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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2020

Ein vielfältiges Potpourri an spannenden Kurzgeschichten rund um Sandhamn

Eiskalte Augenblicke
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Wiedersehen mit Kommissar Thomas Andreasson und der Juristin Nora: In den zehn Kurzkrimis, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen, erfahren die Leser bisher Unbekanntes über die beiden Charaktere: Wie ...

Wiedersehen mit Kommissar Thomas Andreasson und der Juristin Nora: In den zehn Kurzkrimis, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen, erfahren die Leser bisher Unbekanntes über die beiden Charaktere: Wie haben sie sich eigentlich kennengelernt? Waren sie je verliebt? Wie hat sich Thomas Karriere entwickelt? Wann ist er zur Wasserschutzpolizei gegangen?...
Diese und viele weitere Fragen beantwortet Stens neues Buch. Diesmal nehmen zur Abwechslung auch einige Nebenfiguren aus den vorherigen Krimis Hauptrollen ein. So erlebt Nachbarin Signe eine unglückliche Liebe, Noras unangenehme Schwiegermutter Monica gerät unter Mordverdacht, die Tochter von Noras Freundin Eva schwebt in Gefahr und Noras Sohn Adam verbringt in Chamonix einen Luxus-Skiurlaub, der dann doch nicht ganz so positiv abläuft wie erhofft.

Ich bin ein großer Fan von Viveca Stens Kriminalromanen. Die Autorin schreibt klar und verständlich, ruhig und unaufgeregt, aber trotzdem packend. Bei der Lektüre von Stens Bücher, fühle ich mich fast so als besuche ich gute Freunde zu Hause. Ihre Figuren sind mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen, ich möchte unbedingt erfahren, wie sie und ihr Leben sich weiterentwickeln.
Dadurch dass Stens Romane immer wieder auf Sandhamn spielen, ist mir auch die Ortschaft nunmehr so vertraut, als wäre ich persönlich dort gewesen. Der Schauplatz wirkt auf mich gemütlich, ruhig und idyllisch. Viele verbringen dort ihre Ferien. Trotz der grausamen Verbrechen und ihrer mitreißenden Spannung stellen Stens Romane also irgendwie auch ein Stück Urlaub, etwas „heile Welt“ für mich dar. Zumindest äußerlich...

Stens Kurzgeschichten habe ich sehr genossen. Einige sind ganz klassische Krimis, andere überraschen durch eine unerwartete Wende, manche haben ein offenes Ende. Überall, auch da wo man es nicht erwartet, lauern Verbrechen und hinter der Fassade manch harmlos anmutender Menschen verbergen sich Abgründe. Dies machen die Texte mehr als deutlich. Die einzelne Geschichten erscheinen sehr unterschiedlich und individuell, aber ausnahmslos alle halte ich für spannend und unterhaltsam und lesenswert.

Und wieder sind mir Thomas und Nora ein Stück nähergekommen. Ich bin schon sehr neugierig auf den nächsten Fall der beiden. Diese Kurzgeschichten haben mir definitiv schon einmal die Wartezeit verkürzt.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Melancholischer Roman über eine außergewöhnliche Männerfreundschaft

Das kann uns keiner nehmen
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Hans hat es geschafft, er hat den Kilimandscharo bestiegen und hofft nun endlich, mit seiner abschließen zu können. Doch viel Zeit, in sich zu gehen und und die atemberaubende Landschaft in Ruhe zu genießen, ...

Hans hat es geschafft, er hat den Kilimandscharo bestiegen und hofft nun endlich, mit seiner abschließen zu können. Doch viel Zeit, in sich zu gehen und und die atemberaubende Landschaft in Ruhe zu genießen, bleibt ihm nicht. Denn am Rande des Kraters hat der Bayer Tscharlie bereits sein Lager aufgeschlagen. Und der ist ganz schön laut, penetrant, grob, ungehobelt und teilt politisch völlig unkorrekte Ansichten. Eine alles andere als ideale Reisebegleitung! In der folgenden beängstigenden Nacht mit Schneesturm können sich die beiden Männer allerdings nicht aus dem Weg gehen und sind unfreiwillig aufeinander angewiesen. Diese Erfahrung schweißt zusammen, danach fühlen sich beide miteinander verbunden. Schließlich unternehmen die zwei gemeinsam sogar eine Reise und Tscharlie zeigt Hans „sein Afrika“. Dabei lernen sich die ungleichen Männer immer besser kennen und erleben am Ende eine unvergleichliche Freundschaft, die genauso intensiv wie kurzlebig ist. Denn nichts währt ewig und schon gar nicht das Leben....


