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Veröffentlicht am 31.05.2022

Vom behutsamen Umgang mit Gemüse und Menschen - kleiner kulinarischer Wohlfühlroman mit schöner Botschaft

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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„Man ist nie allein, wenn man in der Lage ist, der Natur zu lauschen.“

Elsa und ihr Bruder Robert führen im Elsass einen renommierten Gasthof. Robert kennt nichts anderes als seinen Hof, ist leidenschaftlicher ...

„Man ist nie allein, wenn man in der Lage ist, der Natur zu lauschen.“

Elsa und ihr Bruder Robert führen im Elsass einen renommierten Gasthof. Robert kennt nichts anderes als seinen Hof, ist leidenschaftlicher Koch, besitzt einen prächtigen Gemüsegarten und hält Hühner. Er hegt und pflegt sein Gemüse mit großer Hingabe, geht mit ihm feinfühliger um als mit Menschen. Als Elsa Fatima und ihren Sohn Hassan als Aushilfen für den Gasthof einstellt, ist Robert zunächst wenig begeistert, stören die beiden doch die gewohnten Abläufe. Schließlich lässt Robert sich auf die neuen Bekanntschaften ein. Und dann stößt noch Fatimas Freundin, die englische Journalistin Maggie, dazu, die erreicht, was bisher niemand vermochte. Sie macht Robert neugierig auf das Leben außerhalb seiner eigenen Welt. Ob Robert sich hinaus wagt?

Autorin Julia Mattera erzählt in klarer, ausdrucksstarker Sprache im Präsens. Der Text ist in 18 Kapitel (und einen Epilog) gegliedert. Die verheißungsvollen Kapitelüberschriften wie „Cocas und anderes Ungemach“ verraten dabei nicht zuviel und fassen den Inhalt der folgenden Textabschnitte auf kreative Weise zusammen.

Robert ist eine sehr spezielle Hauptfigur, wirkt er doch recht verschroben und eigenbrötlerisch. Er lebt abgeschottet, schätzt die Berechenbarkeit seines Alltags, geht in seiner Arbeit auf. Den Zutaten seines Essens lässt er besondere Aufmerksamkeit angedeihen, er behandelt sein Gemüse mit Sensibilität und besonderem Respekt. Mit Menschen kann er längst nicht so gut umgehen. Was seiner Schwester Elsa nicht gelingt, Robert aus seinem Schneckenhaus zu locken, schaffen schließlich Fatima, ihr Sohn Hassan und vor allen Dingen Maggie.
Für Robert, den Einzelgänger, ist Maggie ein echter Lichtblick. Ihre Fröhlichkeit ist ansteckend, sie ist von „unglaublicher Lebensfreude beseelt“. Mit Maggie ist alles heiterer und bunter, doch das mag sich Robert anfangs nicht eingestehen. Obwohl sie so unterschiedlich sind, auf fast gegenteilige Art auf Menschen zugehen, scheinen Robert und Maggie eine besondere Verbindung zu haben. Insgesamt sind Maggie und Robert durchaus liebenswerte, sympathische, aber auch etwas zu „plakative“ und übertriebene, fast naive Charaktere.

Was Achtsamkeit bedeutet, lehrt Robert seine Leser auf besondere Weise. Er bringt auch den kleinsten Dinge Wertschätzung entgegen, ist mit Tieren und Pflanzen überaus geduldig und aufmerksam. Er lässt sich nicht hetzen, geht im Moment auf.
Robert muss aber erst lernen, dass man nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch Menschen behutsam behandeln kann.
Julia Mattera lässt ihre Charaktere so sein, wie sie sind. Das imponiert mir . Robert muss sich nicht ändern und verstellen. Er braucht nur einen kleinen Schubs, ein kleines bisschen Mut und Vertrauen, um seine Stärken, auch anderen zeigen und weitergeben zu können. Zuwendung überträgt sich auf andere, wird intensiver, wenn man sie teilt, heißt es im Buch.
Die Figuren haben wie Maggie viel Bedeutsames zu sagen: „Man trägt die Erinnerung an das Haus seiner Kindheit immer in sich. Sie verlässt uns nicht, wenn wir auf Reisen gehen und wenn. Wir uns alleine fühlen. Der Zauber der Sehnsucht besteht darin, dass sie niemals erlischt.“ Die Geschichte enthält viele solcher schöner, fast poetischer Passagen.
Dass es bereichernd ist, Menschen und Dingen Wertschätzung entgegenzubringen, ist eine elementare Botschaft des Romans. Allerdings wird sie mir zu oft direkt im Gespräch formuliert. Ich hätte mir mehr subtile Hinweise zwischen den Zeilen gewünscht. Auch ohne die Figuren ständig direkt und mitunter recht platt den Sinn der Handlung erklären zu lassen, wäre es sicher auch möglich gewesen, den Lesern etwas dezenter zu vermitteln, worum es hier geht.
Wie Robert in der Tätigkeit des Kochens aufgeht, seine Einstellung zum Essen gefällt mir, regt zum Nachmachen an. Genuss ist bei Robert nichts Beiläufiges, sondern Hauptrolle und Selbstzweck. Die vier Rezepte im Anhang sind ein passender Anhang, laden die Leser ein, einmal wie Robert zu kochen.
Trotz der Kritikpunkte ein locker-leichter, stimmungsvoller Wohlfühlroman voller zauberhafter Momente, der daran erinnert auch den kleinen Dingen und Augenblicken alle Aufmerksamkeit entgegenzubringen, um das Leben lebenswerter und genussvoller zu gestalten.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Unterricht mal anders - kunterbuntes, magisches Schulabenteuer mit einzigartiger Lehrerin

