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Veröffentlicht am 01.04.2024

Was zählt wirklich im Leben?

25 letzte Sommer
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Normalerweise verbringt er die Wochenende zusammen mit seiner Familie, doch diesmal ist er alleine in seinem kleinen Haus auf dem Lande, der vielbeschäftigte Manager. Sein Kopf ist voller Gedanken an die ...

Normalerweise verbringt er die Wochenende zusammen mit seiner Familie, doch diesmal ist er alleine in seinem kleinen Haus auf dem Lande, der vielbeschäftigte Manager. Sein Kopf ist voller Gedanken an die Arbeit, seine Gedanken kreisen unentwegt um Unerledigtes, während er frühmorgens seine Laufrunde startet. Als er am See vorbei kommt, steigt gerade ein nackter Mann aus dem Wasser. Der Fremde fordert unseren Erzähler auf, ebenfalls im kalten Wasser des Sees ein erfrischendes Bad zu nehmen, und lädt ihn danach zum Frühstück in seinem nahe gelegenen Hof ein. Karl, wie er sich nennt, ist Bauer und pflanzt Kartoffeln an. Die beiden Männer könnten nicht unterschiedlicher sein, dennoch sind sie sich sofort sympathisch. Es beginnt ein Gespräch darüber, was wirklich wichtig ist im Leben, über unerfüllte Träume und heimliche Sehnsüchte. Sie stellen dabei fest, dass sie noch etwa 25 Sommer vor sich haben, die es sinnvoll zu leben gilt …

Stephan Schäfer, geb. 1974 in Witten, war viele Jahre als Journalist, Redakteur, Vorstand und Top-Manager tätig, bis er 2022 aus seinem Job ausstieg, um zu schreiben. „25 letzte Sommer“ (erschienen 14.03.2024 bei park x ullstein) ist sein erster Roman. Der Autor lebt mit seiner Familie in Hamburg und an der Schlei.

Wie Stephan Schäfer sich selbst äußerte, wollte er mit dem Schreiben seinem Leben eine Wendung geben und betrachtet diese literarische Aufarbeitung als eigenen Neuanfang. Mit diesem Buch bringt er auch uns Leser dazu, über unser bisheriges Leben nachzudenken. Was ist wichtig für mich? Bin ich auf dem richtigen Weg? Ist mein Leben im Gleichgewicht? Was kann ich in Zukunft ändern? Das dünne Buch ist dank seines angenehm warmherzigen Schreibstils gut zu lesen. Die beiden sympathischen Protagonisten wirken absolut lebensnah, ihre Gedanken und Gefühle sind realistisch und nachvollziehbar.

Fazit: Ein Buch wie ein Schatzkästchen – man muss nur die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Meine absolute Empfehlung!

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Veröffentlicht am 27.03.2024

„Ich bin James“

James
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Alle nennen ihn Jim, doch eigentlich heißt er James. Er ist sehr gebildet, kann Lesen und Schreiben und sich exzellent ausdrücken - doch er muss sich dumm stellen und sein Wissen geheim halten, der schwarze ...

Alle nennen ihn Jim, doch eigentlich heißt er James. Er ist sehr gebildet, kann Lesen und Schreiben und sich exzellent ausdrücken - doch er muss sich dumm stellen und sein Wissen geheim halten, der schwarze Sklave von Miss Watson. Als Jim erfährt, dass er verkauft werden soll, flieht er zusammen mit Huck, einem Jungen, der seinen Tod vorgetäuscht hat, um seinem gewalttätigen Vater zu entkommen. Auf dem Weg in die vermeintliche Freiheit haben die beiden gefährliche Abenteuer zu bestehen. Schlangen kreuzen ihren Weg, Sturm und Überschwemmung erschweren das Weiterkommen, sie treffen auf Diebe und Betrüger, Jim tritt als Sänger auf und sie erleiden Schiffbruch auf dem Mississippi. Dann bricht der Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten aus …

Percival Everett, geb. 1956 in Fort Gordon/Georgia, ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Professor für Englisch an der University of Southern California. Schon während seines Studiums verfasste er seinen ersten Roman, der 1983 veröffentlicht wurde. Inzwischen hat er sich mit mehr als 30 Romanen einen Namen gemacht und ist auch erfolgreich als bildender Künstler in der Malerei tätig. Er ist verheiratet mit Danzy Senna, die ebenfalls Autorin ist, und lebt mit ihr und den beiden gemeinsamen Söhnen in Los Angeles.

„James“ (erschienen 18.03.2024 im Hanser-Verlag) ist das neueste Werk des Autors, in dem es um Rassismus und die Frage der Identität und Daseinsberechtigung geht. Er verleiht Mark Twains Roman eine neue Dimension, indem er mit dem schwarzen Sklaven Jim einen liebenswerten Helden erschaffen hat, den er seine Geschichte selbst erzählen lässt. Herausgekommen ist dabei ein aufrüttelnder Roman über Menschenrechte und zugleich eine Abenteuergeschichte vom Feinsten.

Fazit: Lesenswert!

