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Veröffentlicht am 22.06.2022

Klassenfahrt mal anders: schräg, lustig, chaotisch, turbulent mit einzigartiger Hauptfigur

Klassenfahrt mit Opa (Spaß mit Opa 3)
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Jonas und seine Freunde fiebern der Klassenfahrt entgegen. Leider bricht sich Herr Brettschneider, der eigentlich die Klasse begleiten soll, kurz vor der Abfahrt den Fuß. Der Ausflug droht in letzter Sekunde ...

Jonas und seine Freunde fiebern der Klassenfahrt entgegen. Leider bricht sich Herr Brettschneider, der eigentlich die Klasse begleiten soll, kurz vor der Abfahrt den Fuß. Der Ausflug droht in letzter Sekunde ins Wasser zu fallen, doch dann naht Rettung in Gestalt von Opa. Er bietet an, als Aufsichtsperson einzuspringen. Ob das so eine gute Idee ist?

Sarah Welk erzählt in Ich-Form aus Jonas Sicht und das tut sie sehr direkt, authentisch, lebendig und mit viel Humor. Sie schreibt wie Kinder reden und spricht ihre Leser direkt an. Die etwas größer gedruckte Schrift ist gut lesbar. Für Motivation sorgen Alexander von Knorres treffende Schwarz-Weiß-Illustrationen. Seine Zeichnungen von Hippie-Opa sind extrem lustig anzuschauen.
Die Geschichte richtet sich an selberlesende Kinder ab acht Jahren. Zum Vorlesen ist das Buch auch für jüngere Kinder geeignet.

Da ist er wieder Opa: Ein Hippie aus dem Bilderbuch inklusive altem VW Bus. Unkonventionell, herrlich verrückt, aber wunderbar tolerant, verständnisvoll und alles in allem absolut liebenswert. Opa mit seinen Jesuslatschen und seinem Haarknödelvogelnest mag zwar äußerlich etwas seltsam anmuten, er ist aber der unangefochtene Star der Geschichte. Jonas schämt sich vielleicht manchmal für seinen schrägen Opa, weiß aber im Grunde genau, was er an ihm hat. Und mit Nervensäge Lennart im Zimmer und der strengen Frau Böhnke im Nacken hat es Jonas nun auch nicht gerade leicht. Gerade weil er nicht unfehlbar ist, können sich die Leser sicher gut in Jonas hineinversetzen. Jonas will Spaß, sich aber gleichzeitig an Regeln halten, was nicht immer möglich ist. Ein Problem, das sicher einigen Kindern bekannt sein dürfte.

Dass eine Klassenfahrt mit Opa irgendwie anders wird, war allen, die Opa schon aus den ersten beiden Bänden kennen, klar. Wie anders sie wird, ist aber doch erstaunlich. Jonas erlebt Höhen und Tiefen und einen sehr versöhnlichen, ziemlich unerwarteten, aber tollen Abschlussabend. Opa zeigt dabei auf seine typische Opa-Art, worauf es im Umgang mit anderen seiner Meinung nach ankommt, nämlich auf gegenseitiges Verständnis, Toleranz und Respekt. Jeder ist anders und mal schwach, auch Opa. Von seinen drei Tricks gegen das Peinlichsein können auch Erwachsene noch etwas lernen. Opa mit seiner Lebenserfahrung hat es drauf. Ihn muss man einfach mögen. Auch der dritte Band um Opa ist eine rundum gelungene schräge, originelle, witzige, warmherzige Geschichte mit toller Botschaft für alle, die es auch mal unkonventionell mögen.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Ferien mit Dodo - originelles, warmherziges Ferienfreundschaftsabenteuer mit ungewöhnlichen Figuren

Der Dodo in Oma Floras Garten
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Große Lust auf die Ferien bei seiner Oma in der schottischen Provinz hat Danny nicht. Oma Flora löst meistens Kreuzworträtsel, kocht viel zu oft Haferbrei und es regnet ständig in ihrem Heimatort Kinoussie. ...

