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Hannicake

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2020

Wahnsinnig berührende Geschichte mit viel Tiefgang und vielen wichtigen Themen

Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch
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Auf einer Party schließen die jugendlichen und zugleich öffentlich erklärten Feinden Shay und Landon seit Kindheitstagen die Wette ab, die derjenige gewinnt, der es schafft, dass der andere sich zuerst ...

Auf einer Party schließen die jugendlichen und zugleich öffentlich erklärten Feinden Shay und Landon seit Kindheitstagen die Wette ab, die derjenige gewinnt, der es schafft, dass der andere sich zuerst in ihn verliebt. Alles begann somit dieser Wette, von der sich Shay und Landon höchstens ein bisschen Spaß erhofft haben - den anderen aufgrund seiner einseitigen Liebe leiden zu sehen. Doch ihre Gefühle haben anderes im Sinn und nicht im Traum hätten sie sich ausmalen können, dass so intensive Gespräche zustandekommen und sie den anderen besser kennen- und einschätzen lernen.
Landon hatte, seit er Shay kannte, gedacht, dass sie das perfekte Leben lebt, während seines in Dunkelheit versinkt. Shay wiederum dachte, dass Landon rücksichtslos, triebgesteuert und selbstsüchtig ist. Doch schnell erkennen sie, dass dem ganz und gar nicht so ist und sie vorschnell geurteilt haben, ohne sich die Mühe gemacht zu haben, hinter die gefestigte Fassade des anderen zu schauen. Keiner führt ein rundum perfektes Leben, jeder hat seine eigenen Päckchen zu tragen, denn wie Landon so treffend sagt: „Jeder Mensch auf dieser Welt hatte Narben. Wir alle hatten Risse und Wunden, die nachts in unsere Seele bluteten. Manche konnten sie einfach nur besser verbergen.“

Auch wenn die Grundzüge der Geschichte vorhersehbar erscheinen, überrascht dieses Buch immer wieder mit unvorhersehbaren Details und Wendungen, sodass die Spannung bis zum Schluss nicht verloren geht. Den Hauptaspekt dieses Buches bilden nicht zwangsläufig die Handlung, sondern die Emotionen. Diese sind so authentisch und echt beschrieben, dass man beim Lesen einfach nur mit den Charakteren mitfühlen kann, man das Gefühl hat, dass einem seine ganzen Wertvorstellungen zerrissen werden und man hilflos und von der Geschichte zerrüttet alleine bleibt und dass man am liebsten die Geschichte neu schreiben würde, um die Charaktere weniger leiden zu lassen. Im gleichen Atemzug schafft es die Autorin jedoch, die traurigen und ernsten Themen in ein humorvolles und somit leichteres Licht zu stellen, damit nicht die Trauer überwiegt, sondern die Geschichte von Landon und Shay in vollen Zügen genossen werden kann.

Auch wenn man zunächst skeptisch reagieren mag, dass die Geschichte der beiden auf zwei Bücher aufgeteilt ist, wird schnell deutlich, dass dies das einzige Mittel ist, um den beiden ausreichend Raum zu lassen. Denn schon ziemlich zu Beginn wird dem Leser die große Tiefe und das Ausmaß der angesprochenen wichtigen Themen bewusst, die ihren Platz brauchen, um sich angemessen entwickeln und die Geschichte nachvollziehbar rüberbringen zu können. Zudem gehen einem die Erlebnisse von Shay und Landon so nah, dass man die beiden nicht schon nach so kurzer Zeit wieder verlassen möchte.

Die Protagonisten Shay und Landon sind einfach unglaublich. Sie beiden haben ihren komplett unterschiedlichen Charakter und liebenswerte Eigenschaften. Zugleich ist es jedoch schmerzhaft mit anzusehen, dass es bei beiden mehrere Dinge gibt, die sie traurig machen und zerstören. Welche dies sind, erfährt der Leser zeitnah. Details werden Stück für Stück in den Verlauf der Geschichte eingebaut, sodass man erst am Ende dieses Teils nahezu an das Gesamtbild der beiden herankommt. Dies ist eine schöne Weise, da man Shay und Landon somit nicht nur bei der Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen ihnen beiden, sondern auch bei der Reise zu sich selbst begleiten kann und so immer wieder von neuen Tatsachen und Charakterzügen überrascht wird.
Die Nebencharaktere runden das Gesamtbild ab. Die meisten von ihnen kommen im Vergleich nicht oft vor, jedoch wird schnell klar, dass sie einen erheblichen Teil für den Fortgang der Geschichte spielen. Insbesondere die gemeinsamen Freunde von Landon machen deutlich, dass sie immer für ihn da sind und ihn unterstützen, auch wenn er sich oft vor ihnen verschließt. Zudem wirkt eine Freundin, die auch mit Shay befreundet ist, bei der Entwicklung der Wette erheblich mit und sorgt immer wieder für lustige Szenen, die einem beim Lesen zum Grinsen bringen.

