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Veröffentlicht am 25.08.2020

Eine bewegende Geschichte mit wichtiger Botschaft

Was uns verbindet
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„Es gibt so viele Arten zu sterben, ohne die Welt tatsächlich zu verlassen: Du kannst ein Stück von dir selbst oder deinen Gefühlen abschneiden. Du kannst aufhören, die Sachen zu machen, die du liebst, ...

„Es gibt so viele Arten zu sterben, ohne die Welt tatsächlich zu verlassen: Du kannst ein Stück von dir selbst oder deinen Gefühlen abschneiden. Du kannst aufhören, die Sachen zu machen, die du liebst, oder deine Träume und Ziele aus den Augen verlieren. Du kannst dich von den Menschen lossagen, die dich lieben, oder niemals bereit sein, überhaupt Liebe zu finden. Du kannst dich von der Welt zurückziehen, oder du kannst durchs Leben gehen, ohne irgendetwas zu suchen, das größer ist als du selbst. Manche halten das vielleicht für unterschiedliche Lebensweisen, aber das sind sie nicht. Es sind nur Arten zu sterben.“

Jaya stammt aus einer angesehenen indischen Diplomatenfamilie, Keith ist amerikanischer Banker und Selfmademan aus armen familiären Verhältnissen. Als die beiden sich kennenlernen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Sie lassen sich in Kalifornien nieder und bekommen ein Kind: Karina. Fünf Jahre später folgt ein Junge: Prem. Zusammen sind sie eine schöne, eine starke und glückliche Familie. Bis eines Tages ein Unglück passiert, das die Familie auseinanderreißt. Erst viele Jahre später gelingt es ihnen, sich wieder aufeinander einzulassen, füreinander da zu sein und etwas Neues aufzubauen.

Shilpi Somaya Gowda hat sich mit ihrem Roman „Was uns verbindet“ (im Original „The Shape of a Family“) einer schwierigen und delikaten Thematik angenommen: Dem plötzlichen Unfalltod eines Familienmitgliedes und was dieser mit und aus der Familie macht, die es zurücklässt. Berührend und souverän zugleich zeichnet die Autorin das Potrait einer vom Unglück gezeichneten Familie.

Die Autorin wechselt zwischen den Innenperspektiven und so sieht man von ganz nah, wie jedes der zurückgebliebenen Familienmitgleider leidet. Wir sehen wie Jaya Zuflucht in der Religion sucht und alles andere aus ihrem Leben ausblendet, weil sie glaubt, als Mutter versagt zu haben. Wir sehen Keith, der nur noch für seine Arbeit lebt, um nicht daran denken zu müssen, dass er seine Familie nicht zusammenhalten konnte; und der nur noch Freude aus geschäftlichen Transaktionen schöpfen kann. Und wir sehen Karina, die sich selbst verletzt, um ihrem inneren Schmerz ein Ventil zu geben, die sich ganz auf‘s Lernen konzentriert, weil sie auf den Stolz ihrer Eltern hofft und die auf ihrer verzweifelten Suche nach etwas, wofür es sich zu leben lohnt, schließlich einer sektenähnlichen Kommune in die Fänge gerät.

Ab und zu meldet sich jedoch auch Prem zu Wort: Direkt am Anfang erklärt er, dass es nicht die Schuld seiner Schwester und auch nicht die seiner Eltern war, dass er im Pool ertrunken wäre. „Das Wasser hat an dem Tag beschlossen, mich zu verschlingen“, erklärt er und nimmt damit jegliche Schuldzuweisung von Seiten des Lesers vorweg. Er meldet sich auch immer wieder im Laufe des Romans zu Wort und kommentiert das Leben seiner Schwester und das einer Eltern. Er vereint dabei die kindliche Sichtweise auf die Dinge, wie er sie im Alter von acht Jahren hatte, als er starb, mit einer alles durchschauenden Weisheit. Die Schwierigkeit, einen Toten sprechen zu lassen, hat Shilpi Somaya Gowda meisterhaft bewältigt: Weder driften diese Passagen ins Rührselige noch ins Befremdliche ab.

Der Roman hat vielleicht manchmal seine Längen, aber die hat er im Rückblick betrachtet zurecht. Er soll uns zu zeigen, dass sich eine Familie nach einem erlittenen Unglück nicht voneinander abkapseln darf, weil daraus weiteres Leid entsteht. Erst nachdem sie alle drei wieder füreinander öffnen, sind sie in der Lage, einen neuen Weg zu finden und eine neue Form anzunehmen. „Was und verbindet“ ist ein gewaltiger, ein intensiver und wertvoller Roman, wenn man bereit ist, sich auf die Geschichte einzulassen.

