Sobald der Herbst Einzug hält, es früher dunkel und kälter wird, lese ich ja unheimlich gern in der Badewanne.
Allerdings sind die meisten Bücher und eBook-Reader ...
"Racheakt im Walzertakt" von Günther Zäuner. 🛀📖
Sobald der Herbst Einzug hält, es früher dunkel und kälter wird, lese ich ja unheimlich gern in der Badewanne.
Allerdings sind die meisten Bücher und eBook-Reader nicht so ganz wassertauglich. Und da hat die Edition Wannenbuch ihre Marktlücke gefunden. Das wasserfeste Buch für Erwachsene. Ein Wannenbuch lässt sich in ca. 10-15 Minuten lesen. Optimal um eine Gesichtsmaske einwirken zu lassen. Wenn euch diese kleinen Geschichten zu kurz sind, kann ich das verstehen. Aber die Wannenbücher sind auf jeden Fall eine witzige Geschenkidee für alle, die gern baden und lesen. Ich habe mittlerweile eine kleine Sammlung. 😁😍 Es ist einfach toll, wenn man das Buch im Wasser ablegen kann und nicht immer die Hände abtrocknen muss. 😅
Und darum geht's in "Racheakt im Walzertakt":
Die Angst geht um in der Donau-Metropole. Ein Heckenschütze nimmt E-Roller-Fahrer ins Visier. Wer wird das nächste Opfer?
Meine Meinung:
Ein brandaktuelles Thema. Viele von euch waren vielleicht (genau wie ich) von diesen E-Rollern schon genervt. Ständig liegen sie irgendwo als Stolperfalle auf dem Gehweg, von der Rücksichtslosigkeit der Fahrer und Fahrerinnen will ich gar nicht erst anfangen.
Dass allerdings ein Sniper plötzlich auf Menschen mit diesem Verkehrsmittel schießt, ist natürlich total unverhältnismäßig und.. irre.
Wer ist der Täter? Was bewegt ihn zu seinem Handeln?
Mich hat die kleine Geschichte gut unterhalten und zum Nachdenken angeregt.
Wie immer hätte ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht. Mein Badewasser war noch gar nicht kalt. Ich lese anscheinend zu schnell. 😅😉
Ich bin seit einigen Jahren einen Fan von Bernhard Aichners Büchern. Sein stakkato-artiger Schreibstil, seine bildhaften Beschreibungen, seine facettenreichen Charaktere… kurzum, seine Bücher fesseln ...
Ich bin seit einigen Jahren einen Fan von Bernhard Aichners Büchern. Sein stakkato-artiger Schreibstil, seine bildhaften Beschreibungen, seine facettenreichen Charaktere… kurzum, seine Bücher fesseln mich immer wieder. Leider muss ich sagen, dass mir der zweite Teil um David Bronski nicht zu einhundert Prozent lag und ich wäre nicht ich, wenn ich euch nicht erklären würde, woran das lag. 😉
Aber zunächst müsst ihr natürlich wissen, worum es in „Gegenlicht“ geht: Ein blinder Passagier fällt aus einem Flugzeug und landet mitten in einem vorstädtischen Garten. Pressefotograf David Bronski und seine Kollegin Svenja Spielmann können es sich natürlich nicht entgehen lassen, über diesen seltsamen Fall zu berichten. Dabei stoßen sie auf ein Geheimnis, das sie lieber nicht entdeckt hätten, denn plötzlich befinden sie sich im Fokus eines Söldners, der über Leichen geht - auch über ihre!
Richtig gut gefiel mir der Einstieg ins Buch. Man war ohne jegliches Vorgeplänkel mitten in der Geschichte, die der Klappentext verspricht. (Nichts hasse ich mehr, als wenn ich 150 lesen muss, um alles zu wissen, was im Klappentext stand. Ihr kennt das sicher?!) Auch die Vorgeschichte aus dem ersten Band „Dunkelkammer“ wird wirklich nur in den allernötigsten Details angerissen und füllt nicht mehrere Seiten. Als Kenner des ersten Teils ist man also sofort wieder drin und als Nicht-Kenner hat man trotzdem alle nötigen Informationen. Genau wie es sein muss.
