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Veröffentlicht am 12.07.2024

Ein hervorragender Krimi mit einer erfrischend durchschnittlichen und schrulligen Kommissarin

Totenblüte
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Nachdem Julie Armstrong, geschiedene Mutter zweier Kinder, nach einer durchfeierten Nacht nach Hause kommt, holt sie die schreckliche Realität zu schnell und unerwartet wieder ein- Sie findet ihren Sohn ...

Nachdem Julie Armstrong, geschiedene Mutter zweier Kinder, nach einer durchfeierten Nacht nach Hause kommt, holt sie die schreckliche Realität zu schnell und unerwartet wieder ein- Sie findet ihren Sohn Luke tot in der Badwanne- er sitzt wie arrangiert inmitten eines Blütenmeeres. Ihre Tochter Laura liegt schlafend und unversehrt in ihrem Zimmer- sie hat angeblich nichts von dem Mord mitbekommen. Doch wer hatte Interesse daran, einem freundlichen, vielleicht aufgrund seiner Lernschwäche etwas langsamen Jungen, etwas anzutun?

Diese Frage beschäftigt die Kriminalkommissarin und Ermittlerin des Falles, Vera Stanhope, als sie den Tatort betritt. Zunächst gestalten sich die polizeilichen Ermittlungen als schwierig- Bewegung kommt erst in die Sache, als ein zweiter Mord geschieht. Diesmal ist es eine junge Frau, die von einer Gruppe befreundeter Vogelkundler tot aufgefunden wird. Auch sie ist umgeben von Blumen und Blüten.

Eigentlich will Vera die Vogelkundler nur aus reiner Routine näher befragen, doch dann ergeben sich plötzlich Verbindungen zu den Opfern und es scheint, als ob jeder der Gruppe etwas zu verbergen hat. Kann Vera Licht ins Dunkel bringen?

Nach der atmosphärisch dichten, preisgekrönten Shetland Reihe macht die Autorin Ann Cleeves ihre Leser mit einer neuen, ziemlich eigenwilligen Ermittlerin bekannt.

Vera Stanhope besitzt weder Modelmaße noch ist sie schön oder außergewöhnlich. Sie ist ledig, recht einsam, frönt dem Alkohol nach der Arbeit und beneidet im Stillen ihre verheirateten und mit Kindern gesegneten Kollegen um ihr Familienglück. Außerdem besitzt sie die nervtötende Marotte, alle Welt als "Herzchen" anzusprechen. Aber sie hat ein besonderes Talent- sie hat ein kriminalistisches Gespür, das lebenswichtig ist in ihrem Beruf, in dem sie auf ganzer Linie aufgeht!

Vera hat eine ganz bestimmte Methode bei ihren Ermittlungen- sie lullt die Befragten und Verdächtigen, ganz nach "Columbo Manier", zunächst durch eine freundliche, leicht schrullige Art ein, bis diese sich in Sicherheit wiegen, um sie dann mit messerscharfen Fragen aus dem Konzept zu bringen. Zu Veras Team gehört auch Joe Ashworth, der sie in diesem ersten Fall tatkräftig unterstützt und sich gut gegen die manchmal etwas ruppige Vera durchzusetzen versteht.

Wie auch in anderen Romanen von Ann Cleeves brilliert "Totenblüte" durch eine atmosphärisch dichte und komplexe Handlung. Sowohl Haupt und Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet und werden facettenreich dargestellt. Man wird nicht nur an die Akteure herangeführt, sondern lernt sie und ihre kleinen und großen Geheimnisse im Laufe des Buches immer besser kennen. Der Leser wird so schnell zum sensationslüsternen Voyeur, da die ureigene Neugierde in Etappen stetig mehr geschürt wird.

Die tiefgründige Charakterisierung ihrer agierenden Personen ist ein Highlight, das sämtliche Krimis von Ann Cleeves auszeichnet und dieser Punkt lässt ihre Bücher auch aus der breiten Masse der Krimilektüre hervorstechen.

Ein wenig zu kurz kam mir bisher nur die Beschreibung von Veras persönlichem Lebenshintergrund, was aber in den nächsten Teilen wahrscheinlich nachgeholt werden wird. Übrigens wurde „Totenblüte" nun auch für das englische Fernsehen verfilmt. Mit keiner geringeren Schauspielerin in der Rolle der Vera, als Brenda Blethyn.