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Ein Stück stiller Literatur

Das Leben ist ein wilder Garten
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„Vielleicht ist unser Dasein ja nichts weiter als eine geöffnete und dann wieder geschlossene Klammer mit einem bisschen unergründlichem Raum dazwischen?“

Carlo Weiss ist Landschaftsgärtner. Mit seinem ...

„Vielleicht ist unser Dasein ja nichts weiter als eine geöffnete und dann wieder geschlossene Klammer mit einem bisschen unergründlichem Raum dazwischen?“

Carlo Weiss ist Landschaftsgärtner. Mit seinem Hilfsgärtner Agon, der aus dem Kosovo geflohen ist, bebaut und pflegt er die Gärten der betuchten Schweizer Gesellschaft. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und seine Tochter lebt ihr eigenes Leben in London. Plötzlich verschwindet auch seine Mutter aus dem Seniorenheim, in dem sie untergebracht war. Und es ist nicht etwa er selbst, sondern Agon, der auf die Idee kommt, dass sie dahin gegangen ist, wo sie einst glücklich war.

In dem Roman „Das Leben ist ein wilder Garten“ begleiten wir die Figur Carlo Weiss ein Stück – es ist nur ein Bruchstück – auf seinem Lebensweg. Ganz lernen wir ihn nicht kennen, nur einen Teil von ihm, so wie auch im wahren Leben, wenn wir jemanden kennenlernen, dessen Vergangenheit und Zukunft wir nicht kennen. Wir begleiten ihn in einer kurzen Lebensphase von einigen Monaten. In einer Zeit, in der er sich intensiver mit dem Leben seiner Mutter auseinandersetzt und so einiges über ihr Leben in Erfahrung bringt, das sie vor seiner Geburt geführt hat – über eine erfüllende und für ihren weiteren Werdegang prägende Lebensphase. Und doch muss er am Ende feststellen: „Ich habe mir nie die Frage gestellt, ob Mama eigentlich ein glückliches Leben geführt hat.“

„Das Leben ist ein wilder Garten“ ist ein Roman über die fragilen Formen menschlicher Beziehungen. Roland Buti beleuchtet die Beschaffenheit dieser Beziehungen, was einzelne Individuen füreinander bedeuten und wie sie es stets versäumen, die wesentlichen Fragen zu stellen. Roland Buti webt zudem gekonnt die Erinnerungsstücke eines politischen Flüchtlings in der Person Agons in die Geschichte mit ein und thematisiert somit auch die Zwiespältigkeit der Schweizer Gesellschaft: Da sind auf der einen Seite die Schweizer Bürger, die stets wohlbehütet und abgeschirmt von jeglichem Kriegsgeschehen gelebt haben, und auf der anderen Seite diejenigen, die ihr Heimatland verlassen mussten und sich eine neue Existenz in der Schweiz aufzubauen versuchen. Klare Linien gibt es nicht, die muss jeder Leser für sich selbst ziehen. Der Autor schreibt in einem leisen, unaufgeregten Stil, in dem aber auch viel leiser Humor mitschwingt. Ein Roman, den man nicht in einem Rutsch runterliest, sondern den man stückweise auf sich wirken lässt. Ein Roman zum Verweilen und Sinnieren.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Die Geschichte einer besonderen Frau

Die Dirigentin
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„Meine Füße spüren die Erde, die Hände den Takt, die Ohren hören die Musik, die Augen verfolgen die Noten, meine Aufmerksamkeit gilt den Musikern, meine Seele gehört dem Komponisten. Kurz vergesse ich, ...

„Meine Füße spüren die Erde, die Hände den Takt, die Ohren hören die Musik, die Augen verfolgen die Noten, meine Aufmerksamkeit gilt den Musikern, meine Seele gehört dem Komponisten. Kurz vergesse ich, wem mein Herz gehört. Ich bin siebenundzwanzig. Ich stehe vor den weltberühmten Berliner Philharmonikern, und das ist meine Weltpremiere.“

Haben Sie schon einmal von Antonia Brico gehört? Ich bis vor kurzem auch nicht. Wie gut, dass die niederländische Schriftstellerin Maria Peters das ein für allemal geändert hat. Denn genau so sehr wie wir Frauen brauchen, die für etwas brennen, brauchen wir auch Frauen, die für diese Frauen brennen. Und so fällt die Entscheidung schwer, welche der beiden Frauen nun die größere ist: Ist es Antonia Brico, die ihr Leben der Musik gewidmet hat und die erste studierte Dirigentin war, oder Maria Peters, die in Bricos Leben eingetaucht ist und dieses wundervolle Buch über ihren musikalischen Werdegang geschrieben hat? Diese schwierige Frage mag jeder für sich selbst beantworten, ich bin jedenfalls von beiden Frauen gleichermaßen begeistert.

