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Veröffentlicht am 25.08.2022

Wieviel Leid kann ein Mensch ertragen? Eine erschütternde Tragödie

Der fürsorgliche Mr Cave
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Antiquitätenhändler Terrence Cave hat mehr Leid erfahren müssen, als ein Mensch ertragen kann. Seiner Mutter beging Selbstmord, später wurde seine Frau bei einem Überfall auf sein Geschäft ermordet und ...

Antiquitätenhändler Terrence Cave hat mehr Leid erfahren müssen, als ein Mensch ertragen kann. Seiner Mutter beging Selbstmord, später wurde seine Frau bei einem Überfall auf sein Geschäft ermordet und schließlich stirbt sein Sohn Reuben auf tragische Weise. Nun macht er sich große Sorgen um seine Tochter Bryony. Doch seine Fürsorge geht zu weit. Je mehr und rigoroser er Bryony schützen möchte, desto mehr fühlt diese sich eingeengt. Als sich Bryony verliebt, droht eine Katastrophe.

Matt Haig schreibt flüssig, atmosphärisch in bildhafter, wunderschöner Sprache aus Terences Sicht in Ich-Form. Terence erzählt seine Version der Geschichte seiner Tochter Bryony, spricht diese immer wieder direkt mit „Du“ an. Sprecher Mark Waschke verleiht Terences Gedanken eine Stimme. Er liest abwechslungsreich und gut betont und schaffte es durch seinen mitreißenden Vortrag rasch, mich zu fesseln.

Terence kann einem nur leid tun. Tochter Brynoy ist neben Schwiegermutter Cynthia der einzige Mensch, der ihm geblieben ist. Er liebt seine Tochter abgöttisch, hat aber selbst niemanden, der ihn versteht und unterstützt. Mit allen Mitteln versucht er, sie zu beschützen, beginnt sie zu überwachen, droht sie mit seiner Fürsorge zu ersticken. Er scheint immer besessener von der Idee, Brynoy vor jeder Gefahr zu bewahren, scheint dabei fast den Verstand zu verlieren. Tochter Brynoy ist zu jung, denkt vornehmlich an sich, scheint die Situation nicht zu erfassen und erkennt genauswenig wie ihre Großmutter Cynthia, wie es ihrem Vater wirklich geht. Während die Teenagerin um ihre Freiheit kämpft, steigert sich Terrence immer mehr in seinen Wahn hinein und verliert zunehmend den Bezug zur Realität. Seine Schuldgefühle Reuben gegenüber, für dessen Tod er sich verantwortlich fühlt, tun ihr Übriges.

Autor Matt Haig hat mich mit seinen bisherigen Werken immer wieder überrascht und mit seinem großartigen Erzählstil überzeugt. Auch „Der fürsorgliche Mr. Cave“ entwickelte sich für mich absolut anders als erwartet. Ein intensiver Roman, der hautnah und auf knallharte und erschreckende Weise zeigt, wie Verlust und Leid einem Menschen den Verstand rauben können. Düster, todtraurig, tragisch aber dabei leider ziemlich nachvollziehbar. Manche Ereignisse sind zu schrecklich, um sie alleine ertragen zu können. Manche Schicksale finden einfach kein Happy End. Aber wer weiß, vielleicht wäre es Terrence besser ergangen, hätten andere wie Cynthia genauer hingeschaut und versucht, ihn und seine Situation wirklich zu sehen?
Sicher kein Hörbuch für jede Lebenslage, aber eine sehr wichtige, eindrucksvolle Geschichte über Leid, Trauer, Verlust, Schuldgefühle, Einsamkeit und Hilflosigkeit, das einen lange nicht loslässt und Menschen, die nach Traumata mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, eine Stimme gibt.

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Erwachsenwerden in der DDR - unterhaltsame, packende Geschichte einer Mädchenfreundschaft

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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„Es hat einem niemand gesagt, wie schwer es ist, erwachsen zu werden. Früher konnte ich es kaum erwarten. Aber es fühlt sich an, als würde man aus dem Paradies vertrieben werden.“

Seit sie im Juli 1956 ...

„Es hat einem niemand gesagt, wie schwer es ist, erwachsen zu werden. Früher konnte ich es kaum erwarten. Aber es fühlt sich an, als würde man aus dem Paradies vertrieben werden.“

Seit sie im Juli 1956 gemeinsam im Strandbad Müggelsee einem Mann vor dem Ertrinken bewahrt und ihm das Leben gerettet haben, sind Martha, Clara und Betty unzertrennlich. Regelmäßig treffen sich die Freundinnen im Strandband, verbringen ihre Sommer gemeinsam. Sie alle haben ganz eigene Träume und Vorstellungen vom Leben. Doch Erwachsenwerden in der DDR ist nicht einfach und die Freundschaft der Mädchen wird wiederholt auf eine harte Probe gestellt.

Autorin Julie Heiland schreibt flüssig und leicht lesbar in der dritten Person Vergangenheit. Sie nimmt abwechselnd die Perspektive ihrer Hauptfiguren ein, entwickelt nach und nach chronologisch die Geschichten aus verschiedenen Sichtweisen weiter.

Martha, Clara und Betty haben ganz unterschiedliche familiäre Hintergründe und Voraussetzungen. Martha wächst in einer linientreuen Familie auf, sie ist sehr darauf bedacht, die Erwartungen anderer an sie zu erfüllen, ist eine vorbildliche Schülerin, hat dennoch wenig Selbstbewusstsein. Doch dann erfährt sie etwas, das ihr gesamtes Leben in Frage stellt. Clara ist nicht in der FDJ, muss daher doppelt so hart arbeiten wie andere, um Erfolg zu haben. Ihr Motto: „Lieber denke ich zu groß als zu klein.“ Clara möchte hoch hinaus und Kosmonautin werden. „Angst ist nie ein guter Ratgeber. Man darf nicht zulassen, dass man sich aus Angst gegen sein Herz entscheidet. Angst schreibt nicht die Art von Leben, auf die man irgendwann mit Stolz zurückblickt.“ Davon ist Clara überzeugt.
Bettys Vater leitet das Strandbad. Bettys Traum ist es, Karriere als Schauspielerin zu machen.
Und dann ist da noch Bettys Bruder Alex, der bei den Freundinnen für ein gehöriges Gefühlsdurcheinander sorgt.
Die Freundschaft der drei Mädchen ist eine ganz besonders enge, doch die Verhältnisse in der DDR nehmen ihr die Leichtigkeit, verhindern, dass die drei frei und ungezwungen aufwachsen können.

Julie Heiland beschreibt auf mitreißende und kurzweilige Weise, wie drei Mädchen in den Anfängen der DDR erwachsen werden. Drei Schicksale werden hier sehr nachvollziehbar und authentisch geschildert. Auf alle Hauptfiguren hat die gesellschaftlich und politische Situation unmittelbaren Einfluss. Während Martha sich ans System anpasst, hat Clara Schwierigkeiten, sich mit den Verhältnissen zu arrangieren. Zwar hat ihr kluger Vater sicher recht, wenn er sagt: „Weißte, det Leben ist ein Chaos und noch dazu furchtbar schnell vorbei. Und wer weiß denn schon, wie es mit dem Land weitergeht. Der, was uns den Kopf oben halten lässt, det is nich unsere Arbeit oder Erfolg, det is unser Glaube und die Liebe.“ Doch das ist leichter gesagt, als wirklich zu beherzigen. Es wird im Roman sehr deutlich, was es wirklich bedeutet, in einem totalitären System zu leben. Die Überwachung durch die Stasi, die überall lauernde Gefahr, etwas falsch zu machen, das Unbehagen angesichts der permanenten Angst davor, zu Handlungen gezwungen zu werden, die einem zuwider sind, das alles fängt die Autorin sehr deutlich und fast nachfühlbar ein. Nachdem ich die drei Mädchen immer näher kennenlernte, gingen mir ihre Erlebnisse sehr nahe, auch wenn manche Ereignisse sich nicht hundertprozentig korrekt in den historischen und gesellschaftlichen Kontext einordnen lassen und manche Umstände ob der Dramaturgie von der Autorin einfach „passend gemacht“ wurden. Die persönlichen Geschichten der Mädchen haben mich dennoch gefesselt. Im Mittelteil, wenn die Liebe ins Spiel kommt, flacht die Handlung etwas ab, driftet stellenweise ins Kitschige ab und die Entwicklung der Mädchen gerät dann leider zugunsten von leichten Liebesgeschichten in den Hintergrund. Gegen Ende steigt der Spannungsbogen aber wieder. „Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals “ ist ein lesenswerter, mitreißender Schmöker über das Erwachsenwerden in der DDR und eine besondere Freundschaft. Hier werden Fiktion und Historie unterhaltsam miteinander verbunden. Der Roman lässt Geschichte und gesellschaftliche Verhältnisse hautnah miterleben und macht nach dem dramatischen Finale neugierig auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Wenn Will zum Werwolfwelpen wird - witziges, packendes Erstlesebuch mit motivierendem Comicanteil

