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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2021

Spannende Einsicht in einen interessanten Lebensweg

Gefangen und frei
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Jarvis Jay Masters kam im Alter von 19 Jahren ins Gefängnis, nur kurze Zeit später wird er zum Tode verurteilt und kommt in Isolationshaft. Dort beginnt er zu meditieren und entdeckt Achtsamkeit und die ...

Jarvis Jay Masters kam im Alter von 19 Jahren ins Gefängnis, nur kurze Zeit später wird er zum Tode verurteilt und kommt in Isolationshaft. Dort beginnt er zu meditieren und entdeckt Achtsamkeit und die Lehren des Buddhismus für sich.
David Sheff begleitet die Jarvis und die Leserinnen auf dieser Reise durch die Hölle amerikanischer Gefängnisse zu Ruhe und Frieden in den Armen einer neuen Religion. Hierbei versucht Sheff, wie im Prolog erwähnt, nicht für oder gegen Masters' (Un-)Schuld zu plädieren, wobei er im selben Kapitel erwähnt, dass er sehr überzeugend von seiner Vergangenheit erzählt und in den folgenden Kapitel, wird doch öfters erwähnt, dass Masters unschuldig sei. Der Schreibstill von Sheff siedelt sich irgendwo zwischen Roman und Biographie an und versucht dabei möglichst distanziert zu bleiben. Dies hilft die buddhistischen Lehren zu verstehen, baut aber nicht allzu viel Sympathie zu Masters bei den Leserinnen auf. Immer bleibt im Hinterkopf der Gedanke: "Was, wenn er es doch war?"
Spannend und doch berührend wird die Entwicklung von Masters geschildert, mit genau der richtigen Menge an buddhistischen Lehren, um die Verwandlung zu verstehen. Diese sind wunderbar auf vier Kapitel aufgeteilt, die an die vier edlen Wahrheiten angelehnt sind. Gut können diese Lehren und Weisheiten auch im eigenen Leben angewendet werden.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Emotional, inspirierend, einfach wunderbar!

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Die junge Erwachsene Zelda ist besonders, denn ihre Mutter hat Alkohol getrunken, während sie mit ihr schwanger war. Sie und ihr Bruder Gert versuchen gemeinsam das Leben und die täglichen Schlachten zu ...

Die junge Erwachsene Zelda ist besonders, denn ihre Mutter hat Alkohol getrunken, während sie mit ihr schwanger war. Sie und ihr Bruder Gert versuchen gemeinsam das Leben und die täglichen Schlachten zu meistern - dabei hilft auch ihre Sippe und sie helfen ihrer Sippe.
Zelda ist ein Charakter, den die Leserinnen sofort ins Herz schließen. Sie ist besonders - besonders einfühlsam, besonders mutig und besonders inspirierend!
Zelda erlebt alles noch einmal intensiver, als andere Menschen und sie durchlebt auch all ihre Gefühle intensiver und lässt diese auch zu. So wird das Lesen eine emotionale Achterbahn, der sich die Leser
innen nicht entreißen können oder wollen. Zelda gibt die Möglichkeit, durch ihre Augen zu sehen, durch ihre Gedanken zu denken und durch ihr Herz zu fühlen - ein Erlebnis, dass niemand verpassen sollte, denn es ist prägend und lehrreich.
Dass der Autor Andrew David MacDonald in seiner Kindheit ähnliches durchmachen musste, hilft dem Buch zu noch mehr Emotionalität und Persönlichkeit. Ich denke nicht, dass jemand so wunderschön über die Probleme von Gert und Zelda schreiben könnte, wenn er nicht selbst ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
Am Ende noch etwas, dass vielleicht kleine Spoiler enthält: Was an diesem Buch ganz besonders ist, ist, dass Zelda eigentlich Probleme durchlebt, die jedem passieren könnten. Nichts von alldem ist ein Problem, dass nur auftritt weil Zelda besonders ist und deshalb zeigt Zelda allen Leser*innen wie man die Heldin der eigenen Legende werden kann - "besonders" oder nicht!

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Eine Stimme, die gehört werden muss

Drei Kameradinnen
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Shida Bazyar erzählt die Geschichte von drei Freundinnen in Deutschland und ihren Erfahrungen.
Der Roman beginnt mit einem Zeitungsartikel, dass Saya einen Großbrand mit vielen Todesopfern ausgelöst haben ...

Shida Bazyar erzählt die Geschichte von drei Freundinnen in Deutschland und ihren Erfahrungen.
Der Roman beginnt mit einem Zeitungsartikel, dass Saya einen Großbrand mit vielen Todesopfern ausgelöst haben soll. Kasih erzählt nun, wie es dazu kommen konnte. Die Stimme der Erzählerin ist sehr jung und wirkt sehr alltäglich, als würde sie die Geschichte bei einem Tee oder Kaffee der Familie oder den Freundinnen erzählen. Zwischendurch wendet sie sich jedoch immer wieder anklagend direkt an die Leserinnen und wirft ihnen Verdächtigungen an den Kopf, was sie gerade denken, was sie glauben, was sie nicht glauben und überhaupt was sie wissen...
Wichtiger jedoch als die Geschichte von Saya und dem Großbrand, sind die kleinen Geschichten des institutionalisiertem Rassismus, dem Kasih und ihre Freundinnen ausgesetzt sind. All die Dinge, die Kasih verschweigt und den Leserinnen erst später eröffnet, die die weißen Leserinnen nicht bedacht haben.
Trotzdem sind die Anschuldigungen, die Kasih erhebt, nicht immer gerechtfertigt. Nicht alle Leserinnen gehen mit einem so ignoranten und weltverschlossenem Gedankengut an das Buch heran und müssen deshalb von der Autorin als dumm oder gar rassistisch vorgeführt werden.
Doch am Ende überwiegt die Wichtigkeit der Gefühle und Gedanken der Protagonistin in all diesen Situationen, die die meisten Leser
innen wohl nie erleben werden, weil sie nie aus ihrer Heimat flüchten mussten und weil ihr Name nicht anständig falsch ausgesprochen wird.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Ein bisschen Wahrheit und eine Funken Magie ergeben das perfekte Buch

