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Veröffentlicht am 23.04.2025

Churchill und der Gardasee

Was am Ufer lauert
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Dies ist der zweite Teil der Gardasee-Krimireihe von Journalist Lenz Koppelstädter. Obwohl ich den ersten Teil dieser neuen Reihe nicht kenne, bin ich gut in die Geschichte reingekommen und hatte keine ...

Dies ist der zweite Teil der Gardasee-Krimireihe von Journalist Lenz Koppelstädter. Obwohl ich den ersten Teil dieser neuen Reihe nicht kenne, bin ich gut in die Geschichte reingekommen und hatte keine Verständnisprobleme.

Gianna Pitti, die talentierte Tochter des Stars der italienischen Journalisten, Arnaldo Pitti, ist nach ihrer ersten großen Story im wohlverdienten Urlaub. Im Auftrag ihres Vaters soll sie sich mit einem Informanten treffen und Unterlagen entgegennehmen. Als sie am menschenleeren Ufer des Gardasees auf den Informanten wartet, findet sie eine Frauenleiche.

Am gleichen Tag findet im beschaulichen Malcesine eine Schießerei auf offener Straße statt. Gianna und ihr Vater erkennen schnell, dass zwischen beiden Vorkommnissen ein Zusammenhang besteht und schon bald sind Vater und Tochter gemeinsam mit Giannas Chefin und Arnaldos ehemaliger Geliebten, Elvira, und Arnaldos hochadeligem Bruder, Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi einem großen Geheimnis auf der Spur.

Parallel erfährt der Leser immer mehr Einzelheiten zum Aufenthalt des großen Winston Churchill am Gardasee, zu den aktuellen Ereignissen am Nordufer des Sees und zur Vergangenheit der Familie Pitti. Alle drei Handlungsstränge sind sehr spannend.

Verliebt habe ich mich sehr schnell in den etwas schrulligen, langsam in die Demenz abgleitenden, dabei stets auf seine Würde bedachten Marchese.

Gefreut hätte ich mich, wenn im Nachwort zum Buch eine Aufklärung erfolgt, wie viel an den Mutmaßungen zu den Briefen von Churchill an Mussolini bzw. zu seiner Einstellung zum beginnenden Faschismus dran ist. Ich denke, der Journalist Koppelstätter hat sich diese Geschichte nicht einfach aus der Tasche gezogen, sondern es gibt oder gab solche Gerüchte in der Region.

Als Fan der Südtirol-Reihe des Autors um Commissario Grauner und seinem sizilianischen Assistenten Saltapepe freue ich mich nun auf die Fortsetzung dieser Krimireihe vom Gardasee um Gianna Pitti und kann diese Reihe nur weiterempfehlen.
Die Familie Pitti hat noch einiges Potential.

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Veröffentlicht am 18.04.2025

Gegensätze ziehen sich an - oder ergeben ein fast perfektes Ermittlerduo

Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins
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Die beiden fast namensgleichen Ermittler Ryan und Raymond (genannt Ray) Wilkins könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Ryan sich mühsam aus einem Oxforder Trailerpark hochgearbeitet hat, stammt ...

Die beiden fast namensgleichen Ermittler Ryan und Raymond (genannt Ray) Wilkins könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Ryan sich mühsam aus einem Oxforder Trailerpark hochgearbeitet hat, stammt Ray aus einer wohlhabenden Familie und hat selbst in Oxford studiert. Ihr erster gemeinsamer Fall führt die beiden DI`s zu den ehrwürdigen Hallen der Universität ihrer Stadt.
Durch die Namensgleichheit wird Ryan, nach einer Strafversetzung neu in der Abteilung, fälschlicherweise als ermittelnder Kommissar zu diesem Fall in den elitären Hochschulkreisen eingesetzt. Mit seinem noch immer sehr proletischem Auftreten verschreckt er sofort die hochgebildeten, vornehmen Herrschaften der Uni. Als Raymond den Fall übernimmt, sind die Fronten zwischen Ermittlern und Zeugen bzw. Verdächtigen bereits verhärtet. Der Start für die beiden könnte schlechter nicht sein.
Vor der prächtigen Kulisse der altehrwürdigen Hallen der Oxforder Universität erzählt Simon Mason einen sehr spannenden Kriminalfall. Nachdem sowohl politische als auch sexistische Motive für den Mord an einer jungen Schönheit in Erwägung gezogen werden und sowohl der Provost von Barnabas Hall, dem von Mord heimgesuchten College, als auch eine junge Migrantin und der Scheich al-Medina ins Visier der Ermittler geraten, wird der Leser mit der Lösung des Falles zum Ende des Buches völlig überrascht.
Neben dem durchweg spannenden Kriminalfall entwirft der Autor ein sehr berührendes Bild von Schicksal und Privatleben von Ryan Wilkins. Mit der Dienstentlassung des jungen Kommissars am Ende dieses ersten Falles bleibt ausreichend Entwicklungspotential für die beiden ungleichen Ermittler, um in den Folgefällen auch Raymond noch besser kennen zu lernen und die Wege beider DI`s zu beobachten.
Ein super Krimi und ein sehr guter Auftakt dieser Oxfordkrimi-Reihe. Mal sehen ob Ryan und Ray es schaffen, dem allseits beliebten Kommissar Robert Lewis und seinem Inspektor Hathaway aus der Fernseh-Oxford-Krimiserie den Rang abzulaufen. Mit diesem gelungenen Auftakt sind sie auf einem guten Weg dahin.

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Veröffentlicht am 15.04.2025

Emotionale Geschichte über den Kampf um das Zuhause

Ms Darling und ihre Nachbarn
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Seit 33 Jahren wohnt Ms. Dorothy Darling in Shelley House, einem einst prachtvollen, heute verwahrlosten Mietshaus. Als selbst ernannte Wächterin über das Haus überwacht sie seit Jahrzehnten alle Bewohner. ...

Seit 33 Jahren wohnt Ms. Dorothy Darling in Shelley House, einem einst prachtvollen, heute verwahrlosten Mietshaus. Als selbst ernannte Wächterin über das Haus überwacht sie seit Jahrzehnten alle Bewohner. Jedes kleinste Vergehen wird protokolliert und zur Anzeige gebracht.

Mit Joseph, ihrem 75-jährigen Nachbarn redet sie seit 33 Jahren kein Wort. Nun zieht eine junge Frau mit pinkem Haarschopf illegal als Untermieterin zu Joseph. Kurze Zeit später überschlagen sich die Ereignisse. Alle Mieter erhalten zeitgleich die Kündigung für ihre Mietverträge und Räumungsaufforderungen. Nachdem Joseph den Widerstand dagegen organisiert, wird er plötzlich verletzt in seiner Wohnung aufgefunden.

Obwohl Dorothy seit Jahren wünscht, dass Joseph aus ihrem Leben verschwindet, bezweifelt sie, dass der rüstige Senior über den Teppich gestolpert ist. Er muss niedergeschlagen worden sein. Verächtige Nr. 1 ist sofort Kat, die pinkfarbene neue und illegale Untermieterin.

Freya Sampson entwirft ein buntes Bild einer inhomogenen Hausgemeinschaft. Weder das einzige Paar, Gloria und ihr Partner, noch Vater und Tochter verstehen sich. Die beiden alleinlebenden jungen Männer terrorisieren ihre Nachbarn und selbst Dorotha und Joseph, die ihr halbes Leben in diesem Haus verbracht haben, reden seit 33 Jahren nicht miteinander und leben einsam aneinander vorbei. In diese traurige Gemeinschaft gerät Kat, die eigentlich um andere Menschen gerne einen Bogen macht. Nach einer trostlosen Kindheit ohne Stütze hat sie gelernt, dass sie ohne Mitmenschen besser fährt.

Doch der Kampf um das stolze alte Haus, der Kampf gegen den übermächtigen Vermieter sowie der Versuch, die Geschehnisse im Haus aufzuklären, bringen Kat und Dorothy nicht nur dazu, gemeinsam zu kämpfen, sondern sie öffnen sich einander. Schlussendlich können beide sich aus ihrer selbst auferlegten Isolation befreien und verhelfen nicht nur sich selbst, sondern auch anderen zu ihrem Glück.

Wenig glaubhaft fand ich, dass der reiche Immobilienhai seinen eigenen Sohn die Drecksarbeit machen lässt und damit Gefahr läuft, dass dieser im Gefängnis landet bzw. er als Hintersmann sofort enttarnt wird. Er hat Geld genug, um dafür willige Söldner zu engagieren.

Ansonsten gibt es an dieser Geschichte nichts auszusetzen. Ein lesenswertes Buch über die verschiedensten zwischenmenschliche Beziehungen und die Kraft einer inhomogenen Mieter- bzw. Menschengemeinschaft im Ernstfall. Nicht nur die beiden, durch das Leben gezeichneten und in Dorothys Fall verbitterten Frauen lernen, wieder an das Gute im Menschen zu glauben, sondern auch der Leser lernt aus diesem Buch, sich für andere Menschen zu öffnen und grundsätzlich offen in eine Begegnung hinein zu gehen.

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Veröffentlicht am 02.04.2025

Retter in der Not

Willow-Falls-Reihe, Band 1 - Take Me Home to Willow Falls
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Cassie kommt nach ihrem Studium zurück in ihre Heimatstadt Montreal. Doch ihr Herz könnte banger nicht sein. Sie hat ihr Examen vor die Wand gesetzt und muss ihren Eltern gestehen, dass sie keine Anwältin ...

Cassie kommt nach ihrem Studium zurück in ihre Heimatstadt Montreal. Doch ihr Herz könnte banger nicht sein. Sie hat ihr Examen vor die Wand gesetzt und muss ihren Eltern gestehen, dass sie keine Anwältin wird und die Anwaltskanzlei des Vaters nicht übernehmen möchte. Noch dazu ist sie gerade auf dem Weg zur Hochzeit ihrer besten Freundin Daya mit Emmett, der ersten großen Liebe von Cassie.

