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Veröffentlicht am 08.09.2020

Der rote Mantel …

Das Mädchen, das rückwärts ging
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Die alleinerziehende Mutter Beth aus dem englischen Norfolk macht mit ihrer 8jährigen Tochter Carmel einen Ausflug ins Umland. Bei dichtem Nebel verschwindet das Mädchen und ward nicht mehr gesehen. Die ...

Die alleinerziehende Mutter Beth aus dem englischen Norfolk macht mit ihrer 8jährigen Tochter Carmel einen Ausflug ins Umland. Bei dichtem Nebel verschwindet das Mädchen und ward nicht mehr gesehen. Die Polizei tappt im Dunkeln - die Mutter ist ratlos und gibt sich die Schuld am Verschwinden. So beginnt sie selbst ihre Suche nach dem Kind, indem sie Schritt für Schritt die gemeinsame Vergangenheit rekonstruiert …

„Das Mädchen, das rückwärts ging“ ist der erste Roman der englischen Autorin Kate Hamer. Sie wuchs in Pembrokeshire auf, studierte in Manchester, war danach zehn Jahre als Dokumentarfilmerin tätig und schrieb zunächst Kurzgeschichten. Für ihren Debütroman wurde sie mit einem Preis für den besten Romananfang ausgezeichnet. Kate Hamer lebt mit Mann und zwei Kindern in Cardiff (Wales).

Die Ausstattung des Taschenbuches ist recht ansprechend, zugeklappt ähnelt es einer stabilen Schachtel - Titel und Cover hingegen finde ich völlig unpassend. Warum hat man nicht einfach den englischen Titel „The Girl in the Red Coat“ ins Deutsche übersetzt, zumal sich der rote Mantel wie ein roter Faden durch das ganze Geschehen zieht? Die Geschichte selbst bzw. deren Erzählstil ist meiner Meinung nach weniger gut gelungen. Die Autorin lässt die beiden Protagonisten, die Mutter und das Mädchen, kapitelweise abwechselnd zu Wort kommen, wobei die Sprache der 8-Jährigen eher der einer Erwachsenen ähnelt, die Mutter hingegen manchmal recht kindisch daher plappert.

Ein Kind zu verlieren, nicht zu wissen wie es ihm geht und ob es überhaupt noch lebt, ist wohl das Schlimmste, das einer Mutter passieren kann. Dieses Horrorszenario wird in dieser Geschichte ausführlich geschildert, aber in einer Art und Weise, die mich nicht berühren konnte. Ich habe es gelesen, habe es vernommen, konnte mich aber nicht einfühlen weil es mir nicht gelang, die Handlungsweisen der Beteiligten in irgendeiner Weise nachzuvollziehen. Ein gewisser Spannungsfaden zieht sich jedoch durch das ganze Buch, weshalb ich es auch zu Ende gelesen habe. Ich wollte unbedingt wissen, ob es zu einem guten oder schlechten Ausgang kommt – was hier natürlich nicht verraten wird.

Fazit: Ein interessanter Stoff, der meiner Meinung nach nur unzureichend umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Glück und Glas, wie leicht bricht das …

Tanz auf Glas
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Auf der Party zu ihrem 21. Geburtstag lernten sie sich kennen, Lucy Houston und Mickey Chandler. Es war Liebe auf den ersten Blick - aber es dauert noch beinahe ein Jahr bis sie sich wieder begegnen und ...

Auf der Party zu ihrem 21. Geburtstag lernten sie sich kennen, Lucy Houston und Mickey Chandler. Es war Liebe auf den ersten Blick - aber es dauert noch beinahe ein Jahr bis sie sich wieder begegnen und dann auch bald heiraten. Ob das die richtige Entscheidung war? Lucy hat von ihrer Familie ein erhöhtes Krebsrisiko vererbt bekommen und Mickey ist manisch-depressiv und leidet unter gelegentlichen Schüben. Doch wider Erwarten geht alles gut, sie lieben sich noch immer und führen eine glückliche Ehe, bis nach vielen Jahren das Schicksal erbarmungslos zuschlägt …

Lt. Angaben des Droemer-Knaur-Verlags ist die US-amerikanische Autorin Ka Hancock in Utah geboren und arbeitete als Krankenschwester, wobei sie sich auf den Bereich der Psychiatrie spezialisiert hatte. Sie hat vier erwachsene Kinder und lebt heute mit ihrem Mann in Salt Lake City. „Tanz auf Glas“, erschienen 2012, ist ihr Debütroman.

Die Autorin lässt überwiegend Lucy zu Wort kommen, während man Mickeys geheime Gedanken in dazwischen eingefügten Tagebucheinträgen und zum Ende des Buches erfährt. Das Geschehen erlebt der Leser in der Gegenwart, in einem zweiten Erzählstrang berichten die Protagonisten auch in der Vergangenheit über ihr gemeinsames Leben. Eine gewisse Spannung entsteht hauptsächlich dadurch, dass man beim Lesen bereits ahnt, dass die Geschichte keinen guten Ausgang nehmen kann. Einen breiten Raum nimmt Mickeys psychische Erkrankung ein, deren Symptome und Verläufe genau und langatmig beschrieben sind und sich oft wiederholen, während Lucys Befinden meist nur nebenbei erwähnt wird.

Für romantische Naturen mag es sicherlich eine berührende und bewegende Geschichte sein, mir jedoch war es zu viel Drama, zu viele Schicksalsschläge, zu viele Tränen, zu viel perfekte Liebe und zu viel Verzeihen und Vergeben, um der Realität wirklich gerecht zu werden. Möglicherweise habe ich es auch zur falschen Zeit gelesen.

Fazit: Eine Geschichte voller Widersprüche, von Liebe und Leid, von Hoffnung und Verzweiflung, von Leben und Tod – leider sehr langatmig geschildert.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Endzeitszenario – beklemmend realistisch …

Ein Jahr voller Wunder
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Es war ein schöner sonniger Herbstmorgen im Süden Kaliforniens als die Medien die Nachricht verbreiteten, dass sich die Rotation der Erde verlangsamen würde. Die 12jährige Julia und ihre Eltern saßen am ...

Es war ein schöner sonniger Herbstmorgen im Süden Kaliforniens als die Medien die Nachricht verbreiteten, dass sich die Rotation der Erde verlangsamen würde. Die 12jährige Julia und ihre Eltern saßen am Frühstückstisch, als sie davon erfuhren. Zunächst machte man sich keine Sorgen, waren es doch nur 56 Minuten, die der Tag nun länger war. Doch die Zeit dehnte sich täglich mehr, und bald zeigten sich die ersten schrecklichen Auswirkungen. Tage wurden zur Nacht und Nächte zu Tagen, Vögel fielen vom Himmel, Wale strandeten, Wasser wurde knapp, die Vegetation verdorrte und unter den Menschen breitete sich Hektik und Schlaflosigkeit aus. Während all dieser Wirren geht Julias Vater plötzlich eigene Wege – und Julia wird langsam erwachsen und erlebt ihre erste Liebe. Doch wie lange wird es dauern, wird bald alles ausgelöscht sein? …

Die US-amerikanische Schriftstellerin Karen Thompson Walker wurde im kalifornischen San Diego geboren. Sie studierte Englisch und Kreatives Schreiben an der University of California, arbeitete danach als Journalistin für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften und später als Lektorin in einem Verlag. 2012 erschien ihr Debütroman „The Age of Miracles“, der großes Aufsehen erregte und für den Sie mit dem „Bomb Best Fiction Preis“ ausgezeichnet wurde. Die deutsche Übersetzung erschien 2013 beim btb-Verlag unter dem Titel „Ein Jahr voller Wunder“. Die Autorin ist verheiratet und lebt heute mit ihrem Ehemann in Brooklyn/New York.

Sehr realistisch und äußerst packend lässt die Autorin die junge Julia erzählen. Ihre Sorgen und Probleme stehen im Mittelpunkt der Geschichte, während die Welt langsam aber sicher auf eine Katastrophe zusteuert. Durch diese alltäglichen Erlebnisse, die ganz gewöhnlichen Ereignisse im Leben einer Heranwachsenden, wird das Grauen das auf die Menschheit zukommt umso deutlicher. Man fragt sich unwillkürlich, ob die Verlangsamung der Rotation und die dadurch stetig zunehmende UV-Strahlung der Sonne der Beginn des Weltuntergangs ist. Ich muss gestehen, dass ich während des Lesens öfters mal aus dem Fenster gesehen und den Stand der Sonne mit der tatsächlichen Uhrzeit verglichen habe – und dankbar bin, dass bis heute noch alles noch seine Richtigkeit hat.

Fazit: Ein Endzeitszenario das sich schleichend entwickelt – sehr realistisch und von beklemmender Spannung.

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Veröffentlicht am 25.08.2020

Eine Großfamilie, und doch ist jeder einsam …

Vaters Wort und Mutters Liebe
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Im Norden Finnlands in Tornedal lebt die Familie Toimi, Vater Pentti, Mutter Siri und zwölf noch lebende Kinder, von denen die Ältesten bereits das Haus verlassen haben. Wie jedes Jahr zu Weihnachten treffen ...

Im Norden Finnlands in Tornedal lebt die Familie Toimi, Vater Pentti, Mutter Siri und zwölf noch lebende Kinder, von denen die Ältesten bereits das Haus verlassen haben. Wie jedes Jahr zu Weihnachten treffen sich alle wieder im elterlichen Bauernhof. Doch dieses Mal ist alles anders. Ein Unglück ist der Auslöser und der scheinbare Zusammenhalt der Familie bricht auseinander, jeder hat seine eigenen Wünsche und Pläne – und bald wird es sogar einen Toten geben …

Die schwedische Autorin Nina Wähä wurde 1979 in Stockholm geboren und war zuerst Schauspielerin und Sängerin, bevor sie mit dem Schreiben begann. „Vaters Wort und Mutters Liebe“ ist ihr dritter Roman, der von der schwedischen Presse gelobt und für den renommierten August-Preis vorgeschlagen wurde. Sie lebt mit ihrer Familie in Stockholm.

Ein bedrückendes Szenario in einer eher unwirtlichen Gegend und eine Großfamilie, die als abschreckendes Beispiel dienen kann - so könnte man die Geschichte in ein paar Worten zusammenfassen. Vierzehn Protagonisten, die alle mehr oder weniger gestört sind und die innerhalb der Familie ihr eigenes Leben leben. Von dem in der Buchbeschreibung angekündigten Band der Liebe zwischen Eltern und Kindern und der starken Bindung untereinander ist so gut wie Garnichts zu spüren. Dass jemand sterben wird, ein Mord geschehen wird, erfährt man bereits auf der ersten Seite – ein Umstand, der das Interesse am Fortgang der Geschichte wach hält. Es passiert viel, beinahe zu viel innerhalb kürzester Zeit, aber die Lösung bleibt letztendlich doch dem Leser überlassen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr speziell, sehr viele englische Floskeln und in Klammern eingefügte Erklärungen sind störend und hemmen den Lesefluss, die Vorschau auf das Geschehen zu Beginn eines jeden Kapitels ist überflüssig. Hilfreich hingegen ist, dass jedes Familienmitglied namentlich und mit kurzer prägnanter Beschreibung am Buchanfang vorgestellt wird. Sehr gut geschildert sind die Landschaftsbeschreibungen, die Kargheit des nördlichen Finnland, die Kälte im Winter und die hellen Sommernächte, die Einsamkeit des Hofes und die Verschlossenheit der dort lebenden Menschen. Da jedem der Protagonisten ein eigenes Kapitel gewidmet ist, lernt der Leser die Charaktere der einzelnen gut kennen und hat dadurch die Möglichkeit, tief in ihr Seelenleben einzudringen. Leider passiert in der Geschichte sehr viel und die Ereignisse innerhalb eines kurzen Zeitraums überstürzen sich, so dass das Geschehen leicht etwas unrealistisch wirken kann.

Fazit: Ein interessantes Buch, das aufmerksam gelesen werden und will mit unerwartet düsterer Grundstimmung aufs Gemüt schlagen kann – nichts für vergnügliche Lesestunden.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Nur wer sät, wird auch ernten …

Die gute Erde
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Es ist nur ein kleines Stück Land, das Wang Lung bewirtschaftet, und von dessen Ertrag er und sein alter Vater leben. Als seine Zeit zu heiraten gekommen ist, kann sich der Vater für ihn nur die unansehnliche ...

Es ist nur ein kleines Stück Land, das Wang Lung bewirtschaftet, und von dessen Ertrag er und sein alter Vater leben. Als seine Zeit zu heiraten gekommen ist, kann sich der Vater für ihn nur die unansehnliche O-Lan, die bisher als Sklavin bei der reichen Familie Hwang gedient hat, leisten. Doch O-Lan ist tüchtig und packt mit an, so dass die junge Familie bald neues Land dazu kaufen kann. Drei Kinder haben sie, als die große Dürre im Land ausbricht und die hungernde Familie in den Süden ziehen muss, wo sie sich durch Betteln und Hilfsarbeiten über Wasser halten. Eine Rückkehr in die Heimat ist aus Geldmangel nicht möglich, bis es ihnen gelingt, auf unehrenhafte Weise während der Wirren des Bürgerkrieges eine große Menge Schmuck, Edelsteine und Gold zu erbeuten. Sie kehren zurück und kaufen der inzwischen verarmten Familie Hwang ihr Land ab. Wang Lung ist nun Großgrundbesitzer und seine Ehe längst schon freudlos, als ihm O-Lan noch Zwillinge gebiert. Das Schicksal nimmt seinen Lauf als Wang Lung sich entschließt, das Mädchen Lotus aus dem Freudenhaus als Zweitfrau ins Haus zu holen …

Die US-amerikanische Schriftstellerin Pearl S. Buck lebte vom 26.6.1892 bis 6.3.1973. Sie wuchs in China auf, studierte in Amerika und kehrte 1914 nach China zurück, wo sie den Missionar John Lossing Buck kennen lernte und 1918 heiratete. 1920 gebar sie Tochter Carol und adoptierte 1925 das Mädchen Janice. 1929 trennte sie sich von ihrem Ehemann und ging in die USA zurück, wo sie für immer blieb. Nach ihrer Scheidung 1935 heiratete sie den Verleger Richard J. Walsh. Bereits 1932 erhielt sie für ihren Roman „Die gute Erde“ den Pulitzer-Preis, 1938 wurde sie für ihre Gesamtwerke mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Ohne politische Hintergründe aufzugreifen schildert die Autorin das bäuerliche Leben in China vor der Revolution. Sie bedient sich dabei einer sehr distanzierten Sprache, effektheischende Höhepunkte sucht man vergebens. Erdverbundenheit, der Kampf ums Überleben, alte Traditionen und dabei authentisch herausgearbeitete Figuren bestimmen das Geschehen. Der Kontrast zwischen arm und reich, die Gier zu besitzen und das Streben nach Reichtum und Ansehen, sind weitere Merkmale der Geschichte. Mit Hochachtung vor der chinesischen Kultur veranschaulicht uns die Autorin die alten Traditionen. Wir erfahren von der Versklavung der Frauen, vom Verkauf der Töchter und vom Bandagieren der Mädchenfüße, aber auch von der Hochachtung gegenüber dem Alter, der Hilfsbereitschaft innerhalb der Verwandtschaft und lernen die Bräuche bei Hochzeiten und Todesfällen kennen. In dem Protagonisten Wang Lung lernen wir einen Mann kennen, der es vom armen Bauern zum achtbaren Patriarchen bringt, was seinen Charaktereigenschaften nicht unbedingt förderlich ist.

Fazit: Ein Klassiker der Weltliteratur, eine interessante Lebensgeschichte, sehr lesenswert.

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