Profilbild von Haberleitner

Haberleitner

Lesejury Star
offline

Haberleitner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Haberleitner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2021

Übertrieben harmonisch, zu wenig tiefgehende Gefühle

Die kleine Kanzlei entdeckt Neues
0

„Die kleine Kanzlei entdeckt Neues“ von Elly Sellers ist der zweite Band einer Reihe, man kommt aber auch ohne Kenntnis des ersten Band problemlos in die Geschichte hinein, auch ist der handelnde Personenkreis ...

„Die kleine Kanzlei entdeckt Neues“ von Elly Sellers ist der zweite Band einer Reihe, man kommt aber auch ohne Kenntnis des ersten Band problemlos in die Geschichte hinein, auch ist der handelnde Personenkreis überschaubar.
Es wird der Alltag von zwei Rechtsanwältinnen und deren Sekretärin geschildert, neben ihren privaten Problemen wird auch auf Streitgründe bei Scheidungsfällen eingegangen, was sich stellenweise ziemlich juristisch trocken liest. Mediation ist nicht nur mit ein Thema, sondern erscheint mir als grundlegende Idee für den Roman, nämlich wie wichtig es ist, sich auszusprechen, nicht gegeneinander sondern miteinander Lösungen zu suchen.
Es gibt nur sympathische ProtagonistInnen, die trotz aufkommender Probleme, trotz Kränkungen oder Ärger stets liebenswürdig, verständig und kompromissbereit agieren. So gerne ich Bücher mit Happy-End lese, der Handlungsablauf war mir einfach zu harmonisch. In sämtlichen thematisierten Problembereichen lag viel mehr Konfliktpotential, viel mehr Möglichkeiten für Emotionen. Mir fehlten Ecken und Kanten, negative Gefühlsregungen, Ärger, Wut, Enttäuschung, Zweifel, Missverständnisse, aber auch Glücksgefühle, die vom Text auf den Leser überspringen. Daher blieben für mich die ProtagonistInnen auch etwas oberflächlich und ich fühlte mich mit ihnen nicht wirklich verbunden.
Was mir sehr gut gefiel, sind die Schilderungen von München, dem Viktualienmarkt, dem Englischen Garten u.a. Das machte Lust auf einen Besuch der Stadt.
An und für sich ist der Erzählstil flüssig und liest sich leicht, mein persönliches Lesevergnügen litt allerdings sehr unter dem schlampigen Lektorat dieses Buches, indem es nur so von Fehlern wimmelt, Rechtschreib-, Satzzeichenfehlern, vertauschten bzw. uneinheitlich geschriebenen Namen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2021

Spannend, mörderisch, turbulent

Zicke, zacke, tot
0

Ohne die beiden Vorgängerbände zu kennen, bin ich in Band 3 eingestiegen. Zu Beginn hatte ich noch etwas Probleme mit den zahlreichen agierenden Personen, bin dennoch relativ schnell in die Geschichte ...

Ohne die beiden Vorgängerbände zu kennen, bin ich in Band 3 eingestiegen. Zu Beginn hatte ich noch etwas Probleme mit den zahlreichen agierenden Personen, bin dennoch relativ schnell in die Geschichte hineingekommen.
Im Ort findet der große Jahrmarkt statt mit Bierzelten und Fahrgeschäften, es herrscht Trubel und Fröhlichkeit. Die Atmosphäre wird lebendig und anschauliche geschildert, Fahrten mit der Achterbahn, Bierzeltstimmung.
Die Protagonistin, die Heilpraktikerin Karin Schneider glaubt nicht an den Selbstmordversuch von Rosi, einer ehemalige Patientin. Im Zuge ihrer Nachforschungen verdichtet sich ihr Verdacht, dass jemand böswillig nachgeholfen haben muss. Karin erfährt, dass Rosi so einiges über ihre Nachbarn wusste, was diese gerne verheimlichen würden. Karin hat einige Verdächtige im Auge und ermittelt auf eigene Faust, spontan, emotional, aber auch etwas unüberlegt und chaotisch, vertraut den falschen Personen und gerät somit in so manche unangenehme bis gefährliche Situation.
Die Handlung ist mit steigender Spannung aufgebaut, wartet mit überraschenden Effekten und Erkenntnissen ebenso auf wie mit bereits erahnbaren Wendungen, bis sich letztlich alles in einem furiosen Ende aufklärt.
Der Erzählstil ist flüssig, der landesübliche Dialekt ist verständlich eingesetzt und trägt zur Lebendigkeit und Authentizität bei, es gab keine Längen, es tut sich so einiges, nicht nur Aufregendes, sondern auch Szenen zum Schmunzeln.
Die diversen Typen und Protagonisten sind charakterlich anschaulich dargestellt, vor allem die sehr emotionale, spontane, aber auch zu überzogenen und unbedachten Aktionen neigende Karin. Da ich die Protagonistin zum Teil als zu chaotisch, naiv und nervig empfand, bin ich noch nicht ihr Fan geworden, will ihr aber noch eine Chance geben – im nächsten Fall.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2021

Ermittlungen rund um ein Luxusbordell in St. Tropez

Mord am 14. Juli
0

Luc Winger hat mir mit einem neuerlichen Fall mit Lucie Girard wiederum Lesevergnügen bereitet. Der Krimi ist so flüssig und leicht geschrieben und war auch so spannend, dass ich das Buch fast in einem ...

