Spannend, wenn auch mit zum Teil zu extrem dargestellten Charakteren
Die StudentinEine tote Studentin – alles sieht nach Selbstmord aus, doch Detective Frankie hat ihre Zweifel. Das Smartphone fehlt, es liegt Essen zum Aufwärmen neben der Mikrowelle bereit und ein Zulassungsbrief für ...
Eine tote Studentin – alles sieht nach Selbstmord aus, doch Detective Frankie hat ihre Zweifel. Das Smartphone fehlt, es liegt Essen zum Aufwärmen neben der Mikrowelle bereit und ein Zulassungsbrief für ein Graduiertenprogramm ist auch da. War alles ein überstürzter Suizid oder vielleicht doch Mord? Und wenn ja, wer hat ein Motiv dafür und warum hat der- oder diejenige es getan? Fragen über Fragen, die für viel Spannung sorgen.
Der Einstieg ist sehr ansprechend. Ich wollte unbedingt weiterlesen, um die Charaktere besser kennenzulernen und sofort anfangen, Vermutungen zu sammeln, was passiert und wer der Auslöser für Taryns Tod gewesen sein könnte.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Durch zahlreiche Beschreibungen ist es möglich, sich ein gutes Bild von dem Setting und den Eigenschaften der Charaktere zu bilden. An einigen Stellen hätte ich es besser gefunden, wenn die Beschreibungen etwas kürzer gehalten würden, insbesondere wenn über die Lektüren in Jacks Seminar, das Taryn besucht, diskutiert wurde, jedoch stellt man im Verlauf der Handlung fest, dass die Themen der Lektüren Schlüsselszenen und Motive sind, die für Taryns Leben und ihr Verhalten eine große Rolle spielen, sodass ich im großen und ganzen darüber hinwegsehen konnte. Dennoch gibt es leider weitere Szenen, in denen sich die Geschichte etwas gezogen und in denen man kaum neue Erkenntnisse erhalten hat. Zum Glück bleiben solche Szenen jedoch die Ausnahme und insgesamt sorgt der Schreibstil gemeinsam mit der Handlung für einen guten Lesefluss und Spannung.
Die Geschichte spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum Einen werden die Ermittlungstätigkeiten von Frankie im „Danach“ dargestellt, zum anderen erhalten wir im „Davor“ Einblicke in Taryns Leben vor ihrem Tod. So können wir Leser fast alles hautnah erleben, was Taryn passiert ist und was sich zwischen ihr und ihrem Dozenten Jack abgespielt hat, ohne dass uns von den Ermittlern alles dargestellt wird. Im weiteren Verlauf gehen diese beiden Handlungsstränge beziehungsweise Zeitebenen fließend ineinander über, was ich stilistisch sehr schön gelöst finde.
Erzählt wird die Geschichte aus drei Perspektiven, die alle einen anderen Blickwinkel auf die Situation bieten – erzählt wird aus der Perspektive von Taryn, der toten Studentin, Jack, ihr Dozent, und aus der von Frankie, die in der Gegenwart versucht aufzudecken, ob Taryn Täter oder doch Opfer war. Diese Perspektivwechsel bieten uns Lesern die Möglichkeit, noch näher an den Charakteren dran zu sein und deren Beweggründen besser verstehen zu können.
Die Charakterausgestaltung ist im großen und ganzen ansprechend. So erhält beispielsweise Frankie auch eigene Charaktereigenschaften und eine eigene Vergangenheit, sodass sie nicht nur die Ermittlungen in diesem Fall leitet, sondern auch über Situation und Personen außerhalb ihrer Arbeit nachdenkt.
Den Autoren ist es gelungen, dass wir Leser uns zwar nicht unbedingt mit Taryn identifizieren können und sie durch ihr Verhalten, das zum Teil psychopathische Züge und Besessenheit aufweist, auch nicht immer sonderlich sympathisch finden, dass wir aber trotzdem erfahren möchten, warum sie gestorben ist und vor allem auch was ihr vor ihrem Tod widerfahren ist.
Es kommen immer mehr Fragen auf, die Spannung aufbauen und diese fast konstant aufrechterhalten. Im Verlauf der Geschichte tauchen immer mehr Charaktere auf, bei denen man vermuten könnte, dass sie ein Motiv haben und dazu fähig wären, Taryn aus diesem Grund zu töten. Teilweise kann man einige Verdächtige durch neue Erkenntnisse zeitnah wieder gedanklich von der Liste streichen, jedoch bleibt es bis zum Ende spannend, wer wirklich für Taryns Tod verantwortlich ist.
Insgesamt ist es ein spannendes Buch, das durch die verschiedenen Perspektiven und den zwei unterschiedlichen Zeitebenen „Davor“ und „Danach“ abwechslungsreich ist. Leider wurden jedoch manche Charaktere oder Handlungen meiner Ansicht nach zu extrem oder nicht ganz stimmig dargestellt. Das trübt den Lesespaß jedoch nur in geringem Maße – wenn ihr einen Thriller sucht, der nicht blutrünstig oder übermäßig brutal ist, kann ich euch dieses Buch empfehlen.