Profilbild von Herbstrose

Herbstrose

Lesejury Star
offline

Herbstrose ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Herbstrose über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2022

Wie das Leben so spielt …

Das Lächeln der Sterne
0

Adrienne Willis ist Anfang sechzig und geschieden, nachdem sie vor fünfzehn Jahren von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen wurde. Ihre Kinder sind inzwischen erwachsen. Als der Mann ihrer Tochter ...

Adrienne Willis ist Anfang sechzig und geschieden, nachdem sie vor fünfzehn Jahren von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen wurde. Ihre Kinder sind inzwischen erwachsen. Als der Mann ihrer Tochter Amanda stirbt, kann diese seinen Tod nicht verkraften. Sie vernachlässigt sich, den Haushalt und ihre Kinder, sodass Adrienne einspringen muss. Um ihre Tochter von ihrem Leid abzulenken und ihr Mut für die Zukunft zu machen, erzählt Adrienne ihr ein Geheimnis aus ihrem Leben, das sie bisher verschwiegen hatte: Damals, kurz nach der Trennung vor fünfzehn Jahren, wurde sie von einer Freundin gebeten, sie einige Tage in ihrer kleinen Pension am Meer zu vertreten. Es ist keine Saison und nur ein einziger Gast ist angemeldet, der Arzt Paul Flanner. Kurz nach seiner Ankunft zieht ein gewaltiges Unwetter auf, währenddessen die Beiden das Haus nicht verlassen können. Sie sitzen zusammen während draußen tagelang der Sturm wütet, erzählen sich gegenseitig aus ihrem Leben – und kommen sich ganz allmählich näher …

Nicholas Sparks, geb. 1965 in Omaha/Nebraska, ist US-amerikanischer Schriftsteller. Nach seinem Schulabschluss 1984 begann er ein Bachelor-Studium in Business Finance, das er 1988 abschloss. Während dieser Zeit begann er zu schreiben, sein Erfolg begann jedoch erst 1994 mit „Wie ein einziger Tag“, was ein weltweiter Bestseller wurde. Es folgten viele weitere Bestseller, die teilweise auch verfilmt wurden. Die Bücher des Autors wurden in 50 Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von nahezu 100 Millionen Exemplaren. Seine Romane behandeln bewegende Schicksale und sind meist tragisch und voller Leidenschaft. Sparks heiratete 1989, hat fünf Kinder und lebt seit 2015 getrennt von seiner Frau Cathy in North Carolina.

„Das Lächeln der Sterne“ ist eine romantische Liebesgeschichte. Durch die sehr realistische Erzählweise des Autors gelingt es ihm, den Leser tief in das Geschehen eintauchen zu lassen. Man ist in der Geschichte gefangen, lebt und leidet mit den Protagonisten und hofft für sie auf einen glücklichen Ausgang. Gleichzeitig regt das Buch auch dazu an, über wichtige Themen des eigenen Lebens nachzudenken und eventuell etwas zu verändern, bevor es möglicherweise eines Tages zu spät sein wird.

Fazit: Nicht das beste Buch des Autors, dennoch eine interessante Geschichte, die sich gut lesen lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2022

Vater und Sohn – ein nicht immer einfaches Verhältnis

Die Schuhe meines Vaters
0

Wie ist es, wenn man plötzlich über den Tod des Vaters entscheiden soll? Mit dieser Frage sieht sich der Autor Andreas Schäfer konfrontiert, als er den Anruf einer Frankfurter Klinik erhält. Nach einer ...

