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Veröffentlicht am 13.08.2021

Ein echtes Herzensbuch über das aufregende Leben der Vicki Baum

Vor Frauen wird gewarnt
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Im pulsierenden Berlin der 1920er Jahre heuert die Schriftstellerin Vicki Baum beim modernen Ullstein-Verlag an, der ihr verspricht, sie zur bestbezahlten Autorin Deutschlands zu machen. Damit beginnt ...

Im pulsierenden Berlin der 1920er Jahre heuert die Schriftstellerin Vicki Baum beim modernen Ullstein-Verlag an, der ihr verspricht, sie zur bestbezahlten Autorin Deutschlands zu machen. Damit beginnt ihre Erfolgsgeschichte mit ihren Unterhaltungsromanen (z.B. „Menschen im Hotel“), die auch als Fortsetzungsromane in den verschiedenen Ullstein-Zeitschriften erscheinen und sogar verfilmt werden.
Privat lebt Vicki Baum ein für ihre Zeit außergewöhnliches Leben, denn sie geht zunächst ohne ihren Mann und die beiden Söhne nach Berlin, während ihre Familie in Mannheim bleibt, wo ihr Mann ein Engagement als Generalmusikdirektor hat. Vicki genießt ihre Unabhängigkeit und nutzt die Zeit, um sich in Berlin vom aktiven Nachtleben inspirieren zu lassen und mit ihren guten Freunden auszugehen.


Meine Meinung:
Heidi Rehns Romane lese ich sehr gerne, denn sie ist bekannt für ihre Darstellung starker Frauen und für ihre fundierte Recherche. So war auch die Lektüre dieses Romans über die mir bisher relativ unbekannte Vicki Baum eine echte Freude und ich habe in jeder Zeile gemerkt, dass dieses Werk ein Herzensprojekt der Autorin ist.
Dank der unglaublich fesselnden und zugleich anspruchsvollen Erzählweise hat mich der Roman von Anfang an gepackt. Heidi Rehn hat eine unglaublich spannende und wegweisende Episode aus dem Leben von Vicki Baum herausgegriffen, um es in ihrem Roman darzustellen – denn zum einen ist dies die Phase gewesen, in der Vickis Erfolg so richtig begonnen hat, zum anderen ist das Berlin der 1920er Jahre einfach eine wahnsinnig inspirierende und pulsierende Epoche. Man konnte im Roman zu jeder Zeit spüren, wie viel Leben, wie viel Moderne, wie viel Energie dort vereint ist, gleichzeitig aber auch schon das aufkommende Grauen der Nazi-Diktatur am Horizont erahnen.
Die besondere Atmosphäre zu der Zeit wird dadurch verstärkt, dass ganz viel Lokalkolorit in die Beschreibungen einfließt und man mit Vicki zum Beispiel berühmte Nachtclubs, Restaurants oder Cafés besuchen kann, die es zum Teil heute noch oder heute wieder gibt.
Auch das Leben im damaligen Ullstein-Verlag wird von Heidi Rehn so authentisch dargestellt, dass ich mir sehr gut vorstellen konnte, jeden Tag zur Arbeit in den Verlag zu gehen und dort die – sehr unterschiedlichen und großenteils sehr modernen – Kollegen und Kolleginnen zu treffen. Eine faszinierende Welt für sich!
Am meisten hat mich aber Vicki selbst beeindruckt und ihr Leben wird mich sicherlich gedanklich noch sehr lange begleiten. Ich finde es unglaublich modern, welche Ansichten sie bezüglich der Aufteilung von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit, Kindererziehung und Haushalt in einer Partnerschaft vertrat, und absolut modellhaft, wie sie ihr Leben unabhängig und selbstbewusst gestaltete. Für mich ist sie daher auch heute noch Rollenmodell und Vorbild. Bei all ihrer Unabhängigkeit hatte sie immer ein gutes Verhältnis zu ihren beiden Söhnen, die sehr stolz auf die waren und sich immer geliebt fühlten. Somit wird auch im Roman deutlich, dass es erst einmal zufriedene Eltern braucht, damit die Kinder zufrieden sind.
Der Roman endet mit dem Neuanfang Vickis und ihrer Familie in Amerika, wo sie weitere Erfolge feiert. Somit ist die Geschichte sehr stimmig geschnitten und stellt ein lebendiges Zeugnis einer beeindruckenden Persönlichkeit dar, die bei aller Professionalität im Eigenmarketing immer bodenständig blieb.


