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Veröffentlicht am 20.05.2020

Gelungener Reihenauftakt, der es durchaus mit den Nightingale-Schwestern und Schweikerts Charité aufnehmen kann

Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals
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Die dreizehnjährige Svantje Claasen muss mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Piet 1885 das Alte Land verlassen, wo es keine Zukunft mehr für sie gibt. Auf dem Weg erkrankt Piet schwer, doch Svantje ...

Die dreizehnjährige Svantje Claasen muss mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Piet 1885 das Alte Land verlassen, wo es keine Zukunft mehr für sie gibt. Auf dem Weg erkrankt Piet schwer, doch Svantje rettet ihm das Leben. Diese Erfahrung weckt in ihr den Wunsch, Krankenschwester zu werden. Die Familie zieht ins Hamburger Gängeviertel, Svantjes Vater arbeitet in der Werft, ihre Mutter erhält eine Anstellung als Hausmädchen bei der reichen Familie Harkenfeld, den Besitzern der Werft. Zunächst verdient Svantje Geld, indem sie Wasser aus Brunnen schöpft und ausliefert. Später verwirklicht sie ihren Traum und schließt mit eiserner Disziplin ihre Ausbildung als Krankenschwester ab. Nachdem sie ihre Mutter eine Jahr im Haushalt der Harkenfelds vertreten muss, arbeitet sie endlich in ihrem Traumberuf. Doch es tut sich noch mehr in ihrem Leben: Sie lernt den Tuchhändler Friedrich Falkenberg kennen, für den sie schon bald mehr empfindet. Als sich in Hamburg die Cholera ausbreitet, steht Svantjes größte Prüfung noch bevor....

Rebecca Malys flüssiger, unkomplizierter und angenehmer Schreibstil macht es dem Leser leicht, sofort in die Geschichte einzutauchen. Das Cover zeigt eine Krankenschwester -in historischer Arbeitskleidung- vor Hamburgs Hafen. Das Titelbild erinnert ein wenig an Donna Douglas Reihe um die Nightingale Schwestern. Das passt sehr gut, handelt es sich doch um dasselbe Genre, außerdem spricht der Roman Leser mit ähnlichen Vorlieben an.

Svantje Claasen ist eine bewundernswerte Heldin. Sie arbeitet sehr hart für ihren Traum, Krankenschwestern zu werden. Mit eisernem Willen und unerschütterlicher Disziplin verwirklicht sie schließlich ihren Plan. Doch damit ist sie längst nicht am Ziel ihrer Wünsche. Die Choleraepidemie fordert Svantje Unmögliches ab. Und dann verliebt sie sich auch noch. In „Die Krankenschwester von Sankt Pauli“ spielen sehr viele verschiedene Figuren aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten eine Rolle: Svantjes Familie und ihr Freund Raik, die in Armut leben und nichts geschenkt bekommen, aber auch die Sprößlinge der Harkenfelds, Sohn Richard, der einmal die Werft übernehmen soll, aber im Lauf der Geschichte die großen Misstände und schrecklichen Zustände bei der Werftarbeit erkennt, seine Schwester die verwöhnte Hilde, die schlimme Erlebnisse verarbeiten muss, und der aufgeschlossene Friedrich, der mit dem Standesdünkel seiner Eltern zu kämpfen hat....
Mir hat sehr gefallen, dass die Charaktere so unterschiedliche Voraussetzungen haben, aus so gegensätzlichen Milieus stammen. Das macht die Geschichte sehr interessant und zeigt verschiedene Seiten und Facetten eines Themas.

Die Handlung des Roman war für mich durchgehend spannend und mitreißend. Immer wieder wurden neue Herausforderung thematisiert, die die Figuren bewältigen müssen. Svantje kommt niemals wirklich zu Ruhe. Das macht die Geschichte wahnsinnig fesselnd, auch mit den anderen Figuren musste ich einfach mitfiebern. Der Roman endet mit einem dramatischen, überraschenden Cliffhanger.

