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Veröffentlicht am 04.03.2021

Außenseiter …

Die Bagage
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Von den Dörflern werden sie nur die Bagage, das Gesindel, genannt, Josef und Maria Moosbrugger mit ihrer Kinderschar. Sie leben auf einem kleinen Hof abseits des Dorfes, ganz hinten im Bregenzerwald, dort ...

Von den Dörflern werden sie nur die Bagage, das Gesindel, genannt, Josef und Maria Moosbrugger mit ihrer Kinderschar. Sie leben auf einem kleinen Hof abseits des Dorfes, ganz hinten im Bregenzerwald, dort wo der Boden karg und das Gelände steinig ist. Sie sind arm aber stolz - und Maria ist eine Schönheit, die die Begierde der Männer und den Neid der Frauen weckt. Dann beginnt 1914 der Krieg, Josef wird eingezogen und bittet zuvor den Bürgermeister, mit dem er ab und zu zweifelhafte Geschäfte macht, auf seine Familie aufzupassen und sie regelmäßig mit Essen zu versorgen. Dies gäbe ihm die Berechtigung, so denkt der Bürgermeister, bei Maria übergriffig zu werden, aber sie kann ihn abwehren. Doch als eines Tages ein Fremder kommt und sie aufsucht, was im Dorf nicht verborgen bleibt, wird auch Maria schwach – in ihren Gedanken begehrt sie diesen Georg aus Hannover. Die Dorfbewohner tuscheln, und als Maria plötzlich schwanger ist, scheint für alle klar zu sein, wer der Vater sein muss …

Die Autorin Monika Helfer wurde 1947 in Au/Bregenzerwald geboren und wuchs in einem Erholungsheim für Kriegsversehrte in Vorarlberg auf, wo ihr Vater Verwalter war. Sie veröffentlichte bereits Romane, Erzählungen und Kinderbücher, für die sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Themen ihrer Bücher sind oft Familiengeschichten, in die sie ihre Vorfahren und ihre Herkunft mit einbezieht. Seit 1981 ist sie mit dem Schriftsteller Michael Köhlmeier verheiratet. Sie haben vier Kinder, wovon eine Tochter 2003 bei einem Unfall starb. Das Paar lebt in Hohenems/Vorarlberg.

In dem Roman „Die Bagage“ erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Großeltern und deren Kinder, besonders ihrer Mutter Margarete, dem Mädchen das Grete genannt wird und von dem Josef zeitlebens glaubte, sie sei ein Kuckuckskind und nie ein Wort mit ihr redete. Ihre Informationen erhielt sie hauptsächlich von ihren Onkeln und Tanten, besonders von Tante Katharina, bei der sie und ihre beiden Schwestern nach dem frühen Tod ihrer Mutter aufgewachsen sind. Durch häufige Zeitsprünge zwischen damals und der Gegenwart schafft sie eine Verbindung zwischen sich und ihren Großeltern, deren Tun und Handeln noch über Generationen seine Auswirkungen hat. Wie erlebte Grete die Nichtbeachtung durch Josef, der sie nie als seine Tochter anerkannte, und wie weit leidet Monika Helfer heute noch darunter?

Die Autorin bedient sich einer äußerst reduzierten, aber dennoch ausdrucksstarken Sprache und lässt das Leben vor über 100 Jahren wieder lebendig werden. Schonungslos, jedoch sehr liebevoll, berichtet sie von ihrer „Bagage“, ihren Vorfahren, und bringt uns das Schicksal dieser Menschen nahe, ohne zu kritisieren und ohne zu bewerten. Entstanden ist ein sehr persönlicher und einfühlsamer Roman, ein berührendes Denkmal einer außergewöhnlichen Familie, der beim Leser noch lang nachhallen wird.

Fazit: Ein wunderbares kleines Buch, für das zu lesen man sich ausreichend Zeit nehmen sollte.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Ein Ort, der nicht gefunden werden will …

Das flüssige Land
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Durch einen Anruf der Polizei erfährt die Wiener Physikerin Ruth Schwarz, dass ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Ein Schock für die ohnehin emotional angeschlagene Frau, die schon ...