Madame Kunterbunt, Band 1: Madame Kunterbunt und das Geheimnis der Mutmagie
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„Sie ist wie ein lebender Pinsel und macht nicht nur die Welt ein bisschen bunter. Die Menschen in ihrer Nähe werden auch fröhlicher.“

In der Nacht vor dem ersten Schultag nach den Ferien beobachtet Nicky ...

„Sie ist wie ein lebender Pinsel und macht nicht nur die Welt ein bisschen bunter. Die Menschen in ihrer Nähe werden auch fröhlicher.“

In der Nacht vor dem ersten Schultag nach den Ferien beobachtet Nicky etwas sehr Merkwürdiges im Garten des bisher leerstehenden Nachbarhauses. Mitten in der Nacht scheint eine Gestalt einen Regenbogen heraufzubeschwören. Am nächsten Tag erleben Nicky, ihr Cousin Nick und die anderen Kinder der Klasse 3a eine weitere Überraschung. Ihre neue Lehrerin Madame Kunterbunt ist die neue Nachbarin von Nicky und Nick und sie ist so ganz anders als alle anderen Lehrer. Ihre Worte klingen wie die schönste Melodie. Sie erfüllt jeden Raum mit guter Laune, bringt auch die schüchternsten Kinder zum Reden und macht das Leben viel bunter und zauberhafter. Ihre zwei geheimen Begleiter die Chamäleons Cilly und Rosso haben magische Fähigkeiten, müssen aber leider immer streiten. Eines Tages eskaliert die Situation. Ob nun zur Abwechslung einmal die Klasse Madame Kunterbunt helfen kann?

Autor Thilo erzählt lebendig, kindgemäß, humorvoll und anschaulich. Wenn er die einzigartige Madame Kunterbunt beschreibt, trifft er schöne, passende sprachliche Vergleiche, malt mit Worten ein bezauberndes Bild von ihr. Bille Weidenbach hat zur Geschichte kleine ansprechende Schwarz-Weiß-Illustrationen gezeichnet, die die Seiten motivierend und abwechslungsreich gestalten. Die Schrift ist etwas größer gedruckt als normal, der Zeilenabstand ist etwas weiter. So ist der Text angenehm zu lesen. Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren zum Selberlesen und ist für jüngere Kinder ab sechs Jahren zum Vorlesen geeignet.

Madame Kunterbunt ist -wie schon ihr Name verspricht- eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit, die auf ihre Schüler eingeht, ihnen Selbstvertrauen vermittelt und jeden Tag gute Laune verbreitet. Sie drückt sich lustig und unterhaltsam aus, sagt z.B. oft „Brat mir doch einer einen Storch“ oder nennt die Kinder „Kinderinnen und Kinder“, für mich eine erfrischende, amüsante Formulierung. Ihre Schüler mögen Madame Kunterbunt sehr, sie ist aber nicht bei allen Mitmenschen gleichermaßen beliebt.
Die Chamäleons Cilly und Rosso haben ebenfalls eine drollige Art zu sprechen. Sie sorgen für zauberhafte Überraschungen, aber auch für allerhand Turbulenzen. Nicky und ihr Cousin Nick sind nette, aufgeweckte, neugierige Kinder, mit denen sich die Leser bestimmt gut identifizieren können. Dass ihre Namen so ähnlich klingen, stellte für mich beim Vorlesen eine größere Herausforderung dar.

