Ein echtes Herzensbuch über das aufregende Leben der Vicki Baum
Vor Frauen wird gewarntIm pulsierenden Berlin der 1920er Jahre heuert die Schriftstellerin Vicki Baum beim modernen Ullstein-Verlag an, der ihr verspricht, sie zur bestbezahlten Autorin Deutschlands zu machen. Damit beginnt ...
Im pulsierenden Berlin der 1920er Jahre heuert die Schriftstellerin Vicki Baum beim modernen Ullstein-Verlag an, der ihr verspricht, sie zur bestbezahlten Autorin Deutschlands zu machen. Damit beginnt ihre Erfolgsgeschichte mit ihren Unterhaltungsromanen (z.B. „Menschen im Hotel“), die auch als Fortsetzungsromane in den verschiedenen Ullstein-Zeitschriften erscheinen und sogar verfilmt werden.
Privat lebt Vicki Baum ein für ihre Zeit außergewöhnliches Leben, denn sie geht zunächst ohne ihren Mann und die beiden Söhne nach Berlin, während ihre Familie in Mannheim bleibt, wo ihr Mann ein Engagement als Generalmusikdirektor hat. Vicki genießt ihre Unabhängigkeit und nutzt die Zeit, um sich in Berlin vom aktiven Nachtleben inspirieren zu lassen und mit ihren guten Freunden auszugehen.
Meine Meinung:
Heidi Rehns Romane lese ich sehr gerne, denn sie ist bekannt für ihre Darstellung starker Frauen und für ihre fundierte Recherche. So war auch die Lektüre dieses Romans über die mir bisher relativ unbekannte Vicki Baum eine echte Freude und ich habe in jeder Zeile gemerkt, dass dieses Werk ein Herzensprojekt der Autorin ist.
Dank der unglaublich fesselnden und zugleich anspruchsvollen Erzählweise hat mich der Roman von Anfang an gepackt. Heidi Rehn hat eine unglaublich spannende und wegweisende Episode aus dem Leben von Vicki Baum herausgegriffen, um es in ihrem Roman darzustellen – denn zum einen ist dies die Phase gewesen, in der Vickis Erfolg so richtig begonnen hat, zum anderen ist das Berlin der 1920er Jahre einfach eine wahnsinnig inspirierende und pulsierende Epoche. Man konnte im Roman zu jeder Zeit spüren, wie viel Leben, wie viel Moderne, wie viel Energie dort vereint ist, gleichzeitig aber auch schon das aufkommende Grauen der Nazi-Diktatur am Horizont erahnen.
Die besondere Atmosphäre zu der Zeit wird dadurch verstärkt, dass ganz viel Lokalkolorit in die Beschreibungen einfließt und man mit Vicki zum Beispiel berühmte Nachtclubs, Restaurants oder Cafés besuchen kann, die es zum Teil heute noch oder heute wieder gibt.
Auch das Leben im damaligen Ullstein-Verlag wird von Heidi Rehn so authentisch dargestellt, dass ich mir sehr gut vorstellen konnte, jeden Tag zur Arbeit in den Verlag zu gehen und dort die – sehr unterschiedlichen und großenteils sehr modernen – Kollegen und Kolleginnen zu treffen. Eine faszinierende Welt für sich!
Am meisten hat mich aber Vicki selbst beeindruckt und ihr Leben wird mich sicherlich gedanklich noch sehr lange begleiten. Ich finde es unglaublich modern, welche Ansichten sie bezüglich der Aufteilung von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit, Kindererziehung und Haushalt in einer Partnerschaft vertrat, und absolut modellhaft, wie sie ihr Leben unabhängig und selbstbewusst gestaltete. Für mich ist sie daher auch heute noch Rollenmodell und Vorbild. Bei all ihrer Unabhängigkeit hatte sie immer ein gutes Verhältnis zu ihren beiden Söhnen, die sehr stolz auf die waren und sich immer geliebt fühlten. Somit wird auch im Roman deutlich, dass es erst einmal zufriedene Eltern braucht, damit die Kinder zufrieden sind.
Der Roman endet mit dem Neuanfang Vickis und ihrer Familie in Amerika, wo sie weitere Erfolge feiert. Somit ist die Geschichte sehr stimmig geschnitten und stellt ein lebendiges Zeugnis einer beeindruckenden Persönlichkeit dar, die bei aller Professionalität im Eigenmarketing immer bodenständig blieb.
Fazit:
Dieses meines Erachtens längst überfällige Buch über die faszinierende Persönlichkeit Vicki Baum, die mir leider bislang relativ unbekannt war, hat mich sehr beeindruckt und wird mich weiter begleiten. Ein wahres Lesevergnügen, das zum Nachdenken und zum Austausch anregt! Ich freue mich auch schon darauf, einige der Romane von Vicki Baum kennenzulernen.