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Veröffentlicht am 12.05.2021

Unterhaltsames Hörspielabenteuer mit spannendem Krimirätsel und viel Witz

Die Schule der magischen Tiere ermittelt - Hörspiele 3: Der Kokosnuss-Klau
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Es tropft durchs Dach in Eddies Zimmer. Eddies Eltern brauchen daher dringend Geld für eine Hausrenovierung und hoffen, dass sie bei einer Ausstellung das teure Gemälde „Die Kokosnuss“ verkaufen können. ...

Es tropft durchs Dach in Eddies Zimmer. Eddies Eltern brauchen daher dringend Geld für eine Hausrenovierung und hoffen, dass sie bei einer Ausstellung das teure Gemälde „Die Kokosnuss“ verkaufen können. Doch dann wird ausgerechnet dieses Gemälde gestohlen. Zum Glück hat Eisbär Murphy als Detektiv schon Erfahrung und nimmt sich des Falls an. Ob er zusammen mit den magischen Tieren und ihren menschlichen Gefährten das Bild wiederfindet?

Die Geschichte ist als Hörspiel mit ganz vielen unterschiedlichen Stimmen und Geräuschen abwechslungsreich und lebendig umgesetzt. Eine Erzählerin fasst für die Hörer präzise zusammen, was alles passiert. Dank der kindgemäßen, unkomplizierten Sprache ist das Ganze für Kinder ab vier Jahren problemlos zu verstehen.

Wie die „große Schwester“ „Die Schule der magischen Tiere“ besticht diese Reihe ebenso durch die herrlich liebenswerten Figuren. Ein Eisbär, der ermittelt, wo gibts denn sowas? Die magischen tierischen Freunde sind wirklich einzigartig. Schildkröte Henrietta zum Beispiel, die gerade erst lesen lernt, ist immer für einen Lacher gut. Beharrlich verwechselt sie Kokosnuss mit Schokokuss. Ein neues Abenteuer mit der bunten Tier- und Kindertruppe ist für meine Kinder fast wie Freunde treffen, so vertraut sind ihnen die Figuren schon.

Mein Sohn besucht die erste Klasse und ist ein großer Fan der Erstlese-Reihe „Die Schule der magischen Tiere ermittelt“. Die Geschichten sind für Erstleser sehr motivierend, mit rätselhaften Detektivfällen und tierischen Ermittlern. Rätsel und Tiere, das spricht Kinder grundsätzlich an.
Da war ich natürlich gespannt, ob das als Hörbuch ohne die typischen ausdrucksstarken Bilder der Bücher auch funktionieren kann. Und das tut es erstaunlich gut. Ein sehr unterhaltsames, lustiges, spannendes Hörspiel mit vielen Stimmen, Geräuschen und motivierender Musik. Die Zuhörer lernen ganz nebenbei beispielsweise verschiedenen Ausdrücke für Geld kennen oder erfahren, dass es ein berühmtes Bild mit Regenschirm im Zimmer gibt, „Der arme Poet“, das ein bisschen an Eddies tropfendes Zimmer erinnert. Am Ende gibts noch ein kniffliges Geräuscherätsel, da können die Hörer gleich überprüfen, ob sie selbst gut aufgepasst haben und gute, aufmerksame Detektive abgeben würden.
Dieses Hörbuch macht bei den Zuhörern garantiert Lust darauf, noch mehr Geschichten rund um die Reihe kennenzulernen. Der fetzige Titelsong kam bei meiner fünfjährigen Tochter besonders gut an, da musste sie gleich mitsingen. Wir können die Reihe auch als Hörbuch uneingeschränkt empfehlen.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Ruhiger cosy Krimi mit angenehmer Nordsee-Atmosphäre

Nordwesttod
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Anna Wagner hat bisher bei der Polizei in München gearbeitet. Nun soll sie in Sankt Peter Ording im Fall einer vermissten jungen Frau ermitteln. Nina Brechtmann, die aus einer Hoteliersfamilie stammt, ...