Und dann beginnt meine Kritik am Buch bei Bronski selbst. Die Figur, die mich in „Dunkelkammer“ so fesselte, weil sie düster, melancholisch und nicht wirklich vergleichbar war, wurde mir plötzlich zu „weich“. Ich verstehe, dass sich eine Figur weiterentwickelt, nur ging mir das hier einfach zu schnell. Svenja, Bronskis Schwester Anna und seine Tochter Judith wirkten alle drei um einiges taffer als er und stellten ihn (nach meinem Empfinden) in den Schatten. Außerdem hatte ich in diesem Buch auch ein Problem mit dem Antagonisten. Der „Bösewicht“ war mir hier einfach viel zu übertrieben und eindimensional. So klischeebehafte Figuren bin ich aus Aichners Feder nicht gewohnt. Vielleicht bin ich da etwas verwöhnt, hier war ich auf jeden Fall enttäuscht, wenn ich ehrlich bin. Das gesamte Thema des Buchs war aber auch einfach nicht nach meinem Geschmack. Es geht viel um das organisierte Verbrechen. Ein Bereich, den ich normalerweise in Thrillern eher meide, da er mich schnell ermüdet.
Aichners Stil ist aber trotz aller genannten Kritik weiterhin spannend – wie man es von ihm gewohnt ist:
📖 Kurze Kapitel.
🕔 Knackige Zeit- und Ortsangaben.
🗣 Dialoge ohne ausschweifenden Schnickschnack.
Dadurch hält der Autor die Spannung immer weit oben, da verschiedene Perspektiven beleuchtet und in den Fokus gerückt werden. Man wird als Leser mit der Peitsche durch die Seiten getrieben wie ein Stier durch die Arena – ob man will oder nicht.
„Kurz hatte ich die Hoffnung, dass wir Glück haben würden. Ein gutes Ende für alle wünschte ich mir. Doch meine Wünsche wurden nicht erhört. Nicht im Entferntesten.“ S. 248
Ja, so erging es mir mit dem Ende des Buchs tatsächlich auch. Wieder hat Aichner hier an meinem Geschmack vorbei geschrieben. Schade. Aber irgendwie war bei "Gegenlicht" der Wurm drin.
Alles in allem war „Gegenlicht“ zwar spannend, aber weder die Figuren noch das Thema haben hier meinen Geschmack getroffen. Natürlich werde ich auch den dritten Teil um Bronski lesen und hoffe dann einfach, dass es mir wieder mehr zusagt. Immerhin ist Aichner einer meiner Lieblingsautoren. So schnell werfe ich die Flinte also nicht ins Korn.
Leseratten, habt ihr schon einmal einen Spannungsroman eines promovierten Mathematikers gelesen? 🧑🎓👨🏫 Nein?
Ich bis vor Kurzem auch nicht und dann sprach mich allerdings der Klappentext zu „Der langsame ...
Leseratten, habt ihr schon einmal einen Spannungsroman eines promovierten Mathematikers gelesen? 🧑🎓👨🏫 Nein?
Ich bis vor Kurzem auch nicht und dann sprach mich allerdings der Klappentext zu „Der langsame Tod der Luciana B.“ an:
„Luciana B. ist eine schöne und intelligente Studentin. Nebenbei arbeitet sie als Sekretärin bei dem berühmten Krimiautor Kloster. Als dieser ihr eindeutige Avancen macht, zeigt Luciana ihn an und zerstört damit seine Ehe. Als dann innerhalb weniger Jahre ihr Verlobter auf rätselhafte Weise ertrinkt, ihre Eltern an einer Pilzvergiftung sterben und ihr Bruder brutal ermordet wird, steht für Luciana fest: Hinter all ihrem Unglück steht Kloster, der ihr nie verziehen hat und sich grausam rächt ...“
Klingt doch vielversprechend, oder? Um jedoch wirklich herauszufinden, was es mit den Todesfällen in Lucianas Umfeld auf sich hat, bedarf es einiges:
🕛 Geduld
🙄 Philosophische Dialoge und Monologe
🕓 Geduld
📈 Statistische Daten
🕧 Erwähnte ich schon Geduld?
