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Veröffentlicht am 21.07.2021

Viele Peinlichkeiten und turbulente Zeitreisen - originell, herrlich überdreht und saukomisch

Freddy Sidebottoms absolut peinliche Welt
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„Ja, sämtliche Fehler meines Lebens geschehen in zwei Minuten! Zuviel Klopapier zusammenknüllen, Klos zum Überlaufen bringen, nicht wissen, wie „Minimum“ ausgesprochen wird.“

Freddy Sidebottom kann einem ...

„Ja, sämtliche Fehler meines Lebens geschehen in zwei Minuten! Zuviel Klopapier zusammenknüllen, Klos zum Überlaufen bringen, nicht wissen, wie „Minimum“ ausgesprochen wird.“

Freddy Sidebottom kann einem nur leid tun. Er stolpert von einer Peinlichkeit in die nächste. Seine Mitschüler haben für seine ständigen Missgeschicke sogar schon einen Namen: „Klassische Fredster“. Aber wie schafft man es bloß, weniger peinlich zu werden und nicht in jedes Fettnäpfchen zu treten? Da kommt Opas Erfindung, eine Zeitmaschine in Form eines Babyspielzeugwürfels gerade recht. Dieser Würfel macht es möglich, ein paar Minuten in der Zeit zurückzureisen und dabei mögliche Blamagen zu verhindern. Zunächst scheint der Würfel die Rettung für Freddy. Doch auch so eine Zeitmaschine hat ihre Grenzen….

Autorin Rebecca Patterson schreibt sehr unterhaltsam und direkt in Gegenwart aus Freddys Sicht. Der flapsige, witzige Schreibstil machte meinen Kindern und mir beim Vorlesen sehr viel Spaß und wirkt sehr authentisch.
Die Illustrationen der Autorin passen sehr gut zur Geschichte. Die schwarz-weiß-grauen Bilder sind zwar recht einfach, aber klar, ausdrucksstark und sehr humorvoll.
Das Buch eignet sich für Leser ab sieben, acht Jahren. Die Schrift ist etwas größer gedruckt und die Zeilen haben einen etwas weiteren Zeilenabstand, was die Lesbarkeit für jüngere Leser deutlich erleichtert und so die Motivation erhöht. Eventuell könnte das Erfassen der englischen Namen den Kindern beim Lesen kleinere Probleme bereiten.

Freddy ist ein echter Pechvogel mit wenig Selbstvertrauen. Das erklärt auch, warum er erstmal fast vom Stuhl kippt, als sein Lehrer Mr. Bakhsi einen seiner Aufsätze als „hervorragend“ lobt: „In meinem gesamten zehnjährigen Leben war bislang noch nie irgendwas „hervorragend“ gewesen.“ Freddy ist nicht richtig schüchtern, er geht offen auf andere zu, mit seinen Freunden schwätzt er z.B. sehr gerne während des Unterrichts. Er hasst es aber, vor Leuten zu sprechen. Seine ständigen Peinlichkeiten machen ihm das Leben schwer. Freddy ärgert mit seinen Aktionen andere nicht absichtlich und bewusst, vielmehr zieht er jedes Fettnäpfchen einfach nur magisch an. Mit Freddy litten wir beim Lesen ziemlich mit.
Sehr sympathisch präsentiert sich auch Freddys Opa, der ein bisschen eigen und verrückt rüberkommt, erfindet er doch tatsächlich nur wegen einer vermissten Schubkarre eine hochkomplexe Zeitmaschine.

In „Freddy Sidebottoms absolut peinlicher Welt“ ist immer was los. Anfangs kamen meine Mitleser und ich aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Eine aberwitzige Situation, sei es ein verunglückter Vortrag vor der ganzen Schule, ein unbeabsichtigt entwichenes Lüftchen in der Mathenachhilfe oder ein katastrophaler Essensunfall in der Mensa, folgt slapstickartig auf die nächste und mittendrin steckt immer Freddy. Seine Missgeschicke sind aber auch herrlich schräg, turbulent und extrem lustig. Das rasante Erzähltempo kann dann aber bis zum Schluss nicht mehr ganz durchgehalten werden, gegen Ende haben doch etwas zu viele Unterhosen ihren eigenen Auftritt und die Gags wirken dabei ein wenig abgedroschen.
Freddy begreift, dass die permanente Konzentration auf das eigene Unvermögen zu nichts führt. Wenn er andere beobachtet und genau auf seine Umgebung achtet, erkennt er, dass anderen Leuten durchaus auch Missgeschicke passieren, denn niemand ist unfehlbar. Dieses Wissen hilft Freddy gelassener zu werden! Dadurch lebt es sich für ihn deutlich leichter.
Trotz kleiner Schwächen am Ende eine absolut originelle, unterhaltsame, sehr komische Geschichte voller Einfallsreichtum, die garantiert für gute Laune sorgt.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Abwechslungsreiche Mischung ganz unterschiedlicher Krimi- und Thrillerhappen

