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Veröffentlicht am 14.02.2022

Ein vielfältiges, schön aufgemachtes Weihnachtsbuch mit zahlreichen Rezepten und Anregungen

Weihnachten mit Christina
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Christina Bauer hat einen besonderen Faible für Weihnachten. Das beweist sie mit ihrem Buch „Weihnachten mit Christina“. Ihren Lesern gibt die Autorin darin einen gründlichen Einblick, wie ihr persönliches ...

Christina Bauer hat einen besonderen Faible für Weihnachten. Das beweist sie mit ihrem Buch „Weihnachten mit Christina“. Ihren Lesern gibt die Autorin darin einen gründlichen Einblick, wie ihr persönliches Weihnachtsfest auf dem Bauernhof in Österreich aussieht. Was gibt es zu essen? Wie sieht es in der Backstube aus? Wie wird dekoriert? Was verschenkt sie? Auch beim Fällen des Christbaums lässt sie sich und ihrer Familie über die Schulter blicken.
In diesem Buch steckt ganz viel drin. Zu Beginn werden wichtige Grundzutaten und Küchengeräte vorgestellt. Es folgen Rezepte für Grundteige und -füllungen. Wichtig natürlich auch ein Kapitel zur Fehlervermeidung, das mit hilfreichen Tipps aufwartet, falls doch mal etwas schiefgegangen ist. Und dann gibt es natürlich zahlreiche Rezepte für die unterschiedlichsten Plätzchen und Kekse wie Spekulatius, Engelsaugen oder Kokoskugeln. Dazu dürfen auch Anleitungen für größere Gebäcke und Kuchen wie der wirklich leckere Weihnachtskranz mit Backcamembert nicht fehlen. Christina präsentiert zudem Vorschläge für Geschenke aus der Küche wie Backmischungen für Knäckebrot oder Eierlikör. Auch Dekorationsideen sind in dem Buch enthalten. So erklärt die Autorin zum Beispiel, wie man einen Adventskranz selbst bindet.

Christina schreibt in sehr einfacher, klarer Sprache, sie spricht ihre Leser direkt mit „du“ an. Die Rezepte sind gut verständlich und leicht nachzumachen.
Besonders gelungen finde ich die schönen, großformatigen Bilder. Die Gebäcke sehen darauf äußerst appetitlich aus, machen einfach Lust. Auch die anderen Fotos wie die von Christinas Familie wirken sehr harmonisch und positiv. Jedes Bild vermittelt Advents- und Weihnachtsstimmung.

Sicherlich hat jeder seine persönlichen Lieblingsrezepte. Christinas haben mir insgesamt recht gut gefallen. Nicht alle Rezepte sind auch meine Favoriten, für mich gehören in Vanillekipferl beispielsweise keine Walnüsse, sondern Haselnüsse und Mandeln. Aber das ist natürlich Geschmacksache und mag regional verschieden gehandhabt werden. Dass sich das Buch nicht nur auf Plätzchen beschränkt, sondern zum Beispiel auch ein Rezept für Zimt-Minis oder Granola enthält, finde ich prima. Auch das ausführliche Verzeichnis der Rezepte am Ende, nicht nur alphabetisch geordnet, sondern auch in verschiedene Kategorien wie „Rezepte mit Zimt, Nelken und Lebkuchengewürz“ eingeteilt, gefällt mir.
Ein vielfältiges, prallgefülltes, schön aufgemachtes Weihnachtsbuch, das große Lust auf das für mich schönste Fest des Jahres macht. Ein Buch zum Schwelgen und Entspannen.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ein kleines bisschen gruselig, aber vor allem sehr witzig

Freddy und Flo 1: Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix!
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Freddy und Flo ziehen mit ihrem Vater und seiner Partnerin Ulrike in ein Mehrparteienhaus um. Die zwölfjährige Flo ist davon überhaupt nicht begeistert. Ihr Bruder Freddy findet das neue Zuhause hingegen ...