Aber von vorn: Der Aufbau des Buchs war interessant und ungewöhnlich. Der Ich-Erzähler des Romans bleibt für den Leser während des kompletten Buchs anonym. Das fand ich super, weil ich so etwas bisher noch nie gelesen habe. Die Kapitel sind leider eher lang und der Schreibstil ist sehr nüchtern. Beides hat meinen Lesegenuss etwas geschmälert, die spannende Plotidee ließ mich aber nicht los und deswegen habe ich weiter gelesen.
Ich wusste während des Lesens nicht, ob ich Lucianas Schilderungen Glauben schenken kann. Sie wirkt von Anfang an sehr paranoid. Das ist jedoch aufgrund der von ihr erlittenen Schicksalsschläge durchaus realistisch und authentisch. Die Befürchtung, dass ein Krimi-Autor, die perfekten Morde an Lucianas Liebsten begeht, um sich an ihr zu rächen, ist für mich als Leserin im Crime-Genre eine nicht von der Hand zuweisende Möglichkeit bei den sich häufenden Todesfällen in Lucianas Umfeld. Die Indizien, die sie gesammelt hat, sind durchaus glaubhaft. Oder kann es wirklich sein, dass all diese von ihr geliebten Menschen aufgrund einer Verkettung von unglücklichen Zufällen zu Tode kamen?
Diese Frage beschäftigt den unbekannten Erzähler quasi nonstop (und den Leser somit auch).
Dieser stete Zwiespalt des Erzählers zwischen den „Geschichten“ ist spürbar und nachvollziehbar. Der Charakter des Krimi-Autors Kloster half mir (und dem Erzähler) keinesfalls dabei, eine klare Meinung zu entwickeln, denn der werte Herr Schriftsteller hat zwar gewisse Gegenargumente, aber er ist einfach ein Unsympath vor dem Herrn! Man traut diesem Ekelpaket einfach alles zu. Das stellt Martínez also ganz clever an... und so hat er mich gehabt! Trotz seines anstrengenden Schreibstils wollte ich das Rätsel knacken und herausfinden, wer lügt und wer die Wahrheit sagt.
Ich selbst wusste einfach nicht, wem ich glauben soll. Ehrlich gesagt, war es mir aber sogar (fast) irgendwann egal, weil ich alle Figuren und ihr redundantes „Geschwafel“ nur noch anstrengend fand.
sorryfürdieWortwahl
callitTacheles
Ich wollte endlich wissen, was wirklich passiert ist! Und dann?! Dann war das Buch zu Ende und der Autor wurde leider nicht konkret genug... es war für mich einfach nicht auserzählt. 🧐
Fazit:
Was ich haben wollte:
☠📖 einen spannenden Roman
Was ich bekommen habe:
💬🗣 seitenlange philosophische Monologe
Was ich für mich schlussfolgere:
🧑🎓👨🏫 keine Romane mehr von Mathematikern.
Von mir bekommt ihr also leider keine Leseempfehlung.
Du liest gerne Thriller und magst
🧐 Verwirrspielchen, die zum Rätseln einladen;
❤ Kapitel in einer angenehmen kurzen Länge;
🤫 Cliffhanger, die neugierig machen und
😱 Plottwists, bei denen dir der Mund ...
Du liest gerne Thriller und magst
🧐 Verwirrspielchen, die zum Rätseln einladen;
❤ Kapitel in einer angenehmen kurzen Länge;
🤫 Cliffhanger, die neugierig machen und
😱 Plottwists, bei denen dir der Mund offen stehen bleibt?
Dann solltest du „Glaube mir“ von Alice Feeney unbedingt auf deine Leseliste setzen!
„Ich bin ganz gut darin, die Version von mir zu sein, die die Menschen meiner Meinung nach sehen wollen. Zumindest äußerlich.“
Anna Andrews, Seite 16
Anna Andrews hat ihr Ziel erreicht. Sie ist Moderatorin beim BBC-Mittagsmagazin in London. Ihre Vergangenheit und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen hat sie dafür hinter sich gelassen - bis in ihrer Heimatstadt Blackdown die Leiche einer jungen Frau auftaucht und sie als Reporterin vor Ort berichten soll.
Der in diesem Fall ermittelnde Detective Chief Inspector Jack Harper ist nicht nur der Exmann von Anna, sondern auch der Liebhaber des Opfers. Davon weiß jedoch niemand und das soll auch so bleiben, denn Jack hat das Opfer in der Mordnacht getroffen. Aber hat er den Tatort wirklich verlassen als sie noch lebte?