Kommen wir zunächst auf Antonia Brico zu sprechen. Als kleines Kind wird sie von ihrer jungen Mutter, die von ihrem Liebhaber verlassen und von dem Vater verstoßen wurde, zur Adoption freigegeben. Unter dem Namen Wilhelmina Wolters reist sie mit ihren Pflegeeltern von den Niederlanden nach Amerika. Dass die beiden nicht ihre leiblichen Eltern sind, erfährt sie erst als Erwachsene. Bereits im Alter von fünf Jahren hat sie ihre erste prägende Erfahrung mit der Musik: „Ich ging an einer Kirche vorbei, und die Orgel spielte. Das hatte ich noch nie gehört, denn wir sind nie in die Kirche gegangen. Ich huschte hinein und ging die Treppe hinauf. Da saß der Organist. Ich war vollkommen verzaubert. Viel später erfuhr ich erst, dass es Albert Schweitzer war… Seit diesem Erlebnis habe ich um ein Klavier gebettelt.“ (Wie man im Nachwort erfährt, war Antonia Brico Zeit ihres Lebens eng mit Albert Schweitzer befreundet.) Auf diese Weise beginnt ihr intensiver und steiniger Kampf um musikalische Bildung und Entfaltung. Ihr Weg führt sie in die Niederlande, dann nach Deutschland und schließlich wieder zurück in die USA. Doch trotz abgeschlossenem Studium ist weiterhin kein Licht in Sicht: Antonia muss weiterhin um Akzeptanz als weibliche Dirigentin auf amerikanischem Boden kämpfen. Doch Antonia hat nicht nur Widersacher, sie hat auch Freunde und Fürsprecher, die sie unterstützen. Und niemand Geringeres als Eleanor Roosevelt gibt Antonia die Worte „Machen Sie, was Ihnen Ihr Herz sagt, denn Kritik gibt es so oder so“ mit auf den Weg.

Maria Peters war so fasziniert von Antonia Bricos Leben, ihrem Werdegang und ihrer grenzüberschreitenden Leidenschaft für die Musik, dass sie ihr Leben sowohl auf Papier als auch auf die Leinwand gebannt hat. (Das auf dem Cover zu sehende Foto stammt aus dem Film.) Im Gespräch mit Rex Brico (Antonias Cousin) erfuhr sie viele Details über die historische Person, die sie in ihrem Roman auf künstlerische Art aufleben ließ. Und wie sie sie aufleben lässt – so authentisch, so lebendig und so ergreifend! Man braucht von Antonia Brico nichts zu wissen und auch von klassischer Musik nichts zu verstehen, um der Handlung mit angehaltenem Atem zu folgen. Die Autorin hat ihren ganz eigenen Stil, weit ab vom Bekannten und Althergebrachten. Gekonnt spart sie gerade die Momente aus, die zu Pathos, Übertreibung oder Kitsch verleiten könnten. Besonders gelungen und originell sind oftmals die Dialoge (weswegen dieses Buch auch wunderbar als Film funktionieren wird!). Ganz bemerkenswert ist Antonia Bricos Talent, immer die richtigen Worte für diejenigen Personen zu finden, die über ihr Schicksal entscheiden sollen. „In seinem Buch über Bach schreibt Schweitzer, es sei einer der Charakterzüge schöpferischer Menschen, dass sie auf ihren großen Tag warten würden und dass sie, bis es soweit ist, alles in dieses Warten investieren, bis zur Erschöpfung. Das ist meine Geschichte.“

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Anders als erwartet

Die Perlenfarm
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„So lag ich da, die ganze Nacht, lauschte dem endlosen Echo und begriff, dass Einsamkeit überall gleich ist.“ (S. 201)

Der neue Roman von Liza Marklund kommt in einem farbenfrohen Cover daher. Ein Strand ...