Freddy und Flo ziehen mit ihrem Vater und seiner Partnerin Ulrike in ein Mehrparteienhaus um. Die zwölfjährige Flo ist davon überhaupt nicht begeistert. Ihr Bruder Freddy findet das neue Zuhause hingegen ziemlich spannend. Er merkt bald, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht. Nicht nur, dass plötzlich eine Hexe im Kinderzimmer landet, auch die anderen Hausbewohner scheinen keine normalen Menschen zu sein. Der Inhaber des Autoschildergeschäfts knurrt seltsam, eine weitere Bewohnerin wirkt ziemlich elfenhaft und dann gibt es da noch den bleichen Mann, der sich nicht fotografieren lässt.

Die Geschichte ist kindgemäß, witzig und gut verständlich formuliert.
Marc Uwe Klingt spricht vor allem die einzelne Figuren und die Dialoge wunderbar abwechslungsreich und unterhaltsam. Als Erzähler überzeugt er allerdings nicht durchgehend und wirkt dann etwas monoton und nicht souverän. Das Hörbuch richtet sich an Kinder ab sechs Jahren.

Was für eine bunte Figurentruppe! Der aufgeweckte Freddy, der ohne Punkt und Komma reden kann, seine muffelige Schwester Flo, die einfach aus Prinzip vieles doof findet, ein berlinernder Schilderverkäufer, der den Mond anheult, eine verpeilte Hexe, ein ständig jammerndes Gespenst und allerlei andere märchenhafte, manchmal mehr, manchmal weniger furchteinflößende Charaktere. Diese Figurenkonstellation macht einfach Spaß.

Ganz schön aufregend und spannend was Freddy in seinem neuen Zuhause erlebt. Ein bisschen Grusel-, ein bisschen Detektivgeschichte mit ganz viel Phantasie und Situationskomik. Das Ende überrascht mit einigen unerwarteten Wendungen. Ein Hörbuch für alle, die gute, einfallsreiche Geschichten mögen.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Fakten statt Vorurteile - ein motivierendes, erfrischendes Tiersachbuch der etwas anderen Art

Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren
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Schwarze Katzen bringen Pech? Schweine schwitzen? Elstern stehlen? Ratten sind eklig? Und Wiesel besonders fies?
Manche Tiere haben mit einem ziemlich schlechten Image zu kämpfen. Aber stimmt das alles ...

Schwarze Katzen bringen Pech? Schweine schwitzen? Elstern stehlen? Ratten sind eklig? Und Wiesel besonders fies?
Manche Tiere haben mit einem ziemlich schlechten Image zu kämpfen. Aber stimmt das alles wirklich, was so über sie erzählt wird? „Keine bösen Tiere“ geht den üblen Vorurteilen auf den Grund und liefert spannende Fakten zu 38 ganz unterschiedlichen Tieren mit schlechtem Ruf. Da geht es um Spinnen, Haie, Hyänen, Stinktiere, Motten, Füchse, Schweine, Opossums und viele weitere Tiere.