Madame Kunterbunt macht die Schule zu einem besonderen, farbenfrohen und sehr lebenswerten Ort. Jeder Schultag mit ihr ist anders, aber stets aufregend, phantastisch und zauberhaft. Eine solche Lehrerin, die die Kinder so liebevoll bestärkt, hätte wohl jedes Kind gerne. Doch auch Madame Kunterbunt ist nicht unfehlbar und kann von ihren Schülern noch etwas lernen. Neben den Themen Selbstbewusstsein, Freundschaft und Zusammenhalt wird auch das Thema Streit auf differenzierte Weise betrachtet. Die Handlung nimmt erst gegen Ende so richtig Fahrt auf, der Mittelteil hat für mich ein paar Längen. Dennoch ein lesenswertes, unterhaltsames, humorvolles Schulabenteuer mit originellen, ungewöhnlichen Charakteren und einer ordentlichen Prise (Mut-)Magie.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Charmante Grundidee, nicht ganz überzeugende Umsetzung

Morgen schreib ich dir ein Happy End
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Miles und Zoey verhalten sich wie Hund und Katz, aber eine wichtige Gemeinsamkeit teilen sie doch. Sie haben beide einen ungewöhnlichen Job: Sie arbeiten als Ghostwriter für eine Partneragentur und unterstützen ...

Miles und Zoey verhalten sich wie Hund und Katz, aber eine wichtige Gemeinsamkeit teilen sie doch. Sie haben beide einen ungewöhnlichen Job: Sie arbeiten als Ghostwriter für eine Partneragentur und unterstützen Menschen, die online auf Partnersuche gehen, dabei, in Chats, das Richtige zu schreiben. Beide sind allerdings bei unterschiedlichen Agenturen beschäftigt und wissen nicht um den Job des anderen. Als sie beide auf dasselbe potentielle Paar angesetzt werden, entwickelt sich alles ziemlich chaotisch, kompliziert und vielleicht auch romantisch….

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Miles und Zoey in Ich-Form geschrieben. Viele Kapitel beginnen mit einer Email von Zoeys und Miles Chefs Clifford und Leanne an ihre Mitarbeiter. Wiederholt werden auch Chatverläufe abgedruckt, was den Erzählstil abwechslungsreich gestaltet.

Miles ist Romantiker, steckt aber gerade in einer Krise. Seine Verlobte, mit der eigentlich eine Familie gründen wollte, hat ihn verlassen und bekommt nun das Kind eines anderen. Nicht einfach für Miles, darüber hinwegzukommen. Zoey wohnt erst seit kurzem in New York, sie hadert mit der Stadt, stammt sie doch ursprünglich aus Los Angeles. Dass sie ihren letzten Job verloren hat, nagt an ihr. Überhaupt hat sie Angst davor, nicht genug zu sein und abgelehnt zu werden, was aber nur in wenigen Momenten wirklich nachvollziehbar dargestellt wird.
Wenn Zoey und Miles aufeinandertreffen, zum Beispiel beim Kampf um einen besonderen Tisch im Stammcafe, ist Ärger vorprogrammiert. Beide wissen nicht, dass sie viel mehr gemeinsam haben, als sie denken.
Leider schafften es die Protagonisten nicht, mich für sich einzunehmen. Sie waren mir nicht so sympathisch, nicht so nah, wie ich das gerne gehabt hätte.

Die Geschichte erinnert ein wenig an den wunderbaren Film „Email für Dich“, allerdings ist sie ein bisschen moderner und ein bisschen komplizierter. Mir gefällt die charmante Grundidee dahinter durchaus. Die Umsetzung hat mich aber nicht komplett überzeugt, der Funke wollte einfach nicht recht überspringen. Das Ganze spielt in New York. Für Miles „eine Stadt, die dich hart rannehmen, Dich brechen, dich kaltstellen kann - sowohl metaphorisch , als auch rein meteorologisch-, und Dich doch immer wieder, unwiderruflich in ihren Bahn zieht.“ Die Liebe, die Miles für New York empfindet, war für mich trotz seiner schönen Worte nur schwer nachzufühlen. Die Geschichte kam mir außerdem zu spät in Fahrt, plätscherte lange Zeit vor sich hin. Die Persönlichkeiten der Hauptfiguren rissen mich nicht richtig mit, der Plot war insgesamt doch recht vorhersehbar. Ich hatte mir mehr echtes, tieferes Gefühl erwartet, das zu mir als Leserin auch wirklich direkt durchdringt, und kann den Roman daher nur mit Abstrichen empfehlen.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Ein phantastisches Freundschaftsabenteuer voller Magie und Spannung