Fazit:
Dieses meines Erachtens längst überfällige Buch über die faszinierende Persönlichkeit Vicki Baum, die mir leider bislang relativ unbekannt war, hat mich sehr beeindruckt und wird mich weiter begleiten. Ein wahres Lesevergnügen, das zum Nachdenken und zum Austausch anregt! Ich freue mich auch schon darauf, einige der Romane von Vicki Baum kennenzulernen.

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Wunderschön geschrieben und zum Nachdenken anregend

Wir für uns
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Josie ist mit Anfang 40 ungeplant schwanger, doch der Vater des Kindes hat schon eine Familie und will kein weiteres Kind. Durch Zufall lernt Josie die viel ältere Kathi kennen, die gerade nach fast 50 ...

Josie ist mit Anfang 40 ungeplant schwanger, doch der Vater des Kindes hat schon eine Familie und will kein weiteres Kind. Durch Zufall lernt Josie die viel ältere Kathi kennen, die gerade nach fast 50 Jahren Ehe ihren Mann verloren hat und auch vor einem Neuanfang steht.
Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb und stellen fest, dass sie trotz des Altersunterschieds auf einer Wellenlänge sind.


Meine Meinung:
Ich wusste gar nicht so recht, was ich von diesem Buch erwarten konnte, war aber sofort vom sehr flüssigen und fesselnden Schreibstil unglaublich angetan. Der Roman wird abwechselnd aus Sicht von Josie und Kathi erzählt und glänzt durch eine sehr direkte, unmittelbare Erzählweise, die fast schon an direkte Rede erinnert, vielleicht auch an die inneren Monologe der beiden Frauen.
Josie und Kathi haben jeweils eine sehr spezielle Sicht auf das Leben. Sie haben beide in ihrer Familie einiges erlebt, was sie sehr geprägt hat und was erst nach und nach herauskommt. Dies gibt dem Roman zum einen eine sehr schöne Tiefe und trägt zu einem gelungenen Spannungsbogen bei. Zum anderen wird thematisiert, wie behindertenfeindlich unsere Gesellschaft ist. Man merkt hier, wie fundiert die Autorin zu dem Thema recherchiert hat, denn sie kann sehr detailliert auf bestimmte Tests in der Schwangerschaft eingehen genauso wie die Beschreibung von Risikofaktoren wie dem Alter der Schwangeren.
Somit ist das Buch ein faszinierender Roman über Freundschaft, über Familiengeschichten und auch über Sachthemen wir Trisomie.


Fazit:
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und die Stunden mit der Geschichte aufgrund des sehr angenehmen Erzählstils sehr genossen. Darüber hinaus wird mich das Buch noch weiter beschäftigen und hat mich auch zum Nachdenken in Bezug auf den Umgang mit Behinderten in unserer Gesellschaft gebracht.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Wunderschöner warmherziger und humorvoller Wohlfühlroman

Drei Frauen und ein Sommer
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Kiki ist fast vierzig und hat scheinbar immer nur Pech mit den Männern und auch beruflich ist sie über eine Anfängerstelle trotz abgeschlossenem Architekturstudium noch nicht hinausgekommen. Dass ihre ...

