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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2017

Gelungene Comedy mit Wiedersehen der türkischen Großfamilie

Milchschaumschläger
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Daniel Hagenberger ist entsetzt, als seine Stammkneipe in Köln zumacht und einem unpersönlichen Burgerladen weichen soll. So übernimmt er den Laden kurzerhand selbst und verwirklicht mit seiner Frau Aylin, ...

Daniel Hagenberger ist entsetzt, als seine Stammkneipe in Köln zumacht und einem unpersönlichen Burgerladen weichen soll. So übernimmt er den Laden kurzerhand selbst und verwirklicht mit seiner Frau Aylin, mit der er seit fünf Jahren verheiratet ist, den Traum vom eigenen Café, da er in seinem Job als Werbetexter in der letzten Zeit ohnehin nicht sehr glücklich war.
Die Wirtin der früheren Stammkneipe stellt er ebenfalls als Bedienung ein sowie eine entfernte Verwandte von Aylin aus der Türkei.

Wie auch die Vorgängerbände "Macho Man" und "Der Boss" ist auch "Milchschaumschläger" von Moritz Netenjakob ein gelungener Comedy-Roman.
Ich habe mich über das Wiedersehen mit der türkischen Großfamilie, aber auch mit Daniels intellektuellen Eltern und deren noch intellektuelleren Freunden sowie Daniels Freund Mark, der immer Udo Lindenberg imitiert, sehr gefreut!
Besonders gelungen finde ich aber immer die Interaktion zwischen Aylin, die ein Buch mit sieben Siegeln für Daniel ist, diesen aber jederzeit durchschaut...
Auch die Beschreibungen der Gäste, des Verpächters etc. sind einfach herrlich.
Ich habe sehr gelacht und mich gut unterhalten gefühlt!

Der Roman hat meine Erwartungen voll erfüllt - einfach gelungene Unterhaltung, ohne zu klamaukig zu sein.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Sehr vielversprechender Stoff, Umsetzung allerdings eher schwach

Die Tochter des Seidenhändlers
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„Die Tochter des Seidenhändlers“ von Dinah Jefferies spielt im farbenprächtigen Vietnam der 1950er Jahre.
Nicole ist die Tochter eines französischen Seidenhändlers und einer Vietnamesin, die bei ihrer ...

„Die Tochter des Seidenhändlers“ von Dinah Jefferies spielt im farbenprächtigen Vietnam der 1950er Jahre.
Nicole ist die Tochter eines französischen Seidenhändlers und einer Vietnamesin, die bei ihrer Geburt gestorben ist, und Schwester der fünf Jahre älteren Sylvie.
Die Beziehung zwischen den Schwestern ist nicht einfach und durch Rivalitäten geprägt, vor allem als der Vater verkündet, dass Sylvie die Firma zukünftig leiten soll. Nicole soll hingegen nur einen kleinen Seidenladen im vietnamesischen Viertel der Stadt übernehmen.
Die politische Situation im Land spitzt sich darüber hinaus auch zu, denn die Vietminh, der vietnamesische Widerstand gegen die französische Vorherrschaft, können zunehmend Siege erringen.
Nicole ist hin- und hergerissen zwischen ihrer vietnamesischen und ihrer französischen Herkunft.
Sie lernt Mark, einen vermeintlichen amerikanischen Seidenhändler, kennen und verliebt sich in ihn. Auf der anderen Seite gibt es auch einen vietnamesischen Jungen, mit dem sie sich gut versteht.

Es ist ein sehr vielversprechender Stoff, den die Autorin auf über 400 Seiten behandelt. Man lernt einiges über Vietnam, die Seidenherstellung, die Konflikte zwischen französischen Besatzern und der vietnamesischen Bevölkerung.
Auch die Konflikte in der Familie, die die tragende Rolle in dem Roman spielt, sind gut angelegt. Grundsätzlich ist Nicole eine sehr sympathische Hauptperson; sie interessiert sich für die Geschichte ihrer Familie, kümmert und sorgt sich um ihre Mitmenschen.
Allerdings ist im Laufe des Buches keinerlei Entwicklung bei den handelnden Personen zu beobachten. Trotz aller schockierenden Erlebnisse (und davon gibt es im Verlaufe des Buches wahrlich einige!) ist vor allem Nicole noch genauso naiv wie zu Beginn der Handlung und hört nur unreflektiert auf das, was andere ihr sagen.
Fast hätte dies noch zu einer größeren Katastrophe geführt, aber dann gibt es doch noch das erwartete Happy End.

Alles in allem hat der Roman meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Dramaturgie
  • Figuren
  • Gefühl
Veröffentlicht am 18.06.2017

Ruhrpott meets Berlin. Sehr frech und klamaukig.

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte
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In Anna Baseners Roman "Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" erzählt Bianca ihre Geschichte und die ihrer Oma, die in Essen Wirtschafterin in einem Hotel war. Nach der Beerdigung ihrer Freundin ...

In Anna Baseners Roman "Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" erzählt Bianca ihre Geschichte und die ihrer Oma, die in Essen Wirtschafterin in einem Hotel war. Nach der Beerdigung ihrer Freundin Mitzi steht die Oma auf einmal bei Bianca in Berlin vor der Tür und will bei ihr einziehen.
Bianca arbeitet in Berlin als Kellnerin, möchte jedoch eigentlich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Unterhosen aus Seide zu nähen und über einen Internetshop zu verkaufen.
Als die Oma bei ihr auftaucht, sind auch deren Freunde zum Teil nicht weit, auch Biancas Vater kommt dann nach Berlin.
Und so kommen nach und nach die Umstände von Mitzis Tod ans Licht und dabei lässt es sich nicht vermeiden, dass Bianca mehr über das Leben ihrer Oma erfährt.

Die Geschichte wird aus Sicht von Bianca erzählt in einer Art und Weise, dass man als Leser das Gefühl hat, wirklich bei einer mündlichen Erzählung live dabei zu sein. Frappierend ist der Ruhrpott-Dialekt, das Ruhrdeutsch, der sich durch das gesamte Buch zieht.
Dadurch wirkt die Erzählung wahnsinnig authentisch.
Manchmal kann es nicht schaden, etwas laut vorzulesen.

Die Thematik an sich ist natürlich oft schlüpfrig und an der Grenze des politisch Korrekten.
Man darf als Leser keinen logischen Aufbau der Geschichte erwarten; wie in einer mündlichen Erzählung kommt man "vom Hölzken aufs Stöckscken". Man erfährt einiges aus der Vergangenheit von Biancas Oma, begleitet sie und die Oma durch Berlin und erfährt dann wieder etwas über die Vergangenheit von Omas Freunden.
Insgesamt ist die Geschichte witzig zu lesen, wenn man auch derben Humor mag.

Sehr erfrischend, rotzfrech und vor allem unkonventionnell mit einer Menge Ruhrpottflair!

Veröffentlicht am 15.06.2017

Witzige Märchennacherzählungen in Ruhrpott-Sprech

Wie sieht denn die Omma aus?!
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Sigi Domke erzählt bekannte Grimmsche Märchen wie Rotkäppchen, Hänsel und Gretel oder Froschkönig sowie andere Klassiker wie die Odyssee, die Weihnachtsgeschichte oder von Shakespeare nach - und zwar modern ...

Sigi Domke erzählt bekannte Grimmsche Märchen wie Rotkäppchen, Hänsel und Gretel oder Froschkönig sowie andere Klassiker wie die Odyssee, die Weihnachtsgeschichte oder von Shakespeare nach - und zwar modern und auf "Ruhrpott-Deutsch".

Da wird schon einmal ein Märchen nach Essen oder Wattenscheid verlegt, es kommen Handyklingeltöne und Gameboys vor und vor allem sprachlich begegnet man echten Ruhrpott-Ausdrücken oder Sprichwörtern.

Insgesamt ist die Lektüre dieses Büchleins recht kurzweilig und eignet sich für die einzelnen Geschichten auch gut zum Vorlesen.

Da der Dialekt gesprochen noch besser ankommt, ist lautes Lesen sicherlich in manchen Fällen sowieso zu empfehlen.

An vielen Stellen musste ich wirklich laut lachen, weil sehr viele lustige Ideen in der sehr direkten und herzlichen Art der Menschen aus dem Ruhrgebiet untergebracht sind. So ist z.B. die Beschreibung sehr witzig gewesen, dass bestimmte Blumen genauso süchtig machen wie die Bundesliga.

Für eine kurzweilige Lektüre oder auch als nettes Geschenk für Menschen, die im Ruhrgebiet leben, sicherlich zu empfehlen.

Veröffentlicht am 14.06.2017

Spannend bis zur letzten Seite

Durst
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Der 11. Harry Hole Thriller kommt als dicker Schinken daher und wartet mit einer Fülle von handelnden Personen und Opfern auf.
Es beginnt mit einer jungen Frau, die tot nach einem Tinder-Date aufgefunden ...

Der 11. Harry Hole Thriller kommt als dicker Schinken daher und wartet mit einer Fülle von handelnden Personen und Opfern auf.
Es beginnt mit einer jungen Frau, die tot nach einem Tinder-Date aufgefunden wird. Eine Tatwaffe ist schnell identifiziert, alles deutet darauf hin, dass man es mit einem besonders brutalen Serienmörder zu tun hat, der auf das Blut seiner Opfer steht.
Das Ermittlungsteam um die junge toughe Katrine Bratt steht unter Druck, schnell Ergebnisse zu liefern und weitere Morde zu verhindern. Auch die Presse ist nicht unbedingt hilfreich dabei, die Täter zu finden.
Schließlich bittet der ehrgeizige Chef Harry Hole dem Team zu helfen und - unabhängig von Katrine Bratts Ermittlungsteam - ebenfalls an dem Fall zu arbeiten.
Neben den Forensikern und Spurenermittlern und dem jungen Detective Anders Wyller spielt ein Wissenschaftler Hallstein Smith eine wichtige Rolle bei der Entschlüsselung des Falles und der Motive des Vampiristen.

Der Thriller ist ein sehr umfangreicher Roman und von der ersten bis zur letzten Seite so extrem spannend geschrieben, dass er den Leser / die Leserin in Atem hält und immer wieder mit überraschenden Wendungen schockiert und begeistert.
Die auftretenden Personen sind so viele an der Zahl, dass man eigentlich gerne eine Übersicht gehabt hätte. Auch bei den Opfern fällt es schwer, den Überblick über alle Details zu behalten.
Man erfährt Stück für Stück auch so manches persönliche Details aud dem Ermittlungsteam, zu Partnern, Kindern, Ambitionen und Beweggründen, was das Lesevergnügen zusätzlich steigert.

Insgesamt ein Thriller ganz nach meinem Geschmack mit vielen Krimielementen, einer spannenden und nachvollziehbaren Handlung und einem tollen Schluss. Auch in der englischen Version ist die Sprache gut verständlich und sehr kraftvoll. Bestimmt nicht mein letzter Harry Hole Thriller.
Klare Leseempfehlung!