Wie ist es, wenn man plötzlich über den Tod des Vaters entscheiden soll? Mit dieser Frage sieht sich der Autor Andreas Schäfer konfrontiert, als er den Anruf einer Frankfurter Klinik erhält. Nach einer Biopsie hat sein Vater eine Hirnblutung erlitten und liegt im künstlichen Koma - er wird sterben. Andreas muss nun entscheiden, wann die Maschinen abgestellt werden sollen. Auf dem Weg ins Krankenhaus kommen die Erinnerungen …

Andreas Schäfer ist Journalist und Schriftsteller. Er wurde 1969 in Hamburg geboren, studierte Germanistik, Kunstwissenschaft und Religionswissenschaft in Frankfurt, Kassel und Berlin und war danach bis 2003 fester Mitarbeiter bei der Berliner Zeitung. Seit 2006 schreibt er für den Tagesspiegel und veröffentlichte Beiträge in mehreren Literaturzeitschriften. Darüber hinaus schrieb er einige Romane, für die er verschiedene Auszeichnungen erhielt. Der Autor lebt in Berlin-Kreuzberg.

In aufrichtigen, tief berührenden Worten beschreibt der Autor sein Verhältnis zum Vater und versucht dabei, seine Trauer um ihn zu bewältigen. Im Rückblick auf frühere Begebenheiten benutzt er seine eigenen Erinnerungen und greift auch auf Aufzeichnungen, Briefe und Tagebücher aus dem Nachlass des Vaters zurück. Dabei stellt sich heraus, dass die Beziehung zwischen Vater und Sohn in früheren Jahren, besonders seit der Trennung von der Mutter, nicht immer harmonisch war. Durch diese Art der Trauerbewältigung gelingt es Andreas Schäfer jedoch, die Gedanken an seinen Vater, den vom Krieg traumatisierten, den Vielreisenden, den nach Harmonie strebenden Mann, in geordnete Bahnen zu lenken und seinen Frieden zu finden.

Fazit: Ein Buch das es wert ist gelesen zu werden und das ich gerne weiter empfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2022

Der außerirdische Ikarus

Der Mann, der vom Himmel fiel
0

Er nannte sich selbst Thomas Jerome Newton, der seltsame dünne, große Mann, der eines Tages in Kentucky auftauchte. Was keiner wusste, er war vom Planeten Anthea geschickt, um die letzten, dort auf dem ...

Er nannte sich selbst Thomas Jerome Newton, der seltsame dünne, große Mann, der eines Tages in Kentucky auftauchte. Was keiner wusste, er war vom Planeten Anthea geschickt, um die letzten, dort auf dem verwüsteten Planeten verbliebenen Bewohner, zu retten und gleichzeitig die Erde vor dem gleichen Schicksal, der Zerstörung durch die Menschen, zu bewahren. Mit seinem immensen Wissen verdient er bald Millionen – und wird dabei immer menschlicher. Einsamkeit und Heimweh überkommen ihn, was er mit Alkohol zu betäuben versucht. Nur zu zwei Menschen hat er Vertrauen und regelmäßigen Kontakt, zu dem Wissenschaftler Nathan Bryce und zu seiner Haushälterin Betty Jo. Als er auch die Aufmerksamkeit von FBI und CIA erregt, gerät sein Leben immer mehr in Gefahr. Wird es ihm unter diesen Umständen gelingen, die Bewohner Antheas zu retten und die Menschen über das zukünftige Schicksal der Erde aufzuklären?

Der US-amerikanische Schriftsteller Walter Tevis wurde 1928 in San Francisco geboren und starb 1984, mit nur 56 Jahren, in New York an Lungenkrebs. Im Zweiten Weltkrieg diente er im Pazifik, beendete danach seine Schulausbildung und studierte an der University of Kentucky. Nach seinem Master-Abschluss unterrichtete er in verschiedenen Städten Englische Literatur. Zwischen 1956 und 1984 schrieb Tevis mehrere Romane, von denen einige verfilmt wurden. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in New York – in Richmond, Kentucky, erhielt er seine letzte Ruhestätte.

Mit der Neuauflage des Romans „Der Mann, der vom Himmel fiel“, der bereits 1963 in den USA erschienen ist, wurde der zu Unrecht in Vergessenheit geratene Autor wieder entdeckt. Kaum zu glauben, wie er schon damals die Probleme der heutigen Zeit vorausahnte. Die Dummheit der Menschen hat sich nicht verändert, die Erderwärmung ist sogar noch fortgeschritten, die Ausbeutung der Ressourcen schreitet weiter voran, alles Andersartige wird verurteilt und wer Erfolg hat wird überwacht – bald wird es bei uns sein wie auf Anthea.

