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Veröffentlicht am 18.12.2023

Innovativer Roman, der Zeit braucht

Die sieben Monde des Maali Almeida
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Maali Almeida ist tot. Weshalb er sich auf am Anfang des Romans an den Toren des Jenseits wiederfindet. Nun muss er innerhalb von sieben Monden seine letzten Angelegenheiten klären, damit er nicht für ...

Maali Almeida ist tot. Weshalb er sich auf am Anfang des Romans an den Toren des Jenseits wiederfindet. Nun muss er innerhalb von sieben Monden seine letzten Angelegenheiten klären, damit er nicht für immer und ewig als Geist auf der Erde wandeln muss.
Shehan Karunatilaka, Booker-Prize Gewinner aus Sri Lanka, entführt die Leser:innen in seinem Roman "Die sieben Monde des Maali Almeide" ganz tief in die Geschichte und Kultur Sri Lankas. Das ist an sich sehr interessant, aber komplett ohne Vorwissen etwas viel auf einmal und manchmal nur schwierig zu verstehen. Man hat (natürlich) nicht den alten, weißen Mann, der einen an der Hand nimmt und durch diese Fremde führt. Wenn man wirklich etwas mitnehmen möchte aus dem Roman, muss man eben selbst diese Extrameile gehen.
Abgesehen davon ist der Roman innovativ und spannend erzählt. Die Leser:innen werden auf Maalis Reise mitgenommen, indem sie selbst zu Maali werden. Sie werden mit "du" angesprochen und bauen so eine unglaubliche Nähe auf. Maali, also wir, versucht nicht nur, die Umstände seines Todes zu klären, sondern spricht auch mit vielen anderen Geistern, die noch auf der Erde weilen.
Ein Roman mit viel Potenzial, für den man sich aber Zeit nehmen muss.

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Veröffentlicht am 09.11.2023

Eine wichtige Stimme

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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Sina Scherzants Roman "Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" ist eine berührende Coming-Of-Age-Geschichte für eine neue Generation, die in der Literatur gerne mal übersehen wird. Die ...

Sina Scherzants Roman "Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" ist eine berührende Coming-Of-Age-Geschichte für eine neue Generation, die in der Literatur gerne mal übersehen wird. Die Generationen davon haben ihre Romane und auch die nachkommende Generation hat bereits Literatur, aber über die Personen, die in den späten 90ern und frühen 2000ern groß geworden sind, liest man nur selten. Die Generation, die schon Fernsehen, Radio, etc. hatte, aber die Dinge wie Internet und Smartphones erst nach und nach kennen lernen durfte, war bis jetzt wohl nicht interessant genug. Dieser Roman gibt einem Mädchen dieser Zeit eine Stimme, eine, die man nicht so schnell vergessen wird.
Katha ist das, was man Neudeutsch Peoplepleaser nennt: Sie möchte es immer allen recht machen, möchte, dass alle um sie herum glücklich sind. Ihre eigenen Bedürfnisse werden hinten angestellt. Die Leute um sie herum sehen das nicht immer und manchmal wird es auch komplett falsch gedeutet, sodass die Person, die eigentlich allen alles einfacher machen möchte, es besonders schwierig hat.
Scherzant schafft es, die Gedanken und Gefühle Kathas eindrucksvoll und nachvollziehbar zu schildern. Mehr als einmal trifft sie die Leser:innen mitten ins Herz und ein Roman, der anfangs noch leicht und unbeschwerlich wirkt, verwandelt sich schnell in einen Stein, der nicht nur Katha, sondern auch die Leser:innen runter drückt. "Am Tag des Weltuntergangs..." ist genau deshalb ein mehr als gelungener Roman, denn er gibt dieser Generation, diesen Menschen eine Stimme, die viel zu oft missverstanden werden, obwohl sie sich selbst das Leben schon schwer genug machen. Katha ist eine wichtige Protagonistin, eine Stimme für die Menschen, die nie selbst für sich ihre Stimme erheben würden.

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Berührende Geschichte

Kein guter Mann
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Andreas Izquierdo, den ich schon von "Der Club der Traumtänzer" kannte, erzählt uns in "Kein guter Mann" die Geschichte von Walter: Ein Postbote kurz vor der Pension, der nicht gerade eine positive Einstellung ...