Ich mag Donna Douglas Nightingale Schwestern, auch Ulrike Schweikerts Charité-Romane und die Reihe um Helene Sommerfelds Ärztin habe ich sehr gerne gelesen. Rebecca Malys Buch muss sich vor diesen erfolgreichen Romanen des Genres definitiv nicht verstecken.“Die Krankenschwester von St. Pauli“ hat mich perfekt unterhalten und nebenher noch über verschiedene medizinische und gesellschaftliche Entwicklungen informiert. Ich möchte unbedingt wissen, wie es mit Svantje und den anderen Figuren weitergeht, bin schon nach dem ersten Buch der Reihe ein Fan geworden und freue mich auf weitere.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Lass dich nicht unterkriegen!

Kleiner Löwe, großer Mut
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Seit der Löwe Tobe ein Bein verloren hat, behandeln die anderen Tieren ihn besonders vorsichtig und das gemeinsame Spielen und Toben macht gar keinen richtigen Spaß mehr. Doch Tobe macht ihnen klar, dass ...

Seit der Löwe Tobe ein Bein verloren hat, behandeln die anderen Tieren ihn besonders vorsichtig und das gemeinsame Spielen und Toben macht gar keinen richtigen Spaß mehr. Doch Tobe macht ihnen klar, dass er auch mit drei Beinen noch der gleiche ist und sich nichts geändert hat. Und Tobe will noch mehr, er möchte sich und den anderen beweisen, dass er alles schaffen kann und beschließt, mit seinem Freund Büffel auf den höchsten Berg bis zu den Wolken zu laufen. Dabei gerät er aber doch an seine Grenzen.....

„Kleiner Löwe, großer Mut“ ist eine Geschichte für Kinder ab drei Jahren. Sie ist altersgemäß, gut verständlich und flüssig formuliert. Meine Kinder (acht Jahre, sechs Jahre und vier Jahre) haben mir beim Vorlesen sehr konzentriert und aufmerksam gelauscht. Alexandra Helms farbenprächtige Bilder sind wunderbar detailliert gestaltet und stellen das Geschehen noch einmal sehr treffend fürs Auge dar. Die Illustrationen der verschiedenen Tiere gefallen uns übrigens besonders gut.

Tobe ist ein wirklich toller, optimistischer Charakter. Er hat großes Pech und verliert ein Bein. Aber anstatt zu jammern, macht er einfach weiter wie bisher und zeigt allen anderen, dass das gut funktioniert, dass er kein Mitleid braucht und nicht behandelt werden möchte wie ein rohes Ei. Ein großartiges Vorbild ist Tobe, er lässt sich nicht entmutigen und bleibt optimistisch. Als er merkt, dass selbst kleine Löwen manchmal Unterstützung brauchen, lässt er sich helfen und akzeptiert, dass auch er Schwächen hat...

Tobes spannendes Abenteuer hat uns mitgerissen und sehr imponiert. Mitautor Tom Belz hat selbst durch Krankheit ein Bein verloren. Tobes Geschichte ist irgendwie also auch seine eigene, schließlich hat er laut Klappentext 2018 auf Krücken den Kilimandscharo bestiegen. Belz weiß genau, wovon er schreibt und wie es sich mit einer Behinderung leben lässt, ohne zu verzweifeln. Das Buch ist ein Plädoyer dafür, sich niemals unterkriegen zu lassen, nicht den Mut zu verlieren, sich aber auch Schwächen und Grenzen einzugestehen. Die hat jeder und sich helfen lassen, gehört zum Leben dazu, dafür sind Freunde schließlich da.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Isabella und Matteo zum Zweiten: Erneut ein echtes Hörvergnügen, das Urlaubsgefühl vermittelt

Kloster, Mord und Dolce Vita - Folge 02
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Eben noch haben Schwester Isabella und Carabiniere Matteo mit dem Landstreicher Gaetano ein nettes Pläuschchen gehalten und kurze Zeit später ist er tot, ermordet. Außerdem fehlt von seinem ständigen Begleiter, ...

Eben noch haben Schwester Isabella und Carabiniere Matteo mit dem Landstreicher Gaetano ein nettes Pläuschchen gehalten und kurze Zeit später ist er tot, ermordet. Außerdem fehlt von seinem ständigen Begleiter, dem Hund César, jede Spur. Doch wer konnte dem freundlichen, bei allen beliebten Mann nur so etwas antun? Isabella und Matteo forschen nach und erkennen dabei, dass Gaetano nicht der war, der er zu sein vorgab.....