Durch einen Anruf der Polizei erfährt die Wiener Physikerin Ruth Schwarz, dass ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Ein Schock für die ohnehin emotional angeschlagene Frau, die schon seit Jahren an ihrer Habilitation schreibt und nur noch mit Hilfe von Psychopharmaka funktioniert. Um die Beerdigung zu regeln will sie nun den Geburtstort ihrer Eltern, Groß-Einland, aufsuchen, da diese einst den Wunsch geäußert hatten, dort begraben zu werden. Doch Groß-Einland ist nicht leicht zu finden, es ist in keiner Landkarte verzeichnet und auch das Navi zeigt den Ort nicht an. Als Ruth nach tagelanger Irrfahrt endlich dort eintrifft, ist ihr Auto nur noch Schrott. Sie muss sich deshalb auf einen längeren Aufenthalt in dieser seltsamen Stadt einstellen, wo früher Bergbau betrieben und nach Bodenschätzen gesucht wurde und die unterirdisch von einem Geflecht aus Stollen und Minen durchzogen ist. Unter der Mitte des Ortes liegt ein riesiger Hohlraum, das Loch genannt, das die Statik der Häuser beeinflusst, Risse in den Wänden verursacht und für die Schieflage des Kirchturms verantwortlich ist. Nach und nach wird wohl alles in seinem Abgrund versinken wenn nicht ein Mittel gefunden wird, um die Gefahr aufzuhalten …

Raphaela Edelbauer wurde 1990 in Wien geboren, wo sie auch heute lebt. Sie studierte Sprachkunst und Philosophie, war als Mitarbeiterin für die Niederösterreichischen Nachrichten tätig, schrieb Auftragsarbeiten und veröffentlichte in Literaturmagazinen. 2017 war sie Stipendiatin des Deutschen Literaturfonds für ihr Manuskript zu ihrem Roman „Das flüssige Land“ und wurde 2018 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. 2019 gelangte „Das flüssige Land“ auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis und war zwei Monate auf Platz drei der ORF-Bestenliste.

Die nationalsozialistische Vergangenheit Österreichs, das kollektive Verdrängen der Gräueltaten, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, Auswirkungen von Medikamentenmissbrauch, Liebe zur Heimat und zur Natur, sowie Ignoranz und Gleichgültigkeit vor drohender Katastrophe sind einige der brisanten Themen, die Raphaela Edelbauer in diesem Roman zwischen Realität und Phantasie, zwischen Abenteuer und Wahnvorstellung, aufgreift. Dabei entsteht von Anfang an ein Sog, vergleichbar mit dem Sog des alles beherrschenden Loches, der den Leser förmlich ins Buch hinein zieht. Man beginnt zu lesen, kann nicht mehr aufhören und will wissen, wie es weiter geht.

Der Schreibstil der Autorin ist anfangs gewöhnungsbedürftig und durch die manchmal komplizierte Ausdrucksweise und neuen Wortschöpfungen etwas anstrengend zu lesen. Zahlreiche Metaphern, unverhoffte Wendungen zwischen Poesie und skurrilem Humor und gut versteckte Andeutungen erfordern Konzentration und Aufmerksamkeit und regen zum Nachdenken an. Sie zeichnet ein atmosphärisch dichtes Bild vom Leben der Menschen in dieser seltsamen Stadt und besonders von Ruth als Ich-Erzählerin, die durch ihre Medikamentenabhängigkeit ihr Gefühl für Zeit und Raum immer mehr zu verlieren scheint. Auch die anderen Charaktere wirken sehr realistisch und passen stimmig in die manchmal alptraumhafte Handlung.

Fazit: Eine Geschichte auf die man sich einlassen muss, dann erschließt sich dem Leser eine herrliche Parodie auf unsere Gesellschaft – aberwitzig und phantastisch.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Vom Loslassen und sich neu finden

Das Buch eines Sommers
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Nie vergaß Nicolas den Sommer nach dem Abitur, als er Liebeskummer hatte und ihn sein Onkel Valentin, ein bekannter Schriftsteller, in seine Villa in den Weinbergen im Süden mitnahm um ihm zu zeigen, wie ...