Matthias Politycki hat einen ganz eigenen Schreibstil, besonders, interessant, aber nicht unbedingt flüssig, manchmal eher „unbequem“. In der ersten Hälfte des Buchs tat ich mich deshalb ziemlich schwer, in den Roman hineinzufinden. Der „Knoten platzte“ dann, als Tscharlie immer mehr von sich und seinem Leben preisgab. Da „hatte“ Politycki mich! Wie Hans entwickelte auch ich beim Lesen nach und nach einen besonderen Bezug zu Tscharlie, der trotz seiner rauhen Schale ein sehr empfindsamer „tiefsinniger“ Mensch ist, und damit schließlich auch zum Roman selbst.

„Die Weiber san was Wunderbares, Hansi. Es sei denn, sie san grad ganz schrecklich“, erklärt Tscharlie. Irgendwie ging es mir mit Tscharlie da ganz ähnlich. Wenn er nicht gerade ganz „schrecklich“ war, indem er provozierte und laut und taktlos lospolterte, fand ich ihn ganz wunderbar. Dieser so vielschichtige, ambivalente Charakter Tscharlie zeichnet den Roman aus, in ihm zeigt sich Polityckis ganze Erzählkunst. Hans hingegen macht es dem Leser einfacher, er ist nachvollziehbarer, mit ihm lässt es sich viel leichter identifizieren. Hans stellt Tscharlies Gegenpol dar, wirkt sympathisch, ruhig und besonnen, aber vor allem anfangs etwas spröde. Dass auch Hans in Afrika ein Trauma zu verarbeiten hat, macht ihn schließlich greifbarer und zugänglicher. Der Leser und Tscharlie fühlen sich von Hans Erzählungen über die schrecklichen vergangenen Erlebnisse tief betroffen und kommen ihm dadurch emotional näher. Am Ende hatte ich das Gefühl, selbst Teil dieser Freundschaft geworden zu sein, so intensiv habe ich die Schritt für Schritt gewachsene besondere Beziehung der beiden Männer miterlebt.

Viel passiert in diesem ruhigen Roman nicht, entscheidende Teile der Handlung fanden bereits in der Vergangenheit statt und werden dann in Gesprächen lediglich zusammengefasst und verarbeitet. Trotzdem kommt keine Langeweile auf, am Ende war ich traurig, dass alles schon vorbei sein sollte. Ich hätte der Freundschaft der beiden noch mehr Zeit gewünscht. Aber immerhin ist sie gewesen und immerhin hatte ich das Glück, diesen tiefgründigen, atmosphärischen Roman für mich entdeckt zu haben und an Tscharlies und Hans tiefer Verbundenheit und ihren Lebensweisheiten teilhaben zu dürfen. Diese Lese-Erfahrung kann mir keiner nehmen: Komisch, traurig, berührend, aufwühlend, melancholisch und vor allem zum Schluss hin von beeindruckender Erzählkraft.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Spannender Psychothriller, der Einsicht in die Abgründe der menschlichen Seele gewährt

Sieben Lügen
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Dass Charles nicht der Richtige für ihre beste Freundin Marnie ist, davon ist Jane überzeugt. Trotzdem macht sie gute Miene zum bösen Spiel und versichert Marnie, sie halte Charles und Marnie für „füreinander ...

Dass Charles nicht der Richtige für ihre beste Freundin Marnie ist, davon ist Jane überzeugt. Trotzdem macht sie gute Miene zum bösen Spiel und versichert Marnie, sie halte Charles und Marnie für „füreinander geschaffen“. Die Wahrheit, dass Jane Charles abgrundtief hasst, soll niemand erfahren. Eine Lüge, sei sie auch noch so nichtig, bleibt meist nicht lang alleine. So auch hier: Um ihre Freundschaft mit Marnie zu schützen, lügt Jane weiter, „sieben Lügen“ insgesamt, und setzt damit eine unaufhaltsame Kette von Ereignissen in Gang, die schon bald außer Kontrolle gerät....