Kurzgefasst: Ein hervorragender Krimi mit einer erfrischend durchschnittlichen und schrulligen Kommissarin.

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Vera ist eine Romanheldin nach meinem Geschmack

Opferschuld
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Im kleinen beschaulichen Dorf Elvet gibt es eigentlich keine Geheimnisse, denn jeder kennt jeden, sollte man zumindest meinen- doch vor knapp zehn Jahren wurde ein Mord begangen- an einem fünfzehnjährigen ...

Im kleinen beschaulichen Dorf Elvet gibt es eigentlich keine Geheimnisse, denn jeder kennt jeden, sollte man zumindest meinen- doch vor knapp zehn Jahren wurde ein Mord begangen- an einem fünfzehnjährigen Mädchen.

Die beste und einzige Freundin des Opfers Abigail Mantel, Emma, fand das Mädchen damals leblos auf. Nach einer recht kurzen Ermittlungsarbeit der Polizei war die angebliche Täterin, eine Geliebte des Vaters von Abigail, schnell überführt, obwohl sie stets ihre Unschuld beteuerte.

Der Fall scheint abgeschlossen, alles gerät langsam in Vergessenheit, bis das Unglaubliche geschieht. Es meldet sich ein wichtiger Zeuge, der der angeblichen Mörderin ein hieb- und stichfestes Alibi verschafft. Doch das kommt leider zu spät für die Verurteilte, die sich bereits im Gefängnis das Leben genommen hat, bevor der Fall neu aufgerollt wird. Die Tragik des Mordfalles lässt auch die neugierige Kommissarin Vera Stanhope nicht kalt, die extra für diesen Fall in das Dörfchen gekommen ist, um ihre Ermittlungen und Untersuchungen aufzunehmen.

Und wie immer gelingt es Vera mit ihrer unnachahmlichen Art, den Dörflern ihre kleinen und großen Geheimnisse zu entlocken. Schnell ist ihr klar, dass gleich mehrere Personen ein Motiv hatten, Abigail damals zu ermorden. Und dann geschieht noch ein zweiter Mord…

Der zweite Teil der Vera Stanhope Reihe von Ann Cleeves fördert erneut die Stärken der Autorin zu Tage- etwa die tiefgründige, liebevolle Charakterisierung ihrer Romanfiguren- ob Haupt oder Nebenfiguren; sie beschreibt sehr glaubwürdig deren Ängste und Unsicherheiten und lässt den Leser zu einem neugierigen Voyeur werden, dem sie zwar stets kleine Happen hinwirft, doch trotzdem bis zum Schluss im Dunklen tappen lässt, was den wahren Täter angeht. Geschickt streut sie Verdachtsmomente gegen mehrere Akteure der Geschichte aus und erschwert ihren Lesern die Tätersuche ungemein, was mir sehr viel Lesespaß bereitet hat, weil meine Neugierde dadurch immer mehr geschürt wurde.

Wer bereits andere Romane der Autorin gelesen hat, weiß, dass sich Ann Cleeves Bücher nicht unbedingt durch eine actionreiche, schnelle Handlung auszeichnen- im Gegenteil- die Geschichten umgibt eine gewisse Langsamkeit, sie brillieren dagegen jedoch durch eine sehr gut ausgearbeitete Story und charismatische, teils auch recht schrullige Hauptfiguren. Die Spannungsmomente sind eher spärlich gesät, diese Bücher sind eher als reine, handfeste englische Krimis zu betrachten, doch die Autorin versteht ihr Handwerk und ihr gelingt es stets, trotz der gemächlichen Entwicklung ihrer Geschichten, eine unterhaltsame, atmosphärisch dichte Handlung zu weben, die einen hohen Unterhaltungswert besitzt.

Mit der Kommissarin Vera Stanhope hat Cleeves zudem eine Heldin geschaffen, die wunderbar unperfekt ist- sie ist keine Schönheit mit Modelmaßen- im Gegenteil, sie hat Übergewicht, trägt eher praktische unmoderne Kleidung, trinkt gerne und neigt durchaus auch zu missgünstigen Gedankengängen, auch wenn sie, wenn es darauf ankommt, durchaus ein Herz aus Gold hat. Sie spricht sämtliche Mitmenschen mit „Herzchen“ an und vermittelt ihrem Gegenüber stets das Gefühl von Vertrauen. So wiegt sie sowohl Zeugen als auch Täter in falscher Sicherheit- suggeriert ihnen durch ihre Optik, sie wäre vollkommen harmlos- ein fataler Fehler, denn Vera ist sehr scharfsichtig und höchst intelligent!

