Eine erschreckend realistische Dystopie...
Ophelia Scale - Die Welt wird brennenDie Dystopie Ophelia Scale spielt in England 2134, eine Zukunft, die gar nicht so unvorstellbar ist. Nachdem die Technologie sich immer weiter entwickelt hatte und die Menschheit ihr noch mehr, wenn das ...
Die Dystopie Ophelia Scale spielt in England 2134, eine Zukunft, die gar nicht so unvorstellbar ist. Nachdem die Technologie sich immer weiter entwickelt hatte und die Menschheit ihr noch mehr, wenn das überhaupt möglich ist, verfallen ist, passiert etwas vollkommen unerwartetes: die ,,Abkehr“. Ein neuer Herrscher, der seine Macht über die ganze Welt ausbreitet, führt sie ein. Von heute auf morgen wird jegliche Technologie verboten, egal ob für jung oder alt, arm oder reich, Krankenhäuser oder Schulen, die Welt des Internets ist vorbei.
Auch wenn sich viele Menschen mit der Zeit mit der Abkehr abgefunden haben, gibt es natürlich auch eine Gruppe Rebellen in dem Buch. Wer würde es auch einfach so hinnehmen, über Nacht sich von all den Fortschritten der letzten Jahrzente verabschieden zu müssen? Millionen von Menschen haben ihren Job verloren und nicht nur das, auch die die durch spezielle Erkrankungen von den Fortschritten abhängig waren, haben jetzt um ihr überleben zu kämpfen. Für unserer Hauptprotagonistin Ophelia ist ihre Welt seit der Abkehr nur noch trist und grau. Durch sie hat sie nicht nur einen geliebten Menschen verloren, sondern auch ihre Familie ist an ihr zerbrochen. Sie sehnt sich nach Rache, Gerechtigkeit, das die Menschen wieder selbst über sich bestimmen dürfen. So kommt es, dass sie Teil vom Wiederstand ist und auf eine Chance wartet, etwas verändern zu können.
Ich finde die Idee des Buches durch mehrere Aspekte wunderbar umgesetzt. Lena Kiefer hat eine verständliche, realistische Welt erschaffen, in der man auch gesellschaftskritische Themen wiederfindet. Die Menschheit hat sich durch die Technologie auseinandergelebt, jeder lebt in seiner eigenen Blase, lebt in einer eigenen virtuellen Welt – ein Blick in die Nachrichten genügt und genau diese Themen finden wir in unserer heutigen Welt wieder.
Das Buch bringt den Leser zum Nachdenken. Unsere Protagonistin lebt in einer Welt ohne Technologie und es werden sowohl die positiven, als auch für negativen Aspekte beleuchtet. Es ist immer wieder zu erkennen, dass nicht alles schwarz oder weiß ist, dass diese Technologie nicht nur positive Seiten hat. Auf die ein oder andere Weise ist Ophelia Scale eine Warnung, eine Botschaft, ein Ruf uns zu fragen, inwiefern wir schon von unseren Handys und Computer abhängig geworden sind, wie viel Zeit wir mit ihnen verbringen.
Zwischen unserer und Phees Welt liegen noch hundert Jahre und es hat mich erschrocken wie realistisch und grausam diese Zukunft aussehen könnte. Damit möchte ich auf keinen Fall sagen, dass ich nach diesem Buch mein Handy verkauft und mich vom Internet verabschiedet habe (dann könnte ich auch wohl nicht diese Rezension schreiben =)), es hat mir auch nicht die Augen geöffnet, ich meine all diese Gefahren sind bereits bekannt, doch das Buch hat mich achtsamer und aufmerksamer gemacht. Die Werbung von Thalia:,, Welt bleib wach“ ist wie geschaffen für dieses Buch.