Elizabeth Kay erzählt aus der Sicht der Protagonistin Jane. Sie schreibt plausibel und lebendig und liefert dem Leser einen klaren Einblick in Janes Kopf, lässt ihn an Janes sämtlichen Gedanken teilhaben. Häufig wendet sich Jane auch direkt an ihr Gegenüber in der Du-Form, fast als befände sie sich in einem Gespräch. Immer wieder wird der Eindruck erweckt, Jane rechtfertige sich direkt beim Leser für ihr Verhalten. Der Roman ist gegliedert in sieben Abschnitte, sieben Lügen, die die Geschichte vorantreiben. Anfangs noch harmlos, werden die Lügen schlimmer und gewinnen immer mehr an Gewicht und Bedeutung. Für Jane gibt es kein Zurück mehr. Am Ende steuert alles auf eine Katastrophe, auf ein atemberaubendes, trotz der stimmigen stringenten Handlung irgendwie auch unerwartetes Finale zu. Der Thriller kommt mit wenig Blut und Grausamkeit aus, vieles findet nur in Janes Kopf statt, aber gerade deshalb ist der Plot ziemlich realistisch und mitreißend.

Jane ist eine sehr interessante Hauptfigur. Das Leben meint es mit ihr oft nicht gut, so muss sie die Verantwortung für ihre schwerkranke kleine Schwester und ihre demente Mutter tragen. Die Protagonistin erzählt ihre Story sehr eindringlich und legt schonungslos offen all ihren abgründigen Vorstellungen und Gefühle dar. Dabei kommt sie dem Leser so nah, dass sie große, teils widersprüchliche Emotionen auslöst. In einem Moment empfand ich beim Lesen überwältigendes Mitleid für sie, im nächsten widerte sie mich nur an. Und immer wieder steht die Frage im Raum, ob die Dinge wirklich so geschehen oder ob alles lediglich Janes Variation der Realität darstellt. Denn Lügen sind ja genau Janes Ding...Alle andere Figuren lernt der Leser nur gefiltert, aus Janes Blickwinkel, kennen, sie werden bei Janes permanenter Präsenz zu Nebenfiguren degradiert.

Ein spannender aufwühlender und deprimierender Psychothriller, der dem Leser Einblick in das Innere einer ebenso faszinierenden wie abgründigen und abstoßenden Persönlichkeit gewährt. Dies geschieht so überzeugend, dass einen die Figur sicherlich noch lange beschäftigen wird. Kein spektakulärer Roman, aber eine fundierte Schilderung dessen, wozu Menschen in Extremsituation fähig sind, um zu schützen, was ihnen lieb ist. Intensiv, glaubwürdig und deshalb lesenswert!

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Sind wir nicht alle das Produkt unserer Vergangenheit?

Die Tochter – Deiner Vergangenheit entkommst du nicht!
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Die Alleinerziehende Kathi lebt mit ihrer Tochter in dem heruntergekommenen Haus ihrer Mutter in Lohausen, einem Düsseldorfer Vorort. Kathi stammt aus schwierigen Verhältnissen und wurde deshalb während ...

Die Alleinerziehende Kathi lebt mit ihrer Tochter in dem heruntergekommenen Haus ihrer Mutter in Lohausen, einem Düsseldorfer Vorort. Kathi stammt aus schwierigen Verhältnissen und wurde deshalb während ihrer Schulzeit von anderen Mädchen wie ihrer Klassenkameradin Gabi gehänselt, ja richtiggehend drangsaliert. Nun scheint sich das Schicksal zu wiederholen und es ergeht ihrer Tochter Lucy genauso. Ausgerechnet Annabell, Gabis Tochter, macht Lucy gemeinsam mit ihrer besten Freundin Charlotte das Leben schwer. Als plötzlich Charlotte verschwindet, eskaliert die Situation. Unglücklicherweise hat Kathi das Mädchen auch noch zuletzt lebend gesehen. Die Erinnerungen an die Vergangenheit kommen wieder hoch und Kathi gerät unter Verdacht. Glücklicherweise findet sie in der neuen Schwimmlehrerin Judith eine Verbündete und zuverlässige Freundin.....

Rose Klay schreibt angenehm klar, strukturiert und sehr flüssig, mein Einstieg in die Geschichte gelang daher mühelos. Die Handlung des Thrillers hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich habe den Roman in kürzester Zeit regelrecht inhaliert. Im Verlauf der Geschichte dringen immer mehr Geheimnisse aus Kathis Vergangenheit und deren Familie an die Oberfläche und auch im Entführungsfall tauchen sukzessive neue Details auf. Trotzdem kam das Ende für mich ziemlich unvorhergesehen.

Klays Charaktere haben alle einen ambivalenten, leicht mysteriösen Touch, niemand scheint hier ganz unschuldig zu sein, weder der harmlos anmutende Rolfie, noch Tochter Lucy oder Hauptperson Kathi selbst. Für Kathi hegte ich große Sympathie aber nicht alles an ihrem Verhalten war für mich nachvollziehbar. Ihre Tochter Lucy tat mir sehr Leid. Kein Kind sollte von seinen Klassenkameraden so behandelt werden wie sie. Klay sät gezielt geschickt Misstrauen gegen ihre eigenen Figuren, die sich auch immer wieder gegenseitig hinterfragen. Das macht die Geschichte umso interessanter und spannender.
Klays Krimi, der in Deutschland spielt, mutet fast ein wenig amerikanisch an: nicht leise zurückhaltend und bodenständig, sondern recht spektakulär und mit viel Effekt, hier wird ordentlich Staub aufgewirbelt. Der Plot macht definitiv was her und könnte auch ein Drehbuch für einen Spielfilm darstellen.
Ein packender Psychothriller, den ich jedem empfehlen kann, der spannende fesselnde Unterhaltung zu schätzen weiß.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Harry Potter meets die Schule der magischen Tiere

Die Tierwandler 1: Unser Lehrer ist ein Elch
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Merkwürdige Dinge gehen kurz vor Beginn des neuen Schuljahres vor: Merle bemerkt plötzlich, dass sie die Sprache der Tiere verstehen kann. So kündigt ihr eine Eule nachts an, dass das nächste Schuljahr ...

Merkwürdige Dinge gehen kurz vor Beginn des neuen Schuljahres vor: Merle bemerkt plötzlich, dass sie die Sprache der Tiere verstehen kann. So kündigt ihr eine Eule nachts an, dass das nächste Schuljahr etwas ganz Besonderes wird. Und tatsächlich am nächsten Tag stellt sich Tove Olsson als neuer Lehrer in der Schule vor. Sein Schwein Melusine wählt die Teilnehmer für die AG Sport für besondere Talente aus und Merle ist überraschenderweise unter ihnen. Leider aber auch der neue Mitschüler Finn, den Merle zunächst ziemlich unsympathisch findet. Bald stellt sich heraus, dass alle Mitglieder der AG in Wahrheit Tierwandler sind, das heißt, sie können sich in Tiere verwandeln. Tove Olsson, der die Gestalt eines Elchs annehmen kann, soll ihnen lehren, mit der neuerkannten Fähigkeit richtig umzugehen. Damit geht das Abenteuer erst richtig los.....

Martina Baumbachs Buch „Die Tierwandler - Unser Lehrer ist ein Elch“ liest sich flüssig und gut verständlich. Die Sätze sind einfach, kurz und klar formuliert. Für Achtjährige dürfte der Text zum Selberlesen keine große Herausforderung darstellen. Zum Vorlesen ist er sicherlich auch schon für Jüngere geeignet. Imke Sönnichsens hübsche Illustrationen runden die Geschichte stimmig ab und sorgen für Abwechslung.

Die Handlung der Geschichte erinnert ein wenig an „die Schule der magischen Tiere“. Statt auf ihre sprechenden Tierfreunde zu warten, sehnen die Kinder hier herbei, dass sich ihr verborgenes inneres Tier „offenbart“. Eine ganz ähnliche Dramaturgie. Dass die Mitglieder der AG gemeinsam einen Schwur sprechen, war mir dann fast etwas zu nah am Vorbild, zu abgekupfert. Auch gewisse Parallelen zu Harry Potter sind übrigens nicht von der Hand zu weisen. Insgesamt war die Geschichte trotzdem sehr spannend. Neben der alles überschattenden aufregenden Frage um ihre Tierpersönlichkeiten müssen Merle und Co sich noch als Detektive betätigen und drei Rätsel wie z.B. das um die verschwundenen Schulpokale lösen. Langweilig wird es auf keinen Fall und am Ende geht es Schlag auf Schlag.

Das Buch ist sowohl für Jungen, als auch für Mädchen geeignet, was mir sehr gut gefällt. Mädchen identifizieren sich sicherlich eher mit Merle, Jungen mit Finn. Ich habe die Geschichte meinen drei Kindern vorgelesen. Meine achtjährige Tochter fand die Vorstellung faszinierend, auch mal ein Tier sein und vielleicht sogar fliegen zu können. Ihre Phantasie wurde definitiv angeregt. Der sechsjährige Sohn war am Schluss etwas enttäuscht, weil nicht aufgelöst wurde, in welche Tiere sich die anderen Kinder denn nun verwandeln können. Bleibt uns nur eins übrig: Den nächsten Band lesen. Den ersten können wir definitiv schon einmal weiterempfehlen.

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