Valentina Moretti schreibt flüssig, klar und gut verständlich. Chris Nonnast liest die Geschichte angenehm und gut betont. Ihr zuzuhören ist für mich ein echter Genuss.

Schwester Isabella gewinnt auch in ihrem zweiten Fall wieder alle Sympathien. Einmal mehr stellt sie ihre Vielseitigkeit unter Beweis. Sie ist aufgeweckt und klug, überrascht aber auch mit technischem Sachverstand. Außerdem hat sie nicht nur ein Herz für ihre Mitmenschen, sondern auch für Tiere. Man muss diese besondere Frau einfach mögen. Auch Matteo, der manchmal ein wenig unbeholfen wirkt, sich aber auch hier bewährt und zeigt, dass er durchaus in der Lage ist, einen Mord aufzuklären, empfand ich erneut als sehr angenehm. Die Ordensschwestern sorgen für zusätzliche Auflockerung. Da sind schon einige Originale dabei, die immer wieder für eine Überraschung gut sind und die viel mehr auf dem Kasten haben, als man ihnen zutraut.

„Der Tote am Fluss“ ist ein klassischer Cosy-Krimi. Logisch und strukturiert ist die Handlung aufgebaut, dabei gut durchdacht und nicht allzu komplex. Bis zum Schluss wird die Spannung aufrechterhalten. Es macht Spaß mitzurätseln und nach möglichen Hinweisen auf den Mörder zu suchen.

Auch der zweite Fall aus Santa Caterina hat meinen Geschmack genau getroffen. Die beschauliche Atmosphäre dort wird so eindrücklich dargestellt, dass es ein Vergnügen ist, der Geschichte zu folgen. Wer Sehnsucht nach Italien hat, kann sich durch das Hörbuch intensiv vorstellen, wie es wäre, dort einmal wieder seinen Urlaub zu verbringen. Und alle anderen werden einfach nur ziemlich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Unterhaltsamer Cosy-Krimi aus der Toskana mit interessantem Ermittlerteam

Kloster, Mord und Dolce Vita - Folge 01
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Santa Caterina ist auf den ersten Blick ein beschauliches, idyllisches Dorf im Herzen der Toskana. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Schwester Isabella wohnt und arbeitet seit kurzem im dortigen Kloster. ...

Santa Caterina ist auf den ersten Blick ein beschauliches, idyllisches Dorf im Herzen der Toskana. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Schwester Isabella wohnt und arbeitet seit kurzem im dortigen Kloster. Eines Tages entdeckt sie im Hof des Klosters die Leiche ihrer Mitschwester Raffaela. War es wirklich ein Unfall, ein unglücklicher Sturz vom Glockenturm, der der Frau das Leben kostete? Isabella gerät ins Zweifeln und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Bald schon hat sie den Dorfpolizisten Matteo überzeugt, dass es sich um Mord handelt. Gemeinsam versuchen den Fall zu lösen.

Chris Nonnast liest die Geschichte flüssig, einwandfrei verständlich und schön betont. Sie macht als Sprecherin einen sehr guten Job. Ich konnte dem Ganzen problemlos folgen und fühlte mich beim Hören sofort in das toskanische Dorf versetzt.

Valentina Morellis Figuren sind für mich gut getroffen. Allen voran, Isabella, die sympathische wie scharfsinnige Nonne, die es manchmal mit den strengen Regeln des Ordens nicht so genau nimmt, und wissbegierig die Dinge hinterfragt. Andere Figuren wie die humorlose, trockene Nonne Hildegard oder der Bürgermeister bedienen so manches Klischee, aber gerade das macht sie so unterhaltsam. Den Dorfpolizisten Matteo empfand ich als angenehmen Zeitgenossen, allmählich wird seine Freude an kriminalistischen Fällen, die bisher im Ort sehr selten sind, geweckt und er gibt dem Bürgermeister endlich auch einmal Widerworte. Er und Isabella ergänzen sich perfekt und geben ein originelles Ermittlerduo ab.

„Tod zur Mittagsstunde“ behandelt einen recht einfach strukturierten, gut nachvollziehbaren Mordfall ohne große Überraschung. Der Roman ist kurzweilig und spannend, ist aber nicht nur durch den Mordfall geprägt, sondern lebt hauptsächlich von der ruhigen Atmosphäre in Santa Catarina und den vielen typischen originalen und originellen Charakteren.