Ein düsteres Szenario, das dem Leser nach Beenden des Buches durch den Kopf geht, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Walter Tevis beschreibt exakt den heutigen bedauernswerten Zustand der Zivilisation, die Borniertheit der Gesellschaft und den vergeblichen Versuch, unsere Umwelt auch für die Zukunft erträglich zu gestalten. Ein Alien sucht Hilfe auf dem Planeten Erde und will ihre Bewohner vor ihren Fehlern warnen. Er hält der Menschheit den Spiegel vor, vergeblich? Der Schreibstil ist dabei sehr flüssig und eingängig, ideologische und ökologische Probleme sind treffend erfasst und die Thematik ist aktueller denn je.

Fazit: Eine starke Geschichte die aufrüttelt und zugleich nachdenklich und traurig stimmt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2022

Die Vergangenheit aufarbeiten, um die Zukunft zu gestalten …

Die Ewigkeit ist ein guter Ort
0

Elke, eine junge Pastorin, wohnt bei ihrem Freund Jan in Köln, wo sie ehrenamtlich den Seelsorge-Dienst im Seniorenheim übernommen hat. Als sie nun am Sterbebett einer alten Dame sitzt um mit ihr zu beten, ...

Elke, eine junge Pastorin, wohnt bei ihrem Freund Jan in Köln, wo sie ehrenamtlich den Seelsorge-Dienst im Seniorenheim übernommen hat. Als sie nun am Sterbebett einer alten Dame sitzt um mit ihr zu beten, hat sie plötzlich das Vaterunser vergessen – und nicht nur das, sondern alle Gebete und alles, was mit Gott zu tun hat. Eine Blockade, die für eine Theologin eine Katastrophe bedeutet. Um Klarheit in ihre Gedanken zu bringen und ihre Zukunft zu ordnen, reist sie zurück in ihre norddeutsche Heimat. Doch auch dort will sich die erlösende Befreiung nicht einstellen. Der vierte Platz am Tisch der Eltern ist leer, das Verhältnis zu ihrer und ihres Bruders früherer Freundin Eva ist gestört – und unten am See kommen die quälenden Gedanken über das damalige Unglück zurück. Doch Elke ahnt, dass sie sich der Vergangenheit stellen muss, um in der Gegenwart den Glauben an Gott wieder zu finden …

Die Autorin Tamar Noort wurde 1976 in Göttingen geboren und wuchs in den Niederlanden auf. Nach dem Studium von Kunst- und Naturwissenschaften absolvierte sie die Masterclass Non-Fiction an der Internationalen Filmschule in Köln und erstellt seit 2009 wissenschaftliche Dokumentationen für ZDF, Arte und 3sat. Für einen Auszug aus ihrem Debüt-Roman „Die Ewigkeit ist ein guter Ort“, der am 19.07.2022 erschienen ist, gewann sie bereits 2019 den Hamburger Literaturpreis. Tamar Noort lebt in der Nähe von Lüneburg.

„Gottdemenz“ nennt die Protagonistin ihre seltsame Störung. Die Autorin lässt diese als Ich-Erzählerin zu Wort kommen und berichten, sodass man als Leser ganz nahe am Geschehen ist. Allerdings dauerte es bei mir eine geraume Zeit, bis ich mich mit den Handlungen der Protagonistin anfreunden und diese auch verstehen konnte, zu seltsam kamen mir anfangs ihre Motivation und ihre Beweggründe vor. Doch dann entwickelte das Buch einen Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte. Ein großes Lob gebührt der Autorin dafür, dass sie, obwohl der Roman im kirchlichen bzw. religiösen Milieu handelt, den Fokus auf das weltliche Geschehen mit seinen mannigfachen Problemen gelegt hat. Das Buch kann somit bedenkenlos von jedem gelesen werden, ob Christ oder Atheist, es frömmelt nichts. Auch der Schluss befriedigt - die Vergangenheit ist geklärt, die Zukunft ist offen.