Anna Wagner hat bisher bei der Polizei in München gearbeitet. Nun soll sie in Sankt Peter Ording im Fall einer vermissten jungen Frau ermitteln. Nina Brechtmann, die aus einer Hoteliersfamilie stammt, sich aber in letzter Zeit für den Umweltschutz stark gemacht hat und sich von ihrer Familie entfremdet hat, ist spurlos verschwunden. Gemeinsam mit Hendrik Norberg, dem neuen Leiter der Polizeidienststelle Sankt Peter Ording versucht Anna Wagner herauszufinden, was mit Nina geschah.

Der Schreibstil der Autorin Svea Jenssen ist gut verständlich, recht flüssig und leicht lesbar. Jenssen erzählt abwechselnd in der dritten Person aus der Sicht von Anna Wagner, Hendrik Norberg und weiterer vom Fall betroffener Personen. Es geht sowohl um das Berufs- als auch um das Privatleben der beiden Polizisten.

Die Hauptpersonen Hendrik Norberg und Anna Wagner orientieren sich gerade beruflich neu. Norberg hat vor kurzem seine Frau Kathrin verloren und seine Tätigkeit bei der Mordkommission in Itzehoe aufgegeben, um bei der Schutzpolizei in Sankt Peter Ording zu arbeiten. Er hofft, sich so mehr um seine beiden Söhne Lasse und Finn kümmern zu können. Norberg und sein Sohn Lasse leiden sehr unter dem Verlust von Kathrin und kommen aktuell nicht gut miteinander aus, was Hendrik natürlich schwer zu schaffen macht.
Auch Anna Wagners Leben hat sich nach der Scheidung von ihrem Mann grundlegend verändert. Der neue Job soll für sie einen Neuanfang bringen.
Hendrik Norberg wirkt zunächst auf andere recht unterkühlt, Anna Wagner macht es ihren Mitmenschen mit ihrer offenen Art da deutlich leichter. Sie gibt sich unkompliziert und pragmatisch, nimmt die Dinge wie sie sind, hadert nicht mit ihrem Schicksal. Hendrik schon. So unterschiedlich sie sind, wirken doch beide auf ihre Art sympathisch. Ganz zögerlich lässt sich Hendrik auf die neue Kollegin ein und die beiden beginnen, gemeinsam zu ermitteln und aufeinander einzugehen. Auch wenn sie noch nicht viel Zeit miteinander verbringen, passen sie irgendwie zusammen. Diese sanfte Entwicklung einer Beziehung zwischen den Figuren, die ganz eigene Dynamik zwischen beiden, wird einfühlsam und nachvollziehbar geschildert. Dass die beiden auch in ihrem Privatleben dargestellt werden, das macht sie für mich „plastischer“.

Atemberaubend spannend und blutrünstig geht es in diesem cosy Krimi nicht zu. Das Erzähltempo ist sehr ruhig, fast gemütlich. Das Rätsel des Falls umfasst die Person Nina. Wo steckt Nina bloß? Gleichzeitig möchte man als Leser mehr von dieser jungen Frau wissen. Die Fragen, wer sie genau war, was sie tat und wie sie sich verhielt, führen näher zu ihrem Verbleib. Die Zahl der Personen, die in den Fall verwickelt ist, ist angenehm überschaubar und überfordert nicht.
Am Rande werden zudem aktuelle Probleme bei der Bebauung von Tourismusgebieten thematisiert, dieser Bezug zur Realität gefiel mir.
Ein wenig mehr Action hätte dem Plot nicht geschadet. Die Handlung hält zudem wenige Überraschungen bereit, die Aufklärung ließ sich schon recht früh erahnen. Dennoch habe ich den langsamen, leisen und stimmigen Krimi recht gerne gelesen. Er spiegelt für mich passend die unaufgeregte, ruhige Atmosphäre im hohen Norden wider. Hier dauert es manchmal einfach, bis sich die Leidenschaft zeigt, aber sie ist bei den Protagonisten schon zu spüren. Kein raffinierter packender Psychothriller mit Krawall, aber ein solider, nachvollziehbarer Krimi vor ansprechender Kulisse mit Figuren, die durchaus Potential haben. Ich bin sehr neugierig, wie sich die Zusammenarbeit der beiden Ermittler noch weiterhin gestalten wird.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Ein bisschen Hogwarts und „Schule der Magischen Tiere“, dazu eine Prise Tierwandler und ganz viele atemberaubende, individuelle Talente