Das Hörbuch war für mich wie ein kurzer Urlaubsaufenthalt in der Toskana. Ich konnte in die nette Geschichte eintauchen, habe mich mit Isabella und Matteo auf eine Ermittlungsreise begeben und dabei jede Minute des cosy Krimis genossen Er hat mich vom Alltag ein wenig abgelenkt und einfach gut und angenehm unterhalten. Was will man mehr? Für mich eine perfekte Auszeit zum Hören.

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Veröffentlicht am 05.05.2020

Packend wie ein Krimi: Mysteriöse Entwicklungen in Saaks lassen Enni unter Verdacht geraten

Die Unausstehlichen und ich 2
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Enni hat gerade angefangen, sich in Saaks zu Hause zu fühlen, da passieren merkwürdige Dinge. Alles beginnt damit, dass Mo, der Rasentraktor, plötzlich verschwindet. Dann wird Liliths Zimmer verwüstet. ...

Enni hat gerade angefangen, sich in Saaks zu Hause zu fühlen, da passieren merkwürdige Dinge. Alles beginnt damit, dass Mo, der Rasentraktor, plötzlich verschwindet. Dann wird Liliths Zimmer verwüstet. Natürlich gerät Enni erneut unter Verdacht und Schulleiterin Halbach möchte sie lieber heute als morgen von der Schule verweisen. Aber nicht nur das, Enni muss sich auch noch Sorgen um Noah machen. Der ist von zu Hause ausgerissen und niemand weiß, wo er steckt.

Vanessa Walder erzählt die Geschichte aus Ennis Sicht. Die Autorin hat einen besonderen Schreibstil: klar, flüssig, verständlich, aber ziemlich rotzfrech, auch wenn alle Flüche und unfeinem Ausdrücke geschwärzt werden. Aus Enni sprechen die Lebenserfahrung und Reife einer Erwachsenen, dabei ist sie gerade mal elf Jahre alt. Maximiliane Häcke liest Vanessa Walders Geschichte sehr lebendig und gut betont. Meine neunjährige Tochter und ich waren von ihrem Vortrag sofort gefesselt und haben das Zuhören sehr genossen.

Enni ist wirklich eine sehr spezielle Hauptfigur. Sie hat in ihrem Leben soviele schlimme Dinge gesehen, ist von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht worden, dass sie sich nicht einmal selbst vorkommt, als sei sie erst elf. Immer wieder sieht sie rot und droht die Kontrolle zu verlieren. Aber in Saaks hat sie mit Dante, Karan und Lucky tolle Freunde gefunden. Freunde, die das Universum zusammenhalten. Auch einige der Erwachsenen wie Köchin Luisa oder Dr. Mergen setzen sich sehr für Enni ein. Natürlich sind nicht alle auf Ennis Seite, Schulleiterin Frau Halbach ist Enni ein Dorn im Auge und auch der dubiose Hausmeister Ahmet Armut hat ihr gegenüber Vorbehalte. Vanessa Walders Charaktere sind allesamt sehr interessant, oft auch recht ambivalent. Fast jeder - allen voran Enni - scheint ein Geheimnis, eine dunkle Seite zu haben.

Die Geschichte ist fast so packend wie ein Krimi. Wer hat Mo versenkt? Wo ist Noah? Man möchte unbedingt weiter hören. Bis zum Ende konnten wir uns dem Sog der Geschichte nicht entziehen.

Wir sind begeistert von der mitreißenden Story. Ennis Klugheit, ihrer klaren Sicht der Dinge hat uns beeindruckt, auch wenn sie mir an einigen Stellen doch ein wenig zu extrem dargestellt wird und dann nicht mehr hundertprozentig authentisch wirkt. Sprecherin Maximiliane Häcke liest so gut, interpretiert Ennis Worte so treffend, dass ich gar nicht entscheiden kann, ob mir nun das Buch oder das Hörbuch besser gefällt.
Wer eine abgeschlossene Geschichte erwartet, wird vom zweiten Teil der Geschichte enttäuscht sein, am Ende bleiben einige Rätsel ungelöst. Für uns ist es aber absolut unvorstellbar, den nächsten Teil nicht zu lesen/ hören.

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