Vera ist eine Romanheldin nach meinem Geschmack – sie erinnert an ein weibliches, britisches Pendant, zum eigenwilligen Ermittler und Trenchcoatträger Columbo und auch im zweiten Band der Reihe gelingt es der Autorin, das hohe Niveau des Erstlings zu halten.
Zwar hätte ich sehr gerne noch ein wenig mehr über Veras persönlichen Hintergrund erfahren; diesmal agiert sie über weite Strecken nur reine Nebenfigur, doch dafür entschädigte mich die fesselnde Kriminalhandlung.

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Eher beliebig erzählte Love Story- Ein leider nur durchschnittlicher New Adult.

Starting Something New
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Acht Jahre zuvor:

Daphne ist mit ihren besten Freundinnen unterwegs in Las Vegas, um dort ihren 21. Geburtstag zu feiern. Während sie von Location zu Location tingeln, sprechen die Mädels ordentlich dem ...

Acht Jahre zuvor:

Daphne ist mit ihren besten Freundinnen unterwegs in Las Vegas, um dort ihren 21. Geburtstag zu feiern. Während sie von Location zu Location tingeln, sprechen die Mädels ordentlich dem Alkohol zu, was besonders Daphne nicht gut verträgt.
Als sie versehentlich ihr Handy in einen Brunnen fallen lässt, ist da gottlob ein attraktiver Fremder, der geistesgegenwärtig reagiert und es rettet.
Es soll nicht die einzige Begegnung mit ihm bleiben, denn seine türkisfarbenen Augen ziehen Daphne in den Bann…

Gegenwart:

Daphne ist Rechtsanwältin, doch ihr neuer Chef hält sehr wenig von ihr, was er ihr nicht nur durch sein Verhalten, sondern auch durch äußerst verletzende Bemerkungen, klar macht. Böse Gerüchte, die die junge Frau vor nicht allzu langer Zeit verunglimpften, stellten sich als haltlos heraus und dennoch ist es für sie sehr schwer, im Job Fuß zu fassen. So beißt sie sich hartnäckig durch. Selbst den Auftrag ihres Chefs, einem Schauspieler, der in der Kanzlei unter Vertrag ist, als eine Art Beraterin und Anstandswauwau zur Seite zu stehen, nimmt sie an, obwohl sie den Mandanten spontan und abgöttisch hasst.
Aspen Knox mag zwar höllisch attraktiv sein und in Hollywood als einer der hottesten Bösewichte im Film gelten, doch Daphne findet THV (The Hot Villain) eher abtörnend.
Seine Überheblichkeit wird nur noch durch sein anmaßendes Verhalten getoppt. Mal ehrlich, wer nennt eine Frau heute noch locker und lässig „Baby“?
Dennoch fühlt sie sich in seiner Nähe seltsam. Irgendetwas bringt eine Saite in ihrem Inneren zum klingen.
Im Laufe der Zeit müssen die beiden Kampfhähne allerdings lernen, sich zusammenzuraufen.
Beide stellen fest, dass sie sich mögen, doch Aspen verbirgt ein Geheimnis vor ihr…

