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Veröffentlicht am 21.08.2023

Tod einer Unbeliebten

Schuhplattlermord
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„Schuhplattlermord“ von Karina Baumann ist der zweite Band der Reihe mit Chefinspektor Willi Kleinlich und die Hobbydetektivin Mitzi Eisenhuber.

Worum geht es?
Erhitzte Gemüter in Steyr! Im Zuge des Stadtfestes ...

„Schuhplattlermord“ von Karina Baumann ist der zweite Band der Reihe mit Chefinspektor Willi Kleinlich und die Hobbydetektivin Mitzi Eisenhuber.

Worum geht es?
Erhitzte Gemüter in Steyr! Im Zuge des Stadtfestes soll der Bezirkswettbewerb im Schuhplatteln ausgetragen werden, und zum ersten Mal hat sich eine Damenmannschaft angemeldet. »Geht gar ned!« meint der Obmann des Schuhplattlervereins »Lederhosenklatscher«. Die Diskussion erübrigt sich, als die Obfrau der Damengruppe »Dirndlschupfer« von Mitzi Eisenhuber tot am Fuße der Dambergwarte gefunden wird. Unfall oder Mord? Eine schwere Ermittlung für Chefinspektor Willi Kleinlich, der auch noch explosive Grüße aus der Vergangenheit erhält.

Das Cover mit dem tanzenden Trachtenpaar passt ausgezeichnet zum Thema und ist durch den roten Dirndlrock auch ein Eyecatcher. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, die Kapitel sind kurz, nummeriert, ohne Zeit- und Ortsangaben. Das Buch erschien 2023 und umfasst rund 160 Seiten. Aufgrund des geringen Seitenumfanges, noch dazu mit etlichen leeren und fast leeren Seiten dazwischen, würde ich sagen, es ist ein Kurzkrimi. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Steyr. Es ist ein typischer Regionalkrimi mit ausgiebigem Lokalkolorit und ein wenig Dialekt.

Obwohl ich den ersten Band nicht kannte, überblickte ich rasch den relevanten Personenkreis. Soweit nötig gab es außerdem Hinweise auf die Vorgeschichte. Der Fall an und für sich steht sowieso für sich alleine.

Schon die ersten Seiten ziehen den Leser hinein in die in der Stadt herrschende aufgeladene Stimmung rund um den Schuhplattler-Wettbewerb, sowohl auf Seiten der Männer als auch auf Seiten der Frauen. Und dann ist die unbeliebte Verursacherin vieler Unstimmigkeiten tot. Der Polizei eröffnen sich stetig neue Spuren, neue Verdächtige. Auch dem Leser, der reichlich Möglichkeit zum Miträtseln hat – bis zuletzt sich die Verknotungen doch einigermaßen überraschend lösen.

Die Charaktere, sowohl der Protagonisten als auch von Nebenfiguren, sind anschaulich und gut vorstellbar dargestellt. Die Einblicke ins Privatleben, insbesondere des Chefinspektors, sind gut dosiert und tragen zusätzlich dazu bei, sein Wesen lebendiger und emotionaler zu gestalten, sowie einen Schuss Romantik einfließen zu lassen.

„Schuhplattlermord“ ist ein Kurzkrimi mit Wohlfühlatmosphäre, den man locker in einem Zug auslesen kann. Da mir die Lektüre aufgrund der spannenden, gut durchdachten Handlung und den liebenswürdigen Protagonisten großes Lesevergnügen bereitet hat, freue ich mich einerseits auf eine Fortsetzung, andererseits empfehle ich das Buch gerne weiter und vergebe 5 Sterne.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2023

Auf der Suche nach verschwundenen Leichen

Eric Holler: Leichen im Kanal - Eric Holler ermittelt!
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„Eric Holler – Leichen im Kanal“ von Roman Just gehört zur Reihe der sogenannten „Gelsenkrimis“, ist der vierte Fall, den Privatdetektiv Eric Holler zu lösen hat.

Klappentext:
Eine Frau stürmt ins Büro ...