Viele Charaktere kennt man schon aus Band Eins der Reihe. Jedoch wird man hier wieder in deren Schulzeit zurückversetzt und es stehen andere Protagonisten im Vordergrund, sodass es nicht zwangsläufig notwendig ist, den ersten Band gelesen zu haben – auch wenn dieser ebenfalls sehr zu empfehlen ist!

Gemeinsam mit den tollen Charakteren und der schönen Ausgestaltung der Geschichte, sorgt der Schreibstil für viel Freude beim Lesen. Er ist teilweise poetisch geschrieben und mit vielen sprachlichen Bildern ergänzt, sodass man sich das Setting sehr gut vorstellen kann und das Gefühl hat, ein Teil der Geschichte zu sein. Verstärkt wird dies auch durch die Perspektivwechsel der Ich-Erzähler Shay und Landon. Zudem sorgen diese dafür, dass man beim Lesen ein umfassenderes Bild von beiden, deren Wahrnehmungen und Gefühle sowie deren innersten Dämonen erhält.

In diesem Buch werden viele wichtige, aber auch sensible Themen angesprochen, die in der Gesellschaft leider viel zu oft tabuisiert werden. Somit leistet es nebenbei auch ein bisschen Aufklärungsarbeit und sorgt für eine Sensibilisierung der verarbeiteten Themen. Beim Lesen erhält man einen guten und intensiven Einblick in diese, sodass man sie nachher besser verstehen kann und unter Umständen mit einem weitläufigeren und geschärfteren Blick aus dieser Geschichte hervorgeht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Buch aufgrund der angesprochenen wichtigen Aspekte, des angenehmen und mitreißenden Schreibstils und der vielen rübergebrachten Emotionen, die einem sowohl zum Weinen als auch zum Lachen bringen, ein Highlight ist und nur empfohlen werden kann, denn es ist ein Buch, dass einen nach dem Lesen nicht mehr so schnell loslässt, sondern über dessen Inhalt man noch lange nachdenken wird, und dass den Blick auf bestimmte Themen verändert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 29.11.2020

Emotionales Buch mit wunderbaren Protagonisten, das man nach dem Lesen nicht mehr so schnell vergisst!

Weil du mich atmen lässt
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Paula und Finn, beide Ende Zwanzig, Anfang Dreißig, sehen sich jeden Morgen um die gleiche Uhrzeit im Bus. Obwohl sie sich nicht kennen und von außen betrachtet aus zwei verschiedenen Welten kommen - die ...

Paula und Finn, beide Ende Zwanzig, Anfang Dreißig, sehen sich jeden Morgen um die gleiche Uhrzeit im Bus. Obwohl sie sich nicht kennen und von außen betrachtet aus zwei verschiedenen Welten kommen - die jeden Tag in den gleichen Strickklammotten mit einem großen Rucksack beladene Paula und der attraktive Finn - fühlen sie sich zueinander hingezogen. Doch es bleibt nicht unbemerkt, dass die beiden so gut wie nichts voneinander wissen und das immer wieder zu unerwarteten Offenbarungen und Wendungen kommt.

Die Geschichte konnte den Leser sofort mitnehmen, fesseln und in seinen Bann nehmen, nicht zuletzt durch den leichten und flüssigen Einstieg in die Geschichte.