School of Talents 1: Erste Stunde: Tierisch laut!
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„Den Rest des Unterrichts starrte sie an die Tafel und kämpfte mit den Tränen. Dabei tat sie so, als ob sie die Fliegen auf der Fensterbank nicht streiten hören konnte. Wieder mal. Wie immer gab sie vor, ...

„Den Rest des Unterrichts starrte sie an die Tafel und kämpfte mit den Tränen. Dabei tat sie so, als ob sie die Fliegen auf der Fensterbank nicht streiten hören konnte. Wieder mal. Wie immer gab sie vor, ein normales Mädchen zu sein. Ein absolut durchschnittliches Mädchen, für das Fliegen nur summten, Frösche quakten und Hunde bellten.“

Alva hat es nicht leicht. Sie kann alle Tiere sprechen hören und sich dann gar nicht mehr richtig konzentrieren. Kein Wunder, dass andere Leute sie da oftmals als „merkwürdig“ empfinden. Nichts wünscht sich Alva mehr, als ein normales Mädchen zu sein. Von ihrem Onkel Thomas erfährt Alva Hochinteressantes: Ihr Onkel ist Schulleiter einer ganz besonderen Schule, der „School of Talents“. Alle Schüler haben dort ganz verschiedene außergewöhnliche Fähigkeiten. Onkel Thomas schlägt vor, dass auch Alva seine Schule besucht. Alva kann sich mit diesem Gedanken erst nicht recht anfreunden, sie möchte ihre Familie nicht verlassen. Die Zeit auf der Schule entwickelt sich dann aber ganz anders als das Mädchen erwartet hat.

Autorin Silke Schellhammer erzählt aus Alvas Sicht in der dritten Person. Die Geschichte liest sich für Kinder gut verständlich, flüssig und lebendig.
Simona Ceccarelli liefert zum Text entsprechende Bilder. Wie in der Vorstellungsseite deutlich erkennbar, sehen ihre Figuren sehr unterschiedlich und individuell aus, manche niedlich, manche streng, andere etwas seltsam und witzig. Die schwarz-weiß Bilder passen auf jeden Fall zur Geschichte. Es hätten für meinen Geschmack ein wenig mehr sein können, aber dennoch motivieren und unterhalten die Illustrationen. Das Buch eignet sich für Leser ab acht, neun Jahren und beim Vorlesen für Zuhörer ab sechs.

Dass auf einem Internat für Schüler mit besonderen Fähigkeiten keine „normalen“ Charaktere vorkommen, ist selbstverständlich. Da treffen sehr viele außergewöhnliche Figuren aufeinander. Protagonistin Alva kann Tiere sprechen hören. Ein Talent, um das sie wohl viele beneiden würden. Doch wenn man genauer nachdenkt, ist es gar nicht einfach, permanent im Hintergrund Tiergespräche zu vernehmen. Meine Mitleser und ich konnten gut verstehen, dass Alva anfangs ihr Talent eine Last ist und sie nur die negativen Seiten dieser Fähigkeit sieht. Alva fühlt sich wie eine Außenseiterin und hat Angst, dass alle anderen sie für verrückt halten. Erschwerend kommt hinzu, dass Alvas kleiner Bruder Carlos hochbegabt ist und und sogar die gleiche Klasse wie Alva besucht, obwohl er viel jünger ist. Das trägt nicht gerade zu Alvas Selbstbewusstsein bei. Auf der School of Talents erfährt Alva, dass ihr lästiges Talent aber auch eine positive Kehrseite hat.
Die Liste der weiteren interessantesten Charaktere ist lang: Onkel Thomas wirkt auf seine Mitmenschen nicht sehr einnehmend. Er kann Gedanken lesen. Das ist etwas, das seinen Umgang mit Menschen natürlich immer prägt. Dann gibt es auf der Schule noch Mala, die Wasser mehr oder weniger beherrscht, Tierwandler Jonas, die extrovertierte Lehrerin Frau Molina und viele weitere „begabte“ Schüler. Bei dieser Menge an originellen Figuren mit Superheldenpotential wird es garantiert nicht langweilig.