Eiskalte Thriller Box
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Sechs ganz verschiedene Kurzkrimis/-thriller mit Nervenkitzel in einer Box:

In „Kaltes Land“ von Michael Tsokos verbringt Rechtsmedizinerin Sabine Yao ein paar Tage in Kiel, um den Tod ihrer Tante Johanna ...

Sechs ganz verschiedene Kurzkrimis/-thriller mit Nervenkitzel in einer Box:

In „Kaltes Land“ von Michael Tsokos verbringt Rechtsmedizinerin Sabine Yao ein paar Tage in Kiel, um den Tod ihrer Tante Johanna aufzuklären.

Daniel Holbes „Der Fleischer“ erzählt, wie Profiler Carlo Zingka einem Serienmörder mit grausamer, kannibalischer Neigung auf die Spur kommt.

Wolfram ist Stalker und versucht seine Angebetete Ella während eines Aufenthalts in den Bergen in „Blutkristalle“ von Ursula Poznanski für sich zu gewinnen.

Den „Winter des Wahnsinns“ erlebt Professor Charles Ward in Veit Etzolds Beitrag zur Sammlung. Ihm fällt ein alter Reiseführer in die Hände, der ihn dazu bringt kurz vor Weihnachten einen mysteriösen Berg in Schottland aufzusuchen. Das verursacht schlimme Entwicklungen.

In Lisa Jacksons „Revenge - Du bist niemals sicher“ geht es um Lucy, die als Kind den Exfreund ihrer Mutter ins Gefängnis brachte. Nun kommt er frei und Lucy fürchtet seine Rache. Mit ihrer Tochter versteckt sie sich in einer Berghütte.

S.K. Treymanes „Augen ohne Licht“ bildet den Abschluss. Eine Frau findet sich hier gefangen in einem dunklen, stillen Raum wieder. Wer ist dafür verantwortlich? Wie ist sie dorthin gelangt und wird sie es schaffen, zu fliehen?

Den Geschichten geben sechs verschiedene Sprecher eine Stimme, sie interpretieren die Texte recht individuell, auf ihre ganz eigene Art. Während Vera Teltz beispielsweise eher „cool“ und recht unaufgeregt liest, machten es mir Martina Treger und Johannes Steck unmöglich, beim Hören gelassen zu bleiben. Ihre Vorträge sorgen für zusätzliche Gänsehaut, gehen wirklich unter die Haut.

Die MP3-CD hat eine Laufzeit von rund 15 Stunden, alle Einzelgeschichten lassen sich -ausreichend Muse vorausgesetzt- am Stück hören. Nicht alle Beiträge würde ich als Thriller bezeichnen, manche sind für mich eher Krimis. „Winter des Wahnsinns“ fällt meines Erachtens z.B. in die Kategorie Mystery. Wer nur eiskalte, grausame Thriller erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Wer aber offen für unterschiedliche Geschichten aus verschiedenen Genres ist, dem wird diese Mischung durchaus zusagen. Die Sammlung bietet einen vielfältigen Mix mit Spannung, unheimlichen Rätseln, ganz verschiedenen Protagonisten, teils viel Ekel und Blut, Nervenkitzel und abwechslungsreichen Fällen sowie einigen Überraschungen.
Manche Stücke haben mich mehr überzeugt - S.K. Treymanes Story beispielsweise fesselte mich bis zum Schluss und endet sehr unerwartet - andere wie „Winter des Wahnsinns“ haben meinen persönlichen Geschmack weniger getroffen. Insgesamt wurde ich aber von allen Geschichten recht gut und solide unterhalten.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Manchmal muss man weit reisen, um zu erkennen, was doch so naheliegt - leichte, kurzweilige Liebesromanze mit trauriger Vorgeschichte

Irgendwo ist immer irgendwer verliebt
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„Du hast mir erzählt, dass du dich wiederfinden wolltest, aber du musstest gar nicht gehen, um dich zu finden, Chelsea. Du musstest gehen, damit ich dich finden konnte.“

Chelseas Vater möchte wieder heiraten. ...