„Starting something new“ ist der erste Roman der Autorin für mich und gleichzeitig der Auftaktband zu einer neuen, dreibändigen Reihe im New Adult Genre.
Obwohl ich altertechnisch gesehen nicht mehr so ganz zur Zielgruppe gehöre hust , lese ich ab und an gerne mal einen Roman dieses Genres; Hauptsache die Liebesgeschichten werden intensiv erzählt und die Figuren sind facettenreich beschrieben.
Die Autorin führt ihre Leser in die glitzernde Welt des Showbizz, doch wenn ich ehrlich bin, hätte ich mir ein wenig mehr Ausflüge in diese Welt gewünscht. Besonders spannend fand ich es, dass Aspen, der Romanheld, eine Ausbildung als Stuntman absolviert hatte, bevor er zum Schauspieler wurde und auch aus diesem Bereich hätte ich mir diverse Infos gewünscht.
Auch Daphnes Arbeitswelt bleibt außen vor; man erfährt lediglich von ihr, dass sie Anwältin ist, aber die Jobs des Heldenpaars bleiben leider nur schöne Staffage.
Die Liebesgeschichte der beiden wird, im Wechsel, aus den Perspektiven von Daphne und Aspen geschildert, so dass man sich gut in die Gedanken und Gefühlswelt des Heldenpaars hineindenken kann.
Sowohl Daphne als auch Aspen sind sympathisch wenn man mehr über sie erfährt, aber sehr impulsiv und tragen halt gewisse seelische Altlasten mit sich herum. Besonders Daphne muss also lernen, einem anderen Mann zu vertrauen.
Das Knistern zwischen den beiden ist durchaus spürbar, doch wenn ich ehrlich bin, fehlte mir zu einer besseren Bewertung der Love Story mehr Intensität. Sicherlich gibt Aspen Sätze zum Besten, die seine Liebe zu Daphne verdeutlichen sollen, doch konnten diese mich leider nicht so in dem Maße berühren, wie ich es mir gewünscht hätte.
Der Schreibstil der Autorin ist gut und eingängig, doch die Liebesgeschichte fand ich eher beliebig erzählt. Sie konnte mich leider nicht wirklich fesseln, was ich sehr schade fand. In diesem Roman werden bereits einige Nebenfiguren eingeführt, die dann wohl in den Folgebänden ihre eigene Story bekommen werden, doch muss ich ehrlich zugeben, dass sie mich nicht reizen würden und so werde ich wohl dann eher eine andere Buchreihe der Autorin ausprobieren um ihr eine zweite Chance zu geben.

Kurz gefasst: Eher beliebig erzählte Love Story- Ein leider nur durchschnittlicher New Adult.





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Veröffentlicht am 14.06.2024

Kurzweiliger, amüsanter Cosy-Krimi, der in die Welt der Antiquitäten führt, mit Luft nach oben

Mord im Antiquitätenladen
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Eigentlich hatten Antiquitätenhändler Siggi und sein Kumpel Kurt vor, einen gemütlichen Angeltag einzulegen, doch erst zickt Kurt wieder herum, der Siggi eine todsichere Anlage andrehen will und dann macht ...

Eigentlich hatten Antiquitätenhändler Siggi und sein Kumpel Kurt vor, einen gemütlichen Angeltag einzulegen, doch erst zickt Kurt wieder herum, der Siggi eine todsichere Anlage andrehen will und dann macht er sich bald schon wieder aus dem Staub. Siggi ist dennoch froh, dass er Kurts Investition in „Reis“ ausschlagen und entkommen konnte, denn Kurt ist nicht gerade der Garant für clevere Geschäftsideen.
Doch Siggis gute Laune hält nicht lange an. Kaum zurück in seinem Geschäft, stellt er fest, dass jemand Unbekanntes in seiner Abwesenheit nicht nur eingebrochen ist, er findet sich plötzlich Auge in Auge mit einem Toten, dem scheinbar etwas über den Schädel geschlagen wurde. Panisch ruft er die örtliche Polizei an und fällt aus allen Wolken, als die ihn, in Gestalt seines Ex-Schulkollegen Gunnar, offenbart, dass es keinen Toten im Laden gibt. Mehr noch, Gunnar will Siggi den Einsatz wegen groben Unfugs unter Strafe stellen.

Siggi ist völlig überfordert und versteht die Welt nicht mehr. Und den Moment seiner größten Verwirrtheit nutzt, die zufällig im Laden aufgetauchte Doro weidlich aus, die auf der Suche ist, nach einer neuen Putzstelle. Die tüchtige Doro wirbelt nicht nur im Laden gehörig viel Staub auf, sondern unterstützt Siggi bei seinen Versuchen, Lixcht ins Dunkel zu bringen. Und plötzlich befinden sich Siggi, Doro und Siggis Freund der Sachverständige Anton inmitten eines gefährlichen Detektiv und Katz und Mausspiels…

Ich liebe Trödelmarktbesuche und genauso sehr mag ich „Bares für Rares“. Im Laufe der Jahre habe ich sowohl das Expertenteam, als auch die Händler liebgewonnen und schaue immer wenn ich Zeit habe hinein in die TV Sendung.
Als ich erfuhr, dass das liebeswerte Original mit frecher Klappe, Waldi Lehnertz, seinen ersten Roman, zusammen mit Autorenkollegin Miriam Rademacher verfasst hat, war ich natürlich gleich gespannt darauf, zumal ich eine Schwäche für Cosy Crime besitze. Und dass die Story in die Welt der Antiquitäten führen sollte, klang ebenfalls verlockend für mich.
Schon die Leseprobe versprach kurzweilige, amüsante Unterhaltung und auch der übrige Roman konnte mit meinem ersten, positiven Eindruck mithalten.

