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Hannicake

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2021

Einzigartige Welt, die Lust auf die Folgebände macht

Goldene Flammen
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Verdient diese Geschichte den Hype? Das muss wohl jeder für sich selber feststellen - das Worldbuilding ist sicher nicht für jeden etwas, aber wenn man sich darauf einlassen kann, kann man in eine abenteuerliche ...

Verdient diese Geschichte den Hype? Das muss wohl jeder für sich selber feststellen - das Worldbuilding ist sicher nicht für jeden etwas, aber wenn man sich darauf einlassen kann, kann man in eine abenteuerliche Welt eintauchen und die spannende Geschichte genießen.

Wenn man dem Buch eine Chance gibt, kann man eintauchen in eine Welt, die von der Schattenflur getrennt ist und in der Krieg herrscht. Aus diesem Grund gibt es zwei Armeen, davon eine, in der unter anderem Alina als Kartografin und ihr Kindheitsfreund Mal als Fährtenleser dienen. Doch das ändert sich, als sich bei Alina eine Gabe zeigt, die sie zu einer Grisha macht und die für sie ein völlig neues Leben und Verantwortung bedeutet.

Man muss sich die Zeit nehmen, den Aufbau der zunächst düster und komplex wirkenden Welt zu durchdringen, aber sobald dies geschafft ist, erkennt man schnell, dass sie einzigartig mit starken Charakteren und spannenden Plots ist.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er beschreibt das Setting detailliert, sodass man zunächst vielleicht von den vielen neuen Eindrücken überrumpelt ist, aber zugleich können wir uns so die Umgebung, in der die Geschichte spielt sowie die Verhältnisse zu der dortigen Zeit und den Gegebenheiten gut vorstellen.

Zu Beginn werden nach und nach die verschiedenen Typen der Grisha und ihre Fähigkeiten dargestellt. Das kann zunächst etwas verwirren, aber auf einer der ersten Seiten gibt es eine Übersicht über die verschiedenen "Orden der Grisha", die zwischendurch zum Nachschlagen sehr hilfreich ist. Und wenn man sich doch mal erschlagen von neuen Informationen fühlt, ist das auch kein Problem, denn mit der Zeit erhält man immer mehr Informationen und kann ein besseres Verständnis entwickeln und sich so die Zusammenhänge erschließen.

Besonders gut gefällt mir die Karte, die sowohl vorne als auch hinten im Buch abgedruckt ist. So kann man sehr gut nachvollziehen, in welcher räumlichen Umgebung sich die Charaktere gerade befinden und wo beispielsweise die Schattenflur liegt, die eine zentrale Rolle in der Geschichte spielt. Das sorgt für ein besseres Verständnis und eine bessere Vorstellung sowie dafür, dass man das Gefühl hat, noch besser in die Welt eintauchen zu können und näher dran zu sein.

Alina ist eine starke Protagonistin. Zu Beginn mag sie unscheinbar und unsicher wirken, aber sobald sie bei den Grisha ist und sich und ihre Macht besser kennenlernt, wird sie selbstsicherer und lernt, an sich selbst zu glauben. Bei all den neuen Eindrücken und Erwartungen, die ihr entgegengebracht werden, schlägt sie sich tapfer und ehrgeizig, ohne arrogant oder zu selbstüberzeugt aufzutreten und ist damit eine Protagonistin, die man gerne auf ihrem Weg begleitet und gemeinsam mit ihr das Universum der Grisha näher kennenlernt. Man erfährt viel über ihre Gedanken und hat das Gefühl, nah an ihr dran zu sein, vor allem dadurch, dass die Geschichte in der Ich-Perspektive aus ihrer Sicht geschrieben ist, was auch für einen guten Lesefluss sorgt.
Da der Fokus auf Alina liegt, gibt es nur wenige weitere Charaktere, die wir näher kennenlernen und über die wir mehr erfahren. Ihr Kindheitsfreund Mal ist beispielsweise einer von ihnen, der eine entscheidende Rolle für die weitere Handlung einnimmt und herzensgut ist, auch wenn er teilweise kühl und distanziert wirkt – er kann auch anders. Eine noch zentralere Rolle nimmt „der Dunkle“ ein – ein Mann von hoher Macht, den man nicht sofort einschätzen kann. Zu sehen, wie Alina und damit auch wir ein immer klareres Bild von ihm und seinen Absichten erhalten, baut Spannung auf und macht Spaß und man kann davon ausgehen, dass man von ihm mehr als einmal überrascht wird.
Die Charakterausgestaltung ist sehr liebevoll und bedacht beziehungsweise sorgfältig erfolgt. Man spürt, dass jeder einen eigenen Charakter hat und sie wirken unter anderem durch ihr Verhalten und ihre Weiterentwicklung durch die Erlebnisse, die sie prägen, menschlich und realistisch – man könnte glatt das Gefühl haben, dass sie vor einem stehen und man ihren Weg mitgeht.