Eine perfekte Ausgangslage für einen Thriller, wie ich ihn mag. Alice Feeney lässt abwechselnd die Hauptfiguren Anna und Jack zu Wort kommen, die beide aus ihrer Sicht die Geschehnisse wiedergeben. Das 'Problem' ist allerdings, dass es beide Charaktere mit der Wahrheit nicht so genau nehmen und ich nie wusste, woran ich bin.
"Manchmal denke ich, ich bin die unzuverlässige Erzählerin meines eigenen Lebens. Manchmal denke ich, wir alle sind so."
Anna Andrews, Seite 34
Eine dritte Erzählperspektive aus Tätersicht rundet die Story ab und bringt dabei immer wieder neue Aspekte ins Spiel, die das vorher Gelesene in Frage stellen. Die Autorin ist eine Meisterin darin, Hinweise zu streuen und ihre Figuren verdächtig wirken zu lassen. Immer wieder wurde ich misstrauisch. Zunächst habe ich während des Lesens nur Anna und Jack verdächtigt, aber nach und nach schien mir fast jeder als Täter bzw. Täterin in Frage zu kommen (ihr wisst ja, die Vorstadtidylle täuscht uns doch jedes Mal). Ich habe aber keine große Bindung zu den Figuren aufgebaut, da ich ihnen einfach nicht getraut habe. Das soll aber keinesfalls Kritik sein. Denn genau darin lag die Spannung des Buchs begründet. Da man sich beim Lesen ständig in den Gedanken von Anna oder Jack befunden hat, taucht man immer wieder in ihre Gefühlswelt ein. Die Autorin erzeugt dadurch eine emotionale Tiefe, die mir sehr gut gefiel. Selbst die Nutzung einiger Klischees wirkte auf mich keinesfalls stereotyp oder plump.
Immer wieder gab es neue Wendungen in der Storyline, die mich unverhofft getroffen haben (aber im Nachhinein total logisch erschienen). Wirklich gekonnt hat Alice Feeney mich hier an der Nase herumgeführt. Das Buch ist einfach von Seite 1 an extrem spannend geschrieben. Ich habe mich auch, wenn ich nicht gelesen habe, gedanklich immer wieder mit den Ereignissen in Blackdown auseinandergesetzt: In meinen Augen ist das der absolute Beweis dafür, dass "Glaube mir" ein tolles Buch ist!
Besonders lobend erwähnen, möchte ich - neben all der Spannung und den interessanten Figuren - aber auch den wirklich tollen Schreibstil der Autorin. Die Art wie sie Dinge beschreibt, habe ich beinah als poetisch empfunden. Es gibt so viele Stellen, die ich als „Lebensweisheiten“ bezeichnen würde und trotzdem wirkt nichts davon gestelzt, gekünstelt oder gar kitschig. Hut ab, Mrs. Feeney!
"Die Zeit ist eine Falltür, durch die wir alle irgendwann im Leben purzeln, oft ohne zu ahnen, wie weit wir gefallen sind. In den Fängen eines Publikums aus unseren eigenen schlimmsten Ängsten, das eine Zugabe verlangt, sobald wir es wagen, uns nicht mehr zu fürchten." Seite 221
Je weiter, das Buch voranschritt, umso mehr Verdächtige und Theorien hatte ich auf meiner Liste. Eine dieser Optionen ist nachher auch tatsächlich eingetreten. Für mich ist das allerdings kein Grund das Buch schlechter zu bewerten, denn die Plottwists am Ende waren perfekt und eine meiner Theorien musste einfach stimmen, da ich ja alle Figuren irgendwann verdächtig fand. 😅
Ich war also nicht total überrascht vom Ende, aber zu 100 Prozent davon überzeugt! 😁
Was kann ich dir also noch sagen, um dich von "Glaube mir" zu überzeugen?
💪 Du könntest beim Lesen des Buchs abnehmen.
Man vergisst nämlich vor lauter Spannung zu essen.
💣 Das Buch hilft auch bei zu niedrigem Blutdruck, weil es so aufregend und zum Fingernägelknabbern spannend ist.