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Auguste >Gussie< Adenauer – ein Leben zwischen Glück und Leid

Gussie
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Im Februar 1948 liegt im Bonner Johannes-Hospital eine Frau, die nur noch einige Tage zu leben hat - es ist Auguste >Gussie< Adenauer. Ihre Gedanken schweifen zurück, sie erinnert sich: Gussie Zinsser ...

Im Februar 1948 liegt im Bonner Johannes-Hospital eine Frau, die nur noch einige Tage zu leben hat - es ist Auguste >Gussie< Adenauer. Ihre Gedanken schweifen zurück, sie erinnert sich: Gussie Zinsser ist 24 Jahre alt, als sie 1920 den beinahe 20 Jahre älteren Witwer und Vater dreier Kinder, Konrad Adenauer, heiratet. Der Ehe entspringen fünf Kinder, der Erstgeborene stirbt jedoch kurz nach der Geburt. Als Frau des Oberbürgermeisters von Köln begleitet sie ihren Mann oft zu Veranstaltungen, ist selbst aber auch politisch und sozial tätig. Ihr Leben ändert sich entscheidend, als Hitler 1933 die Macht übernimmt. Adenauer wird überwacht, enteignet, gefangen genommen und entgeht nur durch eine List dem Konzentrationslager. Jetzt muss er sich vor den Nazis verstecken und seine Familie allein ihrem Schicksal überlassen. Mit Mut und Kraft versucht Gussie, sich und die Kinder durch die schwierige Zeit zu bringen, bis eines Tages die Gestapo erscheint und sie zum Verhör mitnimmt …

Christoph Wortberg, geb. 1963 in Köln, studierte nach seinem Abitur Germanistik, Philosophie und Geschichte und absolvierte eine Ausbildung zum Schauspieler. Er ist Autor einiger preisgekrönter Jugendromane, mehrerer Kriminalromane und Verfasser zahlreicher Drehbücher für Fernsehproduktionen.

Auguste "Gussie" Amalie Julie Adenauer (geb. Zinsser)
geboren 07.12.1895 in Köln - † gestorben 03.03.1948 in Bonn

Sorgfältige Recherche um größtmögliche geschichtliche Genauigkeit zeichnet diesen biografischen Roman aus. Auf unterhaltsame Weise erleben wir hier ein Stück Zeitgeschichte, flüssig geschrieben und ansprechend aufbereitet. Kurze Kapitel, denen jeweils ein kurzer Auszug aus dem Briefwechsel zwischen Gussie und ihrem Vater bzw. zwischen ihr und Adenauer vorangestellt ist, sowie sehr gut ausgearbeitete Charaktere sind weitere Pluspunkte, die das Lesen dieses Buches zu einem angenehmen Erlebnis machen.

Fazit:* Ein Buch, das ohne zu belehren geschichtliches Wissen vermittelt – sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 16.03.2024

Ein Tag im Jahr

Wir sehen uns im August
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Wie in jedem Jahr am 16. August, so setzt auch Ana Magdalena Bach diesmal wieder mit der Fähre auf eine Karibikinsel über, um das Grab ihrer verstorbenen Mutter zu besuchen. An deren Todestag legt sie ...

Wie in jedem Jahr am 16. August, so setzt auch Ana Magdalena Bach diesmal wieder mit der Fähre auf eine Karibikinsel über, um das Grab ihrer verstorbenen Mutter zu besuchen. An deren Todestag legt sie dort immer einen Strauß Gladiolen nieder und berichtet der Verstorbenen von ihren Sorgen und Nöten. Ana Magdalena ist 46 Jahre alt und seit 27 Jahren glücklich mit dem 54jährigen Doménico, dem Direktor des Konservatoriums, verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder, einen zweiundzwanzig Jahre alten Sohn und eine 18jährige Tochter. Wie jedes Jahr übernachtet sie in einem Touristenhotel an der Lagune und nimmt abends an der Bar eine Kleinigkeit zu sich. Diesmal wird sie von einem fremden Mann angesprochen, der sie zu einem Drink einlädt. Sie geht auf seine Flirtversuche ein und nimmt ihn mit auf ihr Zimmer. Dieses Ereignis hat sie so verändert, dass sie fortan das Abenteuer sucht und nicht nur auf die Insel fährt, um auf das Grab der Mutter Blumen zu legen …

Gabriel García Márquez, (geb. 1927 in Kolumbien – gest. 2014 in Mexiko) war ein kolumbianischer Schriftsteller und Journalist. Er schrieb Drehbücher, Kolumnen, Reportagen, Kurzgeschichten, Erzählungen, Romane und Memoiren. Bevor er sich dem Schreiben zuwandte, studierte er zunächst Jura an der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá. Zu dieser Zeit lernte er auch seine spätere Ehefrau Mercedes kennen, die 2020 im Alter von 87 Jahren starb. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Sein Durchbruch als Schriftsteller gelang Márquez 1967 mit dem Roman „Hundert Jahre Einsamkeit“, der sich mehr als 30 Millionen Mal verkaufte. 1982 wurde Gabriel García Márquez mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt.

Zehn Jahre nach dem Tod des Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez erscheint dessen letzter Roman, unvollendet. Seine Söhne hatten beschlossen, das Buch zu veröffentlichen.

