Profilbild von Helena89

Helena89

Lesejury Star
offline

Helena89 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Helena89 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2019

Für's Katzenklo

Eine Samtpfote zum Verlieben
0

Jamie möchte sich ein Jahr Auszeit gönnen, in dem sie herausfinden möchte, wofür sie wirklich brennt. Dafür zieht sie mit ihrem Kater McGyver in ein kleines Häuschen in Kalifornien. In unmittelbarer Nachbarschaft ...

Jamie möchte sich ein Jahr Auszeit gönnen, in dem sie herausfinden möchte, wofür sie wirklich brennt. Dafür zieht sie mit ihrem Kater McGyver in ein kleines Häuschen in Kalifornien. In unmittelbarer Nachbarschaft wohnt David, der vor drei Jahren seine Frau verloren hat, und kein Interesse daran hat, sich neu zu binden. Doch McGyver hat diesbezüglich andere Pläne: Sowohl Jamie als auch David verströmen diesen starken Duft nach Einsamkeit, so dass er beschließt, sie zusammen zu führen. Aber nicht nur die beiden werden Ziele seiner "Mission", McGyver bringt auch zwei Teenager zusammen, eine ältere kinderlose Frau und ein einsames Mädchen, zwei Zwillingsschwestern, die seit über fünfzig Jahren nicht miteinander gesprochen haben ...

So nett die Idee an sich ist und die Leseprobe vielversprechend wirkte, so enttäuschend ist der Roman letztendlich insgesamt. Die Liebesgeschichte um Jamie und David ist in keiner Weise originell, was ich auch nicht erwartet habe. Allerdings habe ich gehofft, der titelgebende Kater McGyver würde dem Roman die notwendige Spritzigkeit und Phantasie verleihen. Dem ist leider nicht so. Bereits nach dem ersten ihm gewidmeten Abschnitt ist das Amüsement verpufft: Des Katers ganze Gedankenwelt und sein Tun reduziert sich darauf Gegenstände von den Menschen, die er miteinander verkuppeln möchte, vor die Haustür des jeweils anderen Parts zu legen sowie Diogee, Davids Hund, zu ärgern und an der Nase herumzuführen. Dabei fehlt ihm jegliches tiercharakteristische Charisma – vielmehr erinnert er an die Comic-Figur Spiderman, während der Hund Diogee wiederum geradezu debil anmutet.

Der Grund weshalb die beiden, Jamie und David, schließlich zueinander finden, ist dabei weniger den Bemühungen des Katers – Himmel, wie lange sie gebraucht haben bis sie endlich erkannt haben, dass der Kater hinter dem Ganzen steckt! – zuzuschreiben, als vielmehr der Tatsache, dass die potenziellen Partnerkandidaten, mit denen sich die beiden vorher treffen – die Realität lässt wiedermal in ihrem vollen Ausmaß grüßen! – entweder extremst absonderlich und/oder dissozial sind. Kein Wunder, dass die beiden zusammen kommen – sind sie doch die einzigen halbwegs Normalen in der ganzen Gegend. (Bevor sie das werden, tun sie allerdings vor aller Welt nur als ob, um sich vor weiteren Verkupplungsversuchen zu schützen – so ziemlich das kindlichste und lächerlichste Verhalten, das man sich hätte ausdenken können.) Während die Hauptfiguren dabei noch ein wenig ausgearbeitet sind, sind alle anderen in dem Roman vorkommenden Charaktere geradezu lächerlich oberflächlich und überzeichnet. So gibt es die beiden älteren Nachbarinnen, Marie und Helen, die allem Anschein nach nur ein einziges Ziel in ihrem Leben verfolgen und zwar dasjenige, Jamie möglichst bald mit einem Mann zu verkuppeln. Da fragt man sich als Leser doch unwillkürlich, was ihr Lebensinhalt war, bevor Jamie in ihre Nachbarschaft gezogen ist... Oder die überaus originelle Nachbarin Ruby, die bereits im September mit der Weihnachtsdekoration anfängt... Das absolute Tüpfelchen aufs i unter all den Verrückten ist allerdings Hud, ein ehemaliger Detekitvfilmdarsteller, der seine Rolle nun im 'wirklichen Leben' weiterführt, in dem er unendlich lange Befragungen bezüglich einer vermeintlich geklauten Socke führt...