„Du hast mir erzählt, dass du dich wiederfinden wolltest, aber du musstest gar nicht gehen, um dich zu finden, Chelsea. Du musstest gehen, damit ich dich finden konnte.“

Chelseas Vater möchte wieder heiraten. Und das, obwohl er seine Verlobte Sheri gerade mal zwei Wochen kennt. Chelsea ist entsetzt, sie kann ihre Mutter nicht vergessen, die vor sieben Jahren an Krebs starb. Doch dann wird Chelsea klar, dass ihr Leben seit dem Tod ihrer Mutter eigentlich gar nicht richtig stattfand. Sie beschließt, sich eine Auszeit zu nehmen, um die Liebe wiederzufinden. In Irland, Paris und in der Toskana möchte sie die drei Männer treffen, die sie während ihrer Europareise kurz vor dem Tod ihrer Mutter so glücklich gemacht haben. Ob einer von ihnen immer noch der Richtige für sie ist?

Autorin Jenn McKinlay schreibt flüssig, klar und nachvollziehbar aus Sicht ihrer Protagonistin Chelsea in Ich-Form. Anfangs wirkt Chelsea noch recht distanziert, unnahbar und steif, blieb mir daher noch etwas fremd, aber im Verlauf der Geschichte gelang es mir immer besser, mich in Chelsea und ihre Geschichte hineinzuversetzen.

Chelsea hat ein großes Problem, das ihre Schwester Annabelle auf den Punkt bringt: „Nachdem Mom gestorben ist, hast Du Dich zurückgezogen und nie damit aufgehört. Ich erkenne dich nicht mehr wieder. Du lässt keinen mehr an dich ran.“ Während andere leben, hat Chelsea bloß das Gefühl auf der Stelle zu treten. Chelsea will sich ändern: „Ich möchte die optimistische, fröhliche, abenteuerlustige Frau sein, die ich einmal war. Ich will nicht der emotionslose Zombie sein, zu dem ich geworden bin.“
Drei Männer, der irische Barkeeper Colin, der Pariser Modeschöpfer Jean Claude und Weinbauer Marcellino aus Italien gaben Chelsea auf ihrer Europareise, während der sie so glücklich war, das Gefühl, geliebt zu werden und lieben zu können. Ob die drei ganz unterschiedlichen Männer, Chelsea während ihrer Reise zurück ins Leben bringen? Und dann gibt es da noch ihren Kollegen Jason, den Chelsea eigentlich ziemlich nervtötend findet, der sich aber nun auffällig für sie zu interessieren scheint.

Findet Chelsea ihr Liebesglück? Und wenn ja mit wem und wo?
Chelseas Europatour ist ziemlich spannend, mitreißend und mit einigen Missverständnissen, Enttäuschungen, Unwägbarkeiten, Überraschungen, traurigen und rührenden Momenten, aber auch lehrreichen Erfahrungen gepflastert. Ihr Gesprächspartner hat durchaus recht, wenn er meint „Du bist so beschäftigt damit, eine Version von dir selbst zu finden, die es nicht mehr gibt, dass du verpasst, was vor deiner Nase liegt.“ Ohne Irrungen funktioniert Liebe für Chelsea nicht.
Bei aller Heiter- und Leichtigkeit hat es mich ziemlich mitgenommen zu lesen, wie es ist, mitzuerleben, wenn der Krebs geliebte Menschen immer weniger werden lässt und einem nichts übrigbleibt, als machtlos dabei zuzusehen.
Wie schwer der Verlust eines wichtigen Vertrauten wiegt, das wird in „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ sehr deutlich und eindrücklich dargestellt. Für Chelsea „sind Liebe und Verlust auf alle Zeiten miteinander verbunden, weshalb“ sie in ihrer „Liebe vorsichtiger“ ist, „aber auch tiefer“ geht.
Am Ende kommt es dann, wie es für mich von Anfang an kommen musste. Ein herzerwärmendes Finale mit Zuckerguss, das perfekt zu dieser leichten Sommerliebesromanze passt. Manchmal nicht ganz realistisch und etwas naiv, aber durchgehend unterhaltsam und optimistisch. Ein bisschen märchenhaft darf eine eine romantische, kurzweilige Liebesgeschichte ruhig sein. Mir hat diese jedenfalls gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Erschütternde Geschichte, nur phasenweise packend erzählt

Girl A
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Als Alexandra „Lexi“ Gracie erfährt, dass ihre Mutter im Gefängnis gestorben ist und Alexandra ihr Elternhaus vererbt, kommen furchtbare Erinnerungen in der jungen Frau hoch. Denn in diesem Haus wurden ...