Besonders gelungen finde ich zudem die spannenden und actionreichen Szenen. In dem Buch redet man nicht lange um den heißen Brei herum und hält sich auch nicht mit unnötigen Längen oder Geplänkel auf. Das Londoner Setting ist wunderschön beschrieben und die Welt ist trotz der vielen Neuheiten und weiteren Begriffe leicht verständlich. Lena Kiefer hat die perfekte Balance zwischen neuen Ideen und fancy Dingen, die aber auch nicht zu abstrakt sind, gefunden.
Der Plot bietet neben vorhersehbaren Dingen auch einige Überraschungen und Wendungen. Der Leser hat zwar eine Ahnung wo es hingeht, doch dadurch das man des öfteren in eine Sackgasse läuft, ist man umso neugieriger, wie es weitergeht. Nicht zu vergessen ist, dass die Spannungskurve nie lange unten ist, sondern nach einem Tiefflug direkt wieder nach oben steigt. Langeweile gibt es in Ophelia Scale nicht.
Abschließend möchte ich noch einmal kurz auf die Charaktere und die Liebesgeschichte eingehen. In diesen Fall heißt es leider nicht, dass Beste kommt zum Schluss, denn überraschenderweise mochte ich den Plot und die Welt lieber als die Charakter, was sehr ungewöhnlich für mich ist. Am Anfang dachte ich, dass ich durch Phee einen richtigen Lieblingschrakter kennen lernen würde, doch auch wenn mir viele Seiten an ihr gefallen haben, konnte ich sie letztendlich nicht so ganz lieb gewinnen. Irgendetwas an ihr, schien mir nicht ganz stimmig zu sein. Phee wird als hochintelligent beschrieben, was der Leser durch viele Szenen merkt und es faszinierend ist, ihre analytisches Denken zu verfolgen, aber ich denke gerade in ihrer Intilligenz liegt mein Unzugänglichlichkeit. Ich finde es schwierig, solch eine intelligente Person realistisch und nahbar wirken zu lassen. Phee hat zwar Ecken und Kanten, doch diese wirken auf mich nicht verständlich genug und dafür das sie so eine Superhirn ist, handelt sich noch zu blauäugig und naiv. Natürlich kann ich es verstehen, dass es schwierig ist, über solch einen Charakter zu schreiben, weil sie nicht ALLES wissen kann bzw. für die Handlung auch nicht alles wissen darf, doch trotzdem fehlte mir die Indifizierbarkeit vom Leser zu Ophelia. Ich hoffe, dass ich sie in Band 2 sympathischer finden werde, da es auch Züge an ihr gibt, die ich sehr mag. Da wären einmal ihre kämpferische, nicht aufgebenede Art, ihre Neugier und ihre Eigenschaft sich für ihre Freunde einzusetzen.
Die Lovestory beginnt recht sanft und langsam und wird im Laufe der Geschichte immer wichtiger. Ich möchte nicht zu viel verraten, doch ihre Entwicklung hat mich zum Schluss verblüfft und erstaunt zurückgelassen. Ich habe so viele Fragen und bedingt durch den Schluss weiß ich leider nicht wirklich, was ich von ihr halten soll. Auf alle Fälle kann ich sagen, dass sie sehnsüchtig auf Band 2 warten lässt!
Fazit: Durch Ophelia Scale hat es die Autorin geschafft, eine Dystopie zu schreiben, die mich nicht mehr losgelassen hat. Ich liebe den abwechslungsreichen, aber immer spannend bleibenden Plot, die Welt und die großartigen Ideen in dem Buch. Obwohl ich eigentlich nicht der Science Fiction Fan bin, konnte das Buch selbst mich überzeugen und bin ganz fasziniert von dem Setting und dem Fingerspitzengefühl der Autorin.
In einem Satz: Eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte, die einer tollen Welt mit gut ausgearbeiteten Idee spielt.
Charaktere: 3,5/5 – Cover: 5/5 – Setting: 4,5/5 – Handlung: 4,5/5 – Spannung: 5/5 – Schreibstil: 5/5