Kurze Zeit später ist Cassie auf der Flucht. Emmett hat die Braut wegen ihr vor dem Altar stehen lassen und alle, wirklich alle, denken, Cassie hätte ihrer besten Freundin den Bräutigam ausgespannt. Eine Hetzjagd in den sozialen Medien beginnt.

Da ihre Eltern ihr die Kreditkarte gesperrt haben, steht Cassie im dünnen Partiekleid ohne Geld auf der Straße und wird von allen Menschen angefeindet. Da die Brauteltern beste Freunde ihrer Eltern und größter Kunde ihres Vaters sind, kann sie nicht nach Hause flüchten. Sie ist ausweglos.

So findet sie Jared. Er ist ein verspäteter Hochzeitsgast und kennt Cassie seit einer Party der Brauteltern vor 5 Jahren. Obwohl er, seine Familie und seine Firma gerade selbst große Probleme haben, hilft er Cassie selbstlos und ohne irgend eine Bedingung aus der Klemme. Damit sie Luft schöpfen und sich sammeln kann, nimmt er sie aus der Schusslinie und nimmt sie mit in seine kleine idyllische Heimatstadt Willow Falls.

Doch auch in Willow Falls wird Cassie bald erkannt, denn das Internet ist überall und die verlassene Braut hört nicht auf mit ihrem shitstorm gegen Cassie. Doch Jared, seine Geschwister und seine Freunde sorgen dafür, dass sie eine Chance bekommt in der Stadt.

Vor der wunderschönen herbstlichen Kulisse der Ahornwälder Kanadas erzählt Greta Milan eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte vor dem ernsten Hintergrund von Cybermopping und seinen Folgen.

In der Bewertung habe ich einen Punkt abgezogen. Das inhaltlich sehr gute Buch enthält leider relativ viele Schreibfehler.

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Veröffentlicht am 29.03.2025

Das Jahr, als der Strom kam

Das ist Glück
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Nach 60 Jahren blickt Noel zurück auf sein 17-jähriges Ich und das Dorf seiner Großeltern im abgelegensten Winkel Irlands im Jahr 1958.
Der Autor Niall Williams entwirft ein liebevolles Bild des irischen ...

Nach 60 Jahren blickt Noel zurück auf sein 17-jähriges Ich und das Dorf seiner Großeltern im abgelegensten Winkel Irlands im Jahr 1958.
Der Autor Niall Williams entwirft ein liebevolles Bild des irischen Dorflebens fernab jeglicher Moderne, ein Dorf ohne Strom, ohne fließend Wasser, fast noch ohne Telefon, ohne Fernsehtechnik und die Automobile waren noch an einer Hand abzuzählen. Dafür gab es noch Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme unter den Dorfbewohnern.
Der junge Noel, der nach dem Tod seiner Mutter seine Berufswahl hinterfragt und das Priesterseminar verlässt, kehrt mangels anderer Alternativen zurück zu seinen Großeltern. Ganga und Doady sind zwei Menschen, die ihrer familiäre Zuneigung nicht zur Schau stellen und mit zärtlichen Zuwendungen geizen.
Ich bin im Jahr 1958, in dem dieses Buch handelt, in einem kleinen Dorf im Thüringer Wald geboren. Wir hatten zu dieser Zeit schon fließend Wasser und Strom in unseren Dörfern. Fernseher und Autos waren im Dorf allerdings wie in Irland noch Mangelware. Doch unsere dörfliche Gemeinde von damals erkenne ich in diesem stillen Buch über ein irisches Dorf der damaligen Zeit wieder.
Dieses Buch ist ein solch poetisches Meisterwerk. Grundlegende Themen der dörflichen Gemeinden Irlands wie die Sitzordnung in der Kirche, die dörflichen Traditionen in der Osterzeit , die Verkaufstaktiken der Handelsvertreter aber auch der Vertreter des Staates beim Anpreisen der demnächst verfügbaren Elektrizität werden so charmant in Worte gefasst, dass man manche Passagen gleich nochmal lesen muss. Für die Auswahl "Zitat des Monats" finden sich in diesem Buch unendlich viele Anwärter. Der Autor verteilt Weisheiten des Alters gleich en masse.
Ganz nebenbei handelt der Autor die Facetten der Liebe an mehreren Beispielen sehr umfassend ab: Anhand der ersten Liebe des jungen Noel gleich zu den drei Schwestern des Dorfarztes, anhand der bedinglosen, aber auch aussichtlosen Liebe seines Freundes Christie zu seiner Jugendliebe Annie, sowie anhand der gut versteckten, aber nicht minder tiefen Liebe seiner Großeltern.
Fazit: Ein lesenwertes Buch voller Poesie über das Leben, die Liebe, das Glück, das Dorfleben und nicht zuletzt über Irland; sehr zu empfehlen.

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