Nie vergaß Nicolas den Sommer nach dem Abitur, als er Liebeskummer hatte und ihn sein Onkel Valentin, ein bekannter Schriftsteller, in seine Villa in den Weinbergen im Süden mitnahm um ihm zu zeigen, wie schön das Leben sein kann. Es ist wieder Sommer, viele Jahre später, als Onkel Valentin stirbt und Nicolas, inzwischen Dr. Weynbach und Leiter des Pharmaunternehmens seines Vaters, zum Alleinerben wird. Mit seiner Frau Valerie und seinem kleinen Sohn Julian begibt er sich in die prachtvolle Villa, um den Nachlass zu regeln. Dort unter der südlichen Sonne hat er Zeit, sein bisheriges Leben zu überdenken und bemerkt, dass er vor lauter Arbeitsstress seine Ehe und sein Kind bisher vernachlässigt hat. Als Jugendlicher träumte er davon Schriftsteller zu werden, wie sein geliebter Onkel – jetzt kommen diese Träume plötzlich wieder. Ob es ihm wohl gelingt, sein Leben zu ändern und seine Träume zu verwirklichen?

Bas Kast wurde 1973 als Sohn eines deutschen Vaters und einer niederländischen Mutter in Landau/Pfalz geboren. Er wuchs zweisprachig auf und ging in Utrecht sowie in München zur Schule. Nach dem Abitur studierte er Psychologie und Biologie. 2003 begann er zu schreiben und veröffentlichte mehrere populärwissenschaftliche Bücher, von denen einige auf der Sachbücher-Bestsellerliste landeten und ausgezeichnet wurden. „Das Buch eines Sommers“ aus dem Jahr 2020 ist der erste Roman des Autors. Bas Kast ist mit der Stammzellenforscherin Sina Bartfeld verheiratet. Das Paar hat drei Söhne und lebt in Rottendorf im unterfränkischen Landkreis Würzburg.

„Werde, der du bist“ ist der Untertitel des Buches, das den Leser wachrütteln soll, das Leben das zu ihm passt und ihn erfüllt zu führen. Wer würde das nicht gerne? Unserem Protagonisten jedenfalls dürfte es leicht fallen, mit einem gut florierenden Pharmaunternehmen und dem Erbe des wohlhabenden Onkels im Rücken, seine Träume zu erfüllen und sich ganz der Schriftstellerei zu widmen – er riskiert ja nichts. Außerdem hat er eine kluge, verständnisvolle Frau und auch sein kleiner Sohn macht keine Probleme, so dass er völlig unbeschwert sich seinen Träumen hingeben und den Sommer unter südlicher Sonne mit seinem „gut gekühlten Rosé“ genießen kann.

Ein typischer „Heile-Welt-Roman“, der sich flott liest und ein Wohlgefühl zurück lässt. Die Geschichte plätschert einfach so vor sich hin, es geschieht nichts Unerwartetes oder Überraschendes. Damit das Buch etwas an Volumen gewinnt erzählt Nicolas Weynbach seinem kleinen Sohn zwischendurch zahlreiche kleine „Quatsch-Geschichten“, erfundene Phantasiegeschichten, die an den Wunsch des Protagonisten erinnern, Schriftsteller zu werden. Eine nächtlich auftauchende Phantasiegestalt aus den Romanen des Onkels bestärkt ihn in diesem Vorhaben.

Fazit: Ein unterhaltsam geschriebenes Buch zum Wohlfühlen, leider ohne Tiefgang.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Psychogramm einer zerstörten Kindheit

Wut
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„Komm raus, Drecksau, verkriech dich nicht, du Stück Scheiße“, das waren die Worte der Mutter zu ihrem zwölfjährigen Jungen, der sich aus Angst vor ihr unter dem Bett verkrochen hatte. An diese Worte in ...

