Profilbild von Haberleitner

Haberleitner

Lesejury Star
offline

Haberleitner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Haberleitner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2024

Áróra und das Lösegeld

Blutrot
0

„Blutrot“, den zweiten Band der Island-Krimi-Trilogie von Lilja Sigurdardóttir, fand ich noch spannender als den ersten Band.

Worum geht es?
Áróra Jónsdóttir ist in Island geblieben, sucht weiterhin nach ...

„Blutrot“, den zweiten Band der Island-Krimi-Trilogie von Lilja Sigurdardóttir, fand ich noch spannender als den ersten Band.

Worum geht es?
Áróra Jónsdóttir ist in Island geblieben, sucht weiterhin nach der Leiche ihrer Schwester Ísafold. In ihrer Funktion als Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität wird sie und der mit ihr befreundete Kriminalkommissar Daniel in einen Entführungsfall mit einbezogen. Flosis Frau Gudrun wurde entführt. Im Zusammenhang mit der Beschaffung des Lösegelds, wittert Áróra auch kriminelle Machenschaften.

Das Cover ist ein Eyecatcher. Einerseits durch den orangeroten Farbton, aber auch durch die moderne Gestaltung. Die aus dem Meer ragenden Felsformationen assoziieren das Island-Ambiente. Die Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel „Blódraudur sjör“ (= blutrote Meere), die deutsche Fassung wurde aus dem Isländischen von Tina Flecken übersetzt und erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Reykjavik und umfasst einen Zeitraum von knapp über einer Woche. Die Kapitel sind kurz, teils mit Zeitangaben versehen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das typisch Isländische spürt man im zweiten Band etwas weniger als in ersten. Grundsätzlich ist der Fall in sich abgeschlossen und auch für Quereinsteiger problemlos verständlich. Es sind auch ausreichend Hinweise auf die Vorgeschichte vorhanden. Trotzdem würde ich empfehlen, den ersten Band „Höllenkalt“ zu lesen, da er Details beinhaltet, die sowohl Aufschluss über den Mord an Ísafold geben, als auch Áróras Charakter umfassender erklären.

Die Handlung knüpft an den ersten Band an. Áróra ist in Island geblieben und durchstreift die Lava-Landschaft rund um Reyklavik auf der Suche nach der Leiche ihrer Schwester. Nach wie vor erledigt sie Aufträge für einen britischen Steuerberater und gerät in dieser Funktion in Kontakt mit Flosi, dem Gatten der Entführten. Sie soll ihm bei der Beschaffung des Lösegelds, das auf einem Auslandskonto liegt, behilflich sein. Sie überzeugt Flosi, die Polizei einzuschalten, worauf ihr Freund Daniel, Kriminalkommissar von Beruf, mit seinem Team den Fall Undercover übernimmt. Szenen- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich und steigern die Spannung. Man ist von Beginn an mitten im Geschehen, verfolgt sowohl die Recherchen Áróras als auch die Befragungen der Polizei hautnah, rätselt mit, wird von unerwarteten Wendungen überrascht und tappt die längste Zeit im Dunkeln. Selbst als ich ahnte, worauf der Fall hinausläuft, war ich am Ende doch verblüfft über die Lösung.

Die Charaktere wirken authentisch und lebendig. Áróra ist eine intelligente, selbstbewusste, sehr eigenständige Person, durchtrainiert und kräftig, doch sie neigt zu impulsiven Reaktionen, was zwischenmenschliche Beziehungen immer wieder erschwert. Die Beziehung zwischen Áróra und Daniel kommt dennoch langsam in Gang, es wird interessant, wie sie sich weiterentwickelt. Neben Áróra und Daniel steht vor allem der reiche Unternehmer Flosi im Mittelpunkt, zwar facettenreich gezeichnet, teils emotional, teils verschlossen, ist er lange Zeit schwer durchschaubar. Er ist kein schlechter Mensch, aber auch – u.a. durch seine Untreue und die zwielichtigen Geschäfte - kein zu 100% sympathischer. Die diversen Nebenfiguren sind ebenfalls gut vorstellbar beschrieben. Insbesondere durch das Outing von Helena gewann ihre Persönlichkeit mehr an Struktur.