Dieser Band dient vor allem als Einführung in die Welt der Grisha, beinhaltet aber auch schon viele spannende Szenen und unerwartete Wendungen. Es gibt viele Szenen und Handlungsstränge, die den Wert wahrer Freundschaft verdeutlichen und teilweise geht es auch um tiefergehende Gefühle. Eine klassische Liebesgeschichte gibt es in diesem Band jedoch nicht - der Fokus richtet sich vor allem auf die Einführung in dieses Universum und die Handlung, aber auch auf Alinas Gefühle und neue Eindrücke.

Dieses Buch lässt sich auch super lesen, wenn man die Serie dazu schon kennt. Es gibt zwar viele Überschneidungen – die Serie hat sich an vielen Stellen stark an dem Buch orientiert - aber Alinas Gedanken und Gefühle in den Büchern noch einmal so eindrücklich zu lesen und einen noch näheren Zugang zu ihr zu erhalten, ist es schon wert, die Bücher dazu zu lesen, ganz zu schweigen von den spannenden Szenen und dem schönen Schreibstil. Zumal die Serie fast mit den Ereignissen dieses ersten Teils endet, sodass die Folgebände vermutlich noch viele neue Überraschungen und Entwicklungen bereithalten.

Es ist ein toller Reihenauftakt, der viel verspricht und Lust macht, mehr aus dem Grisha-Universum zu lesen.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Kurzweilige, unterhaltsame Geschichte, wenn auch sehr vorhersehbar

Captured by your eyes
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Bailey glaubt eigentlich nicht daran, über Onlinedating den Richtigen zu finden. Aber als ihre beste Freundin sie versucht, dazu zu überreden, sich auf einem Dating-Portal der Universität anzumelden, gibt ...

Bailey glaubt eigentlich nicht daran, über Onlinedating den Richtigen zu finden. Aber als ihre beste Freundin sie versucht, dazu zu überreden, sich auf einem Dating-Portal der Universität anzumelden, gibt sie nach und trifft kurz darauf auf TheRealC, mit dem sie gerne schreibt. Sie scheinen perfekt füreinander zu sein, jedoch blockt er jede ihrer Anfragen auf ein Treffen ab. Als wäre das nicht schon genug, was sie belastet, ist da noch ihr Mitbewohner Jesse Carter, der sie liebend gerne ärgert, sich aber vor allem merkwürdig verhält, als er herausfindet, dass sie mit TheRealC schreibt.

Die Grundidee hat mir sehr gut gefallen, jedoch war mir die Geschichte leider zu vorhersehbar. Es hätte noch etwas geheimnisvoller und spannender geschrieben werden können, sodass man zunächst mit Bailey miträtselt, wer TheRealC ist. Dafür war es aber unterhaltsam und zum Glück hat die Geschichte nicht damit geendet, dass Bailey herausfindet, mit wem sie die ganze Zeit geschrieben hat, sondern es geht zwischen ihr und TheRealC weiter, wenn auch nicht immer ohne Hindernisse.

Der Schreibstil ist gut zu lesen, nicht zuletzt weil die Geschichte in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Bailey geschrieben ist. So können wir ihr Gefühlschaos gut nachvollziehen und haben das Gefühl, sie selber als Teil der Geschichte zu begleiten. Gefördert wird der Lesefluss durch abgedruckte Chatnachrichten von Bailey und TheRealC. Des Weiteren weist die Geschichte viele humorvolle Szenen auf, bei denen man sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. Das sorgt dafür, dass man gerne weiterlesen möchte und nur so durch die Seiten fliegt.

Bailey ist sympathisch, auch wenn sie an einigen Stellen das Offensichtliche nicht sieht. Aber ansonsten konnte sie uns zeigen, dass sie bodenständig ist und man viel Spaß mit ihr haben kann. Sie hat uns verschiedene Charaktereigenschaften gezeigt und wirkte authentisch.
TheRealC konnte mich von Beginn an fast durchweg begeistern. Er hat gezeigt, dass er wirklich an Bailey interessiert ist und das nicht bloß auf körperlicher Ebene. Des Weiteren wurde deutlich, dass er, zumindest über Textnachrichten, Gefühle zeigen kann, ohne sich dafür zu schämen. Er ist tiefgründig und scheint einfach ein herzensguter Typ zu sein.
Auch Jesse hat mir gut gefallen. Er war zwar teilweise klischeehaft dargestellt, wie auch einige andere Charaktere und die Handlung an einigen Stellen, jedoch hat er neben seiner Bad-Boy-Seite auch weitere Facetten von sich gezeigt, sodass man erkennen konnte, dass er eigentlich ein herzensguter Mensch und guter Freund ist, auch wenn er Schwierigkeiten hat, dies zu zeigen.
Es gibt einige weitere Charaktere - diese wurden jedoch zumeist nur relativ flach dargestellt beziehungsweise zu wenig ausgestaltet und kamen nur am Rande vor, ohne dass man wirklich etwas über sie erfahren hat – sie waren mehr Mittel zum Zweck.

Mir hat leider etwas Tiefe gefehlt. Teilweise ging alles sehr schnell, das heißt in einem Moment haben sich Charaktere beispielsweise gar nicht verstanden und sind sich mit Vorurteilen begegnet, wenige Seiten später waren sie aber schon sehr gute Freunde und haben über ihre Gedanken und ihr Seelenleben gesprochen. An sich stellt dies kein Problem für mich dar, jedoch ist dies des Öfteren vorgekommen und hat mich in der Summe gestört.

Wenn man eine locker leichte Geschichte sucht, die sich sehr schnell lesen lässt und einen gut unterhalten kann, ist diese Geschichte jedoch zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Spannend, wenn auch mit zum Teil zu extrem dargestellten Charakteren

Die Studentin
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Eine tote Studentin – alles sieht nach Selbstmord aus, doch Detective Frankie hat ihre Zweifel. Das Smartphone fehlt, es liegt Essen zum Aufwärmen neben der Mikrowelle bereit und ein Zulassungsbrief für ...

Eine tote Studentin – alles sieht nach Selbstmord aus, doch Detective Frankie hat ihre Zweifel. Das Smartphone fehlt, es liegt Essen zum Aufwärmen neben der Mikrowelle bereit und ein Zulassungsbrief für ein Graduiertenprogramm ist auch da. War alles ein überstürzter Suizid oder vielleicht doch Mord? Und wenn ja, wer hat ein Motiv dafür und warum hat der- oder diejenige es getan? Fragen über Fragen, die für viel Spannung sorgen.

Der Einstieg ist sehr ansprechend. Ich wollte unbedingt weiterlesen, um die Charaktere besser kennenzulernen und sofort anfangen, Vermutungen zu sammeln, was passiert und wer der Auslöser für Taryns Tod gewesen sein könnte.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Durch zahlreiche Beschreibungen ist es möglich, sich ein gutes Bild von dem Setting und den Eigenschaften der Charaktere zu bilden. An einigen Stellen hätte ich es besser gefunden, wenn die Beschreibungen etwas kürzer gehalten würden, insbesondere wenn über die Lektüren in Jacks Seminar, das Taryn besucht, diskutiert wurde, jedoch stellt man im Verlauf der Handlung fest, dass die Themen der Lektüren Schlüsselszenen und Motive sind, die für Taryns Leben und ihr Verhalten eine große Rolle spielen, sodass ich im großen und ganzen darüber hinwegsehen konnte. Dennoch gibt es leider weitere Szenen, in denen sich die Geschichte etwas gezogen und in denen man kaum neue Erkenntnisse erhalten hat. Zum Glück bleiben solche Szenen jedoch die Ausnahme und insgesamt sorgt der Schreibstil gemeinsam mit der Handlung für einen guten Lesefluss und Spannung.

Die Geschichte spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum Einen werden die Ermittlungstätigkeiten von Frankie im „Danach“ dargestellt, zum anderen erhalten wir im „Davor“ Einblicke in Taryns Leben vor ihrem Tod. So können wir Leser fast alles hautnah erleben, was Taryn passiert ist und was sich zwischen ihr und ihrem Dozenten Jack abgespielt hat, ohne dass uns von den Ermittlern alles dargestellt wird. Im weiteren Verlauf gehen diese beiden Handlungsstränge beziehungsweise Zeitebenen fließend ineinander über, was ich stilistisch sehr schön gelöst finde.

Erzählt wird die Geschichte aus drei Perspektiven, die alle einen anderen Blickwinkel auf die Situation bieten – erzählt wird aus der Perspektive von Taryn, der toten Studentin, Jack, ihr Dozent, und aus der von Frankie, die in der Gegenwart versucht aufzudecken, ob Taryn Täter oder doch Opfer war. Diese Perspektivwechsel bieten uns Lesern die Möglichkeit, noch näher an den Charakteren dran zu sein und deren Beweggründen besser verstehen zu können.