Als Alexandra „Lexi“ Gracie erfährt, dass ihre Mutter im Gefängnis gestorben ist und Alexandra ihr Elternhaus vererbt, kommen furchtbare Erinnerungen in der jungen Frau hoch. Denn in diesem Haus wurden Alexandra und ihre Geschwister von ihren Eltern jahrelang vor der Außenwelt versteckt und gefangen gehalten. Mit 15 Jahren gelang Alexandra die Flucht. Doch vor ihrer Vergangenheit kann sie nicht davon rennen, wie sich jetzt zeigt. Sie wird immer „Girl A“ aus dem „Horrorhaus“ bleiben.

Autorin Abigail Dean schreibt flüssig aus Alexandras Sicht in Ich-Form. Sie schildert, was nach dem Tod der Mutter geschieht, erinnert sich aber auch immer wieder in Rückblenden an vergangene Zeiten. Die verschiedenen Leseabschnitte befassen sich mit den einzelnen Kindern der Familie Gracie und sind daher mit den Namen der Geschwister betitelt: 1 Lex (Girl A), 2 Ethan (Boy A), 3 Delilah (Girl B), 4 Gabriel (Boy B), 5 Noah (Boy D) und Evie (Girl C). Der letzte Abschnitt heißt „Wir alle“. Gerade anfangs hatte ich Schwierigkeiten, mich in der Handlung zu orientieren, da die Zeitsprünge für mich oft unvermittelt auftraten.


Die Kinder der Familie Gracie haben allesamt unsagbar Schreckliches miterlebt. Ihr Schicksal erschüttert. Erzählerin und Hauptfigur Alexandra arbeitet nun als Anwältin, wirkt zu Beginn bewundernswert stark, sie scheint den „Absprung“ geschafft zu haben. Nach außen zeigt sie klar, wie sie sich von ihrer Vergangenheit distanziert hat. So hat sie beispielsweise ihr blondes Haar gefärbt, denn „Ich hab keine Lust, Mutter im Spiegel zu sehen.“ erklärt sie ihrem Bruder Ethan. Im Laufe des Romans kommt heraus, wie sehr sie von den Ereignissen betroffen und geprägt ist, sie benötigt immer noch die professionelle Hilfe der Therapeutin Dr. K., um alles ertragen zu können. Auch wenn Alexandra mir unsäglich leid tat, erreichte sie mich nicht richtig, blieb mir über weite Strecken fremd. Wie unterschiedlich und individuell die Figuren auf ihr Schicksal, das Trauma reagieren, wird eindrücklich und deutlich geschildert, dennoch entwickelte ich kaum Bezug zu den verschiedenen Charakteren, fühlte mich mehr wie eine neutrale Beobachterin.

Grundsätzlich hat die Autorin mit dem Aufbau des Buchs für mich alles richtig gemacht. Durch die Rückblenden wird immer klarer, was wirklich geschah. Erschreckendes, Unvorstellbares und Unerwartetes tritt dabei zutage. Ein rätselhaftes Puzzle fügt sich nach und nach zusammen. Dennoch war ich von der erschütternd Story nicht durchgehend gepackt, teilweise empfand ich sie gar als langatmig. Der Funke wollte einfach nicht so recht überspringen. Für mich ist der Roman weniger Thriller als Familientragödie.
Abigail Dean hat etwas zu erzählen, der Stoff ihres Debüts ist mehr als beachtenswert, aber leider nutzt sie ihre erzählerischen Möglichkeiten nicht optimal aus und schaffte es so nicht, mich durchgehend zu fesseln. Lesenswert, aber nicht herausragend.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Von einer besonderen Gabe, vielen Tieren und dem, was alles zusammenhält: spannend, witzig, mit wichtiger philosophischer Botschaft

Evie und die Macht der Tiere
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„Güte ist wie ein Bumerang. Sie kommt zu einem zurück, weil man sie zuvor in die Welt geschickt hat. Deine guten Taten wurden mit Güte vergolten.“

Evie ist kein normales Mädchen. Sie hört Tiere denken, ...

„Güte ist wie ein Bumerang. Sie kommt zu einem zurück, weil man sie zuvor in die Welt geschickt hat. Deine guten Taten wurden mit Güte vergolten.“

Evie ist kein normales Mädchen. Sie hört Tiere denken, was sie ziemlich in die Bredouille bringt. Denn schließlich kann sie ja ihr Wissen nicht einfach ignorieren. Also befreit sie kurzerhand das Schulkaninchen aus seinem viel zu engen Käfig, was natürlich nicht unbemerkt bleibt. Gerade noch kann ihr Vater einen Schulausschluss abwenden. Evie verspricht, sich in Zukunft zurückzuhalten. Doch dann kommt es im Zoo zu einem Zwischenfall in einem Löwengehege und Evie schreitet erneut ein. Evies Rettungsaktion macht einen gefährlichen Gegner auf sie aufmerksam und der hat ganz eigene Pläne mit dem besonderen Mädchen.