„Komm raus, Drecksau, verkriech dich nicht, du Stück Scheiße“, das waren die Worte der Mutter zu ihrem zwölfjährigen Jungen, der sich aus Angst vor ihr unter dem Bett verkrochen hatte. An diese Worte in seiner Kindheit erinnert sich Frank, während er die Wohnung seiner Mutter ausräumt. Maria lebt jetzt im Pflegeheim, ist dement und versteht nicht mehr, was um sie herum geschieht. Sie war eine kluge starke Frau, konnte aber nie zeigen was in ihr steckte, was sie gegen alles was ihr im Wege stand wütend machte. Und diese Wut richtete sich sehr oft gegen den Schwächsten, ihren kleinen Sohn. Ihn konnte sie prügeln, ‚bis ihr die Arme müde wurden‘. In ihrem Tun spiegelt sich auch ihre eigene Kindheit und Jugend wieder: von der Mutter früh verlassen, von einer Tante im Bordell aufgezogen, den Krieg erlebt, in einer Klosterschule Zucht und Ordnung kennen gelernt und aus Verzweiflung früh geheiratet. Auch Frank hat mit der Wut und den Folgen der Schläge sein Leben lang zu kämpfen. Als er siebzehn Jahre alt ist eskaliert ein Streit, er springt aus dem Fenster und kehrt nie wieder zurück – und als Erwachsener wird er nie richtig beziehungsfähig sein …

Der Autor Harald Martenstein ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller, der 1953 in Mainz geboren wurde. Nach dem Abitur studierte er Geschichte und Romanistik an der Universität in Freiburg. Danach war er Redakteur bei einigen namhaften Tageszeitungen, bevor er 2002 begann, Kolumnen und Essays für verschiedene Magazine zu schreiben. Seither erscheint in jeder Sonntagsausgabe des Tagesspiegels eine Kolumne von ihm. Seinen ersten Roman „Heimweg“ schrieb Martenstein 2007, der, wie auch „Wut“, in der Nachkriegszeit spielt. Für seine Arbeiten wurde er mit dem Egon-Erwin-Kisch, dem Henri-Nannen und dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Der Autor lebt in Gerswalde (Uckermark) und in Berlin. Er ist in zweiter Ehe mit der Kulturmanagerin Petra Martenstein verheiratet. Gemeinsam haben sie einen Sohn, außerdem hat er noch einen erwachsenen Sohn aus erster Ehe.

In seinem Vorwort bemerkt der Autor ausdrücklich, dass es sich bei „Wut“ um einen Roman und nicht um eine Biografie handelt. Dieser Eindruck könnte entstehen, da die Geschichte in Ich-Form geschrieben ist. Der Name des Erzählers ist Frank, der Junge der Anfang der 1950er Jahre von seiner psychisch labilen Mutter sowohl körperlich, als auch seelisch gepeinigt wird. Dabei drängen sich die Fragen auf, wie die Mutter zu einem solchen Menschen werden konnte und wie sich diese Misshandlungen auf das spätere Leben des Jungen auswirken. Dabei fällt auf, dass Frank als Erwachsener vieles in anderem Licht sieht und er sich zeitweise sogar liebevoll an die Mutter erinnert.

Der Erzählstil ist mitreißend und, trotz schonungsloser Schilderung von Schmerz und seelischem Leid, packend und in gewisser Weise sogar unterhaltend. Das Buch berührt, wühlt auf und stimmt dennoch versöhnlich, denn die psychische Verfassung der beiden Protagonisten wird hier einleuchtend geschildert. Man kann Marias Wut verstehen, aber nicht, dass sie diese an ihrem hilflosen Kind auslässt und man hat Mitleid mit Frank, auf den sich diese Wut allmählich überträgt und der als Erwachsener noch mit seiner Vergangenheit kämpfen muss. Dies zeigt sich besonders gegen Ende, als er offenbar wirr im Kopf ist und sich bei ihm Realität und Illusion vermischen. Auch als Leser ist man verwirrt und kann nicht mehr zwischen Wahrheit und Phantasie unterscheiden. Hier hätte es wohl einer besseren Erklärung bedurft!

Fazit: Meine Empfehlung, lesen!

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Trekkingtour ins Ungewisse

Ins Dunkel
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Wie jedes Jahr veranstaltete die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BaileyTennants aus Melbourne mit ihren Angestellten eine mehrtägige Survival-Trekkingtour in die Wälder des Giralang-Massivs. Sie sollte ...