🙋♀️ Das Buch wird deine Geschicklichkeit verbessern, denn du wirst den Haushalt die nächste Zeit mit einer Hand erledigen müssen. In der anderen Hand, hast du dann nämlich den Roman. 😉
"Glaube mir" war seit langer Zeit wieder ein richtiger Pageturner! Ich habe zwar auch zuletzt einige gute Bücher gelesen, aber bei keinem ist der Funke so schnell übergesprungen wie hier. Ich wage es mich aus dem Fenster zu lehnen und zu behaupten, dass "Glaube mir" zu meinen Jahreshighlights 2021 gehören wird. Also stürm' in die Buchhandlung oder hau' in die Tasten, um das eBook zu bestellen.
Ich persönlich lese Horror-, Kriminalromane und Psychothriller nicht nur zur Unterhaltung, sondern mich fasziniert auch auf eine perfide Weise, wozu der Mensch fähig ist. Nicht ohne Grund bleibe ich oft ...
Ich persönlich lese Horror-, Kriminalromane und Psychothriller nicht nur zur Unterhaltung, sondern mich fasziniert auch auf eine perfide Weise, wozu der Mensch fähig ist. Nicht ohne Grund bleibe ich oft beim Zappen hängen, wenn ich eine Dokumentation über Serienmörder erwische. Versteht mich nicht falsch: Ich bewundere weder Ted Bundy noch Charles Manson, aber ich möchte – warum auch immer - ihre Taten verstehen. Und nach dem Lesen von „Der Sommer als ich starb“ habe ich ein seltsames Bauchgefühl zurückbehalten. Das liegt nicht nur daran, dass Ryan C. Thomas jede Folterszene bis ins kleinste Detail schildert, sondern daran, dass dieser Roman betont, wir alle könnten Opfer (oder sogar Täter) werden. Und das hat mich getroffen.
„Ich wusste nicht, warum. Weil jeder eine Bestimmung hat, richtig? Weil wir alle Teil von Gottes großem Plan sind, […]. Oder vielleicht, weil Gott da oben einfach Würfel rollt und uns als Figuren auf einem allumfassenden Spielbrett benutzt. Oder vielleicht lag es bloß an Pech oder Glück oder vielleicht passierte Scheiße nun mal einfach und man musste damit klarkommen. […]“ Roger Huntington, Seite 208 von 215 (eBook)
Ryan C. Thomas Horrorthriller beginnt sehr ruhig. Der Autor nimmt sich viel Zeit, um seine Hauptfiguren, die beiden Schulfreunde Roger und Tooth, mit dem Leser bekannt zu machen. Er lässt Roger, der der Erzähler dieser Geschichte ist, von ihrem Leben davor und ihren Zukunftsplänen berichten. Ihr Ziele für den Sommer bestanden darin, Gras zu rauchen, Bier zu trinken, abzuhängen und falls es sich anbietet, Mädchen abzuschleppen. Er lässt die beiden auf eine wunderbar rotzige Weise alte Geschichten aufwärmen, über erlebte Abenteuer lachen und ich als Leserin saß grinsend und genauso naiv wie Roger und Tooth da, nichtsahnend was noch kommen wird. „Der Sommer als ich starb“ liest sich fast wie ein Coming-of-Age-Roman und ich habe mich atmosphärisch an „Die Leiche“ von Stephen King erinnert gefühlt. Tatsächlich war ich irgendwann leicht irritiert, dass noch nicht mehr passiert ist. Im Nachhinein betrachtet, war aber gerade dieses erste Drittel der Geschichte essentiell für meine emotionale Bindung zu den Figuren und für ihre Charakterentwicklung innerhalb ihrer Gefangenschaft, die noch folgen sollte.
Die Handlung des Buchs ist schnell zusammengefasst: Roger, der mittlerweile das College besucht, kommt in den Sommerferien zurück in seinen Heimatort. Dort wollen er und sein Schulfreund Tooth eine schöne Zeit miteinander verbringen. Als sie in die Wälder fahren, um dort ein paar Bier zu trinken und Schießübungen mit Tooths neuer Waffe zu machen, hören sie die verzweifelten Hilferufe einer Frau. Der Versuch sie zu retten, schlägt fehl und plötzlich befinden sie sich angekettet in der Hütte eines Psychopathen, der nicht müde wird, sich immer neue Foltermethoden für sie auszudenken.