Paula und Finn wirken von Beginn an greifbar und auch, wenn noch nicht sofort klar ist, welche Kieselsteine beide mit sich herumschleppen. Sie wirken sehr sympathisch und im Laufe der Geschichte lernt man sie immer besser kennen, schätzen und mögen, nicht zuletzt durch die vielen emotionalen Szenen.
Gelegentlich wäre es schön gewesen, etwas mehr über den Alltag der beiden Protagonisten zu erfahren, um noch mehr an deren Leben teilzuhaben, mehr über sie zu erfahren und zu erkennen, was die beiden ausmacht.
Es gibt immer wieder Momente in denen ein Lächeln nicht verkniffen werden kann, weil die Protagonisten einfach eine unvergleichliche und individuelle Art haben. Die persönliche und auch charakterliche Entwicklung der beiden hat beim Lesen sehr berührt.
Auch die Nebencharaktere sind nicht zu unterschätzen. Einige sind sehr liebenswert und haben eine schlagfertige, aber doch herzensgute Art, die den Leser sehr berührt.

Sprachlich ist dieses Buch auch sehr schön. Die Kapitelüberschriften sind kreativ und haben einen direkten Bezug zum Inhalt. Zudem sorgen sie des Öfteren für ein Grinsen. Auch die Kapitellänge war gut an den Inhalt angepasst. Wurde beispielsweise Spannung aufgebaut, waren die Kapitel kürzer als die restlichen.

Immer wieder wurde Spannung aufgebaut, unter anderem durch dramatische und nervenaufreibende Szenen, die für die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Paula und Finn wichtig sind, ohne zu gestellt oder abwegig zu wirken.

Es ist sehr schön, dass so viele emotionale Szenen enthalten sind und auch wichtige Themen angesprochen werden. Es kristallisieren sich schön früh die Messages heraus, dass man Menschen nicht nach dem Äußeren be- oder sogar verurteilen kann und dass jeder sein Päckchen mit sich herumträgt, auch wenn es im ersten Moment ganz anders scheint.
Es war traurig, Finn und Paula gefühlt schon so bald wieder verlassen zu müssen, denn die Zeit mit ihnen konnte man wirklich sehr genießen und war auch noch lange nach dem Ende im Kopf geblieben. Auch nach dem Lesen war ich immer noch ein wenig sprachlos über die Tiefe, die dieses Buch aufweist, denn vor dem Lesen hätte ich nicht gedacht, dass so viele wichtige Aspekte aufgegriffen werden und es so emotional wird.
Die Grundidee der Geschichte ist sehr gut umgesetzt und aufgrund der Tiefe, den emotionalen Szenen und den angesprochenen wichtigen Themen ist dieses Buch sehr zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2020

Interessante Geschichte, deren Umsetzung leider nicht ganz überzeugen konnte

Astralliebe
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Nach einem schweren Autounfall liegt Hannah im Koma. Während dieser Zeit erlebt sie das Astralwandern, das heißt sie kann sich losgelöst von ihrem Körper wie eine Art Geist durch die Welt bewegen. Dabei ...

Nach einem schweren Autounfall liegt Hannah im Koma. Während dieser Zeit erlebt sie das Astralwandern, das heißt sie kann sich losgelöst von ihrem Körper wie eine Art Geist durch die Welt bewegen. Dabei trifft sie auf Liam, der in den Nächten das Astralwandern für sich entdeckt hat und Hannah während dieser schweren Zeit zur Seite steht. Beide verspüren schnell mehr als Freundschaft. Doch was geschieht, wenn Hannah irgendwann wieder aus dem Koma erwachen sollte? Kann sie sich an Liam erinnern und fühlt sie sich dann immer noch zu ihm hingezogen?

Diese Geschichte hat eine interessante, mal etwas andere Grundidee und Konzeption. Im ersten Teil geht es viel um das Astralwandern. Im weiteren Verlauf nimmt dies nur einen minimalen Teil ein. Dort geht es eher um die Beziehung zwischen den beiden jugendlichen Protagonisten Hannah und Liam. Schnell wird an dieser Stelle klar, dass beide ihr Päckchen zu tragen haben und insbesondere Liam viel mehr ist, als er Hannah zeigt. Es ist schön, dass im zweiten Teil ernste und wichtige Themen aufgegriffen wurden, wie z.B. Trauer, Fehler, Schuldgefühle und Klischees, da diese Aspekte der Geschichte mehr Tiefe verleihen. Zu Beginn war die Tiefe leider nur bedingt vorhanden, sodass etwas beim Lesen gefehlt hat.

