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Veröffentlicht am 30.01.2021

Von Dosenöffnern, Zeitungsknüllern und großen kleinen Geschichten - unterhaltsamer Wohlfühlroman mit viel Humor

Die Erfindung des Dosenöffners
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Timur Aslan ist 20 und arbeitet als freier Mitarbeiter bei einer Lokalzeitung. Besonders erfüllend findet er es nicht, über Hühnerzüchter oder Kegelvereine zu berichten. Er hofft, ein Volontariat bei ...

Timur Aslan ist 20 und arbeitet als freier Mitarbeiter bei einer Lokalzeitung. Besonders erfüllend findet er es nicht, über Hühnerzüchter oder Kegelvereine zu berichten. Er hofft, ein Volontariat bei einer größeren Zeitung zu erhalten, muss sich dafür aber erst beweisen. Deshalb ist Timur auf der Suche nach einer richtig guten „großen Story“. „Annette hat ein Geheimnis“ erzählt ihm ein Rentner auf einer Veranstaltung im Vertrauen, doch das interessiert Timur zunächst nicht. Erst als sich keine weiteren Möglichkeiten für einen richtigen „Knüller“ finden, befasst sich Timur näher mit Annette, einer älteren Frau, die im Altenheim lebt. Annette, die behauptet, dass sie den Dosenöffner erfunden hat. Ob das Timurs große Story wird, die seine Karriere als Starjournalist ins Rollen bringt?

Tarkan Bagci, gerade mal Mitte zwanzig, schreibt witzig, manchmal flapsig, klar und direkt aus der Sicht seines Protagonisten Timur Aslan. Er bringt die Dinge oft erstaunlich prägnant auf den Punkt und formuliert beeindruckend treffende Passagen wie „In einem Dorf ist Stille immer romantisch, aber in der Kleinstadt ist sie irgendwie unangenehm. Die Kleinstadt ist wie das ungewollte Kind von Dorf und Großstadt, das selbst nicht weiß, wo es hingehört. Fürs Dorf zu Groß, für die Stadt zu klein. Wie ein Teenager in der Pubertät, hässlich und unentschlossen.“

Hauptfigur Timur ist unzufrieden. Er fühlt „sich schäbig“ und „schämt sich für sein Leben“. Der junge Mann glaubt, in der Kleinstadt festzustecken, die er verachtet, während all seine Freunde etwas aus ihrem Leben „machen“. Dabei weiß er genau, was er will: schreiben, aber eben nicht auf Lokalebene, sondern auf höherer. Anfangs erscheint Timur nicht besonders sympathisch, eher oberflächlich und arrogant, ihm sind Likes wichtiger als Ehrlichkeit, er legt mehr Wert auf den Schein als aufs Sein. Doch als er Annette näher kennenlernt, ändert sich seine Einstellung. Er zeigt, dass in ihm ein echt guter Kerl steckt. Irgendwie liebenswert wirkt auch sein etwas unbeholfener Vater. Und der anfangs ruppigen, distanzierten Annette und ihrem Geheimnis wollte ich sofort auf den Grund gehen. Durchaus interessante Figuren hat Tarkan Bagci für seinen Debütroman entwickelt.

Hat Annette wirklich den Dosenöffner erfunden und wie kam es dazu? Wird Timur mit seinem Artikel über Annette den Durchbruch schaffen?
Zu keiner Zeit langweilig, hat mich „Die Erfindung des Dosenöffners“ durchgehend bestens unterhalten. Als Timur beispielsweise über Modetrends und ihre Entstehung philosophiert, konnte ich gar nicht anders als ihm innerlich ein lautes, zustimmendes „Ja genau“ entgegenzuschleudern. Viele seiner Beobachtungen sind einfach nur komisch und gleichzeitig so scharfsinnig.
Für mich ist „Die Erfindung des Dosenöffners“ eine nette, lesenswerte, einfach schöne Geschichte mit origineller Grundidee, viel Humor und wichtiger Botschaft: „Jeder Mensch hat eine spannende Geschichte, wenn man sie ernst nimmt.“ Das mag harmlos und simpel klingen, ist aber bestimmt wahr. Es lohnt sich, sich mehr mit seinen Mitmenschen zu beschäftigen, sie haben viel zu erzählen. Bagci hat ein absolutes Wohlfühlbuch verfasst, das Lesevergnügen garantiert. Ein Roman für alle, die das Große im Kleinen und das Besondere im Alltäglichen sehen können oder wollen.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

Ein rätselhafter, spannender „Puzzlefall“ um illegalen Welpenhandel und einen unbekannten Vater

Die Spur zum 9. Tag
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Der zwölfjährige Bene kennt seinen Vater nicht, ist aber felsenfest davon überzeugt, dass er bei „Ärzte ohne Grenzen“ arbeitet und jeden Tag ganz viele Menschenleben rettet. Als Benes Mutter und ihr neuer ...

