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Veröffentlicht am 27.11.2020

Von Leben und Tod, von Luft und Wasser!

Das Geschenk des Lebens
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Um 1900 stürzt sich eine junge Frau in die Seine, von ihrem ruhigen Gesichtsausdruck wird eine Totenmaske angefertigt, die bald in ganz Europa bekannt ist und ihr Tod soll bald viele Leben retten.

Sarah ...

Um 1900 stürzt sich eine junge Frau in die Seine, von ihrem ruhigen Gesichtsausdruck wird eine Totenmaske angefertigt, die bald in ganz Europa bekannt ist und ihr Tod soll bald viele Leben retten.

Sarah Leipciger baut rund um diese Unbekannte eine Fiktion ihres Lebens auf. Was könnte sie dazu bewegt haben, den Freitod zu wählen? Weiters erzählt sie die Geschichte des Spielzeugmachers Pieter aus Norwegen und von der kleinen Anouk, die an Mukoviszidose leidet und auf eine Spenderlunge wartet. All diese Geschichten, obwohl sie zeitlich teilweise durch mehr als hundert Jahre getrennt sind, hängen zusammen, durch das Leben, den Tod, die Luft und das Wasser.

Die verschiedenen Handlungsstränge unterscheiden sich nicht nur durch die Zeit in der sie spielen, sondern auch durch deren Erzählweise.
Die Unbekannte präsentiert ihr Leben in der Ich-Form, erzählt dieses dem Leser auf einer sehr persönlichen Ebene und erzählt sogar noch nach ihrem Tod weiter, was mit ihr passiert.
Pieter richtet seine Erzählung an seinen Sohn, den er liebevoll Bär nennt, und spricht ihn auch direkt an. Es ist eine Art "Du"-Form, ähnlich eines Briefromans.
Anouks Geschichte wird von einem außenstehenden Erzähler präsentiert, der trotzdem über die Gefühle und Gedanken Anouks Bescheid weiß.
Dies erleichtert auch das orientieren in der Mitte eines Kapitels.

In allen Kapiteln ist Leipcigers Stil sehr poetisch und leicht, trotz der doch tristen Thematik. Außerdem ist das Buch auch leicht verständlich und schnell zu lesen. Trotzdem büßt es keineswegs an Emotionalität ein.

Der Anfang und das Ende würden einen perfekten Kreis bilden, hätte Leipciger nicht noch einen Epilog angehängt. Dieser wirkt etwas fehl am Platz und wie die mitllerweile sehr beliebten After-Credit-Szenen, die noch irgendwie zum Film gehören, aber irgendiwe auch nicht. Aber dieser Kritikpunkt ist hier Jammern auf höchstem Niveau!

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Tragische Familiengeschichte der Zwischenkriegszeit

Trümmermädchen
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Trümmermädchen ist ein herzerwärmendes Buch über Familie und Verlust im Zweiten Weltkrieg und danach.
Es gibt viele Romane die während der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen, aber kaum ein Roman schreibt ...

Trümmermädchen ist ein herzerwärmendes Buch über Familie und Verlust im Zweiten Weltkrieg und danach.
Es gibt viele Romane die während der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen, aber kaum ein Roman schreibt über die Zeit danach, den harten Winter in Deutschland, die zerstörten Straßen, den Lebensmittelmangel. Dieses Buch zeigt, dass ein Krieg nicht vorbei ist, nur weil ein paar mächtige Männer irgendein Stück Papier unterschreiben. Und das macht es auf sehr eindrucksvolle Weise.
Die Leser verfolgen von Beginn an abwechselnd Anna, die im Krieg erwachsen wird und in der Nachkriegszeit zur Schwarzhändlerin wird, um ihre Familie zu versorgen, und Marie, ihre Tante, die an der Last, die gesamte Familie zu versorgen, nachdem ihr Mann nicht aus dem Krieg heimgekehrt ist, fast zerbricht. Durch die stark unterschiedlichen Charaktere der beiden Protagonistinnen lernen die Leser die verschiedensten Aspekte der Nachkriegszeit kennen und für Familie Odenthal hält das Schicksal wirklich alles bereit.
Die beschriebenen Geschehnisse sind erschreckend, trotzdem schafft es die Autorin immer wieder schöne Momente entstehen zu lassen, die den Lesern ein Gefühl von Wärme und Hoffnung geben. Das Lesen des Buches ist eine Achterbahn der Gefühle und zeigt einem, wie glücklich man sein kann, über die Zeit in der man gerade lebt.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Spanische Zeitgeschichte passiv miterlebt

Wir sind für die Ewigkeit
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Mercedes Vater wird von der faschistischen Regierung Spaniens festgenommen, seine Familie kann fliehen. Mercedes schafft es sogar über die französische Grenze. Doch der zweite Weltkrieg lässt nicht lange ...

Mercedes Vater wird von der faschistischen Regierung Spaniens festgenommen, seine Familie kann fliehen. Mercedes schafft es sogar über die französische Grenze. Doch der zweite Weltkrieg lässt nicht lange auf sich warten und so holen die Schatten des Krieges sie auch hier ein.

Um einen Roman spannend zu gestalten braucht es einen starken Protagonisten. Mit Mercedes hat dieser Roman eine Protagonistin, die viel durchstehen muss. Psychisch bleibt sie erstaunlich stabil, hat nie einen größeren Nervenzusammenbruch oder gar depressive Tendenzen. Jedoch erträgt sie alles was das Schicksal ihr hinwirft sehr passiv. Nur kurz wird sie aktiv, nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand. Nur um dann wieder den Schwanz einzuziehen und sogar andere zur Anpassung und Passivität aufzufordern.
Durch die vielen Schicksalsschläge und Mercedes Passivität wirkt das Buch schnell überladen, denn ein Ereignis jagt das nächste und keines wird wirklich großartig verarbeitet.

Der Roman beleuchtet eine geschichtliche Zeit über die kaum geredet wird und die vielen vollkommen fremd ist. Er würde jedoch Entschleunigung und etwas mehr Aktivität sehr gut vertragen.

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