„So lag ich da, die ganze Nacht, lauschte dem endlosen Echo und begriff, dass Einsamkeit überall gleich ist.“ (S. 201)

Der neue Roman von Liza Marklund kommt in einem farbenfrohen Cover daher. Ein Strand mit Palmen und Blick auf das türkisfarbene Meer. In der Ferne sieht man eine kleine, grüne Insel. In großer sandfarbener Schrift prangt der Titel „Die Perlenfarm“ darüber. Der Umschlagseite eines Reisekatalogs sieht es so ähnlich, dass man nicht umhinkann, als sich dahin zu wünschen – wo auch immer dieser äußerst ansprechend aussehende Ort sein soll. Im Klappentext heißt es, dass „die junge Kiona im Paradies lebt“, auf einer Perlenfarm, an deren Küste eines Tages ein Segelboot mit einem verletzten Mann an Bord strandet. „Kiona pflegt ihn gesund und verliebt sich in ihn“, heißt es weiter, bis Erik eines Tages die Insel fluchtartig verlässt und Kiona sich auf die Suche nach ihm begibt. Klingt spannend, nicht wahr? Und was erwartet man bei diesem Cover, Titel und Klappentext? Genau, einen romantischen Abenteuerroman. Den habe ich jedenfalls erwartet und ich denke, es ging den meisten Lesern so. Es kann wohl niemand leugnen, dass genau diese Erwartungshaltung aufgebaut wird. Aber wozu, frage ich mich. In der Vermarktung dieses Buches ist ziemlich viel falsch gelaufen, würde ich sagen. Ein Abenteuerroman mit Liebesgeschichte und nachfolgendem Roadtrip ist es nämlich keineswegs. Am ehesten würde ich „Die Perlenfarm“ als Politthriller bezeichnen. (Der Titel ist im Original allerdings derselbe und das Cover der schwedischen Ausgabe der deutschen sehr ähnlich, der Klappentext ist aber bei weitem nicht so schnulzig wie der von der vorliegenden deutschen Ausgabe, sondern ist viel nüchterner verfasst. Wie man sieht, ist der Fehler nicht nur dem List-Verlag unterlaufen.)

Zunächst ist die Insel Manihiki, auf der Kiona mit ihrer Familie wohnt, keineswegs als Paradies zu bezeichnen. Recht karge Verhältnisse herrschen auf dieser Insel und Kiona muss auf der Perlenfarm ihrer Familie mithelfen, indem sie mit ihrem Bruder nach Perlenmuscheln taucht, was eine anstrengende und gefährliche Arbeit ist. Wenn sie nicht taucht oder mit dem Öffnen von Muscheln beschäftigt ist, hilft sie ihrer Mutter im Krankenhaus oder im Haushalt. Trotz großem Wissensdurst stehen ihr nur wenige Bücher zur Verfügung. Klingen die beschriebenen Verhältnisse nach einem Paradies? Ich würde eher nein sagen. Die Beschreibungen des Lebens auf der Insel wirken äußerst fade und trostlos, so dass sich der Teil, der auf Manihiki spielt (ungefähr ein Viertel des Romans), sehr in die Länge zieht. Dass der geheimnisvolle Schwede Erik dabei auf der Bildfläche erscheint, ändert auch nicht viel daran. Die angebliche große Liebe, die sich zwischen Kiona und Erik entwickelt (und aus der sogar zwei Kinder entstehen) ist ebenfalls so fade beschrieben, dass an keiner Stelle ein Funke auf den Leser überspringen kann. Die wenigen Gespräche, die sie miteinander führen und die den Leser kalt erwischenden recht unappetitlichen Sexszenen lassen auf keine tiefe Liebe schließen. Umso mehr überrascht dann der weitere Verlauf des Romans, in dem Kionas entbehrungsvolle Suche nach Erik beginnt. Und hier beginnt wirklich eine Handlung, die sich geradezu überschlägt. Zunächst landet Kiona in Los Angeles, wo sie unbedarft wie sie ist (schließlich ist sie noch nie weiter als bis zur Nachbarinsel in ihrem Leben gekommen) in die Hände von vier Kriminellen gerät. Von ihren physischen und psychischen Schäden erhölt sie sich bei einer buntzusammengewürfelten Wohngemeinschaft, deren Oberhaupt Clay (eine Person, die ihre geschlechtliche Identität mehrmals gewechselt hat) darstellt. Weitere Mitglieder sind ein versehrter Kriegsveteran, ein drogenabhängiges Model, ein homosexuelles aidskrankes Pärchen sowie drei Teenagermädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen. Wenn sie nicht gerade Zeitschriftenabonnements verkaufen, diskutieren sie leidenschaftlich über den Glauben und die Evolution. Als es zu einer verhängnisvollen Verwicklung kommt, bricht Kiona mit Clay nach London auf und später nach Daressalam. Und hier verwundert bereits sehr, wie gut Kiona zurechtkommt, immer genau weiß, bei welchem Problem sie sich an welche Institution wenden muss und sich außerdem glaubwürdige Geschichten aus dem Stegreif ausdenkt. Bei jemandem, der sein ganzes Leben auf einer Insel verbracht hat und mit der restlichen Welt keinerlei unmittelbaren Kontakt hatte, ist das ein äußerst ungewöhnliches und damit unglaubwürdiges Verhalten. Insgesamt halten einen die geschilderten Geschehnisse ab Los Angeles bis zum Ende allerdings in Atem und lassen einen auf die Lösung des Rätsels mitfiebern. Auf emotionaler Hinsicht bleibt die Geschichte allerding in höchstem Maße farblos. Und so bleibe ich ziemlich ratlos zurück. Der Roman war zugegebenermaßen streckenweiße interessant und spannend, einige Stellen haben einem auch zu denken gegeben, aber insgesamt, weiß ich wirklich nicht, was ich von Liza Marklunds neuestem Werk halten soll. Eine klare Linie konnte ich nicht erkennen.