„Eric Holler – Leichen im Kanal“ von Roman Just gehört zur Reihe der sogenannten „Gelsenkrimis“, ist der vierte Fall, den Privatdetektiv Eric Holler zu lösen hat.

Klappentext:
Eine Frau stürmt ins Büro von Eric Holler und beschwört ihn, ihr zu helfen. Felsenfest behauptet sie, zwei Leichen im Kanal unweit des Zoom-Zoos gesehen zu haben. Ihr Problem: Die herbeigerufenen Einsatzkräfte konnten keine Toten finden, wodurch nicht nur an ihrem Verstand gezweifelt wird. Neben einer monströsen Rechnung für den Einsatz der Polizei, Rettungs- und Bergungsdienste, droht ihr durch die Stadt zudem eine Anzeige, die sogar in einer Haftstrafe enden kann.
Kann Eric der Dame helfen, die Umstände aufklären oder hat er es mit einem Auftrag zu tun, der ihn in die Bredouille bringt?

Das Cover ist ein Eyecatcher und kombiniert die Fakten: den Kanal, ein Schiff im stimmungsvollen Abendrot, eine Pistole als mörderisches Symbol und längs des Buchrückens eine Ansicht der Stadt Gelsenkirchen, dem Ort des Verbrechens. Das Buch erschien 2022 und ist in vier Abschnitte (Akte) plus Rückblende gegliedert und die Akte wiederum in mit Überschriften versehene Kapitel. Die Kapitel sind kurz, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Großdruck ist angenehm zu lesen.

Für mich war es das erste Buch dieses Autors, somit auch dieser Reihe. Ich kam problemlos ohne Vorkenntnisse in die Geschichte hinein. Soweit für den Charakter des Protagonisten und dessen Status erforderlich, finden sich Erklärungen zu seiner Vorgeschichte. Dennoch würde ich empfehlen, die Reihe von Beginn weg zu lesen. Ich möchte daher die anderen Bände auch nachholen.

Der Schreibstil des Autors ist bildhaft, wodurch man sich Personen und Umgebung gut vorstellen kann, allerdings empfand ich manche Formulierungen und Dialoge als etwas zu geschraubt, zu wenig natürlich. Als Österreicherin, die noch nie in Gelsenkirchen war, fragte ich mich, ob man dort tatsächlich im Alltag so gepflegtes Hochdeutsch oder nicht doch eher einen Dialekt spricht. In die Handlung ist so einiges an Gesellschaftskritik mit verwoben, auch Lokalkolorit, da kann natürlich auch Schalke 04 nicht unerwähnt bleiben. Die nicht unerhebliche Anzahl von Rechtschreibfehlern mindert zwar nicht die Qualität der gut konstruierten Handlung, störte mich aber dennoch.

Genremäßig ordne ich „Leichen im Kanal“ als Cosy-Krimi ein, denn es gibt keine grausig-anschaulichen Beschreibungen von Opfern oder blutüberströmte Leichen. Der Plot beinhaltet relativ wenig Action. Allerdings gestalten unerwartete Ereignisse und überraschende Wendungen die Handlung abwechslungsreich. Primär verfolgt man die Aktionen Eric Hollers. Perspektivenwechsel gewähren dem Leser auch Einsicht in Maßnahmen auf der Gegenseite. Nichtsdestotrotz tappt man bis zuletzt im Dunkel, durchschaut man Erics Taktik nicht. So offenbart sich letzten Endes eine völlig unvorhersehbare Aufklärung des Falles. Die Spannung ist zwar nicht prickelnd, aber stets köchelnd, weil man von Beginn an neugierig auf des Rätsels Lösung ist.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Eric Holler verkörpert einen seriösen und kompetenten Privatdetektiv. Er ist clever, gut durchtrainiert, sowohl körperlich als auch rhetorisch schlagkräftig und selbstbewusst. Nur Frauen gegenüber verhält er sich unerwartet zurückhaltend, durch seine Vorgeschichte geprägt. Die offenherzige Silvia scheint gut zu ihm zu passen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich diese Beziehung weiterentwickelt.