Große Lust auf die Ferien bei seiner Oma in der schottischen Provinz hat Danny nicht. Oma Flora löst meistens Kreuzworträtsel, kocht viel zu oft Haferbrei und es regnet ständig in ihrem Heimatort Kinoussie. Außerdem passiert dort nie etwas und alle Dorfbewohner sind seltsam. Das werden bestimmt die langweiligsten Ferien aller Zeiten, denkt Danny. Doch dann kommt alles anders. Mit Susie, dem einzigen Kind in der Umgebung, macht er eine erstaunliche Entdeckung auf einer kleinen Insel vor der Bucht: Auf einem Schiffswrack hält sich ein Dodo versteckt, der eigentlich ausgestorben sein sollte. Danny nimmt den Vogel mit zu Oma Floras Anwesen und ahnt nicht, welches Chaos ein einzelner Dodo anrichten kann.

Jo Simmons erzählt kindgemäß flüssig und sehr lebendig mit viel wörtlicher Rede. Die witzigen Schwarz-Weiß-Illustrationen passen perfekt zur Geschichte, sie zeigen ausdrucksstark und klar, was gerade passiert. Vor allem die ulkige Darstellung des Dodos hat uns sehr gefallen.
Die Schrift ist normal groß gedruckt, der Zeilenabstand etwas weiter. Die Überschriften und manche lautmalerischen Wörter wie Krächz oder Bäm sind in einer comicartigen Schriftart betont fett gedruckt. Das Buch richtet sich an Kinder ab acht, neun Jahren zum Selberlesen. Zum Vorlesen ist es auch schon für jüngere Kinder geeignet.

Skurrile Figuren finden sich bei Jo Simmons oft. Auch hier kommen wieder einige ungewöhnliche Charaktere vor. Danny ist ein neugieriger, abenteuerlustiger, etwas naiver, aber netter Junge, mit dem sich die Leser sicher gut identifizieren können. Susie, mit der Danny zunächst mangels Alternativen später freiwillig viel Zeit verbringt, ist etwas wissenschaftsorientierter eingestellt, ja fast „nerdig“, und mag zu Beginn nicht so recht an den Dodo glauben. Oma Flora trägt Bleistifte im Dutt und ist oft damit beschäftigt, Leute herumzukutschieren. Sie kümmert sich mehr um andere als um Danny, hat aber das Herz am rechten Fleck. Einige der Dorfbewohner wie Moira Sturmschnüfflerin, Roddy Aye oder Mini-Jimmie sind wirklich seltsam, hüten aber erstaunliche Geheimnisse.

Wer hätte gedacht, dass man in Kinoussie so ein unvergessliches Abenteuer erleben kann?
Der Dodo hält Danny ganz schön auf Trab. Jo Simmons hat eine originelle, turbulente, warmherzige, urkomische Geschichte über Freundschaft geschrieben. Es geht diesmal zwar auch phantasievoll, aber nicht ganz so überdreht und verrückt schräg zu wie in ihren bisherigen Büchern. Zu lachen gibt es dennoch mehr als genug. Vor einem Dodo ist nämlich nichts und niemand sicher. Die Leser erfahren mit Danny, dass es sich manchmal, lohnt an Unglaubliches zu glauben. „Der Dodo in Oma Floras Garten“ ist bis zum fulminanten, superspannenden und gleichzeitig rührenden Finale ein erneuter, wenn auch etwas anderer Volltreffer der Autorin. Eine Freundschaftsferiengeschichte für alle, für die Unerklärliches trotzdem wahr sein kann und die gute Geschichte mögen.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Eigene und gemeinsame Wege - Stimmiger Abschluss der unterhaltsamen Trilogie

Die Wunderfrauen
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Die wilden Siebziger bringen auch für die Wunderfrauen neue Herausforderungen. Luise versucht ihren Laden mit persönlicher Kundenbetreuung am Laufen zu halten, doch die Konkurrenz wird immer härter. Auch ...