Andreas Izquierdo, den ich schon von "Der Club der Traumtänzer" kannte, erzählt uns in "Kein guter Mann" die Geschichte von Walter: Ein Postbote kurz vor der Pension, der nicht gerade eine positive Einstellung zum Leben hat und der nun in die Christkindlfiliale versetzt wird. Dort erreicht ihn ein Brief, der an Gott adressiert ist.
Doch die Leser:innen erfahren nicht nur wie die Briefe Bens an "Gott Walter" diesen verändern, sondern auch, wie Walter überhaupt erst zu diesem Menschen geworden ist. Und trotzt seiner negativen Einstellung habe ich nicht nur Ben, sondern auch Walter schnell ins Herz geschlossen. Umso mehr man über die Charaktere erfährt, umso mehr Zeit möchte man auch mit ihnen verbringen, jedoch muss jedes Buch auch irgendwann zu Ende sein. Izquierdo schafft es, nahbare Charaktere zu schreiben und ihnen realistische und tragische Geschichten zu geben, die ans Herz gehen und die eine oder andere Träne produzieren. "Kein guter Mann" ist eine Geschichte darüber, was Gerüchte aus einem Menschen machen können und wie ein kleiner Brief ganze Leben verändern kann.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Wunderbar und emotional

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
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In "Das Buch der gestohlenen Träume" erzählt David Farr eine wunderschöne, herzzerreißende Geschichte über den Mut, alles für eine bessere Zukunft zu riskieren.
Die beiden Geschwister Robert und Rachel ...

In "Das Buch der gestohlenen Träume" erzählt David Farr eine wunderschöne, herzzerreißende Geschichte über den Mut, alles für eine bessere Zukunft zu riskieren.
Die beiden Geschwister Robert und Rachel Klein leben in Krasnia, wo es Kindern verboten ist Spaß zu haben und Bücher eine Gefahr darstellen. Doch ihr Vater hat einen wichtigen Auftrag für sie: Sie müssen das Buch der gestohlenen Träume vor dem Präsidenten in Sicherheit bringen. Auf sich allein gestellt, beginnt das wichtigste Abenteuer der Kinder, das alles verändern kann.
Die Geschichte ist wunderbar erzählt und lässt die Leser:innen in die Welt von Robert und Rachel eintauchen. Es kommen die ganz großen Gefühle auf und am Ende kommt auch die ein oder andere Träne. Für ein Kinderbuch ist es meines Erachtens etwas lang und es kommen ziemlich viele wichtige Charaktere vor, die man ständig auseinander halten muss. Trotzdem ist der Roman gelungen und kann ein Lesevergnügen für Jung und Alt sein. Trotzdem bin ich nicht unbedingt froh darüber, dass es als erster Band beworben wird. Die Geschichte ist abgeschlossen und stimmig. Hat einen Anfang und ein Ende, da sollte nichts mehr kommen.

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Veröffentlicht am 19.10.2023

Es fehlt die Empörung

Die Formel der Hoffnung
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"Die Formel der Hoffnung" ist nicht nur ein Roman über eine wichtige medizinische Entdeckung (die der Impfung gegen Kinderlähmung), sondern auch die Geschichte einer ganz besonderen Frau. Dr. Horstmann ...

"Die Formel der Hoffnung" ist nicht nur ein Roman über eine wichtige medizinische Entdeckung (die der Impfung gegen Kinderlähmung), sondern auch die Geschichte einer ganz besonderen Frau. Dr. Horstmann bekommt den Job im Krankenhaus überhaupt erst, da sie bei der Bewerbung ihren Vornamen und ihr Geschlecht verschweigt, die anderen Ärzte staunen nicht schlecht, als sie die große Frau sehen, die von nun an mit ihnen arbeiten soll.
Lynn Cullen beschreibt die Suche nach dem richtigen Impfstoff, erzählt von Fehlschlägen, verschiedenen Ansätzen und Streitigkeiten unter den Forscher:innen. Sie zeigt aber auch, welche Kämpfe Dorothy Horstmann zusätzlich austragen muss. Sie wird nicht ernst genommen, nicht respektiert und übergangen. Ihr wird nicht zugetraut, dass sie die gleiche wissenschaftliche Arbeit leisten kann, wie ein Mann. Die Autorin schafft es, diese Probleme realistisch darzustellen, jedoch weckt sie keine Gefühle. An der Stelle, wo ich als Leserin Empören und Wut empfinden sollte, bin ich zwar interessiert am weiteren Verlauf der Handlung, fühle mich aber nicht emotional bewegt.
Der Roman hätte die Möglichkeit, zu zeigen, wie schlecht der Stand der Frau war (und oft noch ist), wenn es um wissenschaftliche Erkenntnisse geht, bleibt aber zu distanziert!

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