Wie wird es Alva auf der Schule ergehen? Welche geheimnisvollen Fähigkeiten haben die anderen Schüler? Was haben die Landvermesser auf der Schulinsel zu suchen? Und gibt es auf der Insel wirklich einen Schatz?
Schon der Schauplatz der Geschichte, ein Internat auf einer Insel hinter einer Wand aus Nebel ist so spannend wie die Handlung selbst. Meine Mitleser und ich waren von Alvas erstem Abenteuer auf der School of Talents jedenfalls gleich gepackt, wir haben mit ihr gerätselt und gezittert. Alva erlebt nicht nur ein turbulentes Abenteuer, sondern auch, wie es ist, Freunde zu haben. Und obwohl auf der School of Talents Vielseitigkeit normal ist, wird Alva langsam klar, dass sie ein außergewöhnliches Mädchen ist und dass ihre unbequeme Fähigkeit eben auch ein besondere Gabe ist.
Der Humor wird hier ebenfalls nicht vernachlässigt, das liegt auf der Hand. Die Schüler der School of Talents müssen noch lernen, ihre Fähigkeiten zu beherrschen. Noch sind sie aber dazu nicht immer in der Lage. Das führt zu einigen absurden und witzigen Situationen. Gespräche mit einem Gedankenleser beispielsweise enthalten natürlich auch allerhand komisches Potential.

Uns hat dieses packende, geheimnisvolle, magische und komische Schulabenteuer der etwas anderen Art sehr gut gefallen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Alva und ihren neuen Freunden. Für alle Fans von Harry Potter, „Der Schule der magischen Tiere“ und den „Tierwandlern“ ein besonderes Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Leinen los! Phantasievolles Meeresabenteuer mit ganz besonderen Superhelden

Rick Nautilus - SOS aus der Tiefe
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Rick Nautilus lebt mit seinen Freunden der Ozeanerin Ava und Emilo, der aus einer Piratenfamilie stammt, auf dem U-Boot Nautilus. Eines Tages fischen die drei aus dem Meer eine Flaschenpost mit einer eindeutigen ...

Rick Nautilus lebt mit seinen Freunden der Ozeanerin Ava und Emilo, der aus einer Piratenfamilie stammt, auf dem U-Boot Nautilus. Eines Tages fischen die drei aus dem Meer eine Flaschenpost mit einer eindeutigen Botschaft: „SOS“ steht auf dem kleinen Zettel im Inneren der Flasche. An der Flaschenpost ist ein Faden befestigt, der in die Tiefe des Meeres führt. Unten stoßen die Freunde auf eine erstaunliche Kolonie. Und die Bewohner dieser Meeresunterwelt brauchen ganz dringend Hilfe....

Ulf Blanck erzählt in kindgerechter, klarer und recht einfacher Sprache. Es fiel meinen Mitlesern und mir überhaupt nicht schwer, uns auf die Geschichte einzulassen.
Zum Vorlesen eignet sich das Abenteuer für Kinder ab fünf Jahren. Zweitklässler, Mädchen und Jungen ab acht Jahren, werden die Geschichte sicher schon selbstständig bewältigen können. Die Schrift im Buch ist zur besseren Lesbarkeit etwas größer gedruckt, der Zeilenabstand ein weniger breiter. Timo Grubings ansprechende, lebendige, comicartige Illustrationen motivieren die jungen Leser zusätzlich.