„Blutrot“ ist packend geschrieben. Es trieb mich von Kapitel zu Kapitel weiter und weiter bis zur letzten Seite. Jetzt wird es interessant, wie es Daniel und Áróra gelingen wird, den Mord Ísafolds vollständig aufzuklären.

Wie für Band 1 spreche ich auch hier eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2024

Ende gut, alles gut

Das Haus am Deich – Sicherer Hafen
0

„Das Haus am Deich – Sicherer Hafen“ ist der Abschlussband der Trilogie von Regine Kölpin über zwei Freundinnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden und sich in der Fremde ...

„Das Haus am Deich – Sicherer Hafen“ ist der Abschlussband der Trilogie von Regine Kölpin über zwei Freundinnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden und sich in der Fremde ein neues Leben aufbauen müssen.

Worum geht es?
Auch in den 60er Jahren läuft das Leben der beiden Freundinnen Frida und Erna nicht ohne Beziehungsprobleme und familiäre Sorgen ab und letztlich wird auch ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Sowohl der Berliner Mauerbau 1961 als auch die schwere Sturmflut 1962 an der Nordseeküste beeinflussen das Leben der Frauen maßgeblich – bis sie schließlich im „sicheren Hafen“ landen.

Das Cover, harmonisch passend zu den Vorgängerbänden, vermittelt sowohl das Nordseeflair als auch die Freundschaft der beiden Frauen. Das Buch erschien 2022. Die Handlung umfasst (mit einigen Zeitsprüngen) in etwa den Zeitraum von 1960 bis 1968. Das vorhandene Personenverzeichnis ist vor allem für Quereinsteiger eine große Hilfe, um den Personenkreis rasch zu überblicken. Generell offenbaren sich die Charaktere und deren Handlungsweisen jedoch besser, wenn man die Trilogie in seiner Gesamtheit liest.

Der Schreibstil ist locker und liest sich flüssig. Sowohl die landschaftlichen Schönheiten als auch die das Leben in diesem Landstrich beherrschenden Naturgewalten sind sehr realistisch und nachempfindbar beschrieben. Der immer wieder einfließende Dialekt unterstreicht das Lokalkolorit. Sehr eindrucksvoll sind die bedeutendsten historischen Ereignisse der 60er Jahre mit der wechselhaften Familiengeschichte verwoben. Ebenso kommen der wirtschaftliche Aufschwung und das Gesellschaftsbild zum Ausdruck. Insbesondere wird die noch immer bestehende Abhängigkeit der Frauen von ihren Ehemännern thematisiert.

Vorwiegend wird aus der Perspektive von Frida und Erna erzählt. Die Handlung, ein stetiger Wechsel von Höhen und Tiefen, dramatischen Szenen und hoffnungsvollen Wendungen, Glücksmomenten und Frustsituationen, ist abwechslungsreich, frei von Längen.

Die Protagonisten sind sehr lebendig charakterisiert, facettenreich zeigen sie Stärken und Schwächen und offenbaren ihre Gefühle, Ängste, Hoffnungen und Zweifel. Man wird richtig hinein gesogen in ihre Welt, hofft und bangt mit ihnen. Ja, nicht nur Krimis sind mitreißend und spannend.

Auch „Das Haus am Deich – Sicherer Hafen“ hat mich – wie die Vorgängerbände - begeistert. Mit großer Wehmut habe ich das Buch geschlossen und mich von Frida und Erna und deren Familien verabschiedet. Es war eine schöne Lesezeit, die ich mit ihnen verbracht habe.
Ich vergebe 5 Sterne und spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus, nicht nur für diesen Band, sondern für die gesamte Trilogie!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.02.2024

Der Schein trügt

Wenn der Waschbär kommt
0

„Wenn der Waschbär kommt“ von Inge Hirschmann ist nach „Bibergeil“ der zweite Band dieser Cosy-Krimi-Reihe. Ein humorvoller Krimi rund um eine tierische Verbrecherjagd.

Worum geht es?
Nicht nur das Verschwinden ...