In diesem Roman ist alles unglaubwürdig und maßlos überzeichnet. Es ist eine unendlich scheinende Schleife sich wiederholender banaler Idee: Ist die eine erschöpft, wird sie von der nächsten abgelöst und diese wieder von der nächsten und diese wieder von der ersten und so geht es weiter bis man endlich am Ende des Romans angekommen ist. Als wenn das nicht schon genug wäre, wird auch alles, was wir als Leser mit den Figuren miterleben, von diesen in mindestens ein, zwei weiteren Gesprächen einer anderen Figur erzählt. Empfehlen kann ich diesen Roman wahrlich nicht!

Veröffentlicht am 03.04.2019

Ein Wälzer ohne Wirkung

Eine eigene Zukunft
0

Victoria, Mona und Luz – diese drei temperamentvollen Spanierinnen haben ihren Vater kaum gekannt, war er doch ständig auf See und kam nur selten in seinem Heimatland vorbei. Trotzdem folgen sie mit ihrer ...

Victoria, Mona und Luz – diese drei temperamentvollen Spanierinnen haben ihren Vater kaum gekannt, war er doch ständig auf See und kam nur selten in seinem Heimatland vorbei. Trotzdem folgen sie mit ihrer Mutter seinem Ruf nach New York, wo er endlich sesshaft geworden ist und ein Restaurant zusammen mit seiner Familie führen möchte. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen: Kaum haben die vier ein wenig in der neuen Welt Fuß gefasst, kommt der Vater bei einem Hafenunglück ums Leben. Auf sich allein gestellt, suchen die drei Schwestern nach einem Weg in dieser großen fremden Stadt zu überleben.

Zunächst muss ich erwähnen, dass der Klappentext des Romans den Leser in die Irre führt. So habe ich aufgrund der Formulierung „Sie verwandeln das väterliche Lokal in einen Nachtklub, mit abenteuerlichen Folgen...“ natürlich angenommen, dass sich alles darum drehen würde, wie die drei Schwestern einen Nachtklub gründen und wie sie ihn führen. Tatsächlich soll der Leser nicht einen Tag in diesem Nachtklub erleben. Die Idee dafür kristallisiert sich zwar nach ungefähr einem Drittel des Romans heraus und eine der drei Schwestern widmet sich eingehend diesem Projekt, doch eröffnet wird es nie – aus welchen Gründen, das möchte ich nun aber nicht mehr spoilern. Wie dem auch sei – ich finde es äußerst unbefriedigend, wenn der Klappentext nicht mit dem Inhalt eines Buches übereinstimmt und völlig falsche Erwartungen aufbaut.

Obwohl sich die Autorin augenscheinlich viel Mühe gibt, lebhafte Charaktere zu skizzieren und eine spannende Handlung mit amourösen wie kriminellen Aspekten aufzubauen, ist es ihr nach meinem Empfinden nicht gelungen eine runde und überzeugende Geschichte zu erzählen. Die Lesersympathien für ihre Protagonistinnen versucht sie viel zu verkrampft zu gewinnen, Zufälle und schicksalsverändernde Begebenheiten häufen sich auf eine geradezu schreiende fiktionale Art und Weise und vieles wirkt einfach nur fehl am Platz. Äußerst ermüdend ist auch die Vorgehensweise der Autorin von jeder neu eingeführten Figur die Lebensgeschichte ausrollen zu wollen, bevor sie die Haupthandlung weiter fortsetzt. Spannungsfördernd ist diese Vorgehensweise bei weitem nicht und aus rückblickender Perspektive für das Funktionieren des Romans auch nicht zwingend notwendig gewesen.