Nach einem kurzen Vorwort, das ausführt, dass viele Tiere längst nicht so schlecht sind wie ihr Ruf, wird auf einer Doppelseite jeweils ein Tier mit all seinen vermeintlichen schlechten Eigenschaften vorgestellt. Auf einem großen, bunten, aufregenden Bild treibt das jeweilige Tier sein Unwesen. Es sieht dabei fies, unangenehm oder sogar gruselig aus und kommt ziemlich schlecht weg. In Sprechblasen werden die herrschenden Vorurteilen gegenüber dem Tier zusammengefasst. Auf der nächsten Doppelseite sieht es dann schon aber ganz anders aus und es wird mit den Vorurteilen aufgeräumt. Das Tier zeigt sich optisch stark verändert, es ist viel niedlicher und weicher gezeichnet. Dazu werden zahlreiche Fakten aufgelistet, die darstellen, was das Tier alles besonders gut kann, warum es nützlich ist, welche Leistungen es vollbringt und was es so außergewöhnlich macht. Dabei erfahren die Leser oft Erstaunliches. Die kurzen Sachtexte sind gut verständlich, kindgemäß und erfrischend interessant formuliert, überhaupt nicht trocken und langweilig. Am Ende werden in einem Glossar Fachbegriffe und schwierige Wörter erläutert. Die Schrift ist angenehm groß gedruckt, es finden sich ganz verschiedene Schriftarten auf jeder Seite wieder. Eine abwechslungsreiche Gestaltung. Auch die vielseitigen, ausdrucksstarken Zeichnungen, die die unterschiedlichen Seiten der Tiere präsentieren sind wunderbar gelungen. Sie sind zwar nicht lebensecht, sondern eher comichaft, aber charakteristisch und treffend.
Das Buch regt aufgrund der übersichtlichen Textmenge auch Leseanfänger zum Lesen an. Es ist für Kinder ab sieben Jahren geeignet.

Dieses Sachbuch zum immer wieder drin Schmökern macht einfach Spaß. Es ist motivierend, originell, unterhaltsam, interessant, ja einfach spannend gestaltet und setzt bei den persönlichen Erfahrungen der Kinder an. Ein ganz besonderes Sachbuch, das aufklärt wie Tiere wirklich sind und nicht wie sie wahrgenommen werden. Auch Erwachsene werden hier sicher noch dazu lernen. Ich wusste beispielsweise weder, dass es eine Seeschnecke gibt, die wie ein Hase aussieht noch, dass Skorpione ein Jahr ohne Nahrung überleben können. An vielen Stellen wird immer wieder klar, welche Wunderwerke Tiere doch sind. Und gleichzeitig zeigt sich, dass es eben keine „bösen Tiere“ gibt. Hier zählen Fakten und keine Vorurteile.
Ein tolles, vielseitiges Buch für Tierfreunde. So macht Wissensvermittlung großen Spaß.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Unterhaltsamer Wohlfühlroman mit viel Romantik, Humor und sympathischen Figuren

Gemeinsam ist man besser dran
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„Es hätt noch immer joot jejange.“

Tilda ist wie Mutter Teresa. Statt um sich selbst zu kümmern, sorgt sie sich immer zuerst um andere wie um ihre Schwester Mia oder um ihre Mitarbeiter in ihrem gemeinnützigen ...

„Es hätt noch immer joot jejange.“

Tilda ist wie Mutter Teresa. Statt um sich selbst zu kümmern, sorgt sie sich immer zuerst um andere wie um ihre Schwester Mia oder um ihre Mitarbeiter in ihrem gemeinnützigen Laden, denen sie eine zweite Chance bietet. Als Tildas Laden Flea Market, der in einer ehemaligen Knopffabrik untergebracht ist, einem Neubau weichen soll, hofft Tilda mit ihrem Geschäft im alten Theater gegenüber unterkommen zu können. Doch Noah Berger, ein ehemaliger Soapstar, kauft das Theater für sich. Tilda hat einen guten Grund, den etwas abgehobenen „schnöseligen Möchtegern-Schauspieler“ Noah unsympathisch zu finden. Doch dann lernt sie ihn näher kennen und blickt hinter die glatte Fassade..

Sylvia Deloys erzählt klar und flüssig in der ersten Vergangenheit und der dritten Person, ihr unkomplizierter Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Dass immer wieder von verschiedenen Personen im kölschen Dialekt gesprochen wird, macht die Geschichte sehr authentisch und lebensnah.

