestümtheit bremsende Kriminalist. Mit von der Partie ist auch Lissy, Kaminskis Ehefrau, die sich sozial engagiert und den beiden so manchen Kontakt zu den Armen, der Polizei gegenüber oft verschreckten und zurückhaltenden Bevölkerung ebnet.
Was zunächst wie ein Vermisstenfall aussieht, entpuppt sich nach Auffinden der Frauenleiche in einem Reisekorb als ein grausamer Mord. Bereits die Identifizierung erweist sich als schwierig, immerhin verfügte man vor über 100 Jahren weder in der Polizeiarbeit noch punkto Medien über jene Möglichkeiten, die wir heute haben. Manche Menschen lasen nicht einmal eine Zeitung! Sich ehemaliger Zustände bewusst zu werden, ist für mich stets einer der interessantesten Aspekte eines historischen Romans.
Als bekannt ist, um wen es sich bei der Toten handelt, stellt sich bald heraus, dass sie sich etliche Feinde gemacht und keinen einwandfreien Lebenswandel geführt hat. Hartnäckig verfolgen Gennat und Kaminski mehrere Spuren, spüren einige Verdächtige auf, als Leser rätselt man mit, gerät mit den Ermittlern in die Irre und wird letztlich von der Lösung des Falles doch noch überrascht.
Die Handlung ist exzellent aufgebaut, der Spannungsbogen bleibt stets intakt, man mag gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich fand auch die sprachliche Umsetzung optimal, der Berliner Dialekt war sparsam eingesetzt, trug nichtsdestotrotz sehr zur Authentizität bei. Geschickt floss in die Ermittlungen auch das Gesellschaftsbild ein, die Auswirkungen des Krieges, die Lebensmittelknappheit, die Verarmung der Kriegswitwen, die prekären Wohnverhältnisse der armen Bevölkerung im Gegensatz zu den pompösen Villen der Reichen, der Zeitgeist, die damalige Stellung der Frau, sie hatten kein Wahlrecht, sie durfte nur bestimmte Berufe ausüben, bereits damals aufkommende Vorurteile mancher Bevölkerungsschichten gegen Juden wie Kaminski und vieles anderes mehr.
Es ist ein exzellent recherchierter und fesselnder Roman, den ich wärmstens empfehlen kann.

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