Die drei Hauptfiguren sind richtige Superhelden, für Kinder sicher Vorbilder, denen sie gerne nacheifern würden. Der namensgebende Rick Nautilus ist ein Technik-Freak und dazu ganz schön clever und abenteuerlustig. Ozeanerin Ava spricht die Sprache der Meeresbewohner, ihre Beine verwandeln sich in einen Fischschwanz, sobald sie Wasser berührt. Piratensohn Emilio ist sehr mutig, fürchtet nichts und niemanden. An kreativen Einfällen, wenn es darum geht, sich aus Bredouillen zu befreien, mangelt es ihm nicht. Vermutlich wird jeder Leser unter den Figuren eine Lieblingsfigur haben, mit der er sich besonders gut identifizieren kann. Das macht den Reiz der Geschichte aus.

Was ist denn in der Tiefe des Meeres nur los? Werden Rick und seine Freunde dabei helfen können, die Unterwasserbewohner in Sicherheit zu bringen und die drohende Gefahr für die Zukunft abzuwenden?
Extrem aufregend, was sich da unten alles ereignet! Bei ihrer Rettungsaktion stoßen die Kinder auf eine unbewohnte Insel und auf alte Bekannte von Ava, mit denen überhaupt nicht gut Kirschen essen ist. Es geht Schlag auf Schlag, langweilig wird es mit Rick Nautilus nicht. Im Gegenteil die Leser brauchen verdammt starke Nerven.
Für uns ein gelungener Reihenauftakt mit außergewöhnlichen Superhelden, viel Phantasie und jeder Menge Nervenkitzel. Wer von den unendlichen Weiten der Ozeane fasziniert ist, wird Rick Nautilus mögen. Für uns war es definitiv nicht der letzte Band der Reihe.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Wie ein Roboter Schule und Menschsein erlebt: Schräge, witzige und intelligente Geschichte

Undercover Robot – Mein erstes Jahr als Mensch
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Dotty ist ein Roboter und Teil eines hochgeheimen Projekts. Sie soll ein Jahr lang wie eine normale Schülerin zur Schule gehen und dabei unerkannt bleiben. Wenn sie das schafft, winken ihrem Entwicklerteam ...

Dotty ist ein Roboter und Teil eines hochgeheimen Projekts. Sie soll ein Jahr lang wie eine normale Schülerin zur Schule gehen und dabei unerkannt bleiben. Wenn sie das schafft, winken ihrem Entwicklerteam 100 Millionen Dollar Preisgeld und Dotty wird der berühmteste Roboter der Welt. Doch so einfach ist es für einen Roboter trotz hochtechnisierter Software nicht, die menschlichen Gepflogenheiten und Sitten anzunehmen. Ob Dotty den Preis letztendlich gewinnen wird?

Autor David Edmonds schreibt ich Ich-Form aus der Sicht Dottys. An ihrer Sprache ist deutlich zu erkennen, dass Dotty eine ganz besondere Spezies ist. Sie analysiert zum Beispiel genau den Grauhaaranteil oder den Grad eines Lächelns in Prozentangabe und leitet daraus Folgen ab. Von ihrem ersten Tag erzählt sie beispielsweise sehr sachlich wie folgt:
„Das war nicht die Bilanz, die ich mir erhofft hatte. Ich musste 246 Minuten meines ersten Schultags in einer Nische mit hohen Trennwänden nachsitzen. Meine Quote für schlechtes Betragen war um 991 Prozent übertroffen und ich hatte null Freundschaftspunkte zu verzeichnen.“
Das Buch enthält ungewöhnlicherweise keine Illustrationen. Nur am Ende ist ein einziges Bild von Dotty abgedruckt. Leser ab zehn Jahren dürften den Inhalt der Geschichte selbstständig erlesen und erfassen können, einige Fragen werden dabei vermutlich bleiben, aber das ist auch beabsichtigt.