Sea Monsters – Ungeheuer weckt man nicht (Sea Monsters 1)
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Finn lebt auf der Insel Haimsend und mag die Sonne nicht. Er wurde bei sonnigem Wetter einmal von einer kräftigen Welle erfasst und wäre dabei fast ertrunken, wenn ihn nicht der Fischer Connor gerettet ...

Finn lebt auf der Insel Haimsend und mag die Sonne nicht. Er wurde bei sonnigem Wetter einmal von einer kräftigen Welle erfasst und wäre dabei fast ertrunken, wenn ihn nicht der Fischer Connor gerettet hätte. Als die anderen Inselkinder Finn und Poppy, die gerade erst auf die Insel gezogen ist, überreden, auf der kleinen Felsengruppe vor der Insel, dem Verbotenen Fleck, zu übernachten, passiert etwas extrem Gefährliches und gleichzeitig Unglaubliches. Die Felsen entpuppen sich als Seeungeheuer, das jahrelang schlief und nun wieder erwacht ist. Finn gelingt es, eine besondere Verbindung zu dem Geschöpf aufzubauen. Zunächst will dem Jungen niemand glauben, doch dann kommt es zu einer hochdramatischen Situation.

Barbara Iland-Olschewski erzählt klar, kindgemäß, lebendig und gut verständlich in der Vergangenheit. Timo Grubing hat zur Geschichte passende, ansprechende und motivierende Bilder gezeichnet, die wichtige Aspekte der Handlung darstellen. Die Schrift ist normal groß gedruckt und recht gut lesbar. Die Kapitel haben eine übersichtliche Länge und teilen das Buch in Leseabschnitte ein, die die Kinder nicht überfordern. Kinder ab neun Jahren werden die Geschichte ohne Probleme selbstständig lesen können.

Finn hat es nicht leicht. Wegen eines furchteinflössenden Erlebnisses hat er Angst vor dem Meer, die anderen Kinder hänseln ihn deswegen. Statt zu spielen, liest Finn lieber Comics, flüchtet sich in fremde Welten. Fischer Connor hat Verständnis für Finn. Er versucht, Finn Schritt für Schritt unter Leute zu bringen. So hofft er darauf, dass Finn sich mit Poppy anfreundet, die mit ihren Eltern neu auf der Insel ist und ihre alte Heimat sehr vermisst. Als beide Kinder unfreiwillig auf dem Verbotenem Fleck festsitzen, werden sie durch diese Erfahrung eng miteinander verbunden.
Neben echten Menschen wartet das Buch noch mit ausgesprochen beeindruckenden, phantastischen Figuren auf.

Finn lässt sich nicht träumen, wie sich sein Leben in kürzester Zeit ändert. Er erlebt ein außergewöhnliches, die Vorstellung übersteigendes Abenteuer, stellt sich dabei seiner größten Angst und erfährt verschiedene Arten von Freundschaft. Manchmal braucht Freundschaft keine Worte und manchmal schweißen gemeinsame Erlebnisse für immer zusammen. Der Schauplatz der Geschichte, eine kleine schottische Insel, ist faszinierend und steckt voller Geheimnisse. Der runde, stimmige Aufbau der Geschichte hat mich überzeugt. Das erste Kapitel bezieht sich auf das letzte, dazwischen steigt der Spannungsbogen kontinuierlich und wird erst zum Ende hin aufgelöst.
Ein magisches Freundschaftsabenteuer für alle, für die es nicht dramatisch und geheimnisvoll genug sein kann.

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Veröffentlicht am 21.05.2022

Klufti goes Social Media - solider Klufti mit altbekannten skurrilen Figuren und fulminantem Finale

Affenhitze (Kluftinger-Krimis 12)
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Priml! Kommissar Kluftinger hat bei der aktuell herrschenden Hitze eigentlich schon genug zu tun mit Schwitzen. Aber leider halten die hohen Temperaturen die Kriminellen nicht vom Verbrechen ab. Professor ...