Der zwölfjährige Bene kennt seinen Vater nicht, ist aber felsenfest davon überzeugt, dass er bei „Ärzte ohne Grenzen“ arbeitet und jeden Tag ganz viele Menschenleben rettet. Als Benes Mutter und ihr neuer Freund Sebastian in den Urlaub nach Schweden fahren wollen, weigert sich Bene mitzukommen. Also verbringt er die Sommerferien bei seiner Oma in Duderstedt. Schon im Zug auf dem Weg dorthin lernt Bene Mia kennen. Später freundet er sich auch mit ihrem jüngeren Bruder Ole an. In Duderstedt geht es nicht so ruhig zu wie gedacht, erst beobachtet Bene sehr Verdächtiges auf dem Friedhof und dann finden die drei Kinder auch noch Hinweise, die auf illegalen Welpenhandel hindeuten. Als wäre das nicht schon genug, erfährt Bene auch noch Erstaunliches aus Mamas Vergangenheit...

Altersgemäß, witzig und gut verständlich schreibt Autorin Andrea Schomburg in Ich-Form aus Benes Perspektive. Sie formuliert oft sehr bildhaft: „Bei Oma hört man, wie die Zeit vergeht. Langsamer irgendwie als woanders. Man hört, wie ihre Zeitungsseiten rascheln und die Wanduhr tickt. Es riecht sogar langweilig, irgendwie muffig und abgestanden, nach alten Kleidern und Vergangenheit.“ Oft wirkt dieser direkte spezielle Sprachstil authentisch und lebendig, mitunter aber auch ein wenig übertrieben, immerhin soll Bene erst zwölf Jahre alt sein.
„Die Spur zum 9.Tag“ empfehle ich Lesern ab neun, zehn Jahren. Sowohl Jungen als auch Mädchen dürften sich für die dargestellten Themen interessieren. Das Buch enthält wenige hübsch gezeichnete und treffende Illustrationen von Myriam Specht, die den Text auflockern. Das Cover fällt zwar nicht besonders ins Auge ist aber sehr stimmig gestaltet. Es macht neugierig, verrät nicht zuviel und nicht zu wenig. Sehr gelungen!

Bene ist voll in Ordnung, ein unkomplizierter, netter Junge, der zu Tagträumen über seinen unbekannten Vater neigt, aber trotzdem seine Umwelt aufmerksam und scharfsinnig beobachtet. Er ist eine prima Identifikationsfigur für die Leser. Seine neue Freundin Mia erinnert nicht nur äußerlich an Greta Thunberg. Während sich Greta für den Klimaschutz engagiert, setzt sich Mia für das Wohl von Tieren ein. Wenn es um Tiere geht, versteht sie absolut keinen Spaß. Für viel Spaß sorgt dafür Mias Bruder Ole mit seinen oftmals völlig abstrusen Theorien. Ole muss man einfach mögen. Ziemlich realistisch dargestellt ist auch Benes grimmige Oma mit ihren knappen, aber sehr bestimmten Ansagen. „Sie denkt, sie tut den Leuten was Gutes“, liegt aber damit manchmal ziemlich daneben. Von Oma hatten meine Mitleser und ich sofort ein sehr deutliches Bild vor Augen. Andrea Schomburgs ausgewogene Figurenkonstellation hat uns definitiv überzeugt, sie trägt entscheidend zur Qualität des Buches bei.