Die wilden Siebziger bringen auch für die Wunderfrauen neue Herausforderungen. Luise versucht ihren Laden mit persönlicher Kundenbetreuung am Laufen zu halten, doch die Konkurrenz wird immer härter. Auch in ihrer Ehe mit Hans läuft es nicht rund. Annabels Schwiegervater stirbt und Annabel möchte Licht ins Dunkel seiner Vergangenheit bringen. Sie macht sich zudem Sorgen um Tochter Marlene, die seit Geburt durch ihre Behinderung schwer beeinträchtigt ist. Ärztin Helga bekommt die Chance auf einen beruflichen Aufstieg, doch dann macht sie eine traurige Entdeckung. Und Marie vermisst ihren Mann Martin sehr und kann seinen Tod noch immer nicht verwinden. Helga schlägt den Freundinnen schließlich eine gemeinsame Reise nach Paris vor. Ob diese die ersehnte Entspannung bringt?

Autorin Stephanie Schuster schreibt abwechselnd aus der Sicht der Freundinnen Helga, Luise, Annabel und Marie. Nach und nach werden die einzelnen Handlungsstränge weiterentwickelt. Die Geschichte ist angenehm unkompliziert, leicht und flüssig formuliert. Zwischendurch sind Seiten aus Luises Ladenkunde-Album eingefügt, die Tipps, Rezepte oder Nachrichten enthalten. Diese Seiten geben Hinweise darauf, welche Themen für Luise und die Frauen damals relevant waren.

Die Freundschaft der Frauen ist nicht frei von Konflikten, sind die vier Protagonistinnen doch sehr verschieden, was zwangsläufig zu Reibereien führt. „Freigeist“ Helga ist beruflich sehr erfolgreich, sie gibt sich oft recht unkonventionell. Annabel wirkt dagegen deutlich verkrampfter, hat gerne alles unter Kontrolle. Mit Helga, die nett, kompetent, freundlich und hilfsbereit ist, hat sie ihre Schwierigkeiten, was ihr selbst bewusst ist: „Annabell sollte endlich über ihren Schatten springen und sie einfach bedingungslos mögen, so wie es alle taten“. Ob die Selbsterkenntnis weiter hilft?
Die aufgeschlossene, geschäftstüchtige Luise lebt für ihren Laden. Aber das Leben findet auch außerhalb der Arbeit statt. Mit ihrer Schwägerin Marie kommt Luise gut aus, aber wirklich tief ist die Verbindung nicht. Witwe Marie arbeitet hart, sie wirkt nach dem Verlust ihres Mannes, der stets ihre Stütze war, wie verloren. Ob die gemeinsame Reise die Freundinnen näher zusammenführt?

Spannend zu lesen, wie sich die Wunderfrauen weiterentwickeln. Sie gehen zwar ihrer eigenen Wege, aber viele Teilstrecken dennoch gemeinsam. Jede Frau jede Geschichte ist an sich interessant. Natürlich werden die Frauen von den geschichtlichen und gesellschaftlichen Umständen geprägt. Auch wenn ich den dritten Teil stellenweise als etwas langatmig empfand und ich nicht immer im Lesefluss war, empfand ich „Freiheit im Angebot“ als einen durchaus würdigen, optimistischen und stimmigen Abschluss der Reihe. Insgesamt eine gelungene Trilogie, ein Stück persönliche Zeitgeschichte in unterhaltsamer Romanform.

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Veröffentlicht am 20.06.2022

Wie Schwestern nun mal so sind: gemein, hinterhältig, nur manchmal nett, aber ziemlich witzig

Power Sisters 01
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Marine und Wendy sind manchmal die besten Schwestern und meistens die schlimmsten, erleben miteinander selten den Himmel und oft die Hölle auf Erden. Ihr Alltag besteht aus zahlreichen kleinen Abenteuern ...

Marine und Wendy sind manchmal die besten Schwestern und meistens die schlimmsten, erleben miteinander selten den Himmel und oft die Hölle auf Erden. Ihr Alltag besteht aus zahlreichen kleinen Abenteuern und nichts läuft bei ihnen ohne Komplikationen ab: Schminken, ins Bett gehen, ein Volksfestbesuch, ein Spaziergang, der Schulweg, Aufräumen, Chillen im Park, Fotografieren, Verkleiden….Mit den beiden Schwestern wird es garantiert nicht langweilig.