„Wenn der Waschbär kommt“ von Inge Hirschmann ist nach „Bibergeil“ der zweite Band dieser Cosy-Krimi-Reihe. Ein humorvoller Krimi rund um eine tierische Verbrecherjagd.

Worum geht es?
Nicht nur das Verschwinden eines eigenbrötlerischen Altbauern beschäftigt die Polizei in Markt Hallerbach im Bayerischen Wald, sondern es häufen sich zudem Vorfälle, wo Waschbären in Häuser eindringen und dort ein Chaos hinterlassen. Als eine Seniorin im Altersheim der Ministrantin Linda erzählt, dass ihr eine wertvolle Ikone gestohlen wurde, als sie von den Waschbären heimgesucht wurde, ihr das aber niemand glaubt, beginnt Linda mit Hilfe ihres Freundes Frank zu ermitteln und kommt einer ganz speziellen Waschbärenbande auf die Spur.

Das Cover mit dem aus einem Versteck hervor lugenden Waschbären hat mich sofort magisch angezogen und neugierig gemacht. Das Buch erschien 2018. Die Handlung spielt in der Gegenwart in einem fiktiven Ort an der bayerisch-tschechischen Grenze. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, weisen weder Zeit- noch Ortsangaben auf.

Der Schreibstil ist locker und lässt sich flüssig lesen. Die Handlung knüpft nahtlos an den ersten Band an, man kommt jedoch auch als Neueinsteiger problemlos in die Geschichte hinein. Soweit notwendig finden sich Hinweise zu früheren Geschehnissen. Trotzdem würde ich raten, mit „Bibergeil“ zu beginnen.

Im Prinzip sind es zwei Handlungsstränge. Da die Polizei die Priorität darin sieht, den abgängigen, geistig verwirrten, angeblich schwer bewaffneten Altbauern aufzuspüren, und den Waschbären-Vorfällen vorerst nicht weiter nachgeht, nimmt die 17-jährige Linda mit Hilfe ihres Freundes Frank die Ermittlungen auf, um der alten Dame im Altersheim zu helfen. Die dadurch entstehenden Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, halten die Spannung am Köcheln, auch wenn sich nur langsam die Verdachtsmomente verdichten – bis sich letztlich nach einigen dramatischen Ereignissen sämtliche Fäden zusammenfinden, sowohl der Altbauer gefunden als auch der Waschbär-Fall schlüssig gelöst wird und die Täter gefasst werden.

Den Krimi bevölkern – signifikant für einen Wohlfühl-Krimi - primär sympathische Menschen (von den Ganoven abgesehen). In gewissem Sinn sind sogar die Kriminellen „gute“ Menschen, denn sie sorgen vorbildlich für die Waschbären. Die Dorfpolizisten sind zwar engagiert, ihnen haftet dennoch eine gewisse Gemütlichkeit an. Im Mittelpunkt steht aber Linda, eine Siebzehnjährige mit gutem Spürsinn und dem Herz am rechten Fleck. Letzteres zeigt sich auch in der Wahl ihres Freundes, dem jungen Totengräber Frank, einem Außenseiter mit schwieriger Kindheit, den sie fördert und aus der Isolation holt. Dadurch kommt zudem auch ein wenig Romantik in die Handlung. Als Tüpfelchen auf dem i.

„Wenn der Waschbär kommt“ hat mir vergnügliche und entspannende Lesestunden beschert. Insbesondere fand ich die Art und Weise, wie die Waschbären in diesem Krimi ins Spiel kommen, sehr amüsant. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 5 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.02.2024

Verschwunden

Höllenkalt
0

„Höllenkalt“ ist der Auftakt der Island-Krimi-Trilogie von Lilja Sigurdardóttir, spannend und mit ausgeprägter Island-Atmosphäre.

Worum geht es?
Áróra Jónsdóttir lebt in London und ist Ermittlerin im ...

„Höllenkalt“ ist der Auftakt der Island-Krimi-Trilogie von Lilja Sigurdardóttir, spannend und mit ausgeprägter Island-Atmosphäre.