Die Charakterausgestaltung ist im großen und ganzen ansprechend. So erhält beispielsweise Frankie auch eigene Charaktereigenschaften und eine eigene Vergangenheit, sodass sie nicht nur die Ermittlungen in diesem Fall leitet, sondern auch über Situation und Personen außerhalb ihrer Arbeit nachdenkt.
Den Autoren ist es gelungen, dass wir Leser uns zwar nicht unbedingt mit Taryn identifizieren können und sie durch ihr Verhalten, das zum Teil psychopathische Züge und Besessenheit aufweist, auch nicht immer sonderlich sympathisch finden, dass wir aber trotzdem erfahren möchten, warum sie gestorben ist und vor allem auch was ihr vor ihrem Tod widerfahren ist.

Es kommen immer mehr Fragen auf, die Spannung aufbauen und diese fast konstant aufrechterhalten. Im Verlauf der Geschichte tauchen immer mehr Charaktere auf, bei denen man vermuten könnte, dass sie ein Motiv haben und dazu fähig wären, Taryn aus diesem Grund zu töten. Teilweise kann man einige Verdächtige durch neue Erkenntnisse zeitnah wieder gedanklich von der Liste streichen, jedoch bleibt es bis zum Ende spannend, wer wirklich für Taryns Tod verantwortlich ist.

Insgesamt ist es ein spannendes Buch, das durch die verschiedenen Perspektiven und den zwei unterschiedlichen Zeitebenen „Davor“ und „Danach“ abwechslungsreich ist. Leider wurden jedoch manche Charaktere oder Handlungen meiner Ansicht nach zu extrem oder nicht ganz stimmig dargestellt. Das trübt den Lesespaß jedoch nur in geringem Maße – wenn ihr einen Thriller sucht, der nicht blutrünstig oder übermäßig brutal ist, kann ich euch dieses Buch empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.08.2021

Ein Buch rund um Magnus - was will man mehr?!

Die Chroniken des Magnus Bane
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Ihr mögt Magnus auch so gerne und freut euch über jede Szene, in der er auftaucht? Dann sind diese zehn Kurzgeschichten genau das Richtige für euch.

Wir lernen ganz neue Seiten an Magnus kennen. Er ist ...

Ihr mögt Magnus auch so gerne und freut euch über jede Szene, in der er auftaucht? Dann sind diese zehn Kurzgeschichten genau das Richtige für euch.

Wir lernen ganz neue Seiten an Magnus kennen. Er ist nicht länger nur der gut gelaunte, selbstsichere Freund und Helfer, sondern zeigt sich auch von einer verletzlichen, unsicheren Seite. Er wird noch vielschichtiger und runder dargestellt, sodass wir ein umfassenderes Bild von ihm erhalten.

Alle Kurzgeschichten beinhalten den für Magnus typischen Humor und komische, amüsante Szenen, die einen zum Schmunzeln bringen.

Zugleich treffen wir aber auch andere Bekannte wieder und erfahren mehr über deren Vergangenheit und ihre Beziehung zu Magnus - sei es Raphael, Ragnor oder Kreismitglieder wie Luke, Maryse oder Clarys Mutter. Und nicht zu vergessen Alec - wolltet ihr auch schon immer mal lesen, wie das erste Date der beiden verlief? Dann ist habt ihr hier die Gelegenheit dazu. Darüber hinaus gibt es auch einige weitere Charaktere, die nur in einer Kurzgeschichte auftauchen, das heißt die man vorher nicht kannte, aber die für Magnus Leben eine entscheidende Rolle einnehmen.

Der Schreibstil ist wie gewohnt für Cassandra Clares Bücher locker und leicht, mit vielen Beschreibungen, sodass wir uns das Setting und die dargestellten Personen gut vorstellen können. Die Kurzgeschichten sind zwar in sich abgeschlossen und spielen zu verschiedenen Zeiten, jedoch nehmen sie das ein oder andere Mal aufeinander Bezug, sodass es im großen und ganzen doch ein in sich rundes Buch wird.

Dadurch, dass es sich um Kurzgeschichten handelt, darf man keinen wirklichen Spannungsbogen erwarten, aber man erhält Einblicke in Magnus Gedanken und Gefühle und erfährt Hintergrundgeschichten, für die in den anderen Büchern bisher kein Raum war.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Es ist wie ein Sog – einmal angefangen und in die Geschichte eingetaucht, möchte man das Buch kaum mehr aus der Hand legen

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Ophelia soll Faruk Geschichten erzählen. Klingt nach keiner großen Sache? Ist es für sie aber, da ihr Schutz, jetzt nachdem sie offiziell am Hof eingeführt und bekannt gemacht worden ist, von seiner Gunst ...

