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Veröffentlicht am 31.12.2022

Das Minisams ist zurück - große Weihnachtssuche mit verschiedenen Samsen, großem Wortwitz und herrlicher Situationskomik

Das Sams 11. Das Sams und die große Weihnachtssuche
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Gerade haben das Sams, Frau Rotkohl, Herr Taschenbier und das Minisams einen sehr schönen Heiligabend miteinander verbracht, da musste das Minisams schon wieder in die Samswelt zurückkehren. Doch jetzt, ...


Gerade haben das Sams, Frau Rotkohl, Herr Taschenbier und das Minisams einen sehr schönen Heiligabend miteinander verbracht, da musste das Minisams schon wieder in die Samswelt zurückkehren. Doch jetzt, wo ein Wechsel zwischen den Welten problemlos möglich ist, möchte das Minisams gerne auch am ersten Weihnachtstag Herrn Taschenbier, Frau Rotkohl und das Sams besuchen. Doch leider ist die Sache nicht ganz so einfach. Dank ungenauer Wünsche erleben die vier einen turbulenten, ereignisreichen Weihnachtstag mit ziemlich viel Sucherei. Ob sie sich am Ende doch noch treffen?

Paul Maar schreibt klar, lebendig, abwechslungsreich, witzig und sehr genau auf seine Zielgruppe ausgerichtet. Wie in jedem Samsbuch wird natürlich viel gereimt, und das intelligent und absolut komisch. Durchgehend überzeugt die Geschichte durch viel Wortwitz und geniale Sprachspielereien. Die unterhaltsamen, bunten, typischen und sehr passenden Illustrationen stammen vom Autor selbst. Das Buch eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab sechs Jahren.

Paul Maar hat ein Händchen für einzigartige, originelle Charaktere. Das Sams ist für mich nach wie vor seine beste unter all den tollen Figuren: fröhlich, frech, kreativ, lustig, ein begnadeter Dichter und immer wieder für eine Überraschung gut. Auch die vielen weiteren Figuren machen einfach nur Spaß: Frau Rotkohl, die ansonsten so schroff neuerdings auch ein Herz hat, Herr Taschenbier, der seit er das Sams kennt, sich jeden Tag ein bisschen mehr aus seinem Trott und seinem Schneckenhaus heraus wagt, das niedliche Minisams, das gerne alles genau wüsste und wirklich noch viel lernen muss, der skurrile Herr Rudolf Rudolf, der mit seinen Kindern in einem Möbelhaus wohnt oder der dichtende Herr Weinstein, der sich sehr über spontanen Besuch freut.

Die Handlung von „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ ist schnell erklärt, sie ist nicht ganz so raffiniert wie die der übrigen Samsbüchern. Aber an Weihnachten darf es ruhig ein bisschen ruhiger zugehen. Dafür besticht das Buch durch seine besondere Situationskomik und viel Wortwitz. Es zeigt sich wiederholt, wie viel Spaß die Beschäftigung mit Sprache und die grandiosen Sams-Gedichte machen können. Sprache ist eine wahre Schatzkiste. Auch die Ausflüge in die Samswelt sind wunderbar amüsant. Wie sich die doch recht unbedarften Samse die Menschenwelt erklären, bringt garantiert zum Lachen, sorgt für einige absurd-schräge und lustige Momente. Zwar ist das Buch auch unabhängig zu lesen, noch leichter verständlich und vergnüglicher wird es aber, wenn man das „Das Sams feiert Weihnachten“ kennt. Auch mit 85 Jahren überzeugt Paul Maar als Kinderbuchautor nach wie vor restlos und auch das Sams hat nichts von seinem Charme verloren.

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Veröffentlicht am 29.12.2022

Adele als Märchenprinzessin - schräg, böse, absurd und ziemlich witzig

Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen
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Adele hat von ihrer Oma ein Märchenbuch geschenkt bekommen und ist über die klassische Rolle der hilflosen Prinzessinnen in Not recht irritiert. Sie träumt sich daraufhin selbst in das „Land der unerzählten ...

Adele hat von ihrer Oma ein Märchenbuch geschenkt bekommen und ist über die klassische Rolle der hilflosen Prinzessinnen in Not recht irritiert. Sie träumt sich daraufhin selbst in das „Land der unerzählten Märchen“ und erlebt ein Prinzessinnenmärchen der besonderen Art. Wenn Adele mitmischt, sind Prinzessinnen mitnichten wohlerzogen, bescheiden, mitfühlend, sanftmütig und gutherzig. Im Gegenteil, Adele schreibt ein völlig neues Märchen…

„Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen“ enthält nicht wie die sonstigen Adele-Bücher viele einzelne, kurze Comicstrips, sondern nur eine einzige zusammenhängende Geschichte. Die gezeichneten Figuren sehen wie immer niedlich und drollig aus, haben aber dabei mitunter auch einen herrlich fiesen Gesichtsausdruck. Diane Le Feyers Bilder sind insgesamt sehr bunt und witzig-übertrieben.
Mr. Tan liefert zu den Bildern passende kurzen Texte und Sprechblasen, die klar, knapp, direkt und amüsant formuliert sind.
Der (Nicht-)Prinzessinnen-Comic richtet sich an Jungen und Mädchen ab neun Jahren.

Adele ist ein Original. Äußerlich klein, niedlich und zuckersüß, steckt in ihr ein absolut fieses, hinterhältiges Biest, das jede Gelegenheit nutzt, andere zu schikanieren oder zu ärgern. Adele als Hauptfigur eines Prinzessinnenmärchens lässt natürlich einiges erwarten. Aber auch manche andere Figuren (Oger, Prinzessinnen, Gouvernanten, Königssöhne) verhalten sich recht untypisch und sind so für einige Überraschungen gut. Hier werden zahlreiche Klischees ziemlich originell und phantasievoll genau ins Gegenteil verkehrt.

„Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen“ ist ein absolut komisches, schräg-absurdes, temporeiches Comicvergnügen mit höchst unterhaltsamen Figuren. Vergesst alles, was Ihr bisher über Märchen zu wissen glaubtet und lasst Euch von Adele in diese aberwitzige Geschichte entführen! Für uns ist der neueste Adele-Band der bisher beste.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Schräg-verrückte, warmherzige Gangsterstory mit sehr sympathischen Kriminellen

Die Smartphone-Waisen 1: Das Schloss der Smartphone-Waisen
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Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani sind Smartphone-Waisen. Ihre Eltern verloren ihr Leben, weil sie sich lieber mit ihren Handys als mit den akuten Gefahren des echten Lebens beschäftigten. Nun leben ...

Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani sind Smartphone-Waisen. Ihre Eltern verloren ihr Leben, weil sie sich lieber mit ihren Handys als mit den akuten Gefahren des echten Lebens beschäftigten. Nun leben sie gemeinsam bei Marla in einem kleinen Haus in einem Berliner Hinterhof. Doch ihr Zuhause soll abgerissen werden und die Kinder brauchen dringend eine neue Bleibe. Als sie Hermine, eine ältere, sehr nette Dame, kennenlernen, hoffen sie, in deren Schloss unterzukommen. Doch Hermine droht selbst der Rauswurf aus ihrem Domizil. Also schmieden die Kinder einen aberwitzigen Plan, der mit der kuriosen Entführung von Hermines Enkel Archibald beginnt. Doch bald schon läuft alles völlig anders als erhofft…

Autor Salah Naoura schreibt humorvoll, kindgemäß, flüssig, abwechslungsreich und sehr lebendig. Er wendet sich immer wieder an seine Leserschaft, geht auf ihre potentiellen Einwände ein und spricht sie direkt mit „du“ an. Das macht den Schreibstil sehr unterhaltsam.
Kai Schüttlers witzige und drollige, schwarz-weiß Bilder passen ganz prima zur Geschichte.
Das Buch richtet sich an Mädchen und Jungen ab neun Jahren.

Alle wichtigen Charaktere finden sich auf dem bunten Cover. Marla, die „Heimleiterin“ ist liebevoll und nett, kümmert sich rührend um ihre Schützlinge, ist sie doch selbst eine Smartphone-Waise und weiß, was es heißt, seine Eltern zu verlieren. Bodhi und Bhavani streiten sich wie Geschwister das nun mal tun. Leo vergisst die Welt um sich herum, wenn er strickt, Tara ist überzeugt, die Tochter einer Fee zu sein und Kalli ist ziemlich gut im Pläneschmieden. Hermine mit ihrem Rennrollstuhl ist eine Seele von Mensch und schließt die Kinder sofort in ihr großes Herz. Und dann kommt auch noch Hermines Enkel Artschie ins Spiel, der zu Beginn recht unangenehm auffällt, doch schließlich ziemlich überrascht.

Teils ganz schön böse und skurril wie hier die Smartphonesucht der Gesellschaft aufs Korn genommen wird. Salah Naoura steckt sehr direkt den Finger in die Wunde der Elterngeneration. Und wenn man genauer drüber nachdenkt, ist das nicht nur komisch und originell, sondern auch eigentlich ganz schön traurig, weil es leider wirklich Eltern gibt, die ihrem Smartphone mehr Aufmerksamkeit angedeihen lassen als ihrem eigenen Nachwuchs. Eine Entwicklung, die durchaus kritisch zu sehen ist und hier auf sehr komische Art überspitzt dargestellt wird.
Was die Kinder unternehmen, um an ein neues Zuhause zu kommen, ist absolut illegal, kriminell , und mindestens genauso schräg, überdreht und interessant wie die Grundidee der Smartphone-Waisen. Diese ungewöhnlichen Gangster muss man einfach mögen und verteidigen.
Besonders gut hat uns der zauberhafte Laden „Tausend tolle Dinge“ gefallen. So einen Laden sollte es in jeder Stadt geben.
„Das Schloss der Smartphone-Waisen“ ist ein modernes, freches Märchen mit Gut, Böse, Schwarz, Weiß, Action, Witz und ganz viel Herz und Wärme. Uns hat die verrückte, phantasievolle, nicht ganz ernstzunehmende, aber sehr unterhaltsame und humorvolle Geschichte überzeugt.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Wohligwarmes Vorleseabenteuer mit drolligen, liebenswerten Figuren

Die Stoffis - Alle für einen (Band 2)
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Dass die Stoffis jetzt ein eigenes Zuhause in Hulda Regensteins Garten gefunden haben, heißt nicht, dass ihr Leben nun langweilig geworden ist. Als Sternchen bei einem Ausflug von einer Gruppe Kindergartenkinder ...

Dass die Stoffis jetzt ein eigenes Zuhause in Hulda Regensteins Garten gefunden haben, heißt nicht, dass ihr Leben nun langweilig geworden ist. Als Sternchen bei einem Ausflug von einer Gruppe Kindergartenkinder aufgesammelt wird, müssen die Stoffis Sternchen natürlich unbedingt zurückholen. Doch das kann nur mit Huldas Hilfe gelingen. Ob die alte Dame dazu bereit ist? Unterdessen macht Sternchen in der Kita die Bekanntschaft von anderen abenteuerlustigen Kuscheltieren, die auch gerne mal die weite Welt sehen wollen. Ihr Wunsch soll sich schon bald erfüllen…

Sabine Städing erzählt lebendig, bildhaft und kindgemäß. Nadine Reitzs bunte, hübsche und niedliche Bilder illustrieren die Geschichte passend und ansprechend. Ein besonderes Highlight sind die Sticker mit Abbildungen der Stoffhelden im Anhang. Nach jedem gelesenen Kapitel können die kleinen Leserinnen und Leser einen runden Aufkleber nach Wahl auf den dafür vorgesehenen nummerierten Platz auf der Umschlaginnenseite kleben. So macht das Lesen natürlich doppelt Spaß, wenn das Zuhören auch noch belohnt wird.
Das Vorlesebuch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Die Stoffis sind eine besonders nette, sympathische Truppe, die man sofort ins Herz schließen muss. Kater mag seinen eigentlichen Namen nicht, er ist clever und packt die Dinge an. Einhorn Sunny kann manchmal ein eingebildeter Angeber sein, hat aber das Herz am rechten Fleck. Hund Helmut lässt lieber Vorsicht walten, hat er doch schon viel erlebt. Sein Geruchssinn bringt die Stoffis oft auf die richtige Spur. Schildkröte Melisande ist zwar nicht schnellste, aber ziemlich weise und vernünftig. Dann gibt es noch den immer gut gelaunten Seestern Sternchen. Ohne Sternchen sind die Stoffis einfach nicht komplett. Der einarmige Bär Rumpel ist stark und kann ganz prima Probleme lösen. Diesmal bekommen die Stoffis noch weiteren überraschenden Zuwachs und müssen sich auch mit wirklich unangenehmen Zeitgenossen auseinandersetzen.
In der netten Hulda Regenstein haben die Stoffis eine verlässliche, geduldige Freundin gefunden.