Luc Winger hat mir mit einem neuerlichen Fall mit Lucie Girard wiederum Lesevergnügen bereitet. Der Krimi ist so flüssig und leicht geschrieben und war auch so spannend, dass ich das Buch fast in einem Zug ausgelesen habe.
In St. Tropez feiert man den Nationalfeiertag, den 14. Juli, mit Paraden und der Enthüllung einer Statue. In der darauf folgenden Nacht wird eine nackte tote Frau auf dieser Statue deponiert.
Im Zuge ihrer Ermittlungen stößt Lucie Girard nicht nur auf einen korrupten Bürgermeister, ein geheimnisumwittertes Nobelbordell, eine seltsame Sekte und Erpressung, sie muss sich auch gegen ihre Vorgesetzten durchsetzen, die aus Rücksicht auf die im Bordell verkehrende High Society ihre Nachforschungen einbremsen wollen.
Die Charaktere der im Fall verwickelten Personen sind überzeugend gezeichnet, die diversen Handlungsfäden verbinden sich am Ende aufklärend und schlüssig, das Ende überrascht.
Abgesehen von der stets packenden Handlung und dem sympathischen Ermittlerteam genieße ich bei dieser Krimiserie auch immer das französische Flair, das in den Schilderungen des Umfelds stets mitschwingt, die französischen Wortbrocken, das französische Essen, die französische Landschaft.
Dass die Handlung in den 70er Jahren spielt, ist mit ein Kriterium, warum ich diese Serie so mag. Die Technik ist Nebensache, keine Internetrecherchen, kein Handy, keine ständige Erreichbarkeit und Lucie hält ihre Beobachtungen noch in einem altmodischen Notizbuch fest.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2021

Mordermittlung im noch geteilten Berlin der 70er Jahre

Tot im Teufelssee
0

Ich bin mit diesem Buch nicht nur in das mir gänzlich unbekannte Berlin eingetaucht, sondern auch in die Welt der 70er Jahre zurückversetzt worden. Obwohl ich mich in dieser Stadt überhaupt nicht auskenne, ...

Ich bin mit diesem Buch nicht nur in das mir gänzlich unbekannte Berlin eingetaucht, sondern auch in die Welt der 70er Jahre zurückversetzt worden. Obwohl ich mich in dieser Stadt überhaupt nicht auskenne, so wurde mir die Stimmung, diese Trennung Ost-West, die verschiedenen Stadtteile, die eher verkommenen ebenso wie die der Reichen gut vermittelt, auch das Berlinerische kam nicht zu kurz und trug dazu bei, dass die Personen authentischer wurden.
Zudem genoss ich auch das Flair der 70er Jahre, erkannte so manchen Schlagerhit aus jener Zeit, erfreute mich an Dingen wie Autos mit Kotflügeln oder Telefonen mit Hörern. Es wurde mir auch bewusst, wie "jung" manche soziale Errungenschaften eigentlich sind, obwohl man meint, es gebe sie schon "ewig", wie manche Rechte der Frauen (wie z.B. einen Beruf ausüben zu dürfen ohne Zustimmung des Partners, der Abtreibungsparagraf usw.)
Die zwei Todesfälle, es dauert einige Zeit, bis sich klärt, ob es sich um Unfälle oder Morde handelt, sind nicht tagtäglich, die Zusammenhänge und die Lösung interessant, wenn auch schon vor dem fulminanten Ende zum Teil erahnbar.
Das Ermittlerduo ist sympathisch charakterisiert und wird dadurch, dass auch deren Privatleben in die Handlung verwoben ist, emotionaler und lebendiger. Gerne würde ich deren Lebensgeschichte weiterverfolgen.
Auch sprachlich und vom Erzählstil her fand ich das Buch angenehm zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.02.2021

Beklemmend, spannend, unsympathisch und frustrierend

Flieh, so weit du kannst
3

"Flieh, so weit du kannst" lautet nicht nur der Titel dieses Romans, manchmal wäre ich dem Lesen auch gerne entflohen. Denn leider hat die Autorin meinen Geschmack so gar nicht getroffen.
Das lag sicher ...

"Flieh, so weit du kannst" lautet nicht nur der Titel dieses Romans, manchmal wäre ich dem Lesen auch gerne entflohen. Denn leider hat die Autorin meinen Geschmack so gar nicht getroffen.
Das lag sicher nicht am Erzählstil. Der ist flüssig, auch sprachlich gefiel es mir. Der stetige Wechsel zwischen Avas und Jades Gedanken war anschaulich und trug zu deren charakterlicher Darstellung gut bei.
Die Bedrohung durch Charlie und schließlich schon sehr bald auch erkennbar durch David war beklemmend spürbar, war für mich auch signifikant für einen Thriller, ebenso wie der letzte Abschnitt, actionreich, ziemlich grausam und von Toten geprägt.
Was mich frustriert hat war, dass ich keine der beiden Protagonistinnen sympathisch finden konnte, zwei Freundinnen, die in boshafter Art und Weise um einen Posten konkurrieren, obwohl das gemeinsame Geheimnis, die beiderseitige Schuld, sie eigentlich zusammenschweißen sollte. Doch beide sind psychisch irgendwie gestört, vor allem Jades irrationale Handlungen und Halluzinationen waren für mich kaum erträglich.
Ich bevorzuge auch bei Thrillern das Schema "gut besiegt böse" und das war hier nicht der Fall. Es gab keinen sog. Helden, der alle Gefahren überwindet und letztlich den Bösen zur Strecke bringt. Es gibt, wenn man so will, kein Happy-End. Nur einen ominösen, ebenfalls unbefriedigenden Cliff-Hanger.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere