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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2022

Familienbande einmal anders

Kalte Blüten
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Manchmal bekommt das Wort "Familienbande" einen schalen Beigeschmack, wie in dem Kriminalroman "Kalte Blüten" von Julie Dubois in Bezug auf die Familie Barthez eindrucksvoll geschildert. Mehrere dunkle ...

Manchmal bekommt das Wort "Familienbande" einen schalen Beigeschmack, wie in dem Kriminalroman "Kalte Blüten" von Julie Dubois in Bezug auf die Familie Barthez eindrucksvoll geschildert. Mehrere dunkle Geheimnisse ranken sich um die Familie, schnüren ihnen die Luft ab, nehmen ihnen den Lebensmut. Der Autorin gelingt es, die Friktionen innerhalb der Familie glaubhaft zu beschreiben.
Auch im zweiten Band um die deutsch-französische Kommissarin Marie wechseln sich liebevoll-humorige Beschreibungen der Dorfbewohner, kulinarische Köstlichkeiten aus dem Perigord und spannende Handlungsstränge um den jeweils aktuellen Fall gekonnt ab und erhalten so das Lesevergnügen.
Die im ersten Band eher unsympathische Figur des Bürgermeisters wird im aktuellen Buch verletzlich und gewinnt deutlich an Tiefe. Es bleibt spannend, ob sich diese Entwicklung auch auf den eifersüchtigen und intriganten Kollegen Champion in den weiteren Bänden übertragen lässt.
Die Beziehung zu ihrem Kollegen Michel entwickelt sich weiter, aber es bleibt abzuwarten, ob das junge Glück von dauerhafter Natur sein wird.
Insgesamt bleibt zu konstarieren, dass "Kalte Blüten" ein ebenso spannender wie amüsanter Kriminalroman ist, der seine Leserschaft in die bezaubernde Landschaft des Perigord entführt.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Tod im Tessin

Mord in Montagnola
1

Der Kriminalroman "Mord in Montagnola" von Mascha Vassena bildet den Auftakt einer neuen, im Tessin spielenden Krimireihe um die gelernte Übersetzerin Moira, welche offiziell inoffiziell ermittelt. Im ...

Der Kriminalroman "Mord in Montagnola" von Mascha Vassena bildet den Auftakt einer neuen, im Tessin spielenden Krimireihe um die gelernte Übersetzerin Moira, welche offiziell inoffiziell ermittelt. Im Auftrag der Polizei, für die sie als Dolmetscherin tätig ist, soll sie im Dorf Montagnola, dem Wohnsitz ihres Vaters, Augen und Ohren offen halten. Die Kriminalliteratur ist voll von Hobbydetektiven und Profiermittlern, Moira hängt da irgendwo dazwischen. Und dieser Schwebezustand ist leider etwas symptomatisch für den ganzen Roman. Anfang und Ende der Krimihandlung haben durchaus Thrillerelemente, im Hauptteil des Buches ist die Handlung deutlich gemächlicher, was eine Genrezuordnung erschwert. Auch die Beziehung zu ihrer Jugendliebe Luca, heute leitender Rechtsmediziner, bleibt im Nebulösen, da er verheiratet ist. Ob die alte Liebe wieder aufgewärmt wird, erscheint möglich, aber nicht sicher.
Auch wenn der Plot deutliche Schwächen hat, da die handelnden Personen zu wenig ausgeformt sind und ihr Tun nicht immer plausibel erscheint, bleibt die Gesamtbewertung positiv. Der Roman liest sich leicht, der Lokalkolorit macht Lust auf den Tessin und die Hauptfigur Moira ist menschlich sympathisch. Insgesamt kann man sich das Buch als Urlaubslektüre gut vorstellen.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Aufgehender Stern am Krimihimmel

Trüffelgold
3

Der Kriminalroman "Trüffelgold" von Julie Dubois kann auf ganzer Linie überzeugen. Mit leichter Feder hat die Autorin liebevolle Charaktere gezeichnet, welche das malerische Saint-Andre-du-Perigord bevölkern. ...

Der Kriminalroman "Trüffelgold" von Julie Dubois kann auf ganzer Linie überzeugen. Mit leichter Feder hat die Autorin liebevolle Charaktere gezeichnet, welche das malerische Saint-Andre-du-Perigord bevölkern. Allen voran die Pariser Kommisarin Marie Mercier, welche nach dem Tode ihrer Großmutter ein Sabbatjahr in dem von ihr ererbten Haus verbringt. Liebevoll betreut von ihrer Großtante Leonie, die sich um das Herz und den Magen ihrer Großnichte gleichermaßen kümmert. Die im Roman beschriebenen Gerichte machen sofort Lust, ins Perigord zu fahren oder zumindest selbst den Kochlöffel zu schwingen.
Doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz, denn zwei Morde und ein Mordversuch halten Marie in Atem. Sie ermittelt in dem Fall, sehr zum Leidwesen des zuständigen Beamten Leblanc, der sich zunächst um die Aufklärung der Verbrechen sorgt, zunehmend aber auch um Marie selbst. Die klug konstruierte Handlung nimmt mehrere Wendungen, bis die Täter schließlich überführt sind.
Die Autorin Julie Dubois ist eine Deutsche mit französischen Wurzeln und sie hat aufgrund ihrer Herkunft einen feinen Blick für die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich. Nach einem dramatischen Zwischenfall reist Maries besorgter Vater extra aus Deutschland an, was allerlei Gelegenheit bietet, die Unterschiede darzustellen.
Der Roman bildet den Auftakt einer Reihe um Marie Mercier und man kann nur hoffen, dass diese ebenso erfolgreich wird wie die Bücher von Martin Walker oder Jean-Luc Bannalec, welche uns gleichfalls in französische Regionen entführen. Dieser erste Band nährt die Hoffnung auf Großes.
Ob Julie Dubois übrigens ein Pseudonym ist, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt offen. Falls ja, wäre es ein Indiz für einen germanistischen Hintergrund der Autorin, da eine Großmutter von Hermann Hesse dann Namenspatin wäre.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Chance vertan

Mord auf Provenzalisch
3

Der Roman "Mord auf provenzalisch" gleicht einem Baguette - locker und leicht kommt er daher, bei näherer Betrachtung fehlt ihm jedoch die Substanz.
Das Autorenduo, das unter dem Pseudomym Serena Kent ...

Der Roman "Mord auf provenzalisch" gleicht einem Baguette - locker und leicht kommt er daher, bei näherer Betrachtung fehlt ihm jedoch die Substanz.
Das Autorenduo, das unter dem Pseudomym Serena Kent schreibt, lässt ihre Protagonistin Penelope in der malerischen Kulisse der Provence ermitteln. Dorthin hat es die Mitfünfzigerin nach der Trennung von ihrem Mann verschlagen. Schon zum zweiten Mal muss sie in einem Mordfall in ihrer Umgebung ihre Kenntnisse aus ihrer früheren Tätigkeit als Sekretärin eines Gerichtsmediziners einsetzen. Im vorliegenden Fall wird sie bei einem Besuch einer Vernisage Zeugin, wie ein ausstellender Künstler vergiftet zusammenbricht. Einige Tage später verstirbt er im Krankenhaus.
Eigentlich hätte alles für eine vergnügliche Lektüre angerichtet sein können, aber leider zeigt der Krimi handwerkliche Schwächen, welche das Lesevergnügen schmälern. Die handelnden Figuren sind nicht sauber genug ausgearbeitet und daher fehlt ihnen die Tiefe, um sich mit ihnen identifizieren zu können. Auch die eigentliche Krimihandlung ist nicht durchgängig stringent. Die Auflösung des Falles erscheint eher willkürlich und passt auch nicht zum eigentlichen Charakter des Buches. Logische Brüche erschweren das Lesevergnügen und die gesetzten Cliffhanger für einen möglichen dritten Band erscheinen arg gewollt.
Hier wäre eindeutig mehr möglich gewesen.

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