„Eric Holler – Leichen im Keller“ ist mit seinen rund 160 Seiten ein Roman, den man leicht in einem Zug auslesen kann. Ein kniffliger Fall, eine interessante Lösung, ein sympathischer Protagonist. Eine gute Kombination, weswegen ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche und 4 Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Nacht- und Nebelaktionen am Bodensee

Der lila Seeteufel
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„Der lila Seeteufel“ von Marcel Huwyler, ist der zweite Band der Reihe mit Eliza Roth-Schild als Protagonistin.

Worum geht es?
Eliza erhält den Auftrag, Ken, den zukünftigen Schwiegersohn des Selfmade-Millionärs ...

„Der lila Seeteufel“ von Marcel Huwyler, ist der zweite Band der Reihe mit Eliza Roth-Schild als Protagonistin.

Worum geht es?
Eliza erhält den Auftrag, Ken, den zukünftigen Schwiegersohn des Selfmade-Millionärs Kuno Schenk, zu durchleuchten, dem Kens Geldquellen suspekt erscheinen. Sie wird als Gast bei Kens Geburtstagsparty auf seinem schicken Hausboot eingeschleust und stößt bald auf geheimnisvolle Aktionen.

Das Cover ist sehr ansprechend, vermittelt Urlaubsfeeling – blauer Himmel, blaues Wasser – und stimmt auf den Inhalt ein. Das Buch erschien 2023 und spielt in der Gegenwart. Die kurz gehaltenen Kapitel sind nummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben.

Marcel Huwylers Schreibstil ist flüssig, besticht vor allem durch sein Spiel mit der Sprache, die bildhaften Wortschöpfungen, die witzigen Dialoge und die immer wieder vorkommenden Ausdrücke im Schwyzer Dialekt.
Obwohl ich Band 1 noch nicht gelesen hatte, kam ich problemlos in die Geschichte hinein. Der relevante Personenkreis ist überschaubar, soweit erforderlich werden Fakten aus Elizas Vorgeschichte erwähnt.

Es ist ein Wohlfühlkrimi, in dem hervorragend Spannung mit Humor und auch ein bisschen Liebe kombiniert ist. Sowohl die Perspektivenwechsel zwischen Elizas Recherchen und den Liebesproblemen ihres Mitbewohners Fabio tragen zur abwechslungsreichen Handlung bei, als auch etliche überraschende Wendungen, prekäre, ja sogar gefährliche Situationen, in die Eliza gerät. Cliffhanger feuern die Spannung noch zusätzlich an. Am meisten amüsierten mich Elizas fantasievollen Einfälle und Racheaktionen.

Die taffe, couragierte und ideenreiche Eliza steht zwar im Mittelpunkt, doch haben sich auch der unglücklich verliebte Fabio und insbesondere Elizas Chauffeur Wälti in mein Herz geschlichen. Welch unerwartete Qualitäten und Fähigkeiten bei Wälti ans Tageslicht kamen! Für mich hat er Eliza fast den Rang abgelaufen nicht nur durch seine Kenntnisse, sondern vor allem durch sein Wesen. Er verströmt Liebenswürdigkeit, Herzenswärme, Verlässlichkeit und Loyalität. Ich denke, Eliza hat in ihm auch für zukünftige Fälle einen kongenialen Partner gefunden.

Ich habe das Buch fast in einem Zug verschlungen. Es war so vergnüglich zu lesen! Humorvoll, liebenswürdig, fantasievoll, spannend und romantisch zugleich. Jetzt möchte ich unbedingt Band 1 nachholen und natürlich freue ich mich auf eine Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Einen wie Federer wird es nie mehr geben (Zitat S. 153)

Inspiration Federer
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Das Buch „Inspiration Federer“, verfasst von zwei Sportjournalisten, dem Schweizer Simon Graf und dem Briten Simon Cambers, erzählt nicht nur von seinen zahlreichen Erfolgen, sondern es geht primär um ...

Das Buch „Inspiration Federer“, verfasst von zwei Sportjournalisten, dem Schweizer Simon Graf und dem Briten Simon Cambers, erzählt nicht nur von seinen zahlreichen Erfolgen, sondern es geht primär um den Menschen Roger Federer – wie ihn sein Umfeld sah und erlebte. In vierzig exklusiven Interviews mit Freunden, Rivalen, Coaches, Fans und Kulturschaffenden versuchten die beiden Autoren zu ergründen, was die Faszination dieses Tennispielers ausmacht, was ihn so einzigartig macht.

Sympathisch lächelt Roger Federer einem bereits vom Cover entgegen und im Buch befinden sich noch zahlreiche Fotos von ihm, seinen Werdegang zeigend, Zusammentreffen mit Gegnern, Fans und vielen bedeutenden Persönlichkeiten. Je nach dem Personenkreis, der von den Journalisten befragt wurde, ist das Buch in Abschnitte geteilt: Roger, der Freund, der Schüler, der Rivale, die Inspiration, der Konkurrent, der Held, der Gamechanger, der Profi.

Obwohl ich nicht zu jenen Tennisfans gehöre, die kein einziges im TV übertragenes Tennisturnier ausgelassen haben, so waren mir die Größen dieses Sports doch stets ein Begriff, wie Boris Becker, Jimmy Connors, Ivan Lendl, Andre Agassi, John McEnroe, Andy Roddick, Pete Sampras, Mats Wilander, Novak Djokovic, Andy Murray, Rafael Nadal, und natürlich Roger Federer. Ihn mochte ich immer besonders, er wirkte stets wie ein Sir am Platz. Nie gab es ausufernde Emotionen. So interessierte es mich nun sehr, ob mein Eindruck in diesen Zeilen wohl Bestätigung findet.

Und all jene Menschen, die hier zu Wort kommen, die über ihre Begegnungen mit ihm berichten, erklären unisono, wenn auch mit unterschiedlichen Worten und mehr oder weniger ausführlich, dasselbe. Nämlich, nicht nur, dass er über ein Ausnahmetalent verfügte, sondern dass er auch stets geerdet blieb, trotz seiner Erfolge, trotz seines Reichtums. Er blieb menschlich und nahbar, auch für seine Fans, und er war ein Familienmensch. Dieser Gleichklang der Kernaussage führt unweigerlich zu gewissen Wiederholungen, wobei ich die Anfänge seiner Karriere, die Jugendjahre am interessantesten fand. Die Berichte decken rund 20 Jahre ab, vom Beginn bis zum letzten Profimatch. Obwohl auch sein Spielstil und besondere Matches analysiert werden bzw. beschrieben wird, wie sich seit den 90er Jahren der Tennissport verändert hat, aus Amateuren Profis wurden und inwieweit Federer zu dieser Entwicklung beitrug, liegt dennoch der Fokus auf seinen persönlichen Stärken und kaum vorhandenen Schwächen, auf seinem Charakter, seinem Charisma. „Er hat es geschafft, während seiner gesamten Karriere derselbe zu bleiben, bescheiden, bodenständig – ein ganz normaler Mensch, in guten wie in schlechten Zeiten.“ (S. 188).

Etwas vermisst habe ich mehr privatere Einblicke, Familiäres wird nur kurz gestreift. Auch die eine oder andere auflockernde Anekdote hätte dem Buch gut getan. Manche Schilderungen von Spielverläufen und Analysen seines Spielstils waren mir etwas zu langatmig, zu detailliert, die habe ich dann überflogen.

„Inspiration Federer“ ist keine Biografie im landläufigen Sinn, denn Roger Federer selbst kommt nicht zu Wort. Das Buch liest sich flüssig und ist durchaus auch für nicht eingefleischte Tennisfans (wie ich) interessant, eröffnet einem Einblicke in die Tenniswelt, die man vorher nicht kannte.

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben

Küstendorf
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„Küstendorf“ von Susanne Ziegert ist ein spannender Nordsee-Krimi, bereits der 4. Band, in dem Friederike von Menkendorf ermittelt.

Klappentext:
Ein idyllisches Dorf am Ahlenmoor bei Cuxhaven. Eines Nachts ...

„Küstendorf“ von Susanne Ziegert ist ein spannender Nordsee-Krimi, bereits der 4. Band, in dem Friederike von Menkendorf ermittelt.