Schon im ersten Kapitel erklärt Bene, dass seine Geschichte ein Puzzle ist. Und nicht nur das, Bene ist „selber ein Teil des Puzzles.“ Er ist „das Puzzleteil genau in der Mitte.“ Immer mehr einzelne Puzzleteile zusammengesetzt führen schließlich zur Lösung von Benes Puzzlegeschichte: Gibt es in Duderstedt wirklich illegalen Welpenhandel? Wer steckt dahinter? Und wird Benes Traum, seinen Vater endlich kennenzulernen, vielleicht doch Wirklichkeit?
Die Spannung steigert sich mit jedem Kapitel bis zum 9. Tag in Duderstedt.
Auch der Humor kommt dabei definitiv nicht zu kurz. Wenn Ole oder Bene mit bestechender Logik Sätze wie „Aber wahrscheinlich denkt er sich, dass er uns erstmal reinlassen muss, bevor er uns rausschmeißen kann.“ von sich geben, kann man gar nicht anders als herzlich lachen.
Ein turbulenter Krimi mit gewitztem Ermittlertrio, aufregendem Fall um Tierquälerei und illegalem Tierhandel und einem überraschendem Familiengeheimnis. Ein Buch für alle, die Rätsel und Geheimnisse mögen.

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Veröffentlicht am 28.01.2021

Vielversprechender Auftakt einer neuen Krankenschwesterreihe

Die Schwestern von St. Angelus - Der Beginn unserer Träume (Lovely Lane 1)
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Wenn es nach ihrem Vater ginge, soll die junge Irin Dana Patrick, den unangenehmen Sohn des Nachbarn, heiraten. Doch Dana setzt sich durch und wird 1953 im renommierten St. Angelus Hospital in Liverpool ...

Wenn es nach ihrem Vater ginge, soll die junge Irin Dana Patrick, den unangenehmen Sohn des Nachbarn, heiraten. Doch Dana setzt sich durch und wird 1953 im renommierten St. Angelus Hospital in Liverpool eine Ausbildung zur Krankenschwester beginnen. Ebenso wie Beth, die aus einer Militärfamilie stammt, Pammy, die im „falschen“ Stadtteil Liverpools aufgewachsen ist und Victoria, deren aristokratische Familie hochverschuldet ist. Rasch schließen die neuen Schwesternschülerinnen Freundschaft. Ob alle vier für den Beruf der Krankenschwester geeignet und den schwierigen Anforderungen der Tätigkeit gewachsen sind?

Autorin Nadine Dorries schreibt lebendig, klar und gut verständlich. Sie nimmt verschiedene Perspektiven ein, erzählt unter anderem aus Danas und Victorias Sicht.

Neben den vier Schwesternschülerin Dana, Victoria, Pammy und Beth tauchen sehr viele weitere Figuren in „Die Schwestern von Angelus - Der Beginn unserer Träume“ auf, so auch andere Angestellte wie die Reinigungskräfte oder Vorgesetzte wie die Schulleiterin Emily. Bei den zahlreichen Namen hatte ich anfangs Schwierigkeiten, die Übersicht zu behalten. Doch im Verlauf der Handlung lernte ich die einzelnen Personen besser kennen und voneinander zu unterscheiden. Bestimmte Charaktere wie Dana oder Emily waren mir sehr sympathisch, mit ihnen fühlte ich vor allem gegen Ende intensiv mit. Andere Figuren wie Patrick spielen eher unangenehmere Rollen und sorgen so für Aufregung und Spannung. Insgesamt werden die Personen recht einfach und etwas eindimensional dargestellt, aber dies ist ja der erste Teil und die Figuren haben in den Fortsetzungen noch reichlich Zeit, sich zu entwickeln.

Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden, aber später wurde ich von der Handlung ziemlich gefesselt und wollte unbedingt wissen, wie alles weitergeht: Werden die Schwestern den Herausforderungen der Krankenstationen gerecht werden? Werden sie trotz privater und beruflicher Schickssalschläge an ihrem Traum, Krankenschwester zu werden, festhalten? Finden die Schwestern schließlich auch ihr privates Glück?
Der Roman war insgesamt angenehm zu lesen und hat mich vor allem zum Schluss hin überzeugt. Mir gefallen zwar Donna Douglas Nightingaleschwestern noch ein kleines bisschen besser- immerhin kenne ich sie schon länger- aber mich hat Nadine Dorries mit ihrem Roman durchaus gut unterhalten und mir einen interessanten Einblick in ein englisches Krankenhaus der 50er Jahre gewährt. Für mich ein vielversprechender, solider Reihenauftakt, der Lust auf die Fortsetzung macht.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Sind die Eltern aus dem Haus, rocken die Kinder, aber nicht allein - wunderbar warmherzige und witzige Geschichte

7 Tage sturmfrei
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Während Mama und Papa auf Wellnessurlaub sind, dürfen die elfjährige Charlie und ihre fast volljährigen Geschwister Tom und Mira alleine zu Hause bleiben. Schon am ersten sturmfreien Tag deutet sich an, ...

Während Mama und Papa auf Wellnessurlaub sind, dürfen die elfjährige Charlie und ihre fast volljährigen Geschwister Tom und Mira alleine zu Hause bleiben. Schon am ersten sturmfreien Tag deutet sich an, dass das Haushaltsgeld der Eltern unmöglich reichen wird. Also müssen die drei irgendwie zu Geld kommen. Nur wie? Charlie hat eine ziemlich gewagte Idee und ihre Geschwister sind gleich Feuer und Flamme für ihren Vorschlag: Warum nicht während des Rockfestivals Hausgäste aufnehmen? Auf ihre Anzeige im Internet hin, meldet sich die Band HOWIES LITTLE SISTER und damit beginnt eine ganz besondere Zeit für alle Beteiligten.

Autorin Juma Kliebenstein schreibt wunderbar flüssig, witzig und locker aus Charlies Sicht. Die Leser werden direkt von Charlie angesprochen und haben dadurch sofort das Gefühl, mittendrin und Teil der Geschichte zu sein.
Barbara Jungs passende Illustrationen bringen zum Schmunzeln und motivieren zusätzlich.
Das Buch eignet sich für Leser ab neun, zehn Jahren. Jüngere Kindern ab sieben, acht Jahren lassen sich die Geschichte sicher gerne vorlesen.
Sehr gelungen ist definitiv der originelle Aufbau der Geschichte, der hat alle meine Mitleser sehr amüsiert. Los geht alles in dem Moment, als Charlies Eltern aus dem Urlaub zurückkommen. Sie entdecken danach wiederholt seltsame, verdächtige Details und fragen jedes Mal „Was um aller Welt ist denn das?“. Diesen Satz haben hier alle Kinder mitgesprochen, so gut hat er ihnen gefallen. Im folgenden Kapitel heißt es dann „Die Wahrheit über die Sache mit...“. Charlie erklärt, wie es wirklich zum entsprechenden verdächtigen Umstand kam. Das können die Kinder natürlich aber nicht zugeben und daher gibt es im Anschluss an die echte Wahrheit einen Abschnitt betitelt mit „Also das war so...“, in dem sich die Geschwister eine erlogene Erklärung, eine „alternative Wahrheit“ für die Eltern ausdenken. Das ist eine sehr unterhaltsame Art, die Geschichte zu erzählen.

Charlie ist ein ganz tolles Mädchen. Sie hat vor Jahren einen schlimmen Schicksalsschlag erleiden müssen, will sich aber nicht dadurch definieren lassen. Sie ist sympathisch, gewitzt, einfach liebenswert. Ihre Geschwister haben beide durchaus auch - ganz geschwistertypisch eben-unangenehme Eigenschaften, sind aber im Grunde total in Ordnung, so wie sie sind.
Anfangs wirken die Mitglieder der Band HOWIES LITTLE SISTER erstmal ziemlich furchterregend, sehen sie doch aus wie typische Rocker, tätowiert, langhaarig, schwarzgekleidet und etwas schmuddelig. Doch der Schein trügt. Hoagi, Frankie, Bernie, Sandy und Ralle sind ganz besondere Typen, die für einige unvergessliche Erinnerungen im Leben der Geschwister sorgen. Durch die Bank tolle Figuren hat sich Juma Kliebenstein da ausgedacht.

Werden die Eltern dahinterkommen, was in der Zeit ihrer Abwesenheit wirklich los war? Und was war überhaupt wirklich los?
Als Leser kann man gar nicht anders, als mit den Geschwistern mitzufiebern und sich mit ihnen über die vielen großartigen Momente, die sie erleben, zu freuen. Bei all den Turbulenzen kommen sich am Ende die Geschwister näher, Charlie traut sich, an Unglaubliches zu glauben, Mira wird unerwartet zur Heldin und auch Tom wird in seinem Talent bestärkt. Eine wunderbar warmherzige, witzige Geschichte mit vielen Überraschungen, die sehr großen Spaß macht.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Wird Evi die Vergangenheit ändern? Spannende Zeitreise in einem englischen Herrenhaus

Mitternacht in Charlbury House
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Während Evis Mutter mit ihrem neuen Ehemann ihre Flitterwochen in Venedig verbringt, soll Evi bei ihrer unbekannten Patentante Anna in deren angestaubtem Herrenhaus auf dem Land wohnen. Sehr willkommen ...

