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Hannicake

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2021

Ruhige, atmosphärische Geschichte mit viel Charme, ineinandergreifenden Details und wahnsinnigen Charakterentwicklungen

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Ein Bombenanschlag auf Scotland Yard – der Protagonist Thaniel überlebt nur, weil ihn seine Uhr mit einem Alarmton gewarnt hat. Doch was steckt dahinter und wer ist der Uhrmacher, der ihm das Leben gerettet ...

Ein Bombenanschlag auf Scotland Yard – der Protagonist Thaniel überlebt nur, weil ihn seine Uhr mit einem Alarmton gewarnt hat. Doch was steckt dahinter und wer ist der Uhrmacher, der ihm das Leben gerettet hat? Alles Fragen, die im Laufe der Geschichte geklärt werden und zu interessanten Begegnungen führen.

Der Einstieg in die Geschichte in der viktorianischen Welt Englands gelingt gut. Es ist durchweg eine überwiegend ruhige Erzählung, die jedoch keineswegs langatmig oder schleppend wirkt, sondern durch die dadurch entstandene Zeit hat man die Möglichkeit, die Charaktere näher kennenzulernen und ihre Hintergründe und Handlungsweisen zu verstehen. Zudem passiert einiges auf zwischenmenschlicher Ebene. Trotz dieser leisen Töne ist diese Geschichte dennoch magisch.

Es sind interessante Charaktere, die alle sehr individuell gezeichnet sind. Jeder kann immer wieder aufs Neue überraschen und sie haben sich schnell in mein Herz geschlichen. Die Autorin hat es geschafft, sie gut darzustellen und auch eine langsame, aber dennoch bemerkbare Entwicklung einzubauen. So ist Thaniel beispielsweise zu Beginn noch blass dargestellt, passend zu seinem tristen und unspektakulären, immer gleich ablaufenden Alltag, während er im weiteren Verlauf, wenn er weiter aufblüht, vielschichtiger aufgebaut wird und wir Charakterzüge bei ihm entdecken können. Unvergleichlich ist auch Mori - ein japanischer Uhrmacher, der sich für alles zu interessieren scheint, was Mechanik bzw. Uhrwerke in sich trägt und von dem eine Menge Kreativität erwartet werden kann. Und der nicht zu vergessen ein Geheimnis mit sich trägt, dass für den weiteren Verlauf der Geschichte eine entscheidende Bedeutung hat.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er versetzt uns in die Zeit, in der die Geschichte spielt, lässt sich aber dennoch leicht und flüssig lesen. Durch ihn wird eine authentische Atmosphäre geschaffen. Zudem ist er detailverliebt. Es gibt viele Details, die uns noch ein besseres Gespür für das Setting und die Stimmung geben, so zum Beispiel ein Oktopus - nicht so, wie ihr ihn euch jetzt vermutlich vorstellt, aber sehr humorvoll und niedlich, den man am liebsten selber Zuhause haben möchte. Diese Details wirken zunächst vielleicht unwichtig, jedoch greifen sie im Verlauf alle ineinander und man merkt, wie gut und aufmerksam die Geschichte konzipiert wurde, dass wirklich alles passt.
Erzählt wird die Geschichte überwiegend aus der Perspektive von Thaniel, in der dritten Person, aber gelegentlich erhalten wir auch durch Kapitel aus Grace Sicht Einblicke in ihre Gedanken. An einigen Stellen gibt es auch Rückblicke, die noch einmal eine ganz andere Atmosphäre und ein anderes Setting vermitteln und auf die man sich freuen kann.

Das schöne an der Geschichte ist, dass alles möglich scheint und man nicht wirklich eine Ahnung hat, was geschehen wird, inwiefern welche Details von Bedeutung sind und wie alles ineinander greift.

Es werden wichtige Themen, die zu der damaligen Zeit alltäglich waren, aufgegriffen. Sei es beispielsweise die Rolle der Frau, die oftmals keinen eigenen Willen zeigen durften und sich den Anweisungen des Manns unterordnen mussten oder das Misstrauen gegenüber Menschen mit ausländischen Wurzeln oder mit besonderen Fähigkeiten.