Ophelia soll Faruk Geschichten erzählen. Klingt nach keiner großen Sache? Ist es für sie aber, da ihr Schutz, jetzt nachdem sie offiziell am Hof eingeführt und bekannt gemacht worden ist, von seiner Gunst und seiner Laune abhängt. Als wäre das nicht schon genug Druck und Last, mit dem sie sich herumschlagen muss, verschwinden auch bekannte Persönlichkeiten von der Himmelsburg, ohne dass man eine Idee hat, wo sie hin sein könnten. An sich betrachtet ist es nicht Ophelias Problem, doch nachdem sie mysteriöse Briefe erhält und darüber hinaus ihre Familie sie vorzeitig besuchen kommen möchte, wird sie näher in die Geschichte hineingezogen, als ihr lieb ist.

Auch in diesem Band passieren wieder viele unerwartete Dinge, sodass es stets spannend bleibt und man den Fortgang der Handlung und die Auflösung der mysteriösen Ereignisse nur vermuten kann. Bis zum Ende hin bleibt der Ausgang undurchsichtig und jede Wendung möglich, sodass auch auf den letzten Seiten noch Spannung und Nervenkitzel gegeben sind.
Auch, wenn man die Geschehnisse zu Beginn diesen Bands nicht sofort mit denen des Auftaktbands in Zusammenhang bringen kann, so wird mit der Zeit deutlich, dass diese durchaus Auswirkungen für Ophelias Handeln und Fühlen in diesem Band haben. Diese Verknüpfung finde ich gelungen – unter anderem sorgt sie auch dafür, dass es kein Problem darstellt, wenn der erste Teil schon vor längerer Zeit gelesen wurde, da hier Hintergrundinformationen als Gedächtnisstützen aufgegriffen und wichtige Ereignisse noch einmal kurz wiederholt werden.

Positiv hervorzuheben ist, dass wir nun auch über die Familiengeister, insbesondere über Faruk mehr erfahren und das Worldbuilding so verständlicher und umfassender wird. Immer wieder kommen neue Informationen hinzu, die uns die Komplexität der Welt, in der Ophelia lebt sowie die Gefahren und die Intrigen, die dort herrschen, besser verständlich machen. Sei es die Herkunft und Vergangenheit Faruks oder die Existenz weiterer Gaben, die erst in diesem Band verdeutlicht werden.

Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen. Aufgelockert wird die Geschichte durch viele humorvolle Szenen. Neben Ophelias Tollpatschigkeit und ihrem Schal tragen dazu beispielsweise Faruks Vergesslichkeit oder auch auch die atmosphärischen Szenen, die durch den Animismus erzeugt werden, bei. Sind Bewohner Animas vor Ort, merkt man, wie den ganzen Gegenständen mehr Leben eingehaucht wird und es lebendiger zugeht.

Ophelia hat sich seit Beginn des ersten Bands weiterentwickelt und ist insbesondere im Laufe der Ereignisse dieses Buches über sich hinausgewachsen. Sie bei ihrer Entwicklung zu begleiten und den Prozess miterleben zu können, ist eine schöne Sache und bringt sie uns noch näher.
Auch Thorn zeigt noch einmal ganz neue Seiten von sich, sodass man das ein oder andere Bild, das man zunächst von ihm hatte, doch noch einmal revidieren und ihn in einem ganz anderen Licht betrachten muss.
Ebenfalls schön finde ich die Dynamik in der Beziehung zwischen Ophelia und Thorn, die sich auf verschiedene Arten und Weisen in verschiedene Richtungen entwickelt und bewegt. Man merkt schnell, dass es kein Zufall war, dass die beiden heiraten sollen, aber auch, dass sie es in der Hand haben, diese Hochzeit zu etwas Erträglichem und Besonderen zu machen. Was daraus wird, beziehungsweise wie sie ihre Beziehungen zueinander gestalten und welche Veränderungen zwischen ihnen eingetreten sind, erfahren wir Leser stückweise und auch eher zwischen den Zeilen, als dass es ein bestimmtes, offen ausgeschriebenes Ereignis gibt.
Diese Nähe zu den Protagonisten und ihren Entwicklungen finde ich sehr gelungen und bringt neben den vielen spannenden Handlungssträngen noch einmal mehr das Gefühl, nah an der Geschichte dran zu sein und Spaß beim Lesen zu haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es ein sehr gelungener zweiter Band ist, der viel Potential für die Folgebände beinhaltet und einen beim Lesen gut unterhalten kann.

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