Schon in ihren vorhergehenden Romanen beweist Sylvia Deloy, dass sie ein Händchen für sympathische, einnehmende Protagonistinnen hat. Hauptfigur Tilda ist eine „Seelenöffnerin“, die es rasch schafft, das Vertrauen anderer zu gewinnen, die sich ihr gegenüber dann schnell öffnen. Tilda erinnert an die selbstlose Amelie aus ihrem Lieblingsfilm „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Sie kümmert sich darum, dass es anderen gut geht und vergisst dabei oft sich selbst. Aber wer kümmert sich um Tilda selbst? Aufgrund traumatischer Erlebnisse in ihrer Jugend hat Tilda das Vertrauen in sich selbst verloren und bräuchte dringend jemanden, der zu ihr hält und sie stärkt.
Noah Berger wirkt nur auf den ersten Blick selbstbewusst. In ihm drin sieht es ganz anders aus…Noah sucht noch das, was ihn wirklich glücklich macht.
Zur Figurenkonstellation gehören noch Katja, Tildas zuverlässige Freundin und Mitbewohnerin und Tildas wunderbar sympathische Mitarbeiter Helga und Cem. Vor allem die direkte Helga mit der traurigen Vergangenheit sorgt immer wieder für komische Momente. Mich hat beeindruckt, wie positiv sie trotz ihrer schweren Schicksalsschläge bleibt. Helga lässt sich einfach nicht unterkriegen.

Wieder einmal hat Sylvia Deloy einen wunderbaren, vielseitigen Wohlfühlroman geschrieben.
Es geht um Altlasten, Scheitern, erlittene Traumata, Familie, Freundschaft, Selbstfindung, aber auch um Heilung. Und natürlich kommt dabei auch die Romantik nicht zu kurz. Beim Versuch ihren Laden zu retten, rettet Tilda auch den ein oder anderen Menschen und vielleicht auch sich selbst? Gleichzeitig erfährt sie, dass Lieben auch heißen kann, loszulassen. Wieder einmal spielen Köln und seine typischen Bewohner in Deloys Roman eine bedeutende Rolle. Wer „Die fabelhaft Welt der Amelie“, Köln und unterhaltsame Liebesgeschichten mag, wird Tilda und „Gemeinsam ist man besser dran“ lieben.

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Veröffentlicht am 10.02.2022

Geschichte hautnah - ein starkes, wichtiges Buch

Heul doch nicht, du lebst ja noch
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Im Juni 1945 ist der Zweite Weltkrieg endlich vorbei. Drei Kinder erleben das Kriegsende auf ihre eigene, ganz persönliche Weise. Jakob hat eine jüdische Mutter, die zwangsdeportiert wurde, er lebte die ...

Im Juni 1945 ist der Zweite Weltkrieg endlich vorbei. Drei Kinder erleben das Kriegsende auf ihre eigene, ganz persönliche Weise. Jakob hat eine jüdische Mutter, die zwangsdeportiert wurde, er lebte die letzte Zeit versteckt und weiß zunächst gar nichts vom Kriegsende. Traute langweilt sich, sie möchte zu gerne bei den anderen Jungen mitspielen, doch die lassen sie nicht. Zu Hause findet Traute keine Ruhe, seit in die Wohnung Fremde einquartiert wurden. Hermann war früher in der Hitlerjugend, verehrte Adolf Hitler und hoffte auf den deutschen Sieg. Nun muss er sich mit der Realität auseinandersetzen. Die ist hart: Hermanns Vater hat im Krieg beide Beine verloren und ist nun ständig auf Hermanns Hilfe angewiesen.

Kirsten Boie schreibt nüchtern, schlicht, schnörkellos und klar, abwechselnd aus der Sicht ihrer drei Protagonisten im Präsens. Der Einstieg in die Geschichte erfolgt recht unvermittelt. Ich musste mich zunächst kurz orientieren, doch nach einigen Leseabschnitten konnte ich mich dann in die Handlung hineinversetzen. Die Geschichte richtet sich an Jugendliche ab 13 Jahren.