Das Buch hat einige überraschende Wendungen. Diese häufen sich im weiteren Verlauf, wodurch es ein wenig gehetzt wirkt und so, als ob zum Ende hin noch alles innerhalb kurzer Zeit geklärt werden muss.

Der Schreibstil ist gut zu lesen. Die Geschichte ist abwechselnd erzählt aus der Sicht von den Ich-Erzählern Hannah und Liam. Eine Kapiteleinteilung gibt es nicht, lediglich die Perspektivwechsel trennen das Buch und sorgen für ein wenig Abwechslung. Dass keine Kapiteleinteilung und somit auch keine richtige optische Strukturierung des Buches vorgenommen wurde, ist jedoch kaum störend. Zum Teil wird eine identische Szene aufeinanderfolgend aus beiden Perspektiven erzählt. Auch wenn dadurch die mitunter verschiedenen Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten in der dargestellten Szene verdeutlicht werden, stört es zum Teil den Lesefluss.

Liam macht immer wieder Andeutungen über sein altes Leben und wie rücksichtslos er sich damals verhalten hat. Was es damit auf sich hat und konkrete Einzelheiten, ob bzw. wie er sich wirklich geändert hat, erfährt der Leser erst gegen Ende des Buches, kann sich jedoch vorher schon einmal Theorien bilden. Hannah bleibt leider zum Teil ein bisschen blass: Der Leser erfährt nicht so viel über ihr Leben vor dem Unfall und über ihre Familie. Ein bisschen mehr Ausgestaltung wäre schön gewesen, um ein besseres Bild von ihr zu haben, und zu sehen, wie sie sich vielleicht entwickelt hat und was sie als Person ausmacht. Das hätte die Charakterdarstellung etwas runder gemacht.
Auch die Geschichte von Hannah´s Bruder Ben wird am Rande mit eingebaut, jedoch nur in Ansätzen, da der Fokus auf Hannah und Liam liegt und Ben lediglich ein Nebencharakter ist. Dennoch spielen er und seine Vergangenheit für den Fortgang der Handlung eine Rolle und ist im Gesamtzusammenhang wichtig. Hannah´s Freundin Suri ist das Licht in dieser Geschichte. Ihre schlagfertige und selbstsichere Art ist sehr schön und entlockt den Leser mehr als einmal ein Lächeln. Auch ohne sie wäre vermutlich der Fortgang der Geschichte anders verlaufen.
Somit wird deutlich, dass auch die wenigen Nebencharaktere gut mit in die Geschichte eingebaut worden sind und die Handlung sich nicht alleine auf die Protagonisten beschränkt.

Wenn man sich auf das Thema Astralwandern einlässt und eine leichte Geschichte mit manchen Emotionen sucht, die jedoch nicht immer eine große Tiefe aufweist, kann man viel Gefallen an dieser Geschichte haben, da die Idee und Gesamtkonzeption gut sind, auch wenn die Umsetzung leider an manchen Punkten nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte. Insbesondere jüngere Leser können bei diesem Buch auf ihre Kosten kommen, jedoch muss bedacht werden, dass auch traurige und ernste Szenen enthalten sind.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Ergreifend, zerreißend - einfach nur emotional !

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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Die 16-jährige Eleanor durchlebt eine emotional schwere Zeit. Ablenkung und Trost spendet ihr in dieser Zeit Greyson. Über die Jahre hinweg verlieren sie sich jedoch aus den Augen. Als sie sich 16 Jahr ...

Die 16-jährige Eleanor durchlebt eine emotional schwere Zeit. Ablenkung und Trost spendet ihr in dieser Zeit Greyson. Über die Jahre hinweg verlieren sie sich jedoch aus den Augen. Als sie sich 16 Jahr später wiedersehen, als Eleanor als Nanny auf seine beiden Töchter aufpassen soll, stockt ihr der Atem, denn Greyson ist keineswegs mehr so lebensfroh wie sie ihn in Erinnerung hat. Seine harte und abweisende Art ist geprägt von großer Trauer. Schritt für Schritt versucht Eleanor deshalb, seine Welt wieder ein bisschen bunter zu machen und ihm neue Hoffnung und Lebensfreude zu schenken, so wie er es damals für sie gemacht hat.