Bestseller-Autor Matt Haig schreibt flüssig, mit Humor und für Kinder gut verständlich. Er bringt wichtige Botschaften klar auf den Punkt und kreiert dabei phantasievoll auch eigene Begriffe wie „denk-sagen“.
Sehr treffend sind Emily Gravetts Illustrationen. Sie sind grau und recht blass, aber strukturiert und aussagekräftig. Vor allem die größeren Bilder bestechen durch viele spannende, motivierende Details.
Die Schrift ist normal groß, der Zeilenabstand etwas weiter als Standard. Die Geschichte ist für Leser ab zehn Jahren geeignet, aber auch jüngere Kinder ab sieben Jahre, für die der Textumfang zum Selberlesen noch zu groß ist, werden beim Vorlesen von der Handlung sicherlich angesprochen werden.

Evie ist eine wirklich außergewöhnliche Hauptfigur mit einer herausragenden Gabe. Sie wirkt bescheiden, möchte nicht auffallen. Granny Flora warnt ihre Enkelin: „Aber manchmal im Leben ist es besser, wenn man nicht zu schlau ist. Das kann einem nämlich jede Menge Ärger einbringen. Es gibt Dinge, die du besser nicht weißt. Und Stimmen, die du besser nicht verstehst. Also bitte, hör auf damit. Es soll dir nicht ergehen wie mir und wie deiner Mutter. Du sollst ein normales Leben führen.“ Evie bemüht sich sehr, sich an den Rat zu halten, doch verfügt sie zudem über ein sehr ausgeprägtes Mitgefühl für andere und besondere Güte. Das lässt sich nicht einfach abschalten…
Auch Granny Flora, die ebenso die „Gabe“ hat und Ramesh, der etwas anders als andere Kinder ist und nicht ganz den Konventionen entspricht, sind originelle Figuren. Und mit Mortimer J. Mortimer gibt es einen klassischen Bösewicht und Gegenspieler wie aus dem Bilderbuch.

Spannend ist das Abenteuer, in das Evie aufgrund ihrer Fähigkeit gerät, zweifelsohne. Aber „Evie und die Macht der Tiere“ ist auch definitiv ein Buch zum Nachdenken, über Zusammenhänge des Lebens, der Menschen und der Tiere. So heißt es: „Alles hängt mit allem zusammen“ erklärt Granny Flora. „Es ist wie ein riesiges Puzzle des Lebens. Jedes Teilstück hängt von den anderen ab und fügt sich in sie ein. Und zusammengehalten wird alles durch eine gewaltige Energie. Wir Menschen haben kein Wort dafür. Aber andere Tiere haben eins. Sie nennen es Dawa. Dawa gleicht einem Fluß, der durch alles hindurchfließt und alles miteinander verbindet.“
Evie lernt, sich auf andere zu konzentrieren, in sie hineinzusehen, sich in sie hineinzuversetzen, sie versucht gar, sie selbst zu werden. Das ist im echten Leben sicher auch eine gute Idee und hilft, einander besser zu verstehen. Und auch wenn es für Evie anfangs noch schwierig ist, in andere hineinzuhören, bringt es Granny Flora auf den Punkt und macht Evie Mut. „Alles scheint unmöglich, bevor man es beherrscht.“
Güte und Mitgefühl sind keine Sackgasse, das begreift Evie schnell und verdeutlich es den Lesern mit ihrer Geschichte sehr eindrücklich
Nebenher erfährt man interessante Fakten über Tiere, wie dass die Augen eines Elchs im Winter blau sind oder dass Tintenfische drei Herzen haben.
Mitunter mutet die Geschichte natürlich etwas märchenhaft und naiv an, was sicherlich genauso gewollt ist. Sie sensibilisiert für die wichtigen Dinge im Leben, zeigt, dass es immer richtig ist, Verantwortung für andere zu übernehmen und dass wir letztendlich alle im selben Boot sitzen.
Unterm Strich ein wirklich gelungenes Kinderbuch über Tiere, Freundschaft, eigene Stärken, Verantwortung, Rücksichtnahme und größere Zusammenhänge. Absolut lesenswert.

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