Aber genau das ist das Problem: Der Roman funktioniert einfach nicht. Jeder Leser kennt es: Entweder verzaubert ein Roman durch seine Leichtigkeit oder durch seinen Tiefgang. Der vorliegende Roman ist weder der einen noch der anderen Kategorie zuzuordnen. „Eine eigene Zukunft“ hat mir weder vergnügliche Lesestunden bereitet noch hat er mich berührt oder zu eigenen Reflexionen angeregt. Nachdem ich diesen fast sechshundertseitigen Wälzer zugeschlagen habe, war ich lediglich erleichtert darüber, den Roman nun endlich beendet zu haben. Das ist wirklich schade, denn die Autorin wollte mit ihrem Werk offenkundig allen Emigranten dieser Welt im Allgemeinen und den spanischen Auswanderern im Speziellen ein feierliches Denkmal setzen.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Studie eines Menschenlebens

Die Angehörigen
0

„Vielleicht ist das Bedauern die nützlichste Art der Erinnerung.“

Nach 49 Ehejahren stirbt Maida, Genes Ehefrau, ganz plötzlich. Nun hat Gene nicht nur mit Verlust und Trauer zu kämpfen, sondern auch ...

„Vielleicht ist das Bedauern die nützlichste Art der Erinnerung.“

Nach 49 Ehejahren stirbt Maida, Genes Ehefrau, ganz plötzlich. Nun hat Gene nicht nur mit Verlust und Trauer zu kämpfen, sondern auch mit vielen quälenden Fragen bezüglich ihres gemeinsamen Ehelebens. Der Tod seiner Frau wird zum Anlass für einen tiefgehenden Rückblick auf die mit Maida verbrachten Lebensjahre, aber auch für eine Auseinandersetzung mit seinem Leben, wie er es gelebt hat, und mit seinen Rollen als Ehemann und Vater.

Nachdem ich den Klappentext zu dem Roman gelesen habe, hatte ich eigentlich eine andere Erwartung bezüglich dessen, was ich während der Lektüre erleben würde. Ich habe viele Gespräche und Auseinandersetzungen zwischen Gene und seiner Tochter, Dary, erwartert sowie zwischen Gene und seinen lebenslangen Freunden Ed und Gayle. Tatsächlich finden in dem Roman nur zwei Gespräche statt, in denen es um Maida geht. Einmal während einer Diskussion mit seiner Tochter, in der sie der Frage nachgehen, ob Maida in ihrem Beruf Glück und Erfüllung gefunden hätte, und einmal mit Ed, in dem es um das Verhältnis zwischen diesem und Maida ging.

Auch die Zweifel, die als tiefgreifend beschrieben werden und der „entsetzliche Verdacht“, von dem im Klappentext die Rede ist, sind hoffnungslos überzeichnet und nicht der Art, wie sie tatsächlich sind – im Kontext betrachtet nehmen sie sich ganz anders aus. Trotzdem tut dies dem Roman keinen Abbruch. Es geht eben nicht um die Studie eines Ehelebens, sondern um die Studie EINES Menschenlebens. Und diese Studie ist durchaus als gelungen zu bezeichnen. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass es sich bei „Die Angehörigen“ um einen Debütroman handelt, der aus der Feder einer Frau stammt, die sich in eine männliche Figur – aus meiner Sicht nahezu fehlerfrei – eingefühlt hat. Genes Gedanken und Gefühle waren für mich zum größten Teil nachvollziehbar. Bis auf diese Art „Liebesgeschichte“ zwischen Gene und seiner Haushaltshilfe, Adele, die sich während seines Witwerdaseins entspinnt. Diese Episode scheint Genes Trauer um Maida Lügen zu strafen, denn wie ist es möglich, so schnell für einen Menschen Gefühle zu entwickeln, nachdem man sein ganzes Leben lang nur eine Frau geliebt hat?

Persönlich war mir auch Genes Tochter, Dary, äußerst unsympathisch, sodass ich mit ihr nicht besonders viel anzufangen wusste. Aber wenn man es recht bedenkt, so ist keine der im Roman auftretenden Figuren – auch der Protagonist Gene nicht – ein Sympathieträger. Eine gewisse Distanz zwischen Leser und Figuren ist von der Autorin sichtlich angelegt und gewollt, sodass man nicht emotional involviert wird, sondern aus der Distanz heraus beobachtet und seine Schlüsse zieht. Bei Katharine Dions Roman handelt es sich um ein sprachlich ausgereiftes Werk, das zu (Selbst-)Reflexion anregt – und nicht um eine rührselige Sensationsgeschichte.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Sag dem Abenteuer, du hättest mich mitgenommen

Sag dem Abenteuer, ich komme
0

„Ich reise, weil ich Lust darauf habe. Weil ich mich als Reisende lebendig fühle.“

Eines schönen Tages lässt Lea Rieck alles stehen und bricht zu dem Abenteuer ihres Lebens auf – einer Weltumrundung auf ...