Werwolf wider Willen
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Will ist eigentlich ein netter Junge, aber sobald Wasser ins Spiel kommt, ist es mit Wills Nettigkeit schnell vorbei. Dann verwandelt er sich in einen Werwolfwelpen und wird plötzlich ziemlich gefährlich ...

Will ist eigentlich ein netter Junge, aber sobald Wasser ins Spiel kommt, ist es mit Wills Nettigkeit schnell vorbei. Dann verwandelt er sich in einen Werwolfwelpen und wird plötzlich ziemlich gefährlich und unberechenbar. Wenn Will wütet, geht es Wäsche an die Wäsche, Gemüse muss dran glauben und Bällen geht die Luft aus. Hinterher tun Will seine Ausbrüche immer leid. Will und sein bester Freund Tim suchen fieberhaft nach einer Lösung für Wills Problem. Ob sie es schaffen? Dabei müssen sie sich unbedingt vor dem Biologielehrer Herrn Helsing hüten, der unter keinen Umständen von Wills Geheimnis erfahren darf. Er träumt nämlich davon, einmal einen echten Vampir oder Werwolf zu fangen.

Die Geschichte ist in Ich-Form aus Wills Sicht geschrieben. Die Sätze sind einfach, klar strukturiert, gut verständlich und kindgemäß formuliert. Die Schrift ist groß gedruckt, der Zeilenabstand weit, das erleichtert die Lesbarkeit. Ka Schmitz hat zur Geschichte passende, lustige, comicartige Illustrationen gezeichnet. Die individuellen, aussagekräftigen, farbigen Bilder zeigen deutlich, wie es den Figuren gerade geht, wie sie sich fühlen. Teilweise erzählen die Bilder die Geschichte auch als Comic weiter, dann unterhalten sich die dargestellten Personen über Sprechblasen. Jede Seite hat mindestens ein Bild, das meist mehr als die halbe Seite ausfüllt. So werden die jungen Leser beim Lesen nicht überfordert. Die Geschichte richtet sich an Mädchen und Jungen ab sieben Jahren zum Selbstlesen, jüngere Kinder lassen sich die Geschichte sicher gerne vorlesen.

Will ist ein Junge wie viele andere auch. Er verliert schon mal die Beherrschung, wütet dann unkontrolliert, aber hinterher bereut er es. Das kommt garantiert vielen Kindern bekannt vor und sie können sich daher bestimmt problemlos in die Hauptfigur hineinversetzen. Will hat ganz besonderes Glück, er hat einen Freund, Tim, der ihn akzeptiert wie er ist und der ihn immer unterstützt. Und vielleicht ist Tim gar nicht der einzige Mensch, auf den Will zählen kann?

Wer kennt das nicht? Manchmal braucht es nur eine Kleinigkeit und man mutiert zum zornigen Monster. „Jeder Mensch verliert mal die Kontrolle und rastet dann aus“. Rüdiger Bertram hat darüber eine originelle, komische und auch ziemlich spannende Geschichte geschrieben. Kinder werden hier nicht belehrt, sondern ernst genommen und verstanden. Das Buch geht auf sie, ihre Interessen und ihre eigenen Erfahrungen ein. Dass die Geschichte auch witzige Comicelemente enthält, ist zudem für Lesemuffel besonders motivierend. Die Kinder werden nach dem Erlesen eines längeren Textabschnitts am Stück mit vielen Bildern „belohnt“, dürfen kurz beim Bilderbetrachten „entspannen“. „Werwolf wider Willen“ ist ein rundum gelungenes, ansprechend und abwechslungsreich gestaltetes Erstlesebuch für alle Wüteriche dieser Welt und für alle anderen Leseanfänger und Kindergartenkinder auch.

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Ein märchenhaft magisches, mitreißendes Freundschaftsabenteuer mit originellen Figuren

Fairy Tale Camp 1: Das märchenhafte Internat
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Als eine Sahnetorte im Gesicht ihrer Lehrerin Frau Schneeberger landet, wird Marie zu einer Unterredung mit ihrer Lehrerin zitiert. Doch das Gespräch entwickelt sich völlig anders als erwartet. Marie erhält ...

Als eine Sahnetorte im Gesicht ihrer Lehrerin Frau Schneeberger landet, wird Marie zu einer Unterredung mit ihrer Lehrerin zitiert. Doch das Gespräch entwickelt sich völlig anders als erwartet. Marie erhält für die Ferien eine Einladung ins Fairy Tale Camp, soll sie doch tatsächlich die Nachfahrin einer bekannten Märchenfigur sein. Marie kann es zunächst nicht glauben, aber schon bald wird klar, dass die Zeit auf Schloß Fairy Tale die aufregendste und märchenhafteste ihres Lebens sein wird…

Corinna Wieja erzählt in Ich-Form aus der Sicht ihrer Protagonistin Marie Brunner. Sie formuliert lebendig, anschaulich und kindgemäß. Wenn Marie in bestimmten Situationen ein „Prickelbrausegefühl“empfindet, ist sofort klar, wie sie sich fühlt. Die amüsanten Wortspiele, beispielsweise Graf Huberts Reden, in die immer wieder der Laut „Quak“ eingearbeitet ist, bringen zum Schmunzeln.
Frau Annikas schlichte, aber aussagekräftige Schwarz-Weiß-Illustrationen stellen die Handlung und die Figuren treffend und ansprechend dar. Die gezeichneten Figuren wirken niedlich. Dass auf dem Cover neben den sechs Hauptfiguren zahlreiche Hinweise auf verschiedene Märchen und das Buch zu finden sind, gefällt mir sehr. Das Cover weckt so die Neugier.
Das Buch richtet sich an Kinder ab zehn Jahren, zum Vorlesen ist es auch schon für jüngere Kinder geeignet.

Die Figurenkonstellation ist nicht nur märchenhaft, sondern auch sehr spannungsgeladen und interessant.
Marie, die selbst eine Nachfahrin von Frau Holle ist und mit zwei sehr aufregenden und herausragenden Talenten ausgestattet ist, muss sich in ihrer neuen Rolle erst einmal zurechtfinden, hielt sie sich doch bisher einfach nur für ein normales Mädchen, das ohne Mutter aufwuchs und gerne zeichnet. Mit ihrer Zimmergenossin Ro, die oft recht harsch, arrogant und abweisend rüberkommt, hat Marie zunächst ihre Schwierigkeiten. Doch Ro hat auch eine andere Seite. Als sie Will kennenlernt, erfährt Marie, dass die Sache mit „Gut“ und „Böse“ gar nicht so einfach ist. Und dann gibt es noch Jake mit den traumhaft schönen Haaren, die tierliebe Ella und Poppy, die über ein beeindruckendes Märchenwissen verfügt. Die Kinder bilden ein ungleiches, ungewöhnliches Team mit allerhand magischem Potential.

