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Veröffentlicht am 08.11.2020

Eine moderne „E-Mail für dich“-Geschichte mit bizarren Konversationen

Wrong Number, Right Guy (College Love 1)
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Als Delia eine Nachricht bezüglich eines Treffens von einer ihr fremden Handynummer erhält, denkt sie sich nicht viel dabei. Schließlich verliert ihr Bruder öfter mal sein Mobiltelefon. Allerdings stellt ...

Als Delia eine Nachricht bezüglich eines Treffens von einer ihr fremden Handynummer erhält, denkt sie sich nicht viel dabei. Schließlich verliert ihr Bruder öfter mal sein Mobiltelefon. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass sie nicht mit ihrem Bruder gechattet hat, sondern mit einem mysteriösen Fremden namens Zach. Doch beide finden sich auf Anhieb sympathisch und dehnen ihre Chatbekanntschaft weiter aus, ohne sich jemals gesehen zu haben. Aber darf man sich wirklich in jemanden verlieben, mit dem man nur Whatsapp Nachrichten ausgetauscht hat?

Mir gefiel die Idee einer modernen Geschichte à la „E-Mail für dich“ und ich war gespannt auf die Umsetzung. Vielleicht ist es ein Problem des ebook Formats, aber ich hätte eine deutlichere grafische Absetzung der Chatverläufe vom restlichen Fließtext ansprechend gefunden.

Zu Anfang fand ich die Chatinhalte recht befremdlich. Würde man wirklich so mit einem völlig fremden Meschen chatten? Es war mir einfach zu offensiv und teilweise zu albern. Zum Glück wandelten sich die Inhalte in den Face-to-Face Gesprächen im Verlauf der Geschichte. Delia und Zach sind sympathische Figuren mit einem etwas skurrilem Humor, aber auf ihre Art ganz liebenswert. Allerdings hat die Tierschützerin in mir doch sehr aufbegehrt, als es um die kleine Ziege in einer Stadtwohnung ging... Hätte es nicht auch eine Kuscheltier sein können?

Alles in allem ist es eine nette, kurzweilige New Adult-College Liebesgeschichte mit den bekannten Höhen und Tiefen und auch vielen witzigen Elementen.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Eine schaurig-schöne, fantastische Halloweenlektüre

Brombeerfuchs – Das Geheimnis von Weltende
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Portia soll in den Ferien Urlaub bei ihren Tanten Olivia, genannt Bramble, und Viola, genannt Rose, in Wales machen, da ihre Mutter wieder einmal krank ist. In Trefriw trifft Portia aber nicht nur auf ...

Portia soll in den Ferien Urlaub bei ihren Tanten Olivia, genannt Bramble, und Viola, genannt Rose, in Wales machen, da ihre Mutter wieder einmal krank ist. In Trefriw trifft Portia aber nicht nur auf Ben, den Sohn der Buchhändlerin des Ortes, sondern auch auf einen sonderbaren Fuchs, der sie zu verstehen und etwas bestimmtes von ihr zu verlangen scheint. Als sie den Fuchs beim Stöbern im Schreibtisch ihrer Tante erwischt, findet Portia einen Schlüssel, der dem Fuchs sehr wichtig zu sein scheint. Sie folgt ihm zu einer geheimnisvollen Tür mitten im Wald und betritt mit ihm gemeinsam die dahinter liegende Welt, ohne auch nur zu erahnen, in welches unglaubliche Abenteuer sie sich dabei begibt. Denn die Tür ist ein Portal in die Anderswelt, in der Feen, Gestaltwandler und andere, weit bösartigere Lebewesen ihr Zuhause haben...

Ich musste die Geschichte zugegebenermaßen ein Weilchen verdauen. Das hatte folgende Gründe: Das Abenteuer von Portia und Ben ist unglaublich spannend, magisch und geheimnisvoll, aber auch sehr düster und stellenweise verdammt gruselig! Im Gesamtpaket gefiel sie mir wirklich gut, besonders das Weltensetting ist sehr fantasievoll und detailreich gestaltet. Die Idee mit den Türen zwischen den Welten und auch das mythische Figurenpersonal waren interessant und vielfältig angelegt. Die vier Sterne hat die Geschichte also wirklich verdient.