Die Geschichte ist in sich rund und abgeschlossen, auch wenn es noch einen zweiten Teil gibt, der noch nicht übersetzt wurde. Es ist ein stimmiges Konzept, dass der Bombenanschlag als guter Aufhänger dient, es dann aber um tiefergreifende Dinge geht und die Charaktere mehr im Vordergrund stehen. Und dennoch wird geklärt, wer unter welchen Umständen für den Anschlag verantwortlich ist. Die Konzeption und Umsetzung ist einfach sehr schön und gelungen.

Wer eine spannungsgeladene Geschichte mit einem hohen Krimi-Anteil sucht, für den ist diese Geschichte vermutlich nichts. Wer aber einen Mix aus historischem Setting, magischen Elementen, einem Hauch Spannung und ganz viel Charakterentwicklung sucht, der kann hier eigentlich gar nicht falschliegen. Es ist etwas Einzigartiges, was man so selten liest - eine so ruhig erzählte Geschichte, die trotzdem nicht langatmig wirkt und einen dennoch in ihren Bann zieht, zum Weiterlesen animiert und einen bis zum Ende nicht ganz durchschauen lässt, was eigentlich vor sich geht.

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Wortgewaltig, Atmosphärisch, Spannend

Eisige Wellen
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Die Bedrohung durch den Dunkeln und damit auch Alinas Abenteuer geht weiter. Tauche ein in die nun bekannte Welt rund um Ravka und begleite Alina, Mal und viele andere, die sich Gefahren stellen müssen.

Diese ...

Die Bedrohung durch den Dunkeln und damit auch Alinas Abenteuer geht weiter. Tauche ein in die nun bekannte Welt rund um Ravka und begleite Alina, Mal und viele andere, die sich Gefahren stellen müssen.

Diese Geschichte hält sich nicht viel mit Beschreibungen oder dergleichen auf, sondern ziemlich schnell geschehen wieder viele Ereignisse und die Handlung nimmt ihren Lauf. Teilweise hatte ich das Gefühl, die Geschehnisse überschlagen sich, aber es passte zu der jeweiligen Situation und hat Spannung erzeugt. Man hat gespürt, wie überfordert und machtlos sich Alina in diesen Momenten teilweise gefühlt hat. Ihre Emotionen kamen gut und authentisch rüber und man konnte mit ihr mitfiebern.

Zwischendurch gab es Szenen oder Kapitel, in denen die Handlungsdichte geringer und es somit etwas ruhiger war. Diese Stellen war zum Runterkommen und zum Verarbeiten der vorangegangen Ereignisse vorteilhaft und haben eine gute Balance hergestellt. Und natürlich wird es zwischendurch immer wieder dramatischer und die Spannung ebbt nie ganz ab, sie steigert sich sogar und entlädt sich mit einem riesigen Knall.

Besonders schön finde ich, wie die Autorin mit ihrem Schreibstil spielt. Sie passt ihn an die jeweilige Situation an, sodass die Szenen teilweise noch dramatischer werden, man Alinas Verwirrung spürt oder wir das Gefühl haben können, durch ihre Augen, wenn sie sich entspannt fühlt, die Gegend zu betrachten. Eine Vorstellung von der düsteren Welt (auch Szenen voller Gewalt werden zum Teil beschreiben), die aber auch durch Freundschaft, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft erleuchtet werden kann, bekommen wir definitiv, denn der Schreibstil ist bild- und wortgewaltig.

Begleiten dürfen wir wieder Alina und Mal. Auf beide wartet eine abenteuerliche und teils auch gefährliche Zeit. Mal ist mir immer mehr ans Herz gewachsen. Er hat einen tollen Charakter und ist zumeist (auch gute Personen dürfen Fehler machen) für Alina da und versucht sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, wenn sie nicht mehr sie selbst zu sein scheint. Alina muss in diesem Band erfahren, wie Macht einen verändern kann - und das nicht immer nur zum Guten. Zugleich trägt sie eine hohe Verantwortung und muss stets schauen, wem sie vertrauen kann und wem nicht.
Die Charakterzeichnung ist wieder sehr gut gelungen und sie alle wirken authentisch und individuell.

Auch in diesem Band ist wieder eine Karte, die jedoch abgeändert ist. Das hängt mit den Ereignissen des ersten Bands zusammen und damit, wo sich Alina aufhält. Diese liebevolle Gestaltung verhilft einerseits zu einem leichteren Verständnis, da man so besser nachvollziehen kann, wo sich die Charaktere gerade befinden oder die jeweilige Handlung stattfindet oder von wo aus Gefahr drohen oder Hilfe kommen kann, zugleich sorgt es dafür, dass man noch mehr das Gefühl hat, dass eine einzigartige Welt mit vielen Details und einer umfassenden Planung geschaffen wurde.
Und falls man doch einmal mit dem Orten oder Personen durcheinanderkommt oder sich unsicher ist, kann man unkompliziert im Glossar am Ende des Buches nachschlagen, ohne sich groß zu spoilern.

Es findet weiterhin Worldbuilding statt - wir lernen neue Orte und insbesondere auch die Materialki besser kennen, die im ersten Band noch etwas unscheinbar wirkten. Es ist schön, dass man hier immer etwas mehr von der Welt entdeckt und das Gefühl hat, nicht auf der Stelle zu stehen und schon alles zu wissen, sondern sich neu überraschen zu lassen.

Es ist kein typischer zweiter Band, sondern einer, der viel Spannung beinhaltet und auf jeden Fall mit Band Eins mithalten kann, wenn er nicht sogar besser ist. Wenn euch der erste Teil gefallen hat, kann ich euch nur empfehlen, auch diesen zu lesen - es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Man kann nicht einfach aufhören zu lieben, nur weil die Situation gerade schwer ist

Bittersweet Always (Gray Springs University 2)
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Eine College-Liebesgeschichte mit einigen Hindernissen. Als Pippa und Toby aufeinandertreffen ist das Knistern zwischen ihnen nicht zu übersehen. Doch so einfach, wie es scheint, ist es nicht. Denn Toby ...

Eine College-Liebesgeschichte mit einigen Hindernissen. Als Pippa und Toby aufeinandertreffen ist das Knistern zwischen ihnen nicht zu übersehen. Doch so einfach, wie es scheint, ist es nicht. Denn Toby hat mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen, mit denen Pippa aus ihrer Vergangenheit vertraut und deshalb umso skeptischer hinsichtlich einer Beziehung ist. Wie sich alles zwischen ihnen entwickelt und ob sie einen gemeinsamen Weg gehen können, das müsst ihr selber lesen.

Schade finde ich, dass bei mir zeitweise das Gefühl aufkam, dass die Beziehung der beiden auf die körperliche Ebene reduziert wird. Zwischendurch wurde dann zwar deutlich, dass die beiden auch so Zeit miteinander verbringen und sich näher kennenlernen, aber trotzdem gab es viele Szenen, in denen es rüberkam, dass die beiden nur auf körperliche Nähe aus sind. Im weiteren Verlauf des Buches geschehen jedoch unerwartete Handlungsstränge, die Tiefe in die Geschichte hineinbringen und uns die Emotionen näher spüren lassen. Es wird zumeist realistisch dargestellt, das heißt, dass nicht immer alles nur gut wird, sondern manche Dinge sich nicht mehr geraderücken lassen.

Pippa ist mir sympathisch. Auch wenn es scheint, als stünde sie mit beiden Beinen im Leben, sieht man, wie sie auch nur ein junger Mensch mit Ängsten und Unsicherheiten ist. Sie bei ihren Höhen und Tiefen und ihrer Entwicklung zu begleiten, ist schön zu lesen. Sie wirkt authentisch und sympathisch und ich konnte einen guten Zugang zu ihr finden.
Toby gegenüber war ich zu Beginn skeptisch. Er wirkte ein bisschen wie ein Bad Boy, der mit jeder attraktiven Frau eine unverbindliche Nacht verbringen möchte und auch, als er Pippa kennenlernt, wirkte er, als ginge es ihm nur darum, ihr auf körperlicher Ebene nahe zu sein. Auch im weiteren Verlauf kann man über sein Verhalten des Öfteren nur den Kopf schütteln, aber bald erfährt man, warum dem so ist - wie Pippa so schön sagt, ist das keine Entschuldigung, aber ein Grund. Und er hat auch andere Seiten, beispielsweise eine liebevolle, von sich gezeigt und konnte mich so überzeugen, ihm noch eine Chance zu geben, denn tief in ihm drin sieht es anders aus, als es von außen scheint.
Es gibt einige Nebencharaktere, die alle etwas Unterschiedliches mit in die Geschichte reinbringen – sei es Leichtigkeit oder emotionaler Beistand durch Freunde der beiden, Schwere durch familiäre Ereignisse oder vieles mehr. Das macht die Geschichte abwechslungsreicher, in sich runder und authentischer.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Pippa und aus der von Toby, jeweils in der Ich-Perspektive. So kann man, insbesondere im weiteren Verlauf, erkennen, dass eine Beziehung für beide Seiten Schwierigkeiten mit sich bringt und dass es auch viele Tiefs gibt. Dass es für jeden aus anderen Gründen so ist, können wir gut durch die Perspektivwechsel erkennen und deren Gefühle sowie auch ihre Handlungen nachvollziehen.

Dies ist der zweite Band der Gray Springs University-Reihe. Um diesen zu verstehen, ist es nicht zwingend notwendig, den ersten gelesen zu haben, da es von einem anderen Protagonistenpaar handelt. Wenn man den ersten jedoch bereits gelesen hat, fällt es einem vielleicht leichter, die Geschichte der Nebencharaktere Daisy und Quinn (Freunde von Pippa und Toby), die hier am Rande miterzählt wird, aber eigentlich im ersten Band im Fokus steht, besser nachzuvollziehen. Der Beginn dieses Buches ist fast auf einer Zeitebene mit dem Beginn des ersten Bands, was ich zunächst mit gemischten Gefühlen beobachtet habe, später aber nicht weiter schlimm fand. Darüber hinaus lohnt es sich auch, den ersten Teil gelesen zu haben – aber es geht auch ohne, wenn euch die Geschichte des ersten Teils gar nicht ansprechen sollte.

Insgesamt ist es eine schöne Liebesgeschichte, die mich zu Beginn zwar noch nicht ganz erreichen konnte, sich aber gut entwickelt hat, sodass ich nur weiterlesen und wissen wollte, wie es zwischen den beiden weitergeht. Wenn ihr eine Liebesgeschichte mit ernsten Szenen, die aber auch locker und leicht ist, lesen möchtet, und die nicht allzu anspruchsvoll ist, kann ich euch dieses Buch empfehlen.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Einzigartige Welt, die Lust auf die Folgebände macht

Goldene Flammen
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Verdient diese Geschichte den Hype? Das muss wohl jeder für sich selber feststellen - das Worldbuilding ist sicher nicht für jeden etwas, aber wenn man sich darauf einlassen kann, kann man in eine abenteuerliche ...

Verdient diese Geschichte den Hype? Das muss wohl jeder für sich selber feststellen - das Worldbuilding ist sicher nicht für jeden etwas, aber wenn man sich darauf einlassen kann, kann man in eine abenteuerliche Welt eintauchen und die spannende Geschichte genießen.

Wenn man dem Buch eine Chance gibt, kann man eintauchen in eine Welt, die von der Schattenflur getrennt ist und in der Krieg herrscht. Aus diesem Grund gibt es zwei Armeen, davon eine, in der unter anderem Alina als Kartografin und ihr Kindheitsfreund Mal als Fährtenleser dienen. Doch das ändert sich, als sich bei Alina eine Gabe zeigt, die sie zu einer Grisha macht und die für sie ein völlig neues Leben und Verantwortung bedeutet.

Man muss sich die Zeit nehmen, den Aufbau der zunächst düster und komplex wirkenden Welt zu durchdringen, aber sobald dies geschafft ist, erkennt man schnell, dass sie einzigartig mit starken Charakteren und spannenden Plots ist.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er beschreibt das Setting detailliert, sodass man zunächst vielleicht von den vielen neuen Eindrücken überrumpelt ist, aber zugleich können wir uns so die Umgebung, in der die Geschichte spielt sowie die Verhältnisse zu der dortigen Zeit und den Gegebenheiten gut vorstellen.

Zu Beginn werden nach und nach die verschiedenen Typen der Grisha und ihre Fähigkeiten dargestellt. Das kann zunächst etwas verwirren, aber auf einer der ersten Seiten gibt es eine Übersicht über die verschiedenen "Orden der Grisha", die zwischendurch zum Nachschlagen sehr hilfreich ist. Und wenn man sich doch mal erschlagen von neuen Informationen fühlt, ist das auch kein Problem, denn mit der Zeit erhält man immer mehr Informationen und kann ein besseres Verständnis entwickeln und sich so die Zusammenhänge erschließen.

Besonders gut gefällt mir die Karte, die sowohl vorne als auch hinten im Buch abgedruckt ist. So kann man sehr gut nachvollziehen, in welcher räumlichen Umgebung sich die Charaktere gerade befinden und wo beispielsweise die Schattenflur liegt, die eine zentrale Rolle in der Geschichte spielt. Das sorgt für ein besseres Verständnis und eine bessere Vorstellung sowie dafür, dass man das Gefühl hat, noch besser in die Welt eintauchen zu können und näher dran zu sein.

Alina ist eine starke Protagonistin. Zu Beginn mag sie unscheinbar und unsicher wirken, aber sobald sie bei den Grisha ist und sich und ihre Macht besser kennenlernt, wird sie selbstsicherer und lernt, an sich selbst zu glauben. Bei all den neuen Eindrücken und Erwartungen, die ihr entgegengebracht werden, schlägt sie sich tapfer und ehrgeizig, ohne arrogant oder zu selbstüberzeugt aufzutreten und ist damit eine Protagonistin, die man gerne auf ihrem Weg begleitet und gemeinsam mit ihr das Universum der Grisha näher kennenlernt. Man erfährt viel über ihre Gedanken und hat das Gefühl, nah an ihr dran zu sein, vor allem dadurch, dass die Geschichte in der Ich-Perspektive aus ihrer Sicht geschrieben ist, was auch für einen guten Lesefluss sorgt.
Da der Fokus auf Alina liegt, gibt es nur wenige weitere Charaktere, die wir näher kennenlernen und über die wir mehr erfahren. Ihr Kindheitsfreund Mal ist beispielsweise einer von ihnen, der eine entscheidende Rolle für die weitere Handlung einnimmt und herzensgut ist, auch wenn er teilweise kühl und distanziert wirkt – er kann auch anders. Eine noch zentralere Rolle nimmt „der Dunkle“ ein – ein Mann von hoher Macht, den man nicht sofort einschätzen kann. Zu sehen, wie Alina und damit auch wir ein immer klareres Bild von ihm und seinen Absichten erhalten, baut Spannung auf und macht Spaß und man kann davon ausgehen, dass man von ihm mehr als einmal überrascht wird.
Die Charakterausgestaltung ist sehr liebevoll und bedacht beziehungsweise sorgfältig erfolgt. Man spürt, dass jeder einen eigenen Charakter hat und sie wirken unter anderem durch ihr Verhalten und ihre Weiterentwicklung durch die Erlebnisse, die sie prägen, menschlich und realistisch – man könnte glatt das Gefühl haben, dass sie vor einem stehen und man ihren Weg mitgeht.

Dieser Band dient vor allem als Einführung in die Welt der Grisha, beinhaltet aber auch schon viele spannende Szenen und unerwartete Wendungen. Es gibt viele Szenen und Handlungsstränge, die den Wert wahrer Freundschaft verdeutlichen und teilweise geht es auch um tiefergehende Gefühle. Eine klassische Liebesgeschichte gibt es in diesem Band jedoch nicht - der Fokus richtet sich vor allem auf die Einführung in dieses Universum und die Handlung, aber auch auf Alinas Gefühle und neue Eindrücke.

Dieses Buch lässt sich auch super lesen, wenn man die Serie dazu schon kennt. Es gibt zwar viele Überschneidungen – die Serie hat sich an vielen Stellen stark an dem Buch orientiert - aber Alinas Gedanken und Gefühle in den Büchern noch einmal so eindrücklich zu lesen und einen noch näheren Zugang zu ihr zu erhalten, ist es schon wert, die Bücher dazu zu lesen, ganz zu schweigen von den spannenden Szenen und dem schönen Schreibstil. Zumal die Serie fast mit den Ereignissen dieses ersten Teils endet, sodass die Folgebände vermutlich noch viele neue Überraschungen und Entwicklungen bereithalten.

Es ist ein toller Reihenauftakt, der viel verspricht und Lust macht, mehr aus dem Grisha-Universum zu lesen.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Kurzweilige, unterhaltsame Geschichte, wenn auch sehr vorhersehbar

Captured by your eyes
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Bailey glaubt eigentlich nicht daran, über Onlinedating den Richtigen zu finden. Aber als ihre beste Freundin sie versucht, dazu zu überreden, sich auf einem Dating-Portal der Universität anzumelden, gibt ...

Bailey glaubt eigentlich nicht daran, über Onlinedating den Richtigen zu finden. Aber als ihre beste Freundin sie versucht, dazu zu überreden, sich auf einem Dating-Portal der Universität anzumelden, gibt sie nach und trifft kurz darauf auf TheRealC, mit dem sie gerne schreibt. Sie scheinen perfekt füreinander zu sein, jedoch blockt er jede ihrer Anfragen auf ein Treffen ab. Als wäre das nicht schon genug, was sie belastet, ist da noch ihr Mitbewohner Jesse Carter, der sie liebend gerne ärgert, sich aber vor allem merkwürdig verhält, als er herausfindet, dass sie mit TheRealC schreibt.

Die Grundidee hat mir sehr gut gefallen, jedoch war mir die Geschichte leider zu vorhersehbar. Es hätte noch etwas geheimnisvoller und spannender geschrieben werden können, sodass man zunächst mit Bailey miträtselt, wer TheRealC ist. Dafür war es aber unterhaltsam und zum Glück hat die Geschichte nicht damit geendet, dass Bailey herausfindet, mit wem sie die ganze Zeit geschrieben hat, sondern es geht zwischen ihr und TheRealC weiter, wenn auch nicht immer ohne Hindernisse.

Der Schreibstil ist gut zu lesen, nicht zuletzt weil die Geschichte in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Bailey geschrieben ist. So können wir ihr Gefühlschaos gut nachvollziehen und haben das Gefühl, sie selber als Teil der Geschichte zu begleiten. Gefördert wird der Lesefluss durch abgedruckte Chatnachrichten von Bailey und TheRealC. Des Weiteren weist die Geschichte viele humorvolle Szenen auf, bei denen man sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. Das sorgt dafür, dass man gerne weiterlesen möchte und nur so durch die Seiten fliegt.

Bailey ist sympathisch, auch wenn sie an einigen Stellen das Offensichtliche nicht sieht. Aber ansonsten konnte sie uns zeigen, dass sie bodenständig ist und man viel Spaß mit ihr haben kann. Sie hat uns verschiedene Charaktereigenschaften gezeigt und wirkte authentisch.
TheRealC konnte mich von Beginn an fast durchweg begeistern. Er hat gezeigt, dass er wirklich an Bailey interessiert ist und das nicht bloß auf körperlicher Ebene. Des Weiteren wurde deutlich, dass er, zumindest über Textnachrichten, Gefühle zeigen kann, ohne sich dafür zu schämen. Er ist tiefgründig und scheint einfach ein herzensguter Typ zu sein.
Auch Jesse hat mir gut gefallen. Er war zwar teilweise klischeehaft dargestellt, wie auch einige andere Charaktere und die Handlung an einigen Stellen, jedoch hat er neben seiner Bad-Boy-Seite auch weitere Facetten von sich gezeigt, sodass man erkennen konnte, dass er eigentlich ein herzensguter Mensch und guter Freund ist, auch wenn er Schwierigkeiten hat, dies zu zeigen.
Es gibt einige weitere Charaktere - diese wurden jedoch zumeist nur relativ flach dargestellt beziehungsweise zu wenig ausgestaltet und kamen nur am Rande vor, ohne dass man wirklich etwas über sie erfahren hat – sie waren mehr Mittel zum Zweck.

Mir hat leider etwas Tiefe gefehlt. Teilweise ging alles sehr schnell, das heißt in einem Moment haben sich Charaktere beispielsweise gar nicht verstanden und sind sich mit Vorurteilen begegnet, wenige Seiten später waren sie aber schon sehr gute Freunde und haben über ihre Gedanken und ihr Seelenleben gesprochen. An sich stellt dies kein Problem für mich dar, jedoch ist dies des Öfteren vorgekommen und hat mich in der Summe gestört.

Wenn man eine locker leichte Geschichte sucht, die sich sehr schnell lesen lässt und einen gut unterhalten kann, ist diese Geschichte jedoch zu empfehlen.

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