Der Junge, der das Universum verschlang
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Trent Dalton erzählt auf rund 550 Seiten einen relativ kurzen Ausschnitt aus dem Leben des Eli Bell, der sich immer wieder mit der Frage beschäftigt: Was macht einen guten Menschen aus?
Das Schicksal meint ...

Trent Dalton erzählt auf rund 550 Seiten einen relativ kurzen Ausschnitt aus dem Leben des Eli Bell, der sich immer wieder mit der Frage beschäftigt: Was macht einen guten Menschen aus?
Das Schicksal meint es nicht gut mit Eli Bell. Sein Vater hat mit Panikattacken und Alkoholismus zu kämpfen, die ihn und seinen Bruder fast umgebracht haben, seine Mutter und deren neuer Partner dealen mit Drogen und sein Babysitter ist der reale Slim Holliday, ein verurteilter Mörder, der bereits zwei mal aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. All das ist vermutlich nicht die beste Grundlage um erwachsen zu werden, doch Eli zeigt enorm viel Mut und eine riesen Dosis Kampfeswillen.
Dalton, der eigentlich Journalist ist, überrascht in seinem Debütroman mit einer wunderschönen Sprache, die den Leser:innen in die Geschichte eintauchen lässt und an die Seiten fesselt. Nicht nur die Handlung veranlasst einen dazu immer weiter zu lesen, denn trotz der vielen Seiten, wird das Buch nie langweilig, auch der Schreibstil sorgt dafür, dass man am liebsten Stunden und Tage in dem Roman verbringen möchte. Dalton schafft es genau den richtigen Ton für Eli Bell zu treffen. Einerseits von Anfang an enorm erwachsen und reif, anderseits an manchen Stellen derb und vulgär, wie es bei dieser Lebensgeschichte nicht anders zu vermuten war. So webt Dalton in seine bildhafte, poetische Sprache immer wieder diese Ecken und Kanten, an denen sich die Leser:innen stoßen um zu merken, was für eine tragische Geschichte, sie hier eigentlich lesen und erleben.
Dieser Roman zeigt eine ganz besondere Coming-of-Age-Geschichte eines einzigartigen Protagonisten, der die große Frage aufwirft, was gut und böse ist, ob man sich gegen sein eigenes Schicksal stellen kann und ob das Umfeld in dem man groß wird unbedingt auch die eigene Zukunft sein muss.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Eine allzu oft ignorierte Wahrheit

Im Reich der Schuhe
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Der jüdisch-amerikanische Alex soll die Schuhfabrik seines Vaters in China übernehmen, die dieser jahrelang staatstreu geführt hat - also ohne Rechte für die Arbeiter*innen und mit einem Haufen Schmiergeld ...

Der jüdisch-amerikanische Alex soll die Schuhfabrik seines Vaters in China übernehmen, die dieser jahrelang staatstreu geführt hat - also ohne Rechte für die Arbeiter*innen und mit einem Haufen Schmiergeld für die hohen Beamten. Der Erfolg und das Geld des Vaters sprechen für sich, ziemlich große Fußstapfen, die Alex zu füllen hat - aber will er das überhaupt?
Spencer Wise erzählt eine Geschichte von unfairen Verhältnissen, von der großen Macht der Wirtschaft, der Menschenleben egal sind, davon zu versuchen, sich zugehörig zu fühlen, von Politik, von Liebe....
Obwohl das Buch anfangs ziemlich trocken wirkt und es einem schwer fällt hineinzufinden, möchte man es zum Ende hin, kaum noch aus der Hand legen. Als die Kälte, Gefühllosigkeit und Verlorenheit vom Anfangs wandeln sich über 200 Seiten zu einem Wechselbad der tiefen Emotionen, zu einem Gefühl des Zusammenhalts und einer klaren Linie, einer Botschaft, die der Autor vermitteln möchte. So wandelt sich auch der Protagonist Alex von einem auswechselbaren Typen, von dem scheint, dass er kein Ziel im Leben verfolgt und kaum Selbstwert hat, zu einem engagierten, liebenden, jungen Mann, der eine Veränderung bringen möchte und dafür schon die richtige zu haben scheint.
Wise schreibt für alle und auch so, dass es möglichst alle verstehen, denn er hat wichtiges zu erzählen: von den Arbeitsverhältnissen in China, von den Regeln des Weltmarkts, von menschenverachtenden Hierarchien, von Chinas Politik und Geschichte. Und trotz dieser schwierigen Themen bleibt das Buch verständlich und kommt stellenweise mit einer Leichtigkeit rüber, die einem im Nachhinein fast erschreckt.
Das Buch ist interessant und auf jeden Fall zu empfehlen, vor allem, wenn man wissen möchte, was uns große Unternehmen gerne verschweigen und was wir uns nicht wahrhaben wollen, denn dieses Buch zwingt uns hinzusehen.

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