Während Evis Mutter mit ihrem neuen Ehemann ihre Flitterwochen in Venedig verbringt, soll Evi bei ihrer unbekannten Patentante Anna in deren angestaubtem Herrenhaus auf dem Land wohnen. Sehr willkommen fühlt sich das Mädchen dort nicht:
„So also wird mein Leben in den kommenden Tagen aussehen, dachte ich. Ich werde hier inmitten der Stille herumsitzen und altbackendes Brot essen, mit einem Totenschädel als einzige Gesellschaft.“
Aber dann kommt alles doch ganz anders, als Evi erwartet. Eines Nachts wacht sie auf und befindet sich plötzlich im Jahr 1814 und arbeitet als Dienstmädchen im Haus. Evi spürt schon bald, dass ihre Reise in die Vergangenheit mit einem Auftrag verbunden ist. Sie muss die Vergangenheit ändern, um in die Zukunft zurückkehren zu können.....

Helen Peters schreibt flüssig, lebendig und oft amüsant in Ich-Form aus Evis Sicht. Der Text ist für ausdauernde Leserinnen ab zehn Jahren geeignet und gut verständlich formuliert.
Am Anfang jeden Kapitels finden sich kleine Bilder von einer Uhr oder Grabsteinen. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Jeder Teil wird mit der gleichen Zeichnung eines historischen Hauses eingeleitet. Die sich wiederholenden Illustrationen stimmen gut auf die Atmosphäre der Geschichte ein.

In Evi, die sich plötzlich im Jahr 1814 wiederfindet, können sich die Leserinnen sicher problemlos hineinversetzen. Sie selbst wären in der Vergangenheit wahrscheinlich ebenso aufgeschmissen wie Evi und fiebern daher vermutlich rasch mit dem Mädchen mit. Evi wirkt nett und sympathisch, lernt schnell, passt sich leicht an und hat ziemlich gute Ideen. Zum Glück hat sie das patente, freundliche Dienstmädchen Polly an ihrer Seite, das ihr stets selbstlos hilft und sie in jeder Situation unterstützt. Nicht alle Figuren aus der Vergangenheit möchte man jedoch gerne persönlich kennenlernen. Im Haus wohnen einige fiese Gestalten, die Evi und ihrer Herrin Sophia das Leben schwer machen. Dass die Charaktere zu unterschiedlichen Zeiten leben und ganz verschiedene Voraussetzungen haben, macht die Personenkonstellation sehr faszinierend. Da treffen oft Welten aufeinander.

Was für eine seltsame, Furcht einflößende Vorstellung, plötzlich in der weit entfernten Vergangenheit aufzuwachen! Wird Evi am Ende, ihre komplizierte Mission erfolgreich erfüllen?
Ganz schön aufregend, was sie im Jahr 1814 alles erlebt.
„Mitternacht in Charlbury Haus“ zeigt die damaligen Zustände sehr anschaulich. Hier erfahren die Leser einiges über das Leben in einem Herrenhaus 1814, was sie sicherlich noch nicht wussten. Und das wird überhaupt nicht trocken, sondern sehr spannend und interessant in die Geschichte eingebunden vermittelt. Mir war nicht bewusst, dass die Fortschritte der Zukunft wie z.B. Wasserleitungen mit fließend warmen Wasser auf Leute damals ähnlich unwahrscheinlich gewirkt haben müssen wie „fliegende Schweine“. So empfindet das zumindest Polly. Und Evi begreift, dass ihr normales heutiges Leben mit Schule im Vergleich zu 1814 geradezu „paradiesisch“ ist.
Evi fühlt sich zwischendurch ganz schön verwirrt. Was ist Wirklichkeit und was Traum? Und die Frage, ob man die Vergangenheit ändern kann, treibt nicht nur Evi, sondern auch die Leserinnen zwangsläufig um und bringt ins Grübeln.
Eine aufregende, mitunter etwas rätselhafte Zeitreise, die auf unterhaltsame und interessante Weise auch gesellschaftliche Entwicklungen thematisiert. Mir hat das Buch gut gefallen.

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