William Maury hat sehr ausdrucksstarke, bunte Comicbilder voller Dynamik in individuellem Stil gezeichnet. Die Gesichter der beiden Schwestern sprechen oft Bände. Die Comics erstrecken sich über jeweils eine Seite, enthalten ein bis neun Einzelbilder. Jeder Comic hat eine unauffällige Überschrift in Bildform, oben rechts ist jeweils ein sehr kleines Schwarz-Weiß-Bild platziert, das die Geschichte in einem einzigen Motiv zusammenfasst.
Das Titelbild der sich umarmenden Schwestern im Vordergrund - im Hintergrund ist der Schatten der beiden während eines Kampfes zu sehen - könnte passender nicht sein.
Die Sätze in den Sprechblasen sind von William Maury und Texter Christophe Cazenove in verständlicher Umgangssprache formuliert, teils kommen dabei comictypisch auch lautmalerische Wörter vor. Die Schrift ist in Comicschriftart gedruckt und recht klein.
Das Buch richtet sich an Kinder ab neun, zehn Jahren.

Wer Schwestern oder Töchter hat, weiß wovon Zeichner William mit seinen Bildern erzählt. Der Illustrator ist selbst Vater zweier Töchter, die ihn zu der Comicreihe und diesem ersten Band „Powersisters - Krieg und Frieden“ inspirierten. Marine und Wendy sind grundsätzlich sicher sehr liebenswerte Mädchen, die aber durchaus in der Lage sind, der Schwester das Leben zur Hölle zu machen und das auch immer wieder gerne tun. Die kleinen Alltagsepisoden sind ziemlich gemein und böse, aber nicht zu gemein und zu böse, sondern eher herrlich gemein und böse. Voller Schadenfreude, nicht immer ernst zu nehmen, aber trotzdem irgendwie auch ziemlich realistisch. Schwestern lieben und hassen sich, können nicht mit und genausowenig ohne einander. Das zeigen die vielen kleinen Bildergeschichten überdeutlich.
Dass die Eltern kaum im Ganzen zu sehen sind, sondern nur Teile ihres Körpers oder ihre Schatten, gefällt mir. Hier stehen die Schwestern im Mittelpunkt und niemand stiehlt ihnen die Show, schon gar nicht langweilige Erziehungsberechtigte.
Ein witziger, grellbunter, kurzweiliger Comicspaß für Schwestern und alle, die die seltsamen Mysterien der Schwesternschaft besser verstehen wollen.

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Veröffentlicht am 18.06.2022

Mord unter Filmleuten - nordisch-ruhiger Regionalkrimi mit spannendem Finale

Nordwestnacht
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„Ihr Schauspieler seid so ein verlogenes Volk, hatte ein ehemaliger Liebhaber einmal gehöhnt. Groß rumtönen, dass ihr euch nicht unbehelligt in der Öffentlichkeit bewegen könnt, aber wehe, es erkennt euch ...

„Ihr Schauspieler seid so ein verlogenes Volk, hatte ein ehemaliger Liebhaber einmal gehöhnt. Groß rumtönen, dass ihr euch nicht unbehelligt in der Öffentlichkeit bewegen könnt, aber wehe, es erkennt euch keiner.“

Die Dreharbeiten der neuesten Episoden einer Fernseh-Küstenkrimireihe in Sankt Peter Ording stehen unter keinem guten Stern. Aufnahmeleiter Tim Förster wird ertrunken, an den Pfahl eines Strandrestaurants gefesselt, aufgefunden. Er wurde offensichtlich ermordet. Dann verschwindet auch noch die neue, junge Hauptdarstellerin Julia Manshardt spurlos. Eigentlich soll der Fall von der Flensburger Mordkommission bearbeitet werden. Doch deren Kapazitäten sind ausgelastet und so werden Henrik Norberg und Anna Wagner von der Soko Sankt Peter beauftragt, sich der Sache zu widmen. Nils Scheffer, der emotional in den Fall involviert ist, soll sie unterstützen. Ob das gutgehen kann?