Die drei Hauptfiguren haben eine ganz unterschiedliche Perspektive auf das Kriegsende. Hermann wurden in der Hitlerjugend „deutsche Werte“ vermittelt, er war vollkommen überzeugt von Hitler und dem deutsche Reich. Von einem Moment auf den anderen soll alles, was für ihn unumstößlich sicher war, nicht mehr gelten. Sein Vater ist nun ein Krüppel, womit er sich nicht abfinden kann. Unter Vaters Zustand leidet natürlich seine ganze Familie. Hermann wirkt oft harsch und grob, aber eigentlich sehnt er sich nur nach Freiheit. Er hat Angst, für immer in der Pflicht zu stehen und nie von der Verantwortung für seinen Vater loszukommen.
Trautes Leben bietet keine Abwechslung. Traute hilft in der Bäckerei ihrer Eltern. Doch das ist keine Herausforderung für sie, Traute langweilt sich, fühlt sich einsam, sie wünscht sich den Umgang mit Gleichaltrigen und wieder in die Schule gehen zu dürfen, mehr Normalität. Gleichzeitig fühlt sie sich mit ihrer beengten Wohnsituation überfordert. Mit ihr hat es das Schicksal vergleichsweise noch „gut“ gemeint.
Jakob hingegen steht vollkommen allein und mittellos da, seine Eltern wurden ins Konzentrationslager geschickt. Dass er sich nun nicht mehr verstecken muss, ist völlig neu für ihn. Er hat keine Ahnung, wie es für ihn weitergehen soll.

Kirsten Boies neuestes Buch zeigt eines ganz deutlich. Der Krieg hat das Leben aller verändert. Die einen traf es wie Jakob und Hermann härter, die anderen wie Traute hatten mehr Glück. Aber niemand blieb verschont, jeder verlor Hoffnungen und Träume, musste sich umstellen. Hermann erinnert Jakob mit den Worten„ Heul doch nicht, Du lebst ja noch“ daran, dass es immer jemanden gab, den es noch schlimmer erwischt hat. Wie kann man sich da beklagen?
Was der Krieg wirklich für die einzelnen Menschen bedeutete, wird hier sehr anschaulich und sehr nachfühlbar offensichtlich. Geschichte erhält ein persönliches Gesicht, wird trotz des recht einfachen, nüchternen Schreibstils mit Gefühlen und persönlichen Schicksalen gefüllt. Der Krieg schrieb zigtausend verschiedene einzelne Geschichten, jede ist individuell. Hier werden einige erzählt. Geschichte ist immer komplex, nie schwarz oder weiß. Und für jeden, der nicht selbst betroffen war, ist es unmöglich, ein Urteil zu bilden. Niemand kann sagen, wie er in bestimmten Situationen reagiert hätte.
Das Buch eignet sich hervorragend zur Besprechung im Geschichtsunterricht. Es stellt neben bloßer Fakten deutlich dar, wie sich die Betroffenen wirklich fühlten, welche Herausforderungen es zu bewältigen galt, wie das Leben damals wirklich aussah.
Das Ende ist ein offenes, lässt Raum für Vorstellungen. Anfangs irritierte mich das und vielen Lesern wird es sicher ähnlich gehen, so kommt mir das Buch doch wie eine bloße Situationsbeschreibung, eine Momentaufnahme vor. Aber im Deutschland zur Stunde Null war eben vieles offen. Große Enttäuschungen mussten verarbeitet werden, aber gleichzeitig machte sich langsam auch Zuversicht und Hoffnung auf bessere Zeiten breit. So banal es klingt: Vieles musste erst einmal schlimmer werden, bevor es besser wurde.
Boies Buch hat mich sehr nachdenklich gestimmt, es treibt mich nach wie vor um und erinnert mich daran, dass alle politischen Ereignisse nicht schwarz oder weiß zu sehen sind. Immer wenn viele Menschen beteiligt und betroffen sind, gibt es keine Eindeutigkeiten mehr, sondern immer mehrere Perspektiven und Dimensionen.
„Heul doch nicht, du lebst ja noch“ ist ein beeindruckendes, wichtiges Werk, das eine Brücke zum Verständnis der deutschen Geschichte und der Identität unserer Vorfahren baut.


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