Fazit: Eine gut und fesselnd erzählte Geschichte über Verlust und Verlassen, Hoffnung und zu sich selbst finden. Meine Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.06.2022

Der lange Weg zur Selbstfindung

Was man sieht, wenn man über das Meer blickt
0

Andrea Luna, 37jähriger Aushilfslehrer für Kunstgeschichte, ist schon länger mit seinem Leben unzufrieden. Als dann seine Frau noch eine Fehlgeburt erleidet und seine Ehe dadurch ein eine Krise gerät, ...

Andrea Luna, 37jähriger Aushilfslehrer für Kunstgeschichte, ist schon länger mit seinem Leben unzufrieden. Als dann seine Frau noch eine Fehlgeburt erleidet und seine Ehe dadurch ein eine Krise gerät, wird es noch schlimmer. Da trifft er zufällig einen alten Freund, mit dem er während des Studiums in New York die beste und glücklichste Zeit seines bisherigen Lebens verbracht hatte. Dieses Gefühl will er zurück haben und beschließt, nach New York zu fliegen. Dort angekommen ist er jedoch genau so unstet wie zuvor. Er versucht sich selbst und was er wirklich will zu verstehen und landet dabei im Metropolitan Museum, wo er seine Tage sinnierend vor einem Gemälde Rembrandts verbringt. Es stellt die Beziehung zwischen Vater und Sohn dar, ein Gefühl, das ihm vom Schicksal verwehrt wurde. So vergeht die Zeit und am Tag seines Rückflugs schafft er es mental nicht, in den Flieger zu steigen. Er lässt sein Ticket verfallen und ist nun ein Gestrandeter, ein Illegaler in den USA …

Der italienische Schriftsteller und Journalist Fabio Geda wurde 1972 in Turin geboren. Er arbeitete als Lehrer im sozialen Bereich und schrieb für Zeitungen, ehe er mit der Veröffentlichung seiner Romane „Im Meer schwimmen Krokodile“ und „Ein Sonntag mit Elena“ zum Bestsellerautor wurde. Fabio Geda lebt in Turin.

„Was man sieht, wenn man über das Meer blickt“ („Se la vita che salvi è la tua“) ist keine leichte Sommerlektüre, wie Titel und Cover evtl. vermuten lassen, sondern die Geschichte eines Mannes, der sich treiben lässt und seine innere Mitte noch nicht gefunden hat. Es ist eine Fülle an Gefühlen, die der Autor dem Protagonisten hier mitgegeben hat und die auf den Leser einstürzen. Andrea Luna handelt meist unüberlegt und impulsiv und ohne darüber nachzudenken, welche Folgen sein Handeln bei seinen Mitmenschen auslöst. Er macht Fehler, trifft falsche Entscheidungen und verletzt dabei unwissentlich die Gefühle derer, die ihn lieben und ihm zugetan sind und bringt dabei sich selbst in Gefahr.

Fabio Gedas Schreibstil ist sehr ausdrucksstark, dabei harmonisch und stimmungsvoll, die Themen sind sehr vielschichtig. In rascher Folge wechseln Tragik und Dramatik, Niedergeschlagenheit und Frustration mit humorvollen und versöhnlichen Szenen, sodass durchweg eine gewisse Spannung vorherrscht. Wir reisen mit Andrea Luna von Italien nach New York, erleben gefährliche Abenteuer in Mexiko, durchqueren die Wüste von Arizona und trampen quer durch die USA - um dann in New York vielleicht das Glück zu finden? Das Ende bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.

Fazit: Ein einfühlsamer und außergewöhnlicher Roman über die Psyche eines Mannes in einer Lebenskrise, den ich mit Interesse gelesen habe und sehr gerne weiter empfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere