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Veröffentlicht am 15.11.2020

Nostalgisches Eintauchen in die 70er Jahre mit etwas Krimispannung

Still ruft der See
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Im Klappentext wird das Buch speziell als Siebziger-Jahre-Krimi beschrieben und im Leser erweckt das gewisse Erwartungen. Doch jeder Mensch erlebt gewisse Lebensabschnitte anders und so habe vermutlich ...

Im Klappentext wird das Buch speziell als Siebziger-Jahre-Krimi beschrieben und im Leser erweckt das gewisse Erwartungen. Doch jeder Mensch erlebt gewisse Lebensabschnitte anders und so habe vermutlich auch ich die 70er Jahre anders erlebt und in Erinnerung behalten als der Autor und es zog mich nicht wirklich in diese Zeit zurück. Jedenfalls erwies sich dieser Faktor für mich letztlich als nebensächlich, wenn man davon absieht, dass es mal ganz reizvoll ist, wenn Ermittler ohne Handy und Internet zurechtkommen müssen.
Die Grundidee des Krimis inklusive der damit verwobenen Geschichte des Biggesees ist durchaus interessant und die schrittweisen Erkenntnisse des Ermittlertrios bringen auch immer wieder Überraschendes zutage. Leider hinkt der Spannungsbogen, weil es etliche (meinen Lesefluss lähmende) Längen, zu ausführliche, lediglich beschreibende Abschnitte gibt.
Mir persönlich ist es stets sehr wichtig, dass ich den oder die Protagonisten mag. Leider gelang es keiner der drei Personen, meine Sympathie zu erlangen, weder die forsche treibende Kraft Lieselotte noch der zurückhaltende, eher tollpatschig wirkende Theo oder die auf mich farblos wirkende Sabine. Auch dialogmäßig fehlte mir zwischen diesen drei befreundeten Personen Persönliches, Wärme, Herzlichkeit oder Humorvolles.
Um die reine Krimihandlung etwas aufzulockern, hat der Autor einige „lustige“ Szenen eingebaut, die mir zu übertrieben und zu slap-stick-artig waren. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
Der Schreibstil ist generell gut, sowohl sprachlich als auch vom Satzaufbau.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Reiselust und Krimifrust

Mord auf Provenzalisch
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Schon das Cover versetzt einen in den Zauber der Provence. Wenn man diesen Landstrich liebt und davon träumen möchte, wird man nicht enttäuscht. Fast wie in einem Reiseprospekt ziehen die Bilder vor den ...

Schon das Cover versetzt einen in den Zauber der Provence. Wenn man diesen Landstrich liebt und davon träumen möchte, wird man nicht enttäuscht. Fast wie in einem Reiseprospekt ziehen die Bilder vor den lesenden Augen vorbei: weitläufige Lavendelfelder, Obstplantagen, Weingärten, Zypressen und Olivenbäume, ockerfarbene Felsen, die malerischen kleinen Dörfer, Marktstände mit den Köstlichkeiten der Region, gemütliche Cafés und Restaurants mit Menükarten voller Spezialitäten, sehenswerte Museen – alles ist so anschaulich und verlockend geschildert, dass man am liebsten sofort die Koffer packen möchte.

Oh ja! Mord kommt auch vor.
In einer Vernissage wird ein Giftanschlag auf einen der dort ausstellenden Maler verübt, den die Engländerin Penelope Kite, die vor seit einiger Zeit in die Provence gezogen ist, live miterlebt- Penny verfügt aufgrund ihrer früheren Berufstätigkeit über gewisse Kenntnisse in der Rechtsmedizin und hat einen Hang zum Detektivspielen.
Wer bereits Band 1 dieser Reihe („Tod in Saint Merlot“) gelesen hat, weiß, dass sie darin wesentlich zur Aufklärung eines Mordes beitrug. Vorkenntnisse hätten mir wohl den Durchblick beim umfangreichen Personenkreis rund um Penny erleichtert.

Die Krimihandlung kommt nur schleppend und bloß en passant voran. Im Vordergrund steht neben den oben genannten vielseitigen Schönheiten der Provence das persönliche Umfeld von Penny. Man wird mit ihrem französischen Freundeskreis vertraut gemacht und lernt ihre Familie, die für einige Wochen auf Besuch kommt, kennen. Penny ermittelt nicht konsequent und aktiv, sondern sammelt lediglich Informationen beim Small talk mit Freunden und Personen aus dem Umfeld des verstorbenen Malers.

Erst nach mehr als der Hälfte des Romans kommt Schwung in die Ermittlungstätigkeit, Aktionen werden gesetzt, Hinweise und Verdachtsmomente mehren sich, weitere Verbrechen geschehen. Letztlich überstürzen sich die Ereignisse, das Ende ist furios, wirkt konstruiert und wenig realistisch.

Für mich war es als Krimi zu schwach im Spannungsaufbau, der Schwerpunkt lag zu sehr auf dem Leben und dem Umfeld der Protagonistin, die weder meine volle Sympathie gewinnen noch als private Spürnase überzeugen konnte.
Lediglich das Ambiente, das Flair des Landstriches, in dem die Handlung spielt, war hervorragend getroffen – ich vergebe eher eine Reise- als eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Übertrieben harmonisch, zu wenig tiefgehende Gefühle

Die kleine Kanzlei entdeckt Neues
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„Die kleine Kanzlei entdeckt Neues“ von Elly Sellers ist der zweite Band einer Reihe, man kommt aber auch ohne Kenntnis des ersten Band problemlos in die Geschichte hinein, auch ist der handelnde Personenkreis ...

„Die kleine Kanzlei entdeckt Neues“ von Elly Sellers ist der zweite Band einer Reihe, man kommt aber auch ohne Kenntnis des ersten Band problemlos in die Geschichte hinein, auch ist der handelnde Personenkreis überschaubar.
Es wird der Alltag von zwei Rechtsanwältinnen und deren Sekretärin geschildert, neben ihren privaten Problemen wird auch auf Streitgründe bei Scheidungsfällen eingegangen, was sich stellenweise ziemlich juristisch trocken liest. Mediation ist nicht nur mit ein Thema, sondern erscheint mir als grundlegende Idee für den Roman, nämlich wie wichtig es ist, sich auszusprechen, nicht gegeneinander sondern miteinander Lösungen zu suchen.
Es gibt nur sympathische ProtagonistInnen, die trotz aufkommender Probleme, trotz Kränkungen oder Ärger stets liebenswürdig, verständig und kompromissbereit agieren. So gerne ich Bücher mit Happy-End lese, der Handlungsablauf war mir einfach zu harmonisch. In sämtlichen thematisierten Problembereichen lag viel mehr Konfliktpotential, viel mehr Möglichkeiten für Emotionen. Mir fehlten Ecken und Kanten, negative Gefühlsregungen, Ärger, Wut, Enttäuschung, Zweifel, Missverständnisse, aber auch Glücksgefühle, die vom Text auf den Leser überspringen. Daher blieben für mich die ProtagonistInnen auch etwas oberflächlich und ich fühlte mich mit ihnen nicht wirklich verbunden.
Was mir sehr gut gefiel, sind die Schilderungen von München, dem Viktualienmarkt, dem Englischen Garten u.a. Das machte Lust auf einen Besuch der Stadt.
An und für sich ist der Erzählstil flüssig und liest sich leicht, mein persönliches Lesevergnügen litt allerdings sehr unter dem schlampigen Lektorat dieses Buches, indem es nur so von Fehlern wimmelt, Rechtschreib-, Satzzeichenfehlern, vertauschten bzw. uneinheitlich geschriebenen Namen.

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