Kiki ist fast vierzig und hat scheinbar immer nur Pech mit den Männern und auch beruflich ist sie über eine Anfängerstelle trotz abgeschlossenem Architekturstudium noch nicht hinausgekommen. Dass ihre Mutter Helga unbedingt mit ihr zu Tante Elise fahren will, die nach einem Oberschenkelhalsbruch auf der Schwäbischen Alb zur Reha ist, passt Kiki eigentlich überhaupt nicht. Auf der Fahrt stranden die beiden in einem kleinen Ort, in dem gerade das traditionelle Spanferkelfest vorbereitet wird und wo sie lauter nette Leute kennenlernen. So stolpert Kiki als erstes über den sympathischen Schreiner Jakob.
Auch Elsie scheint mit genau diesem Dorf etwas Wichtiges zu verbinden, das Kiki erst nach und nach herausfindet…


Meine Meinung:
Das Buch liest sich einfach wunderbar und hat mich dank des lockeren, humorvollen Schreibstils aus wechselnden Perspektiven direkt gepackt. Ich konnte es so gut wie nicht mehr aus der Hand legen.
Sehr gut gefallen haben mir die witzigen Szenen rund um Kiki und ihre Mutter Helga, denn Helga ist unglaublich durchsetzungsstark und gleichzeitig eine furchtbare Autofahrerin. So hat schon die Autofahrt der beiden Frauen in Richtung Schwäbische Alb bei mir schon für die ersten Lacher gesorgt.
Auch Kiki ist total witzig, denn sie ist ein bisschen chaotisch, wenn auch sehr sympathisch. So ist sie mir gleich ans Herz gewachsen, wie auch ihre Tante Elsie, eine starke und unabhängige Frau.
Neben den Hauptfiguren sind auch die Nebenfiguren sehr warmherzig und stimmig angelegt. Meine Lieblingsnebenfigur ist Jakobs siebenjährige Tochter Mia, die die Dinge in Kindermanier immer so herrlich auf den Punkt bringt und kess und selbstbewusst ist. Einfach nur charmant.
Doch der Roman ist nicht nur witzig und humorvoll, sondern auch emotional richtig berührend. Am Ende hatte ich bei Elsies Geschichte Tränen in den Augen, weil mich die Kapitel so mitgenommen haben.
Darüber hinaus beschreibt die Autorin die Gegebenheiten auf der Schwäbischen Alb so lebendig und authentisch, dass man sich den Ort sehr gut vorstellen kann. Auch das fand ich sehr gelungen.


Fazit:
Dieser Wohlfühlroman ist ein absoluter Volltreffer und für mich eines der Highlights des Jahres! Humorvoll, unterhaltsam und berührend!

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Unterhaltsamer und hintergründiger Familienroman auf Mallorca

Erben wollen sie alle
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Mit über 70 möchte Bianca nochmal neu starten, das große Haus auf Mallorca verkaufen und mit dem rüstigen Rentner Wolfi, den sie erst seit zwei Wochen kennt, auf Weltreise gehen. Ihre Kinder in Deutschland ...

Mit über 70 möchte Bianca nochmal neu starten, das große Haus auf Mallorca verkaufen und mit dem rüstigen Rentner Wolfi, den sie erst seit zwei Wochen kennt, auf Weltreise gehen. Ihre Kinder in Deutschland fürchten um ihr Erbe und dass Bianca mit Wolfi all ihr Geld durchbringt. Daher reisen Tochter Anja und Sohn Steffen, Schwiegertochter Yvonne und Enkelin Luisa nach Port Sóller, um vom Erbe zu retten, was zu retten ist.


