Vielversprechender Auftakt: ein bisschen Harry Potter, noch mehr Magie und ganz viel Spannung
Akademie Fortuna - Wenn Wahrsagen so einfach wäreAnnivarsary Fortune, genannt Sorry, ist aufgeregt. Endlich wird sie die Akademie Fortuna, die Schule für Wahrsagerei, besuchen. Als Tochter der Schulleiterin steht sie unter besonderer Beobachtung und ...
Annivarsary Fortune, genannt Sorry, ist aufgeregt. Endlich wird sie die Akademie Fortuna, die Schule für Wahrsagerei, besuchen. Als Tochter der Schulleiterin steht sie unter besonderer Beobachtung und unter großem Druck. Von ihr werden selbstverständlich gute Leistungen erwartet. Leider hatte Sorry bisher noch nie eine „große Vision“, sie kann nur voraussehen, was sich in ein paar Sekunden ereignen wird, kleinere Unfälle im Alltag, aber keine wegweisenden Voraussagen. Das darf aber niemand wissen. Wie soll sie da an der Schule bestehen können? Die Sterndeuterfamilie Astra wittert ihre Chance, endlich die Schulleitung übernehmen zu können. Und dann taucht auch noch unvermittelt ein neuer Schüler auf, Ben Dulum, ein Nekromant. Seit Jahren gab es keinen Nekromanten mehr an der Schule, denn Nekromanten gelten als geächtet, nachdem ihr Oberhaupt vor Jahren versuchte, alle anderen Wahrsager gegeneinander aufzubringen und die Herrschaft zu übernehmen. Sorry sollte Ben eigentlich meiden, doch der lässt sich davon nicht beirren. Auch Hausmeistertochter Missy Harp, eine Nichtseherin, schließt bald Freundschaft mit Sorry.
Sarah M. Kempten schreibt humorvoll, unkompliziert und recht verständlich. Für ihre Figuren hat sie sich besonders originelle Namen ausgedacht wie Euphoria Fortune, Crystal Glass oder Estrella Taurus, die oft voller Anspielungen stecken. Die Namen machen Spaß, verwirren aber jüngere Leser, die kein Englisch können, sicher ein wenig. Daher ist das Buch frühestens für Leser ab zehn Jahren zu empfehlen.
Die Aufmachung des Buch ist sehr ansprechend. Das Cover mit den Hauptfiguren in der Mitte ist ein Hingucker, wirkt sowohl düster und geheimnisvoll, hat aber auch helle, freundliche Aspekte. Alicia Räths Illustrationen sind sehr individuell. Sie geben die Grundstimmung und die Emotionen der Figuren treffend wieder. Es macht Spaß, sie genauer zu betrachten.
Sorry kann einem anfangs nur leid tun, meine Mitleser und ich konnten uns rasch mit ihr identifizieren. Sie hat eine für den Alltag äußerst praktische Fähigkeit. Ihre Visionen kleiner Alltagsunfälle kann verhindern, dass sich Leute verletzen. Aber diese Gabe gilt in der Akademie nichts. Sie soll sie gar verstecken. Klar, dass sie da über kein Selbstbewusstsein verfügt und in ständiger Angst lebt, entlarvt zu werden. An ihren Vater erinnert sich Sorry gern: „Jede Vorhersage ist ein Wunder“, hatte er Sorry getröstet, wenn sie es wieder einmal nicht geschafft hatte, eine große Vision heraufzubeschwören. „Jede deiner Vision wichtig: egal wie klein. Und wer weiß: Vielleicht bist du ja die Begabteste von allen.“ Doch leider ist ihr Vater tot und nun hat Sorry niemanden mehr, der an sie glaubt. Die Bekanntschaft zu Hausmeistertochter Missy Harp kommt gerade recht. Missy, die ziemlich tollpatschig ist, der ein Missgeschick nach dem anderen passiert und die lieber in der Akademie herumstreunt, anstatt in die Schule zu gehen, erkennt sofort, dass Sorrys Talent besonders ist und Unglück verhindern kann. Sie bestärkt Sorry. Und dann ist da auch noch der geheimnisvolle Ben, der Außenseiter mit dem Pendel, den Sorry mehr mag als sie dürfte.
Mitschülerin Estrella Taurus erweist sich bald als Sorrys Feindin. Sie sieht wie ihre gesamte Familie auf Sorry herab und lässt keine Gelegenheit aus, Sorry zu demütigen.
Ein wirklich interessantes Setting mit originellen Personen hat Autorin Sarah M. Kempen da konstruiert. Ähnlichkeiten mit Harry Potter sind unverkennbar. Hier gibt es keine verschiedenen Häuser wie Gryffindor oder Slytherin, dafür treten aber Vertreter der verschiedene Wahrsagedisziplinen wie Visionismus, Astrologie oder Chiromantie in Konkurrenz zueinander. Und Estrella Taurus erinnert mit ihrer unangenehmen Arroganz stark an Draco Malfoy, der ebenso stark unter dem Einfluss seines dominanten Vaters steht wie Estrella.
Ganz schön aufregend geht es in Sorrys Leben zu. Wird jemand hinter Sorrys Geheimnis kommen? Schaffen es die Taurus mit ihren Intrigen, an die Schulleiterstelle zu kommen? Und wer ist Ben Dulum wirklich und was hat er vor?
„Akademie Fortuna- Wenn Wahrsagen so einfach wäre“ ist eine packende Geschichte über eine starke Freundschaft, die nicht sein soll, mit viel Magie und Figuren, die mitreißen. Kein neuer Harry Potter, aber der gelungene, unterhaltsame Auftakt einer vielversprechende Reihe. Das Buch endet mit einem extremen Cliffhanger, der es mir und meinen Kindern ganz und unmöglich macht, die Fortsetzung nicht zu lesen.