Nun kommt das Aber: Es gab sooo viel mehr Potenzial, das nicht ausgeschöpft wurde! Die Faktenlage – oder von mir aus auch die fantastische Ausgestaltung dessen – rund um die britisch-walisische Mythologie bleibt leider ziemlich im Verborgenen, so als wären der Autorin hier die Ideen ausgegangen. Was genau hat es mit dem Feenkönigspaar auf sich? Wie kann man sich Runenmagie aneignen? Kann dies jede Person oder muss man dafür magisches Potenzial in sich tragen? Und was mich am meisten gestört hat, und dafür gibt es einen Punkt Abzug: Die Motivation des Grauen Königs bleibt völlig im Verborgenen! Es muss doch einen Grund dafür geben, warum er seine Welt verlassen hat und nun von diesem Gedanken, sämtliche Welten beherrschen zu wollen, angetrieben wird. Hier hätte man meiner Meinung nach noch viel mehr schreiben müssen und es zwickt mich immer noch in der Magengegend, dass ich seine Beweggründe nicht kenne...

Zu den Figuren: Zu Portia habe ich leider keinen richtigen Zugang gefunden, sie erschien mir etwas zu blass und kalt, fast schon emotionslos an einigen Stellen. Ihre Innenweltdarstellung hätte ruhig noch etwas ausgeschmückt werden können. Ben war mir da direkt sympathischer und zugänglicher – vielleicht weil er von Anfang an emotionaler war? Und wenn ich ehrlich bin, ist es eigentlich auch eher die Geschichte von Bramble und Robin Goodfellow. Schließlich heißt das Buch ja auch „Brombeerfuchs“, oder? Aber auch hier ist mir alles zu vage, leider. Wenn ich einen so offensichtlich an die Vergangenheit der Figuren angelehnten Titel wähle, dann sollte diese Geschichte auch etwas mehr dargelegt werden. Der Leser erfährt – wie Portia und Ben – immer nur schnipselweise, was sich vor vielen Jahren zwischen den Welten abgespielt hat.

Mir persönlich fehlt es an einigen Stellen an Tiefe, in Bezug auf die Hintergrundgeschichten und die Figuren, aber dennoch habe ich das Erstlingswerk von Kathrin Tordasi sehr genossen. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich irgendwann eine Gelegenheit, die Geschichte wieder aufzugreifen...?

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Ein Buch, das dein Regal bereichert und dich mindestens drei Level aufsteigen lässt!

QualityLand 2.0 (QualityLand 2)
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Peter Arbeitsloser darf endlich wieder als Maschinentherapeut arbeiten, denn kurz vor seinem plötzlichen und explosiven Ableben hat der Präsident John of Us das Reparaturverbot für Maschinen aufgehoben. ...

Peter Arbeitsloser darf endlich wieder als Maschinentherapeut arbeiten, denn kurz vor seinem plötzlichen und explosiven Ableben hat der Präsident John of Us das Reparaturverbot für Maschinen aufgehoben. Statt der Schrottpresse ziert Peters Praxis also nun wieder ein Sofa, auf dem Drohnen mit Flugangst und Staubsaugerroboter mit Traumata eine Gesprächstherapie abhalten können. Aber ganz so ruhig wie es klingt, verläuft sein Leben dann doch nicht. Seit der Audienz bei John of Us wegen eines nicht bestellten pinken Delfinvibrators und seit seiner Beziehung mit Kiki Unbekannt steht Peter im Fokus verschiedener Gruppierungen, die ihn auf offener Straße entführen, und ihn mittels riesiger Roboter-Avatare angreifen lassen... Hat das alles mit Kiki und ihrem plötzlichen Untertauchen zu tun?
Und was macht eigentlich Martyn Vorstand, der für das Ende des ersten Androiden-Präsidenten verantwortlich ist? Muss er wirklich die Rache von John of Us fürchten, der sich – so einige Verschwörungstheoretiker – vor seinem Ableben in das Internet hochgeladen hat?

Mit bekannt provokativen Zukunftsvisionen betritt der Leser ein weiteres Mal Marc-Uwe Klings dystopisches QualityLand, in dem Drohnen von „TheShop“ ungewollte Lieferungen ausfliegen und erst wieder verschwinden, sobald sie mit mindestens zehn von zehn Sternen bewertet wurden, in dem jeder Bewohner anhand seines Levels gesellschaftlich bewertet und betrachtet wird, und in dem nun auch künstliche Intelligenzen Präsidenten werden können. Mit der gewohnten und von mir sehr geschätzten Prise Humor und Sarkasmus begleitet der Leser Peter Arbeitsloser, Kiki Unbekannt, Martyn Vorstand und Aisha Ärztin aus ihren wechselnden Erzählperspektiven durch die Geschehnisse in QualityLand nach dem Attentat auf John of Us. Der Hauptfokus liegt dieses Mal auf der Entwicklung der Figuren, denn die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umstände dieser fiktiven (ist sie das wirklich!?) Welt wurden bereits im ersten Band dargelegt. Die Grundthematiken sind jedoch auch in 2.0 weiter erkennbar: Das Ausspionieren von persönlichen Daten und Präferenzen, die sogleich in passgenaue Werbung umgewandelt wird; die Gefahr der Digitalisierung und der allumfänglichen Vernetzung durch das Internet, die Entfremdung der Menschen durch virtuelle Welten, Realitätsflucht und dadurch forcierte soziale Kälte; aber auch die Bedrohung durch Online-Versandhandel, die eine konkurrenzlose Alleinherrschaft auf dem Markt besitzen.

Eine Lektüre ist ohne Band eins nicht denkbar. Aber für alle Fans von Marc-Uwe und seinem kommunistischen Känguru, das verbissen bis zum Letzen gegen den Kapitalismus kämpft, ist dieses Buch ein absolutes Muss! Zugegeben: Es ist kein leichter Lesestoff für Zwischendurch, aber die Geschichte ist jede Minute des wachen Geistes wert, mit dem man sie lesen sollte.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Ein Buch über Mut und Durchhaltevermögen in einer Welt voller Unmöglichkeiten

Liane und das Land der Geschichten
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Liane hasst ihren Namen. Alle Mitschüler ziehen sie damit auf und machen sich tagtäglich lustig darüber. Was haben sich ihre Eltern bloß dabei gedacht? Doch eine Diskussion über ihren Namen zu führen ist ...

Liane hasst ihren Namen. Alle Mitschüler ziehen sie damit auf und machen sich tagtäglich lustig darüber. Was haben sich ihre Eltern bloß dabei gedacht? Doch eine Diskussion über ihren Namen zu führen ist bei ihren Eltern genau so fruchtbar wie eine Antwort auf die vielen Fragen zu erwarten, die Liane ihnen ständig stellt. Dabei ist sie doch so neugierig und unglaublich fantasievoll, aber die Erwachsenen belächeln sie nur dafür. Eltern sind wirklich anstrengend, besonders dann, wenn sie denken, dass sie ihren Kindern nicht die Wahrheit sagen können bzw. wollen. Dabei merkt Liane doch genau, dass etwas nicht stimmt, als sie plötzlich mitten in der Schulzeit für eine Woche bei ihren Großeltern bleiben soll... Trost und Freude findet sie in ihren Büchern und in der Bücherei ihrer Schule. Dort findet Liane eines Tages im Regal einen leuchtenden Globus, den sie aus Neugier – denn so ist sie nun einmal – mitnimmt. Als sie kurz darauf im Garten ihrer Großeltern auf zwei Kinder trifft, die behaupten, der Globus wäre der Zugang zum Land der Geschichten, beginnt für Liane ein herausforderndes Abenteuer, das ihr viel Mut und Vertrauen abverlangt.