Die Namen, die sich Edmonds für seine Figuren ausgedacht hat, sprechen für sich: Nerd Martin heißt mit Nachnamen Strange, der stellvertretende Schulleiter ist Mr. Second und Naturwissenschaft unterrichtet Miss Cause.
Dotty ist eine sehr amüsante Hauptfigur, ein „Nerd-Bot“. Auch wenn sie über ihre Software an unendlich viel Wissen gelangt, ihr kaum etwas in ihrem Umfeld entgeht, fehlt ihr etwas ganz entscheidendes für den Umgang mit anderen: Menschlichkeit! Für Dotty sind Menschen ein Mysterium:
„Aber die Frage, was Menschen glücklich macht, verwirrte mich immer noch. Die menschliche Natur ist so unlogisch, so widersprüchlich, dass sie den schlausten Supercomputer mit künstlicher Intelligenz verwirren würde. Ich muss das wissen – denn ich bin (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) der schlauste Supercomputer mit künstlicher Intelligenz, der je gebaut wurde, und ich finde Menschen rätselhaft.“
Eben weil Dotty nicht weiß, wie Menschen sich gemeinhin verhalten, tritt sie immer wieder in Fettnäpfchen und ignoriert Konventionen, das sorgt für sehr viele lustige, skurrile, aberwitzige Momente. Dotty ist nicht wie wir, erinnert in ihrem Benehmen ein wenig an Sheldon Cooper, aber trotzdem oder gerade deswegen konnten meine Mitleser und ich nicht anders als sie zu mögen.


Ob Dotty ein Jahr lang unentdeckt bleibt? Diese spannende Frage bestimmt große Teile der Handlung und lässt die Leser kräftig mitfiebern. Gegen welche unausgesprochenen Regeln wird Dotty wohl als Nächstes verstoßen und sich in die Bredouille bringen, ohne selbst zu verstehen, warum? Auch in der Hinsicht darf man sich als Leser auf einiges gefasst machen. Für Dotty ist der Schultag wie ein Minenfeld.
Klar, dass beim Thema des Buchs die Frage aufkommt, was Menschsein eigentlich ausmacht. Da geht es im Buch mitunter ganz schön philosophisch, vielleicht manchmal ein bisschen zu philosophisch und langatmig zu. Aber nur ganz selten. Und es ist durchaus erhellend zu lesen, was beispielsweise Dottys „Papa“ Professor Katnip über menschliche Eigenarten zu sagen hat:
„Menschen finden nämlich immer Wege, ihr Verhalten zu rechtfertigen. Egal was sie tun. Wir sind berüchtigt für Unehrlichkeit mit uns selbst.“ Und Dotty selbst beobachtet scharfsinnig: „Interessant. Die Menschen versuchen also nicht nur, uns Roboter so zu bauen, wie sie selbst sind, sondern sie versuchen auch, sich selbst so zu verändern, dass sie Ähnlichkeit mit uns haben. Sie verleihen sich selbst übermenschliche Fähigkeiten... man könnte auch sagen, Roboterpower.“
Wer das Buch mit Kindern liest, wird sich möglicherweise bald in unerwartet faszinierende, tiefgründige Diskussionen verwickelt sehen. Denn auch wenn das alles vielleicht ganz abgehoben klingen mag, beobachten und erkennen Kinder intuitiv oft viel mehr, was menschliches Verhalten ausmacht, als man ihnen als Erwachsener zutraut. Ihnen wird Dottys erstaunliche Entwicklung, die Davis Egmonts so nachvollziehbar schildert, nicht verborgen bleiben.
Zum Schluss nimmt die Handlung ziemlich Fahrt auf und alles steuert auf ein stimmiges, überzeugendes Happy End zu. Uns hat diese ungewöhnliche, komische, aber durchaus auch ernste Geschichte ziemlich beeindruckt. Wer witzige Geschichten zum Nachdenken mag, wird Dottys sehr mögen.

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