Was für eine schöne und gemütliche Vorstellung, dass Stofftiere eigentlich lebendig sind und in einem Spielhaus in einem Garten ein eigenes Zuhause gefunden haben! Auch das zweite Buch um die Stoffis macht viel Spaß. Der Zusammenhalt der flauschigen Helden, die in „Alle für einen“ wie Musketiere immer füreinander einstehen, ist bemerkenswert. Jeder ist hier wichtiger Teil der Gruppe und wird uneingeschränkt akzeptiert. So sieht echte Freundschaft aus. Eine phantasievolle, wohlig-warme, abenteuerliche Freundschaftsgeschichte mit einnehmenden Figuren und gelungenen Bildern. Ein Muss für alle Kuscheltierfans.

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Veröffentlicht am 11.12.2022

Von ungesunden und heilenden Beziehungen

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben
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„Wie das Sprichwort ganz richtig sagte: Eine Lüge war schon um die halbe Welt, ehe die Wahrheit sich die Schuhe angezogen hatte.“

Nachdem Hochzeitsfotografin Harriet den Heiratsantrag ihres Freundes Jon ...

„Wie das Sprichwort ganz richtig sagte: Eine Lüge war schon um die halbe Welt, ehe die Wahrheit sich die Schuhe angezogen hatte.“

Nachdem Hochzeitsfotografin Harriet den Heiratsantrag ihres Freundes Jon ablehnt, braucht sie dringend eine neue Bleibe. Über eine befreundete Immobilienmaklerin erfährt sie von einem freien Zimmer bei Cal. Sie mietet das Zimmer ungesehen und ohne Cal zu treffen. Die beiden WG-Bewohner verstehen sich zunächst gut. Erst später wird klar, dass Harriets Cals brisantes Geheimnis kennt, das die Situation zwischen den beiden verkompliziert. Auch Harriet schleppt allerhand Ballast mit sich herum. Sie glaubt nach schlechten Erfahrungen nicht mehr an die große Liebe. Ob die beiden Mitbewohner es schaffen, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen?

Mhairi McFarlane schreibt unkompliziert und flüssig in der dritten Person Vergangenheit. Der lockere Schreibstil lässt sich leicht und angenehm lesen. Da soziale Medien im Roman eine größere Rolle spielen, sind auch Facebook-Posts oder WhatsApp-Nachrichten abgedruckt, die für die Handlung wichtig sind.

Dass Harriet ein Problem mit Beziehungen hat, zeigt sich spätestens dann, als sie den Heiratsantrag ihres Freundes zunächst unter Zugzwang annimmt und kurz darauf ihre Entscheidung revidiert und die Flucht antritt. Welches Trauma die junge Frau genau zu verarbeiten hat, wird im Verlauf nachvollziehbar erklärt. Harriet ist ein recht authentischer Charakter. Bei Cal wird ebenso rasch klar, warum er sich verhält, wie er sich verhält. Auch seine Erfahrungen und die Konsequenzen, die er daraus zieht, werden recht realistisch dargestellt. Cal wirkt auf mich allerdings etwas zu nett und glatt.

So locker-leicht und zuckersüß sich „Fang jetzt bloß nicht an zu lieben“ gerade am Ende entwickelt, so enthält der Plot auch viel Stoff zum Nachdenken. Es geht im Roman um Freundschaft und Liebe, aber auch um verschiedene Wahrnehmungen der Wirklichkeit und um die Macht des Internets und der sozialen Medien, die gnadenlos und unerbittlich ganze Existenzen zerstören können. Für mich zwar nicht der spritzigste und überraschendste Roman der Autorin - gerade anfangs zieht sich die Handlung ein wenig- aber ein durchaus unterhaltsames und lesenswertes Buch fürs Herz und das Gemüt.

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