Diese Geschichte hat eine sehr prägnante und wunderbare Thematik, die sich auch jedem Kind sofort erschließt: Es geht darum, dass es in Ordnung ist, anders zu sein als alle anderen, dass man seinen Namen auch mal blöd finden darf, dass man aber dennoch eine eigene, starke Persönlichkeit entwickeln kann. Es ist eine Erzählung über Freundschaft und Mut – Mut, sich dem Leben mit seinen manchmal unüberwindbaren Aufgaben zu stellen und diese zu bewältigen, auch wenn es zunächst unmöglich erscheint. Denn die Botschaft dieses Buches ist klar: Hab keine Angst vor schwierigen Herausforderungen, sei tapfer und versuch es, auch wenn es auf den ersten Blick aussichtslos sein mag. Es ist meiner Meinung nach daher eher ein Mutmach-Buch. Der Fantasieaspekt spielt für mich eine untergeordnete Rolle und kommt eher in geringerem Ausmaße zur Geltung. Die Hinführung zum eigentlichen Geschehen im Land der Geschichten zieht sich für meinen Geschmack etwas zu lang und ausschweifend, dadurch fehlt es im – für mich eigentlich – interessanten Abschnitt an Detailreichtum und die Entwicklung der Erzählung gerät zu kurz, leider. Hier hätte die Gewichtung anders gelegt werden müssen, es soll doch schließlich eine Geschichte über die Fantasie sein und nicht über Einsamkeit, oder?

Liane jedoch ist eine sehr starke, wenn auch unglaublich sensible Protagonistin, die vom Kopf her eher bereits eine junge Erwachsene ist als eine lebensfrohe Elfjährige. Dieser Umstand beeinflusst auch die Atmosphäre der Geschichte, die ich – jedenfalls zu Anfang – als doch eher lethargisch und geradezu traurig bezeichnen möchte. Ich würde daher die Lektüre durch ein Elternteil empfehlen, bevor es vom Nachwuchs gelesen wird, denn ich könnte mir vorstellen, dass es bei wirklich sensiblen Kindern, die auch bereits mit Mobbing in Kontakt gekommen sind, zu leichtem Bauchweh führen mag.

Ich hatte tatsächlich anhand des Klappentextes und des Titels etwas anderes erwartet. Daher konnte ich mich nur streckenweise mit der Geschichte anfreunden. Es bekommt aber aufgrund der doch starken und offensichtlichen Botschaft drei Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Dieses Sachbuch ist alles andere als dröge!

1913 – Was ich unbedingt noch erzählen wollte
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Wussten Sie, dass es den ersten „Dieselskandal“ bereits 1913 gab? Nein? Ich auch nicht! Ein Blick in diesen Ergänzungsband von Florian Illies lohnt sich also auf jeden Fall.
In seiner bereits bekannten ...

Wussten Sie, dass es den ersten „Dieselskandal“ bereits 1913 gab? Nein? Ich auch nicht! Ein Blick in diesen Ergänzungsband von Florian Illies lohnt sich also auf jeden Fall.
In seiner bereits bekannten humorvollen, wortgewandten und oftmals ironischen Art des Erzählens berichtet der Autor von neuen Forschungsergebnissen rund um die Kunst, Literatur, Theater, die Wissenschaft und Politik des Jahres 1913, die in seinem ersten Band „1913 – Der Sommer des Jahrhunderts“ aus dem Jahr 2012 keinen Platz fanden oder noch nicht bekannt waren. In kürzeren oder auch längeren Erzähleinheiten begleitet Illies einen mehr oder weniger festen Personenstamm aus Kultur und Gesellschaft durch die Jahreszeiten des Vorkriegsjahres 1913, berichtet aus ihren Tagebucheinträgen, aus Zeitungsartikeln und Briefen, denn viele der in diesem Band erwähnten Persönlichkeiten unterhielten Korrespondenzen miteinander.
Diese Fortsetzung hielt für mich viele Aha-Momente, Schmunzler, aber auch Verwunderung parat. Wer also auf der Suche nach einem aufschlussreichen, interessanten und witzig-intellektuellen Geschichtssachbuch ist, in dem Franz Kafka mehr als einmal durch den Kakao gezogen wird – mit einem Augenzwinkern natürlich -, der sollte sich die Fortsetzung von Florian Illies nicht entgehen lassen. Allerdings empfiehlt sich die Lektüre in einem Stück, da die Beziehungsverflechtungen ansonsten recht verwirrend und übersichtlich sein können und man den Faden verlieren könnte.

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