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Von Helena Rubinstein zu Elizabeth Arden

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume (Sophia 2)
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Nachdem Sophia einen anonymen Brief erhält, in dem geschrieben steht, dass ihr Sohn am Leben ist, bricht Sophia Hals über Kopf nach Paris auf, wo sie jedoch nichts in Erfahrung bringen kann. Ein Detektiv ...

Nachdem Sophia einen anonymen Brief erhält, in dem geschrieben steht, dass ihr Sohn am Leben ist, bricht Sophia Hals über Kopf nach Paris auf, wo sie jedoch nichts in Erfahrung bringen kann. Ein Detektiv bietet ihr seine Hilfe an, die Sophia nach einigem Zögern annimmt. Doch die Nachforschungen gestalten sich schwieriger als gedacht. Unverrichteter Dinge fährt sie wieder nach New York zurück. Dort angekommen nimmt Sophia ihren ganzen Mut zusammen, Elizabeth Arden um eine Anstellung zu bitten. Diese willigt freudig ein, wobei sie Sophia jedoch nicht als Chemikerin, sondern als Kosmetikerin in einem ihrer Schönheitssalons einsetzt. Sophia findet sich schnell in ihrer neuen Tätigkeit ein und wird bald zu einer beliebten Kosmetikerin. Doch unversehens wird sie von Miss Arden eines schönen Tages zu einer höheren Aufgabe erkoren: Sie soll den Aufbau und die Gestaltung eines Damenclubs auf dem Land leiten. Dabei soll ihr ein erfahrener Werbemann zur Seite stehen. Dieser ist niemand anderes als Darren O‘Connor, der Mann, der Sophia vor vier Jahren das Herz brach und den sie doch nie vergessen konnte. Wie wird sich ihre Zusammenarbeit und – was viel wichtiger ist – ihre Beziehung zueinander gestalten?

Corina Bomann stellt uns mit „Sophias Träume“ einen würdigen Nachfolger des ersten Teils der „Die Farben der Schönheit“-Trilogie dar. Der Ton der Geschichte und die Erzählerstimme ändern sich nicht. Weiterhin verfolgt die Leserin gespannt die Wendungen des Schicksals im Leben der starken und bewundernswerten Protagonistin. Statt im Chemielabor dürfen wir Sophia nun bei ihren Tätigkeiten im Kosmetiksalon und später auf dem Landsitz „Maine Chance“ über die Schulter schauen. Vor dem historischen Hintergrund des Börsencrash und des sich anbahnenden Nationalsozialismus wird das Leben der fiktiven Sophia aufs Detailreichste und Liebevollste herausgearbeitet. Man verfolgt die Handlung gebannt, mit angehaltenem Atem und klopfendem Herzen. Viele der geschilderten Entwicklungen haben mich bewegt, aber auch überzeugt – schließlich ist Corina Bomann stets um Realitätsnähe bemüht. Ich hätte mir nur gewünscht, dass Darren auch über die Zeit, als er von Sophia getrennt war, gesprochen hätte und auf ihre Ausführungen detaillierter eingegangen wäre. Außerdem hat mir ab und zu die von der Autorin gewählte Wortwahl nicht so gut gefallen, so glaube ich beispielsweise nicht, dass das Wort „hinverbrannt“ bereits im Jahr 1930 ein gebräuchliches Adjektiv gewesen ist. Das sind allerdings nur Kleinigkeiten. Im Großen und Ganzen hat mir auch der zweite Band sehr zugesagt und nun warte ich ungeduldig auf den dritten und leider auch den letzten Band der Trilogie um Sophia Krohn.

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