Die Situation, in der sich die Charaktere befinden, ist überschattet von Trauer, jedoch ist diese immer wieder überlagert von glücklichen Momenten, Hoffnung und Zuversicht. Dieses Buch schafft es, dem Leser sehr viele emotionale Momente zu bescheren, die von einen auf den anderen Moment umschlagen können. Es ist ein breites Spektrum von Gefühlen, die den Leser genauso oft Tränen in die Augen wie auch ein Grinsen ins Gesicht treibt.

Der Leser kann mit den beiden Ich-Erzählern Eleanor und Greyson mitfühlen. Dadurch, dass die Geschichte aus beiden Perspektiven erzählt wird, werden viele Hintergründe und Gefühle offenbart, die sie dem jeweils anderen nicht offen zeigen. Das fördert das Verständnis und bringt dem Leser die Protagonisten noch näher. Zudem wirken sie dadurch authentischer und menschlicher. Es wäre jedoch schön gewesen, im ersten Teil mehr Kapitel aus der Sicht von Greyson zu lesen, da diese ein bisschen wenig waren.
Der Leser kann die Charakterentwicklung von Eleanor und Greyson miterleben, da der erste Teil der Geschichte die Beziehung zwischen den beiden während deren Jugend abdeckt, wohingegen der die Geschichte überwiegende zweite Teil sechzehn Jahre später spielt. Während die Entwicklung von Eleanor den Leser größtenteils glücklich stimmt, ist die Entwicklung von Greyson umso trauriger, denn er scheint sich zu dem Mann entwickelt zu haben, der dem seines Vaters ähnelt und der er unter keinen Umständen werden wollte. Von diesem Wandel ist der Leser mindestens genauso geschockt und ergriffen wie Eleanor, die ihren Greyson von damals kaum wiedererkennt und der sich so gut wie allen Menschen gegenüber kühl und distanziert verhält und für sich im Stillen leidet und deswegen in seine Arbeit flüchtet.
Auch die anderen Charaktere, vor allem die beiden Töchter von Greyson, haben ihre eigene Persönlichkeit und spielen eine entscheidende Rolle für den Fortgang der Handlung. Sie sorgen zudem für viele emotionale Szenen und machen auch durch ihre eigenen Probleme die Geschichte vielschichtiger.

Der Schreibstil ist sehr bildreich und gut zu lesen und durch teilweise in den Text integrierte E-Mails abwechslungsreich gestaltet. Durch die kurzen Kapitel fliegen die Seiten nur so dahin und der Leser kann sich nur schwer von der Geschichte trennen.

Auch wenn es zunächst ziemlich offensichtlich scheint, wie sich die weitere Handlung entwickelt, bietet diese Geschichte noch einige kleine überraschende Wendungen und Offenbarungen. Zudem sorgen Erinnerungsfetzen für ein besseres Verständnis und Details, die der Leser so nicht erwartet hätte.
Es gab Momente, in denen die Geschichte nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte, jedoch konnte sie im Gesamten aufgrund der dargestellten Figurenbeziehungen, der Charakterentwicklungen und dem insgesamt runden Aufbau überzeugen.

Die Geschichte ist sehr tiefgründig durch die vielen eingearbeiteten wichtigen Themen. Die Triggerwarnung am Ende des Buches ist ernstzunehmen, denn die dort beschriebenen Aspekte nehmen einen großen Teil ein, jedoch muss man sich bewusst werden, dass diese Warnung Spoiler enthält, sodass es sich zu empfehlen lohnt, diese nur zu lesen, wenn auf bestimmte Aspekte sensibel reagiert wird.

Insgesamt kann dieses Buch jedem empfohlen werden, der sich auf eine emotionale Reise mit liebenswerten Charakteren begeben möchte und auch vor traurigen Szenen und Szenen voller Erschöpfung und Ermüdung nicht zurückschreckt.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Reflektierter Rückblick auf die erste Liebe und den Prozess der Selbstfindung

Sweet Sorrow
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„Weil es, wie im richtigen Leben, so etwas wie Nebenfiguren gar nicht gibt.“

Der Jugendliche Charlie Lewis hat zum Zeitpunkt seines Schulabschlusses mit einigen Dämonen zu kämpfen. Nach der Trennung seiner ...