Zugegeben, die Charaktere haben nicht viel Tiefgang zu bieten und angeln eine Spur zu oft und gerne für meinen Geschmack, aber ich mochte den trockenen Humor, der ab und an aus Siggi hervorbricht sehr. Die Beschreibung des akribisch wirkenden Anton erinnerte mich frappierend an den Ex-BFR Sachverständigen Albert Maier, was ich aber sehr witzig fand und BFR Fans dürfen sich zudem auch auf ein Vorwort von Horst Lichter freuen.
Die Story ist jetzt nicht spannend bis zum Abwinken, aber kann im Großen und Ganzen gut unterhalten. Sollte es weitere Bände über Siggi, Doro und Anton geben, würde ich es jedoch besser finden, wenn ihnen ein wenig mehr Tiefgang auf den Leib geschrieben werden würde. Was bewegt sie? Welche Lebensziele haben sie? Aber vor allem würde ich mir wünschen, dass Doro nicht ganz zu schusselig dargestellt wird, wie ein wandelndes Klischee und zukünftige Fälle ein wenig geheimnisvoller dargeboten werden. Aus Ermangelung an Akteuren kann man relativ fix erahnen, wie der Hase läuft, bzw. wer den armen Siggi böse mitspielt.

Kurz gefasst: Kurzweiliger, amüsanter Cosy-Krimi, der in die Welt der Antiquitäten führt, mit Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 18.05.2024

Sozialkritischer, leider etwas enttäuschender Romantic Thriller, der in der schönen Scheinwelt der Social Media und Influencer Blase spielt

Insight – Dein Leben gehört mir
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Valerie Sophie ist es innerhalb weniger Jahre gelungen, ihr Leben völlig umzukrempeln. War sie in ihrer Kindheit und Jugendzeit noch ein Mädchen, das von Mitschülern belächelt und gemobbt wurde, gehört ...

Valerie Sophie ist es innerhalb weniger Jahre gelungen, ihr Leben völlig umzukrempeln. War sie in ihrer Kindheit und Jugendzeit noch ein Mädchen, das von Mitschülern belächelt und gemobbt wurde, gehört sie mittlerweile nun zu den beliebtesten Influencern in Deutschland. Firmen stehen Schlange bei ihr, damit sie deren Produkte bewirbt und sie muss sich um Geld keinerlei Sorgen mehr machen.
Sie könnte eigentlich glücklich sein, doch Schatten aus der Vergangenheit, die immer noch auf ihrer Seele lasten und eine kürzlich gescheiterte Beziehung machen das unmöglich. Zudem setzt Valerie ausgerechnet ihr Manager Tizian zu, der zwar überaus raffiniert lukrative Deals einstielt, jedoch alles andere als zimperlich mit ihr umgeht.

Als sie, eines Tages, anonyme, anzügliche Handynachrichten und Pakete ohne Adressat erhält in denen sich aufreizende Dessous befinden, ist sie zunächst lediglich alarmiert. Denn sie weiß, dass es in der Social Media Welt viele Neider gibt. Dennoch wendet sie sich an die Polizei, die die Nachstellungen des Unbekannten jedoch eher als harmlos einstufen.
Doch dann verschärft sich die Situation und weil ihr keiner Glauben schenken will, wendet sie sich schließlich an einen ehemaligen Mitschüler. Paul ist mittlerweile Polizist und verspricht ihr zu helfen.
Val ist froh darüber, denn schon bald will sie ihre erste Pflegeserie auf den Markt bringen und kann keinerlei Ablenkung gebrauchen. Zeit ist Geld und ihre Termine sind streng durchgetaktet.
Es kommt jedoch zum Supergau, als eine intrigante Influencerin ihren Ruf besudeln will.
Plötzlich gilt Valerie Sophie als unglaubwürdige Person und bekommt sämtlichen Hass im Netz zu spüren.
Und auch der Unbekannte schreitet erneut zur Tat. Zwar ist Paul an ihrer Seite, doch kann er nicht verhindern, dass Vals Tage als Influencerin mit Einfluss bald gezählt sein dürften.
Val ist verzweifelt und beschließt auf eigene Faust Nachforschungen zu betreiben…