Worum geht es?
Áróra Jónsdóttir lebt in London und ist Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität. Als ihre in Island lebende Schwester Ísafold sich seit Wochen nicht mehr gemeldet hat, reist Áróra auf Drängen der Mutter nach Reykjavik, um nach ihr zu sehen. Tatsächlich ist Ísafold spurlos verschwunden. Áróra befragt Nachbarn und Ísafolds brutalen Freund Björn und ihre schlimmste Befürchtung wird immer realistischer: Ísafold muss Opfer eines Verbrechens geworden sein.

Das Cover sticht ins Auge. Es ist modern gestaltet, der kräftige Blauton dominiert die schemenhafte Küstenlandschaft; zudem vermittelt die Farbe Blau auch Kälte – passend zum Titel. Die Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel „Helköld sòl“ (= kalte Sonne), die deutsche Fassung wurde aus dem Isländischen von Betty Wahl übersetzt und erschien 2023. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Reykjavik und umfasst einen Zeitraum von etwas über zwei Wochen. Die Kapitel sind kurz, teils mit Zeitangaben versehen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Die ganz eigene isländische Atmosphäre ist wunderbar getroffen – die Ausstrahlung und das Treiben in der Hauptstadt, das landschaftliche Umfeld, wie die weiten moosbewachsenen Lavafelder mit den Erdspalten, Kulinarisches, selbst die Affinität der Bevölkerung zu Trollen und Elfen ist erwähnt, all dies unterstrichen durch isländische Ausdrücke. Meine Reiseeindrücke bzw. Erinnerungen an Islands landschaftliche und kulturelle Besonderheiten wurden wieder lebendig.

Man ist von der ersten Seite an mitten im Geschehen, weiß von Beginn an, dass Ísafold ermordet wurde. Das ist jedoch der einzige Wissensvorsprung gegenüber Áróra und dem Polizeibeamten Daniel, der sie bei der Suche nach ihrer Schwester unterstützt. Allen Vermutungen zum Trotz tappt man bis zuletzt im Dunkeln, wie sich alles zugetragen hat. Parallel zu den Befragungen von Nachbarn, Ísafolds Freund und dessen Familie sowie anderen mit ihr in Verbindung gestandenen Menschen ermittelt Áróra quasi in einem zweiten Handlungsstrang in einem Fall der Wirtschaftskriminaliät. Die stetigen Szenenwechsel zwischen Áróras Recherchen und den Einblicken in den Alltag von Ísafolds Nachbarn, gestalten die Handlung abwechslungsreich und halten die Spannung am Köcheln – bis zuletzt nach unerwarteten Wendungen sich – für die Leserschaft – alles klärt. Nicht jedoch für Áróra, denn die Leiche ist und bleibt verschwunden. So schließt das Buch mit den Worten: „Solange sie nicht wusste, wo ihre Schwester war, konnte sie nicht von hier weg. Sie konnte Ísafold nicht verlassen.“

Die Charaktere sind sehr eingehend und anschaulich beschrieben. Die zwei Schwestern, Töchter einer Engländerin und eines Isländers, sind unterschiedlich von deren Genen geprägt, sowohl äußerlich als auch charakterlich. Durch eingeschobene Passagen, wo Áróra gedanklich Erlebnisse mit ihrer Schwester, von Kindheit bis zur Gegenwart, Revue passieren lässt, lernt man die beiden sehr gut kennen. Die zarte, willensschwache Ísafold zog es nach Island und die robuste, bodenständige Áróra lebt lieber in England. Obwohl die beiden nicht immer harmonisierten, so sieht sich doch Áróra stets als die Stärkere, als diejenige, die ihre zwar ältere, aber nicht so lebenstaugliche Schwester beschützen muss. Das Verschwinden und schließlich die Gewissheit des Todes der Schwester trifft sie hart. Trotz ihrer familiären Sorgen verfolgt sie mit Vehemenz ihre Recherchen, als sie finanziellen kriminellen Machenschaften auf die Spur kommt. Ihr Beruf ist ihr Lebenselixier. Áróra ist eine interessante Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, intelligent, emotional, schwierig, generell sympathisch. Abgesehen von Áróra bevölkern den Roman etliche skurrile, nicht alltägliche Figuren, stets sehr gut vorstellbar beschrieben, mit ihren Eigenarten, ihren Geheimnissen und ungewöhnlichen Lebensumständen.