Klappentext:
Ein idyllisches Dorf am Ahlenmoor bei Cuxhaven. Eines Nachts zerreißt ein ohrenbetäubender Knall die Stille. Das Haus des Reichsbürgers Holger Waldmann liegt in Trümmern, der verhasste Bewohner kam ums Leben. Er lebte zurückgezogen mit Dutzenden Hunden und bedrohte Nachbarn mit gezogener Waffe. Als kurz zuvor zwei Kinder verschwunden und dann bei Waldmann wieder aufgetaucht waren, hatten sich die bislang verstrittenen Dorfbewohner zusammengeschlossen. War sein Tod Selbstjustiz oder ging es um alte Feindschaften?

Das Cover fällt in seiner Buntheit gut auf und zeigt einen für die Gegend typischen Backsteinhof, sodass man sich ausgezeichnet vorstellen kann, wie das Gebäude in etwa aussieht, in dem einige der Protogonisten wohnen. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Das Buch erschien 2023 und ist bereits der vierte Band dieser Reihe, ist jedoch auch für Quereinsteiger problemlos ohne Vorkenntnisse lesbar. Dennoch wurde mein Interesse an den Vorgängerbänden und dem Werdegang der Ermittlerin geweckt.

Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Eindrucksvoll wird die düstere Moorlandschaft beschrieben, die im Dorf herrschende Stimmung, dieser besondere Menschenschlag dort, wenig offen für Neues, für Fremdes. Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten, lediglich nummeriert, ohne Zeit- oder Ortsangaben.

Die Spannung baut sich relativ schnell auf und steigert sich im Laufe der Ereignisse. Zwar braucht man einige Zeit, bis man die Vielzahl der agierenden Personen überblickt, doch von Anfang an ist diese brodelnde Stimmung gut spürbar, die in diesem Dorf vorherrscht. Das fängt bei der Ablehnung und Unfreundlichkeit fremden bzw. zugezogenen Bewohnern gegenüber an, erstreckt sich bis zu handfesten Streitigkeiten mit Nachbarn und Mobbing von Außenseitern und gipfelt schließlich in Hassaktionen bis zur Selbstjustiz.

Auch die Ermittlungen werden durch die verschlossene bis feindselige Haltung der Dorfbewohner erschwert. Je intensiver Friederike von Menkendorf sich mit dem Leben des Opfers und dessen Beziehungen befasst, desto komplexer erweisen sich die Zusammenhänge und die Ursachen des Eklats, desto mehr erweitert sich der Kreis der Verdächtigen, offenbart sich der schwelende Hass und Neid, enthüllen sich lang gehütete Geheimnisse. Für Rike entwickelt sich der Fall zu einer persönlichen Herausforderung, als ihre eigene Familie mit hineingezogen wird. Immer wieder führen Spuren auch in die Irre, aber sie lässt nicht locker bis sich letztlich alles klärt.

Die Charaktere sind nicht nur äußerlich gut vorstellbar gezeichnet, sondern sie zeigen sehr markante, in die Tiefe gehende Wesenszüge – einerseits die engstirnigen, im Althergebrachten verhafteten Dorfbewohner, der von allen seit der Kindheit ins Out geschobene, tierliebende Eigenbrötler, andererseits die eigentlich das Beste wollende, aber total überforderte Auguste und die kluge, feinfühlige und überaus hilfsbereite Freundin Margo, nicht zu vergessen Rike, an sich ein schwieriger Charakter, aber eine verbissen nach Gerechtigkeit suchende Ermittlerin.

„Küstendorf“ hat mich vom Anfang bis zum Ende gepackt: Ein rätselhafter Kriminalfall, reich an bedrohlichen Situationen, in dem Themen wie Ausgrenzung, Reichsbürger und Selbstjustiz eingearbeitet sind, der in einer düster-stimmungsvoller Moorlandschaft spielt, und mit einer sympathischen Kommissarin, von der ich gerne noch weitere Fälle lesen möchte.

Ein unbedingte Leseempfehlung!

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