Bislang habe ich noch nichts von der Autorin lesen dürfen, jedoch gab es viele positive Stimmen zu ihren Vorgängerbüchern und zu ihrer Biografie über Magersucht (Wie viel wiegt mein Leben), die schnell klar machen, dass Antonia Wesseling ernste Themen in ihren Büchern ansprechen und nicht nur reine Unterhaltung anbieten möchte.
Ihr Ausflug ins romantische Thrillergenre ist nun etwas ganz Neues und da ich sowohl New Adults mit Tiefgang und Sozialkritik mag, als auch eine spannende Krimi oder Thrillergeschichte, freute ich mich sehr auf „Insight-Dein Leben Gehört Mir“.

Optisch ist der Roman schon mal ein echter Hingucker und Schmuckstück zugleich! Der Buchschnitt ist farbig eingefärbt und einige Glitzereffekte auf dem Cover machen viel her.
Inhaltlich kann die Story leider nicht so gut mithalten, wie ich finde.
Zwar beleuchtet die Autorin auf überzeugende und schonungslose Art und Weise die nicht immer so schöne Influencer Welt des Scheins, mit all ihren Vor und Nachteilen und die Leserschaft erfährt aus Vals Sicht wie belastend es für die Psyche sein kann, wenn man in aller Öffentlichkeit gemobbt und an den Pranger gestellt wird; wenn Vorverurteilungen die Runde machen und man sich hilf- und machtlos dagegen fühlt, doch reichte dieser Punkt leider nicht aus, Val sympathischer wirken zu lassen.
Zugegeben, sie mag seelische Altlasten aus der Kindheit mit sich herumtragen, die sie in einer Art Verdrängungsmechanismus innerlich unter Verschluss hält, was nachvollziehbar macht, dass sie nicht allzu empathisch agiert.
Ihre Selbstbezogenheit ist jedoch zwischenzeitlich dermaßen unerträglich, dass ich zur Romanheldin wenig Sympathie und Interesse an ihrer Story aufbauen konnte.
Die Nebenfiguren dienen ihr praktisch nur als Zuhörer oder Helferlein in der Not.

Erschwerend kommt dazu, dass es der Liebesgeschichte an Nähe, Romantik und unter die Haut gehenden Momenten fehlt. Es gibt kaum tiefergehende Dialoge zwischen dem Heldenpaar, die sich nicht mit Vals eigentlichem Problem mit dem „Stalker“ beschäftigen und schon sind beide auf Tuchfühlung miteinander.
Freunde explizit dargebotener Liebesszenen werden sicherlich auf ihre Kosten kommen, doch wirken besagte Momente lieblos abgespult nach Schema F und eher abtörnend, weil an allen Ecken und Kanten Romantik und Nähe fehlen.

Dazu hatte ich so meine Probleme mit der Enttarnung des „Täters“/ die Auflösung des Ganzen und selbst der letzte Twist, gegen Ende der Story, konnte mich dann nicht mehr großartig überraschen, da man ihn bereits einige Zeit vorher kommen sieht.
Die Autorin schreibt, an sich, sehr gut, doch vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte Haupt und Nebenfiguren ein wenig mehr Tiefgang und Seele auf den Leib geschrieben, als so viele unterschiedliche Themen in einen Roman zu packen; also einmal die bunte Scheinwelt der Influencer und ihre Tücken/Mobbing anzuschneiden und dazu auch noch Vals persönliche und familiäre Probleme aufzugreifen, die hier ja gar nicht aufgearbeitet, sondern lediglich angerissen werden. Dazu dann noch eine Thrillerhandlung zu kreieren, der es an echten Spannungsmomenten fehlt, leider.

Kurz gefasst: Sozialkritischer, leider etwas enttäuschender Romantic Thriller, der in der schönen Scheinwelt der Social Media und Influencer Blase spielt.

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