Obwohl es relativ wenig prickelnde Spannungsmomente in diesem Krimi gibt und so gut wie keine Action, hat mich das Buch dennoch gefesselt. Es trieb mich von Kapitel zu Kapitel weiter und weiter bis zum faszinierenden Ausklang, einer Lösung, die ich nicht erwartet hatte. Nun bin ich unheimlich gespannt, wie es mit Áróra im nächsten Band weitergeht.

Für den gelungenen Auftakt gibt es von mir 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.02.2024

Wechselhaftes Familienglück

Das Haus am Deich – Unruhige Wasser
0

„Das Haus am Deich – Unruhige Wasser“ ist der zweite Band der Trilogie von Regine Kölpin, die das Leben von zwei Freundinnen schildert, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden ...

„Das Haus am Deich – Unruhige Wasser“ ist der zweite Band der Trilogie von Regine Kölpin, die das Leben von zwei Freundinnen schildert, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden und sich ein neues Leben aufbauen müssen.

Worum geht es?
Frida, mittlerweile mit einem Unternehmer verheiratet, genießt zwar nun einen gewissen Wohlstand, doch es ist keine glückliche Ehe. Auch Erna hat Fuß gefasst, arbeitet in einem Modegeschäft und verdient recht gut. Trotzdem wird ihr noch immer das Erziehungsrecht für ihre Tochter verwehrt. Wirklich unbeschwerte Stunden verleben die Freundinnen nur im Haus am Deich.

Das Cover hat dadurch, dass es ein ähnliches Motiv zeigt wie Band 1, einen guten Wiedererkennungswert. Im Mittelpunkt stehen wiederum die zwei Frauen, im Hintergrund ist das idyllisch gelegene, nunmehr schmucke Häuschen zu sehen. Das Buch erschien 2021. Die Handlung umfasst (mit einigen Zeitsprüngen) in etwa den Zeitraum von 1951 bis 1957. Das vorhandene Personenverzeichnis ist vor allem für Quereinsteiger eine große Hilfe, um den Personenkreis rasch zu überblicken. Für mich war es, da ich den Band unmittelbar nach dem vorigen lesen konnte, ein Leichtes mich zurechtzufinden. Ich denke aber, dass man der Geschichte auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes problemlos folgen kann. Dennoch würde ich wärmstens empfehlen, mit Band 1 zu beginnen; denn die Kriegs- und Fluchterlebnisse haben die Charaktere maßgeblich geprägt. Man versteht die Menschen besser, wenn man diese Details weiß.

Der Schreibstil ist locker und liest sich flüssig. Der wirtschaftliche Aufschwung, das Gesellschaftsbild, insbesondere die noch sehr eingeschränkten Rechte der Frauen werden anschaulich geschildert. Auch Lokalkolorit ist gut spürbar im Hinblick auf Landschaftsbeschreibungen und Dialekt.

Vorwiegend wird aus der Perspektive von Frida und Erna erzählt, die sich in all den Krisensituationen, in die sie geraten, aufeinander verlassen können, immer füreinander da sind. Den gesamten Gefühlscocktail - ihre Probleme, Ängste, Zweifel, Glücksmomente und Erfolge erlebt man hautnah mit. Nicht nur die beiden Frauen, auch die Männer in ihrem Umfeld sind facettenreich, emotional und lebendig beschrieben, die sympathischen ebenso wie diejenigen, die den beiden Protagonistinnen das Leben vergällen.

Die Handlung, ein stetiger Wechsel von Höhen und Tiefen, dramatischen Szenen und hoffnungsvollen Wendungen, ist abwechslungsreich, frei von Längen. Nicht nur Krimis kann man als spannend empfinden, auch einen Familienroman, wobei ich denke, dass sich primär Frauen für diese Reihe begeistern werden.

Auch „Das Haus am Deich – Unruhige Wasser“ habe ich mit großer Lesefreude genossen. Ich vergebe 5 Sterne und spreche wieder eine unbedingte Leseempfehlung aus!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere