Was am Ende bleibt
DankbarkeitenMichka ist alt geworden. Bisher kam sie noch ganz gut alleine zurecht, doch seit einiger Zeit lässt das Gedächtnis nach – sie verliert und verwechselt Wörter und kann sich nicht mehr richtig ausdrücken. ...
Michka ist alt geworden. Bisher kam sie noch ganz gut alleine zurecht, doch seit einiger Zeit lässt das Gedächtnis nach – sie verliert und verwechselt Wörter und kann sich nicht mehr richtig ausdrücken. Als sie dann infolge häufiger Stürze ans Haus gefesselt ist, verliert sie auch noch sämtliche sozialen Kontakte. Ein Glück, dass es die junge Marie gibt, die als Kind oft von Michka betreut wurde. Sie kümmert sich rührend um sie und hilft ihr, einen Platz im Seniorenheim zu bekommen. Über die Monotonie des dortigen Alltags, ihre Ängste und nächtlichen Albträume helfen ihr die regelmäßigen Besuche des jungen Logopäden Jérôme, zu dem sie sehr rasch Vertrauen fasst. Ihm vertraut sie auch an, dass sie dem Ehepaar, das ihr während des Krieges das Leben gerettet hat, solange es noch möglich ist ihre Dankbarkeit ausdrücken möchte. Marie bemüht sich schon lange darum die Leute zu finden, doch ohne genauen Namen und Adresse ein schwieriges Unterfangen – nun erhält sie Hilfe von Jérôme …
Delphine de Vigan ist eine französische Schriftstellerin. Sie wurde 1966 in Paris geboren und lebt heute noch mit ihren beiden Kindern in dieser Stadt. Neben ihrer Tätigkeit an einem soziologischen Forschungsinstitut hat sie seit 2001 mehrere Romane veröffentlicht, für die sie einige bedeutende französische Literaturpreise erhielt.
„Dankbarkeiten“ ist ein unglaublich berührendes Buch, das zum Innehalten und Nachdenken anregt. Es greift Themen auf, mit denen wir alle früher oder später konfrontiert werden. Zeigen wir denen, die uns zu dem gemacht haben was wir sind, wirklich unsere Dankbarkeit und Zuneigung oder warten wir damit, bis es eines Tages zu spät ist? Sollte man mit seiner Vergangenheit ins Reine kommen, um in Ruhe in die Zukunft blicken zu können? Wie kann man in Würde altern, wenn einem Körper und Geist im Stich lassen?
Doch nicht nur Trauriges und Bedrückendes, sondern auch Hoffnung und Zuversicht ist aus den Zeilen zu lesen. Der Schreibstil ist, wie von der Autorin gewohnt, außerordentlich intensiv und mitreißend. Die drei Protagonisten, aus deren Perspektive jeweils berichtet wird, sind sehr sympathisch und ihre Handlungen jederzeit nachvollziehbar. So erfährt der Leser auch Begebenheiten aus deren Kindheit und Jugendzeit, die ihr ganzes späteres Leben prägen werden.
Fazit: Ein großartiges Buch, das berührt und aufrüttelt – meine absolute Leseempfehlung.