„Weil es, wie im richtigen Leben, so etwas wie Nebenfiguren gar nicht gibt.“

Der Jugendliche Charlie Lewis hat zum Zeitpunkt seines Schulabschlusses mit einigen Dämonen zu kämpfen. Nach der Trennung seiner Eltern lebt er mit seinem depressiven Vater zusammen und versucht so lange wie möglich von zuhause weg zu sein - aus seinem Leben zu fliehen. Mit seinen Freunden kam er während der Schulzeit gut aus, aber auch ihre Wege trennen sich zwangsläufig irgendwann. Was vor ihm liegt ist ein scheinbar einsamer und langweiliger Sommer. Das denkt er zumindest solange, bis er eines Tages auf einer seiner Fahrradtouren Fran kennenlernt, die ihn von vornherein fasziniert. Er möchte sie gerne wiedersehen, aber sie knüpft ein Treffen an die Bedingung, dass er bei dem Theaterstück „Romeo und Julia“, einstudiert von der Fünf Faden tief Genossenschaft teilnimmt. Theaterspielen ist seiner Ansicht nach überhaupt nichts für Menschen wie ihn, trotzdem gibt er der Sache eine Chance und erlebt einen schönen Sommer mit seiner ersten großen Liebe. Zwanzig Jahre später erhält er eine Einladung für ein Ehemaligentreffen dieser Theatergruppe. Doch ist er wirklich bereit dazu, Fran nach der langen Zeit wiederzusehen?

Der Großteil der Handlung spielt in dem Sommer Ende der Neunzigerjahre, in dem sich der Ich-Erzähler Charlie und Fran kennenlernen und den Spaß am Theaterspielen entdecken. Darüber hinaus erfährt Charlie, wie schön und aufregend die erste Liebe ist.

Es dauerte ein wenig, bis es gelang, vollkommen in die Geschichte einzutauchen und zu erkennen, worum es in diesem Buch wirklich geht. Wenn man jedoch erst einmal in der Geschichte drin war, war es ein schöner Lesegenuss und mal etwas anderes.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Der Leser hat das Gefühl, dass Charlie reflektiert und auch ein bisschen wehmütig auf diesen Sommer und seine Zeit mit Fran zurückblickt. Zudem hat der Leser durch detaillierte Beschreibungen der Atmosphäre und der Gefühle des Protagonisten das Gefühl, direkt bei den Geschehnissen dabei zu sein und die Höhen und Tiefen mitfühlen zu können.

Charlie ist ein zumeist sympathischer Charakter, bei dem man merkt, dass er sich unsicher und unwohl in seiner eigenen Haut fühlt. Er lebt nicht das Leben, das er sich gerne für sich selber wünschen würde, müsste aber erst einmal zu sich selbst finden, um konkrete Wege für seine Zukunft gehen zu können. Er hätte nie gedacht, dass dieser eine Sommer, der so hoffnungslos begonnen hat, eine so große Veränderung in seinem Leben darstellt. Diese Entwicklung von Charlie zu sehen, die umso deutlicher wird durch die wenigen Szenen, die im Hier und Jetzt spielen, erwärmt das Herz des Lesers.

Die Geschichte ist keineswegs langatmig, sondern hat ein gutes Tempo, bei dem es eine gute Handlungsdichte gibt, diese jedoch nicht erdrückend wirkt, sodass auch noch genügend Raum für die Tiefe der Geschichte vorhanden ist.

Es ist schön, dass so viele wichtige Themen, die Jugendliche und auch junge Erwachsene beschäftigen, wie Selbstfindung und Selbstakzeptanz eine so große Rolle spielen. Dadurch, dass der eigentliche Ausgangspunkt dieser Geschichte in der Gegenwart spielt, in der Charlie schon etwas älter ist, wirkt dieses Buch in sich rund und gibt dem Leser das Gefühl, dass nicht nur die Geschichte des jugendlichen Charlie, sondern so viel mehr erzählt wird und die Bedeutung der damaligen Erlebnisse für die Entwicklung und Prägung des Lebens erst durch die rückblickende Betrachtung richtig deutlich werden. Somit ist das Buch für so gut wie alle Altersklassen geeignet, ohne den Lesegenuss zu schmälern.

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