Meine Meinung:
Ich lese die Romane von Tessa Hennig aufgrund des grandiosen Humors und der schönen Settings in netten Urlaubslocations total gerne und wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht. Der Roman ist wunderbar unterhaltsam und in einer flotten Erzählweise geschrieben. Auch das Mallorca-Flair, das gründliche Recherche und Ortskenntnis verrät, ohne zu dick aufzutragen, ist ganz wunderbar, wenn man sich in den Urlaub träumen will.
Bei diesem Roman fand ich die handelnden Personen besonders gelungen angelegt. Es sind starke und tiefgründige Charaktere, die man sofort gut vor Augen hat. Auch die Entwicklung der Figuren, die im Laufe der Zeit als Familie wieder zueinander finden, war sehr nachvollziehbar und authentisch gezeichnet.
Die Handlung an sich ist sehr abwechslungsreich angelegt und birgt immer wieder verschiedene Überraschungen. Mit mancher Wendung hätte ich selbst nicht gerechnet, fand sie aber durchaus stimmig und nachvollziehbar. Das Buch thematisiert zum Beispiel auch die Behandlung von Demenzkranken mit der Hilfe von Musik etc., was auf tatsächlichen Projekten beruht.
Auch das Ende der Geschichte ist sehr passend und hat mich mit einem guten Gefühl zurückgelassen. Insgesamt eine runde Sache!


Fazit:
Auch wenn man aufgrund des Covers vielleicht an eher lustige und leicht Unterhaltung denken könnte, hat der Roman wirklich viele Dimensionen zu bieten. Gerade die komplexen Charaktere machen die Geschichte unvergesslich. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen!

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Bewegender Roman über zwei Frauenschicksale im Westerwald

Der Windhof
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Mel hat vor zwei Jahren bei einem tragischen Unfall ihren Mann verloren und die junge Witwe hat sich völlig vom Leben zurückgezogen und kommt aus ihrer Trauer nicht heraus. Als ihre 90jährige Oma Lene ...

Mel hat vor zwei Jahren bei einem tragischen Unfall ihren Mann verloren und die junge Witwe hat sich völlig vom Leben zurückgezogen und kommt aus ihrer Trauer nicht heraus. Als ihre 90jährige Oma Lene im Westerwald einen Oberschenkelhalsbruch erleidet und Hilfe benötigt, zieht Mel bei ihr ein. Die beiden Frauen kommen sich näher, als Lene ihrer Enkelin ihre Lebensgeschichte im Dritten Reich erzählt. So findet auch Mel langsam wieder zurück ins Leben, wozu auch der nette Landarzt Noah sein Teil beiträgt.


Meine Meinung:
Dieser Roman hat meine Erwartungen sogar noch übererfüllt. Er hat mich dank seiner flüssigen und packenden Erzählweise von Anfang an gefesselt, so dass ich ihn gar nicht mehr weglegen wollte. Ich fand es sehr gelungen, dass die Geschichte auf zwei zeitlichen Ebenen und aus zwei Perspektiven – Mels und Lenes – erzählt wird, wobei vor allem die Teile aus der Vergangenheit spannend sind wie ein guter Thriller.
Die Personen waren mir gleich sympathisch und ich fand ihre Entwicklung und ihre Motivation glaubwürdig und nachvollziehbar gezeichnet, auch wenn Mels Trauer vielleicht erst einmal sehr intensiv erschien. Besonders gut gefallen hat mir, wie Mel im Westerwald Stück für Stück ins Leben zurückfindet und wie sich am Schluss ein Querverweis auf Lenes Leben ergibt.
Neben dem Generationen- und Familienthema, das sehr gelungen dargestellt ist, stehen im Buch vor allem die Zeit des Dritten Reiches, die Judenverfolgung und die Geschichten sehr mutiger Männer und Frauen im Mittelpunkt. Hier merkt man sehr schön, wie fundiert die Autorin recherchiert hat und wie insbesondere konkrete lokale Begebenheiten in den Roman eingeflossen sind. Das mutige Handeln, das hier dargestellt wird, hat meine besondere Hochachtung.


Fazit:
Das Buch war für mich ein besonderes Highlight im Jahr 2021, das meine Erwartungen sogar noch übererfüllt hat. Ein echtes Herzensbuch!

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