Priml! Kommissar Kluftinger hat bei der aktuell herrschenden Hitze eigentlich schon genug zu tun mit Schwitzen. Aber leider halten die hohen Temperaturen die Kriminellen nicht vom Verbrechen ab. Professor Brunner, der für die Ausgrabungen des Urzeitaffen Udos im Allgäu-Ort Pforzen verantwortlich ist, wird ermordet unter einem Bagger aufgefunden. Klufti soll den prekären Fall aufklären und stößt dabei u.a. auf einen Konkurrenten des Professors und eine dubiose, sektenähnliche Gemeinschaft, die in der Nähe der Ausgrabungsstätte lebt. Auch privat geht es turbulent zu: Klufti goes Facebook, er wird von seinem Lieblingsfeind in die Kunst des Drohnenfliegens eingeweiht, observiert die neue Nanny seines Enkelkinds und versucht sich als Händler.

Das Autorenduo Volker Klüpfl und Michael Kobr schreibt im gewohnt amüsanten Kluftinger-Stil. Jede Figur drückt sich auf ihre eigene Art aus, bekommt von den Verfassern eine individuelle Sprache verliehen, Klufti selbst gerät beispielsweise beim Reden manchmal ins Stocken, nennt seine Gesprächspartner schon mal „Herr Dings“ und spricht in Halbsätzen, Dr. Langhammers Ausdrucksweise wirkt etwas gekünstelt und überkandidelt, der ehemaliger Polizeipräsident Lodenbacher spricht tiefstes Niederbayrisch.
Das Cover reiht sich nahtlos in die Titelbilder der Vorgänger ein, das Buch ist sofort als neuer Kluftinger zu erkennen.

Kluftinger ist ein ganz spezieller Charakter, er hat mindestens zwei Gesichter. Wenn es um das Lösen seiner Fälle geht, zeigt er sich scharfsinnig, beobachtet und kombiniert genau und beweist viel Intuition und Gespür für Menschen und ihre Verbrechen. Im privaten Leben lässt er dieses Gespür häufig vermissen, kommt oft ziemlich tollpatschig, unbeholfen und plump daher. Dass er sich immer wieder in peinliche, absurde Situationen hineinmanövriert, macht den Kommissar aus. Zwei Figuren bringen ihn immer wieder an seine Grenzen, der eitle Dr. Langhammer, mit dem es oft zu amüsanten Wortduellen kommt und Richard Maier, der Technikfreak, der Klufti mit seiner überkorrekten, gründlichen und penetranten Art und seiner recht speziellen Redseligkeit oft gehörig auf die Nerven fällt. Langhammer und Maier gehören zu Kluftinger-Krimis genauso dazu wie der Kommissar selbst.
Diesmal bekommt es Klufti zudem mit einer besonderen Ältesten und einer Kinderfrau mit festen pädagogischen Überzeugungen zu tun.


Dass neben dem eigentlichen Fall viel Drumherum passiert, ist typisch für die Reihe. Nicht nur der Mord am Paläontologie-Professor Brunner beschäftigt Kluftinger, er hat dazu noch einige private Herausforderungen zu meistern. Mit Kluftinger ist eine Pizzabestellung genauso ein Abenteuer, wie ein Flohmarktbesuch oder ein scheinbar profanes Mitagessen. Und dann versucht Klufti noch mit der Zeit zu gehen und über soziale Medien zu kommunizieren. Die Handlung plätschert daher zunächst dahin, das aber zugegebenermaßen schon sehr unterhaltsam. Erst gegen Ende entwickelt sich der Fall richtig rasant und spannend. Wie immer sind manche Kluftimoment einzigartig komisch, beispielsweise wenn sich der Kommissar mit Dr. Langhammer ein Verkaufsduell auf dem Flohmarkt liefert. Manche Szenen sind meiner Meinung nach aber auch etwas „drüber“, zu sehr Fremdschämen und übertriebener Klamauk. Kluftis Reise in die Welt von Social Media hat Klufti für mich beispielsweise viel dümmer dastehen lassen, als er ist. Hier wurde es mir persönlich etwas zu albern. Aber zweifelsohne: Klufti kanns immer noch. Für mich nicht der allerbeste, aber auch bei weitem nicht der schwächste Band der insgesamt sehr lesenswerten Reihe: ein solider Klufti, der alles bietet was ein echter Klufti halt so braucht, einen nachvollziehbaren Kriminalfall, die gewohnten skurrilen Figuren und viel Witz. Unterm Strich: Daumen hoch für den Kult-Kommissar.

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