„Wir sehen uns im August“ heißt der Roman, der vom Umfang her eher eine Novelle ist, und nun weltweit auf den Markt gekommen ist. Nach dem Willen des Autors sollte er eigentlich nicht gedruckt sondern vernichtet werden, weil er seiner Meinung nach nichts tauge. Seine Söhne sahen das anders, zum Glück für uns Leser. Eine Sensation ist es sicherlich nicht, dennoch eine recht unterhaltsame Geschichte mit teils deftigen Sexszenen. Dass der Autor den Text nicht mehr überarbeiten konnte ist daran zu merken, dass einige Stellen (zumindest auf Deutsch) doch etwas unrund und holprig rüberkommen und gefühlte Lücken vorhanden sind. Das mindert jedoch keineswegs die Lesefreude, zumal der Schluss mit einer gut gelungenen Pointe überrascht. Schade, dass dem Autor keine Zeit mehr geblieben ist, diese kurze Geschichte zu einem großen Werk zu vollenden.

Fazit: Ein dünnes Buch mit vielen schönen ausdrucksstarken Passagen und einem großartigen Schluss – lesenswert trotz kleiner Mängel.

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Erinnerungen

Das kleine Haus am Sonnenhang
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In den Neunzigerjahren, er war damals Journalist und noch kein Schriftsteller, verbrachte Alex Capus eine längere Zeit in seinem kleinen Haus am Sonnenhang in einem Tal im Piemont, das er als junger Mann ...

In den Neunzigerjahren, er war damals Journalist und noch kein Schriftsteller, verbrachte Alex Capus eine längere Zeit in seinem kleinen Haus am Sonnenhang in einem Tal im Piemont, das er als junger Mann sehr billig erworben hatte. Er hatte sich vorgenommen, dort seinen ersten Roman zu schreiben. Während der Sommermonate war nicht nur seine Freundin Nadja, die heute seine Frau ist, bei ihm, es waren auch viele Freunde zu Besuch. Ab September, als alle zurück in die Schweiz fuhren, war Alex Capus allein mit seiner Schreibmaschine und konnte an seinem Roman arbeiten. Die Tage verliefen in ruhiger Gleichförmigkeit, doch gelegentlich fuhr er mit seinem alten Fahrrad in die drei Kilometer entfernte Kleinstadt um mit Nadja zu telefonieren, danach in die Bar Da Pierluigi, um einige Einheimische zu treffen und ein paar Gläser Wein zu trinken. Es waren immer dieselben Gäste, alles Männer, mit denen er zusammen saß, Giuseppe, Mauro, Sergio, Roberto und natürlich der Wirt Pierluigi, die alle etwas Gesellschaft suchten. Es wird viel geraucht, viel getrunken und nur das Nötigste geredet. Die Abende vergingen meist ereignislos, doch einmal herrschte Aufregung. In der Kirche wurde der Opferstock aufgebrochen, die Polizei kommt auch in Pierluigis Bar …

Der Autor Alex Capus wurde 1961 in Frankreich geboren und lebt heute in Olten im Schweizer Kanton Solothurn. Er ist verheiratet mit Nadja, die im vorliegenden Buch erwähnt wird. Das Paar hat fünf Söhne. Capus studierte Geschichte, Philosophie und Ethnologie und arbeitete während und nach seinem Studium als Journalist und Redakteur bei verschiedenen Schweizer Zeitungen. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Erzählband. Sein Debütroman ist „Munzinger Pascha“, der 1997 erschien und dessen Entstehung Grundlage dieses Romans ist. Mehrere Kurzgeschichten, historische Reportagen und Romane folgten, für die er zahlreiche Preise erhielt. Sorgfältig recherchierte und geschichtlich überlieferte Tatsachen verknüpft Capus gerne mit fiktiven Geschichten, die überwiegend in der Schweiz spielen.

Jetzt, dreißig Jahre später, erzählt uns Alex Capus, der inzwischen ein gefeierter Schriftsteller ist, von der Entstehung seines ersten Romans „Munzinger Pascha“ während seines Aufenthalts im kleinen Haus am Sonnenhang. Er entführt uns in eine Zeit in der keiner ein Handy besaß, Mitteilungen noch per Post befördert wurden und man an Tankstellen von einem Tankwart bedient wurde. In seinem gewohnt flüssigen und gut verständlichen Schreibstil, in dem ab und zu eine gute Portion Humor durchblitzt, erzählt er von alltäglichen Ereignissen. Es geschieht nicht viel, sein Leben dort ist ruhig und von Routine geprägt, dennoch ist die Geschichte sehr unterhaltsam. Großartig sind seine Gedanken über das Leben, über Kunst und Literatur und über die italienische Polizei, die damals bei Diebstahl ihre eigene Methode hatte. Zum Schmunzeln ist auch sein Kampf mit dem Siebenschläfer, der sich auf dem Dachboden einquartiert hat, für Stromausfälle sorgt und ihn nachts durch sein Getrappel wach hält.

Fazit: Eine solide Geschichte aus dem Leben des Autors, die mir unterhaltsame und kurzweilige Lesestunden beschert hat.

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