Autorin Svea Jensen schreibt gut verständlich und in klaren Sätzen. Sie schildert überwiegend chronologisch, was gerade passiert. Selten werden Rückblenden eingeschoben, wenn sich Personen an Vergangenes erinnern. Diese Passagen entwickeln die Aufklärung des Falls entscheidend weiter. Manche Formulierungen, vor allem wenn es um die Beschreibung von privaten Beziehungen geht, wirken auf mich etwas unbeholfen und sperrig, verwendet die Autorin doch auffallend häufig die gleichen Ausdrücke, um freundschaftliche Verbindungen zu erklären.
Das Cover mit dem großen Titelzug vor einem sich am Strand spiegelnden Leuchtturm in der Dunkelheit ist sofort aufgrund seiner Ähnlichkeit zu den Vorgängern als Band der Reihe zu erkennen.

Anna Wagner und Hendrik Norberg harmonieren als Team sehr gut. Anna Wagner hat viel Geduld mit anderen, ist aufgrund ihrer ruhigen, ausgleichenden Art beliebt bei anderen. Sie bricht oft das Eis in stockenden Gesprächen. Norberg ist ebenfalls eher introvertiert, zeigt manchmal Schwierigkeiten im Umgang mit anderen und hat Angst davor, sich anderen aufzudrängen. Dann wirkt er recht steif und unnahbar. Er kann durchaus auch emotional, stur und aufbrausend werden, wenn ihm etwas wichtig ist. Henrik und Anna ergänzen sich perfekt, sind daher so erfolgreich in ihrer Zusammenarbeit. Henrik würde gerne wie früher in der Mordkommission arbeiten, muss sich aber nach dem Tod seiner Frau allein um die beiden Söhne kümmern, was seinen Wunsch unmöglich macht. Denn die Arbeit bei der Mordkommission fordert zeitliche Flexibilität, die Norberg nicht leisten kann. Nils Scheffer, Annas Assistent, berät die Filmcrew fachlich in Sachen Polizeiarbeit. Er hat einen Faible für die Hauptdarstellerin entwickelt, was seiner Objektivität schadet. Ein Problem, das Anna und Hendrik vor besondere Herausforderungen stellt. Die haben es zudem mit der langjährigen Hauptdarstellerin der Küstenkrimireihe Christina Hallversen zu tun, die offensichtlich fürchtet, aufs Abstellgleis geschoben zu werden, sich äußerst verdächtig verhält und unbeherrscht und unberechenbar erscheint. Ihr Charakter wird zwar etwas klischeehaft überzeichnet, Hallversens Reaktionen sind aber grundsätzlich trotzdem realistisch.

Hängen der Mord an Tim Förster und das Verschwinden der Hauptdarstellerin Julia Manshardt zusammen? Und wer steckt dahinter?
„Nordwestnacht“ liest sich zunächst ruhig und nimmt erst nach und nach Fahrt auf, wenn es zu immer mehr entscheidenden Enthüllungen kommt. Die Aufklärung, das Finale mit den sich überschlagenden Ereignissen, entwickelt sich dann überaus spannend, reißt derart mit, dass es schwer fällt, das Buch zur Seite zu legen. Der Fall ist nachvollziehbar und logisch konstruiert, die Lösung kommt nicht unbedingt überraschend, ist aber stimmig. Mir gefallen an der Reihe nicht nur die packenden, durchdachten, eher „klassisch aufgebauten“ Mordfälle, sondern auch die nordisch-unaufgeregte Atmosphäre und die sich behutsam verändernden privaten Beziehungsgeflechte der Hauptfiguren. Sowohl Anna als auch Norberg müssen sich neu orientieren, suchen nach neuen Partnern, scheinen aber beide noch nicht ganz bereit dafür. Ich möchte gerne dabei, sein, wenn beide soweit sind. Wie es für beide privat weitergeht, interessiert mich fast genauso sehr wie ihre nächsten ungelösten Fälle. Ich kann diese Reihe an alle Fans von cosy Regionalkrimis uneingeschränkt weiterempfehlen.

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