„Hätte ich nur gewusst, was als Nächstes geschehen würde, ich hätte mir von Tooth die Pistole geschnappt und uns beiden Kugeln ins Hirn gejagt.“ Roger Huntington, Seite 68 von 215 (eBook)
Mein oben genannter „Stand by me“-Flair kippte dann also doch schneller als mir lieb war und plötzlich fand ich mich inmitten eines Horrorromans mit Folterszenen, die direkt aus der Hölle zu kommen schienen. Teilweise wurde die Erzählweise wirklich detaillierter als ich wollte! Wäre es ein Film gewesen, hätte ich mir die Augen zugehalten und zwischen den Fingern hindurch geprüft, ob abgeblendet wurde. Aber diesen Gefallen tut Thomas seinen Lesern nicht. Wo andere abblenden, fängt er erst richtig an. Indem er Roger seine Geschichte erzählen lässt, der die vierte Wand regelmäßig durchbricht, um den Leser direkt anzusprechen, hat er mich emotional immer tiefer in die Misere der beiden Freunde hineingezogen. Gleichermaßen furchtbar und genial! Das ist in meinen Augen die beste Beschreibung für den angewandten Schreibstil des Autors. Ich kam bei einigen Szenen an meine Ekelgrenze. Zum Verschnaufen blieb mir nie viel Zeit und ich weiß nicht genau, ob ich das gut oder schlecht fand. Eine morbide Art der Neugier hatte mich gepackt. Zwar erfährt man direkt im Prolog, der im Gegensatz zum restlichen Buch in der Gegenwart spielt, dass Roger überlebt hat, aber ich wollte unbedingt wissen, wie er sich rettet und was ihm genau widerfahren ist. Was hat er erlebt, dass ihn dermaßen kaputt gemacht hat? Wieso empfindet er seine Rettung nicht als Happy End? Wäre der Tod wirklich besser gewesen? All diese Themen werden von Roger immer wieder aufgegriffen und haben mich nachdenklich gestimmt. Es bleibt spannend bis zum bitteren Schluss. Da ich es auch bei Horrorromanen, den Schriftstellern übelnehme, wenn sie das Ende zu schnell herbeiführen oder unglaubwürdig gestalten, bin ich froh, dass Thomas die letzten Kapitel für mich glaubhaft geschildert hat. Ich persönlich fand das Ende wirklich gelungen, da es authentisch war – die Handlung ebenso wie die Gefühlswelt von Roger.
Trotz allem habe ich aber auch zwei kleine Kritikpunkte gefunden, die mich zwar nicht massiv gestört haben, aber mir dennoch beim Lesen aufgefallen sind. Zum einen gibt es Szenen im Buch, die sehr starke Gewalteinwirkungen auf die Figuren darstellen, von denen ich denke, dass sie ein „normaler“ Mensch, nicht überleben würde. Allerdings bin ich kein Mediziner und kenne zum Glück niemanden, mit derlei Erfahrungen, sodass ich diese Kritik nur als Vermutung aussprechen kann. 😉 Zum anderen hätte ich mir etwas mehr Hintergrund zum „Bösewicht“ der Geschichte gewünscht. Seine Taten werden zwar erklärt, hier hätte der Autor – für meinen Geschmack – etwas mehr Zeit auf die Psyche verwenden können. Das liegt aber vermutlich einfach an meiner Vorliebe, die Bösewichte näher „kennenlernen“ zu wollen.
„Der Sommer als ich starb“ ist ein brutales Buch, was Bilder in die tiefsten Windungen meines Hirns gemalt hat, wo ich sie vermutlich nie wieder löschen kann. Und doch war es keine plumpe Aneinanderreihung von brutalen Folterszenen. Ryan C. Thomas hat mich mit seinen Worten und seinen Figuren emotional Achterbahn fahren lassen. Für mich besticht das Buch genau dadurch! Es erzeugt nach dem sanften Einstieg eine durchweg düstere, traurige und emotional aufgeheizte Stimmung, die man nicht oft im Horrorgenre findet. „Psychopathisch und extrem brutal“ so lauten die ersten vier Worte des Klappentextes und ich kann euch versprechen, dass es sich hierbei nicht um übertriebenes Marketing handelt! Wenn ihr eure literarischen Grenzen austesten wollt, seid ihr hier also genau richtig.