Wie jedes Jahr veranstaltete die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BaileyTennants aus Melbourne mit ihren Angestellten eine mehrtägige Survival-Trekkingtour in die Wälder des Giralang-Massivs. Sie sollte der Teambildung dienen und wurde in zwei Gruppen, fünf Männer und fünf Frauen, eingeteilt, die sich auf verschiedenen Wegen nach vier Tagen wieder treffen sollten. Was wie eine normale Wanderung begann wird bald zum Horrortrip, als die Frauengruppe vom Weg abkommt und sich in den unwegsamen Wäldern, in denen sich vor Jahren ein Serienmörder umtrieb, verirrt. Um Stunden verspätet tauchen vier von ihnen, verletzt und völlig erschöpft, am vereinbarten Treffpunkt auf – eine jedoch fehlt, Alice Russell. Wo ist sie? Was ist mir ihr geschehen? Eine großangelegte Suche beginnt, an der sich auch Aaron Falk, Ermittler der australischen Finanzpolizei, und seine Kollegin Carmen Cooper beteiligen. Sie müssen die Vermisste unbedingt finden, denn Alice Russell ist ihre geheime Informantin in einem Fall von Geldwäsche. Hat ihr Verschwinden vielleicht damit zu tun? Allen ist klar, dass sie in dieser Wildnis ohne Wasser und Nahrung nicht lange überleben kann …

Die Autorin Jane Harper wurde 1980 in Manchester (England) geboren. Als sie acht Jahre alt war zog ihre Familie nach Australien, wo sie in einem Vorort von Melbourne lebten und die australische Staatsbürgerschaft annahmen. Später ging die Familie zurück nach England, wo sie dann an der Universität von Kent Englisch und Geschichte studierte und als Journalistin arbeitete. 2008 zog sie zurück nach Australien, arbeitete dort für die „Herald Sun“ und absolvierte einen Lehrgang über das Schreiben von Romanen. Seither schreibt sie Thriller, für die sie bereits ausgezeichnet wurde und den „Gold Dagger“, den wichtigsten Krimipreis Großbritanniens, erhielt. Jane Harper ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Melbourne.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr ansprechend, angenehm lebendig, flüssig und leicht zu lesen. Nach einem etwas schleppenden Anfang gewinnt der Thriller „Ins Dunkel“ mehr und mehr an Fahrt und die Dramatik und das Grauen steigern sich kontinuierlich. Die einzelnen Akteure sind gut ausgearbeitet. Man lernt Aaron Falk als schweigsamen, einsilbigen Ermittler kennen, während seine Kollegin Carmen Cooper aufgeschlossener und gesprächiger ist. Auch den fünf Frauen kommt man im Laufe des Geschehens näher, lernt sie besser kennen und kommt nach und nach hinter ihre düsteren Geheimnisse.

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die geschickt ineinander verknüpft sind. Man ist abwechselnd mit den Frauen auf Wanderung, ist dabei als sie sich verlaufen, fühlt die steigenden Spannungen zwischen ihnen, spürt ihre Angst und die Panik, die immer mehr um sich greift, und erlebt hautnah ihren verzweifelten Kampf ums Überleben in diesen undurchdringlichen Wäldern. Dazwischen erfährt man aus Sicht des Ermittlers Aaron Falk seine Probleme, dass er ohne die Vermisste seine brisanten Informationen nicht beschaffen kann. Auch wird man immer wieder über den neuesten Stand der Suchtrupps und über die Ergebnisse der Befragung der anderen Trekkingtour-Teilnehmer informiert. Dadurch ist der Leser den Ermittlungen stets einen Schritt voraus und kann über das weitere Geschehen spekulieren, ohne jedoch auf eine vernünftige Erklärung zu kommen. Man hat viele Vermutungen was mit Alice passiert sein könnte, was die Spannung zwischendurch ins Unerträgliche steigert. Läuft in den Wäldern ein Mörder rum, oder hat sie die Gruppe freiwillig verlassen? Man tappt wirklich bis zum Schluss im Dunkeln und wird von der Auflösung tatsächlich überrascht.

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