„Ich reise, weil ich Lust darauf habe. Weil ich mich als Reisende lebendig fühle.“

Eines schönen Tages lässt Lea Rieck alles stehen und bricht zu dem Abenteuer ihres Lebens auf – einer Weltumrundung auf dem Motorrad! Und wir, die Leser, dürfen sie auf ihrer abenteuerlichen Reise begleiten. „Das Alleinreisen gibt jedem von uns die Chance, zu sein, wer immer wir sein wollen. Es gibt keine Erwartungen.“

Die Autorin erzählt uns über die Orte, die sie bereist und die sie prägen. Eindringlich beschreibt sie ihre Naturerlebnisse und zeigt uns deutlich wie sehr die Begegnungen auf einer solchen Reise einen Menschen verändern. „Wie kann ich den zu Hause Gebliebenen erklären, dass mein Leben nicht mehr so ist, wie es einmal war, weil ich inzwischen unzählige verschiedene Leben gelebt und wieder aufgegeben habe? Wie kann ich ihnen begreiflich machen, dass all diese Leben so anders waren als das Leben, das ich zuvor mit ihnen zu Hause geteilt habe? Wie kann ich den Schmerz beschreiben, wenn eines dieser Leben plötzlich zu Ende geht?“

Als reines Reiseabenteuerbuch kann man „Sag dem Abenteuer, ich komme“ nicht bezeichnen, es ist so viel mehr als das – es ist nachdenklich und hinterfragend. Lea Rieck lässt uns ganz offen an ihren Erlebnissen und Gedanken teilnehmen, so dass wir nicht nur Zeugen ihres Mutes, ihrer Abenteuerlust und ihres Unternehmergeistes werden, sondern auch ihrer Ängste, ihrer Tränen und ihrer täglichen Zweifel. „Ich weine um alles, was mich berührt. Ich weine um jeden Menschen, den ich zurückgelassen habe, um die guten und um die verlorenen Seelen. Ich weine, weil ich Schönheit nicht konservieren kann und weil ich Schönheit sehen durfte. Ich weine um die Länder, die mich fasziniert haben und in denen ich gerade nicht bin. Ich weine um die Orte, die mich schockiert haben und wo ich niemandem helfen konnte. Ich weine um alles, was ich niemals weitergeben kann. Ich weine um die Vergangenheit und weine um die Zukunft, ich weine um die Ungerechtigkeit der Welt und ihre Güte. Dann weine ich um alle Momente des Glücks. Davon habe ich in den letzten Monaten so viele gesammelt, dass ich sehr lange weinen muss.“

Es sind bewegende Momente, die sie schildert, berührende und kontemplative. Besonders lebhaft sind die vielen bereichernden Gespräche, die sie mit den Menschen führt, denen sie auf ihrem Weg begegnet. Da ist die einsame Familie in Pakistan, der weise Sikh in Indien oder die Frau in Nepal, die nichts besitzt und mit Lea trotzdem ihr letztes Geld teilen möchte. Wer nicht ganz vorurteilsfrei gegenüber einigen Kulturen oder Ländern gewesen ist, der ist es nach der Lektüre von Riecks Sachbuch bestimmt!

Am Ende hat Lea nicht nur die Welt besser kennen und verstehen gelernt, sondern auch sich selbst. „Bin ich plötzlich dieser Mensch geworden, der ich immer sein wollte? Jemand, der fällt, wieder aufsteht und weitermacht, ohne dazwischen an sich selbst zu zweifeln?“

Viele geniale Fotos der Autorin werten das Buch zusätzlich auf. Am Ende findet sich auch eine Liste mit Tipps für eine gelungene Weltreise – alle dringendsten Fragen von A bis Z werden abgedeckt.

Fazit: Ein in doppelter Hinsicht mutiges Buch! Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 18.03.2019

Eine bunt zusammengewürfelte Mischung ins Leere führender Ideen

Ein Tropfen vom Glück
0

Bobs und Goldies größter Wunsch war es immer, einmal gemeinsam nach Paris zu reisen. Der aus Milwaukee stammende Amerikaner ist nun auf dem Weg nach Paris, aber leider ohne seine geliebte Goldie. Er kommt ...

Bobs und Goldies größter Wunsch war es immer, einmal gemeinsam nach Paris zu reisen. Der aus Milwaukee stammende Amerikaner ist nun auf dem Weg nach Paris, aber leider ohne seine geliebte Goldie. Er kommt auf der Rue Edgar-Cherallier unter, wo er Hubert, den Eigentümer der Hausnummer 18 kennenlernt, der gerne von sich zu sagen pflegte, er wäre seit 1868 hier. Wenig später lernt er auch Magalie, die Restauratorin, und Julien, den Barmann, kennen, die ebenfalls unter der Nummer 18 wohnen. Zusammen trinken sie am Abend eine Weinflasche aus dem Jahr 1954, die aus dem Weingebiet Charmally-les-Vignes stammt. Was die vier nicht wissen: In diesem Jahr ist Pierre Chaveau, Winzer in dem Gebiet, für immer spurlos verschwunden. Der Legende nach habe ihn eine fliegende Untertasse entführt. Und so kommt es, wie Hubert in seinem Trinkspruch prophezeit: „Liebe Freunde, wir werden mehr als einen Wein trinken. Wir werden Zeit trinken.“

Von diesem Roman habe ich mir sehr viel versprochen. Eine Reise ins Paris der 50er Jahre – was für eine Fülle an Möglichkeiten, die sich einem bietet! Sich unter das Volk mischen und in einem Pariser Kaffeehaus an einer philosophischen Diskussionsrunde teilnehmen, im Montmartre und an der Seine den Künstlern über die Schulter schauen und in einem Abendlokal Charleston, Foxtrott oder Swing tanzen!

Leider ist davon nichts eingetreten – lediglich auf Bobs Spuren wandern wir ein wenig im früheren Paris umher; dabei werden aber vor allem die Dinge erwähnt, die noch nicht vorhanden sind, wie zum Beispiel der „Passe-muraille“ im Montmartre oder die Pyramide beim Louvre – statt dessen führt der Autor mehrere Erzählstränge ein, die mehr oder weniger nichtssagend sind oder einfach ins Leere führen. Besonders unoriginell ist die Romanstelle, in der Julien einen Professor für Astronomie aufsucht, um zu erfahren, wie er und seine Freunde wieder in das Jahr 2017 zurückkehren könnten – diese liest sich wie eine Copy-&-Paste-Version von „Zurück in die Zukunft“.

Auch die künstlerischen Berühmtheiten, die in dem Roman vorkommen und auf die ich sehr gespannt war, treten lediglich dem heutzutage gern genutzten und zugleich verpöntem Namedropping gleich in Erscheinung, ohne irgendwelche persönlichen Charakteristika im Auftreten oder im Ausdruck aufzuweisen.

Eine Fülle von erzählinternen Unstimmigkeiten hat den Lesefluss ebenfalls gestört. So wachen alle vier Hauptcharaktere am nächsten Morgen nach dem Leeren der Weinflasche im Jahr 1954 auf. Wie sich herausstellt, wird Huberts Wohnung von seinem Großvater und seiner Frau bewohnt. Konsequenterweise hätte Hubert die beiden in der Wohnung antreffen müssen, nachdem er aufgewacht ist. Statt dessen ist er allein und hört zu allem Überfluss die Radionachrichten von 2017. Dies ist nur eines von vielen Beispielen.

Hinzukommend ist in der Übersetzung die Überführung der von den Arbeitern der „Les Halles“ verwendeten Verlan-Spielsprache ins Deutsche ebenfalls ziemlich missglückt, wodurch der mutmaßliche Charme des Originals gänzlich verloren gegangen ist.

Das alte Paris, fliegende Untertassen, ein Schatz, eine Liebesgeschichte, ein Wunder – für jeden Geschmack ist etwas dabei, könnte man sagen. So viele verschiedene Elemente, die aber leider keine zusammenhängende Einheit bilden. Mein Fazit: Der Autor hat mit „Ein Tropfen vom Glück“ nichts Halbes und nichts Ganzes geschaffen. Ein Roman, der mich weder fesseln noch berühren konnte.