Was lernt man in einem Märchencamp? Wieso ist die Märchenwelt bedroht? Und was geschah mit Maries Mutter, die spurlos verschwand, als Marie noch ganz klein war? Marie erlebt ein unglaubliches Abenteuer mit ihren neuen Freunden und entführt die Leser in eine phantastische, zauberhafte und mehr als aufregende Welt. Hier tauschen Prinz und Prinzessinnen schon mal die Rollen und strahlende Helden verletzen gelegentlich die Spielregeln und verhalten sich dann nicht ganz so vorbildhaft und fair.
Corinna Wieja ist mit „Fairy Tale Camp - Das märchenhafte Internat“ ein wunderbares Buch über Freundschaft, Vorurteile besondere Talente, Magie und natürlich Märchen gelungen, das nicht nur unterhält, sondern auch interessante Denkanstöße gibt, ohne dabei zu belehren. Zum Beispiel kommt die Frage auf: „Was ist eigentlich gut und was ist böse“?. Und dazu bekommt man beim Lesen große Lust, sich intensiver mit Märchen zu beschäftigen. Die haben nämlich einiges zu bieten.
Uns hat die phantasievolle, spannende Geschichte mitgerissen wie ein magischer Wirbelsturm, wir können die Fortsetzung schon jetzt kaum erwarten.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Höchstfamose, lustige Vorlesegeschichten mit drolligen Figuren und starken Botschaften

Die höchstfamose Zoo-Schule – Tierisch-lustige Vorlesegeschichte für die erste Klasse
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In der höchstfamosen Zooschule wird es nicht langweilig: Direktor Lernegern würde bestimmt seinen Kopf vergessen, wäre er nicht angewachsen, Stinktier Skottie landet in der falschen Klasse, Giraffe Gino ...

In der höchstfamosen Zooschule wird es nicht langweilig: Direktor Lernegern würde bestimmt seinen Kopf vergessen, wäre er nicht angewachsen, Stinktier Skottie landet in der falschen Klasse, Giraffe Gino beweist überraschend ein erstaunliches Talent, Frau Puschel wird vor eine besondere Herausforderung gestellt, der schüchterne Paulchen traut sich was und auch schulfremde Wesen werden an der Schule herzlich aufgenommen.

Jochen Till formuliert witzig, anschaulich und sehr kindgemäß mit viel wörtlicher Rede. Dank des eingängigen, lockeren Schreibstils lässt sich die Geschichte leicht und flüssig vorlesen. Steffen Gumberts farbenfrohe, klar konturierte, komische und oft ziemlich niedliche Bilder passen perfekt zu den Geschichten. Die Bilder sind nicht starr, stecken vielmehr voller Dynamik und guter Laune.
Die Geschichten eignen sich zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren. Fortgeschrittene Erstleser können sie auch schon selbstständig lesen. Die Schrift ist aufgrund des weiten Zeilenabstands und der Größe gut lesbar. Durch die vielen Bilder ist das Text-Bildverhältnis ausgewogen und überfordert selberlesende Kinder nicht.

Eine herrlich bunte Figurentruppe bereichert die Geschichten: Ein schusseliger Katta-Direktor, ein pflichtbewusster Pandahausmeister, ein schwimmendes Stinktier, eine recht untypische Giraffe, ein überaus ungeduldiges Eichhörnchen, ein tiefenentspannntes Faultier, der schönste Vogel der Welt, eine aufgeweckte, einfühlsame Katzenbärin und viele weitere mehr. In dieser Schule werden die Tierkinder grundsätzlich von Vertretern anderer Tierarten unterrichtet. So sind die Konstellationen immer wieder überraschend. Die Tierkinder haben oft sehr menschliche Probleme. Mit ihnen können sich die Leser und Zuhörer daher bestimmt gut identifizieren.

Die verschiedenen Schulabenteuer sind nicht nur warmherzig, unkonventionell, originell, phantasievoll und sehr witzig, sondern auch gleichzeitig besondere Mutmachgeschichten mit wichtigen Botschaften. Sie regen an, einen Blick über den eigenen Tellerrand zu wagen, zeigen, wie schädlich Hektik sein kann, preisen stattdessen den Wert von Entspannung und Gelassenheit, demonstrieren, dass vermeintliche Schwächen auch Stärken sein können und sind ein Plädoyer für mehr Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Jochen Till zeigt auf höchstfamose, unterhaltsame Art, worum es in einer Gemeinschaft zum Wohlfühlen geht, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Das Buch bietet Erstklässlern und Vorschulkindern zahlreiche Gesprächsanlässe über das Schulleben und das soziale Miteinander, eignet sich ganz prima als Vorlesebuch in den ersten Schulwoche. Eine echte Bereicherung für jede Schultüte.

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