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Veröffentlicht am 09.10.2020

Wohlfühlbilderbuch mit drolligen Figuren und großer Überraschung

Eine Hühnerschaukel für Rosa
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Hermine wohnt mit ihren Hühnern in einer alten Villa. Da gibt es immer etwas zu reparieren. Dummerweise verschwinden manchmal auch wie von Geisterhand Schrauben, die Hermine dringend braucht. Als der ...

Hermine wohnt mit ihren Hühnern in einer alten Villa. Da gibt es immer etwas zu reparieren. Dummerweise verschwinden manchmal auch wie von Geisterhand Schrauben, die Hermine dringend braucht. Als der Postbote ein großes Paket bringt, sind alle gefiederten Bewohner ganz schön gespannt, was da wohl drin sein mag. Ein Spiegel? Eine Lampe? Ein Bett für die Hühner? Huhn Rosa wünscht sich unbedingt eine Hühnerschaukel. Ob sie die wohl bekommen wird?

Anja Ackermann schreibt lebendig, abwechslungsreich und gut verständlich. Die Geschichte ist zum Vorlesen für junge Zuhörer ab drei Jahren geeignet. Nadine Reitz hübsche, bunte, detaillierte Bilder geben die wesentliche Handlung sehr prägnant und anschaulich wieder und machen großen Spaß.

Drollig sind sie, diese Hühner und Mitbewohner von Hermine. Jedes Huhn hat sein eigene Vorstellung, was man braucht, um das Leben noch angenehmer zu machen. Alle Hühner sind durchaus verschieden: Amelie tanzt gerne, Finchen ist ängstlich, Frida mags kuschelig. Nur Rosa ist noch ein bisschen anders und huhnuntypischer, hat sie doch tatsächlich Panik vor Regenwürmern.
Mit „Frauchen“ Hermine habe die Hühner eine sehr nette, engagierte und verständnisvolle Hühnerhalterin. Es wirkt fast so, als wären die Hühner Hermines Familie.

In dieser idyllischen Villa möchten wir auch gerne leben. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Und aufregend gehts da auch zu: Was ist denn nun in dem Paket? Diese Frage hat meine Mitleser brennend interessiert. Ein nettes, lustiges, sehr gemütliches Wohlfühlbilderbuch zum immer wieder Anschauen, das zeigt, dass Pläne dazu da sind, sie zu ändern. Manchmal findet man dabei viel bessere Lösungen. Man muss nur flexibel und kreativ sein...

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Ruhiger, melancholischer Roman mitten aus dem Leben, der mit authentischen Figuren überzeugt

Tage mit Ida
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Susanne steckt gerade in einer Krise. Ehemann Udo hat eine neue Stellung, arbeitet nun unter der Woche in München und wenn er die Wochenenden zu Hause in Kirchheim an der Teck verbringt, zeigt er sich ...

Susanne steckt gerade in einer Krise. Ehemann Udo hat eine neue Stellung, arbeitet nun unter der Woche in München und wenn er die Wochenenden zu Hause in Kirchheim an der Teck verbringt, zeigt er sich desinteressiert und es kommt häufig zu Streit. Außerdem leidet Susannes Mutter an Demenz und erkennt ihre eigene Tochter nicht mehr. Susanne flüchtet sich immer öfter in den Alkohol, um die Realität zu verdrängen. Ausgerechnet jetzt taucht eine fremde, merkwürdig anmutende Frau, Ida, im Café von Susannes Bruder Martin auf, in dem Susanne als Bedienung aushilft. Sie behauptet, die Halbschwester von Susannes Mutter zu sein.

Hiltrud Baier schreibt flüssig, klar und angenehm lesbar aus Susannes Perspektive und in Rückblicken aus der von Ida. So werden langsam immer mehr Umstände aus der Vergangenheit enthüllt, die zur aktuellen Entwicklung geführt haben. Diese Erzählweise sorgt für Abwechslung und Spannung.

Die Figuren in „Tage mit Ida“ überzeugen durch ihre Authentizität. Sie wirken sehr glaubwürdig und einfach „menschlich“. Susanne z.B. reagiert oft nicht rational und vernünftig, sondern aus dem Bauch heraus und kann dabei auch ziemlich ungerecht und verletzend werden. Während sie für Ida Verständnis hat, zeigt sie z.B. Udo gegenüber weniger Geduld und Nachsicht. Sie selbst ist durchaus verletzlich und manchmal schwach, das wird von Hiltrud Baier sehr eindrücklich ausgeführt.
Auch Ida hat ihre Ecken und Kanten und ist nicht unfehlbar. Sie wirkt sehr sympathisch und zurückhaltend. Ihr Werdegang, ihr Leben in Lappland, ihre Prägung durch die samische Kultur
-Exotik der anderen Art- machen sie zu einem sehr interessanten Charakter. Susannes Mutter Christel wird ebenso differenziert betrachtet. Während manche Figuren Probleme im Umgang mit ihr haben, hat sie sich für andere Personen wiederum sehr engagiert und mit Herzblut eingesetzt. Die Darstellung der mehrdimensionalen, ambivalente Figuren, die nicht eindeutig in „schwarz“ und „weiß“ einzuordnen sind, sondern auch „Graustufen“ haben, imponiert mir.

Im Laufe des Romans ergibt sich ein zunehmend komplettes Bild von der Handlung, aber auch von den einzelnen Charaktere, dadurch wird der Spannungsbogen hochgehalten. Die Geschichte endet schlussendlich stimmig und rund.
Hiltrud Baier beweist, dass es sich lohnt, Personen und Situationen intensiver zu betrachten, einen zweiten Blick auf sie zu riskieren und nicht vorschnell zu urteilen. Menschen machen Fehler, aber es ist nie zu spät, ihnen zu verzeihen. Wer sich selbst eigene Fehler ein- und zugesteht, wird es leichter haben, die Schwächen der anderen zu vergeben. Außerdem ist es wichtig und bereichernd, auch andere Sichtweisen anzunehmen. Denn oftmals machen verschiedene Perspektiven auf und individuelle Betrachtungsweisen eines Menschen diesen erst richtig aus.

Tage mit Ida“ ist ein leiser Roman mit ganz viel Menschlichkeit. Melancholisch, aber an keiner Stelle kitschig, eher „skandinavisch klar“. Ich habe Idas und Susannes Geschichte sehr genossen. Für mich ein authentischer, glaubwürdiger, ruhiger Roman, nicht auf Hochglanz poliert, sondern realistisch und einfach nah dran am und trief drin im Leben.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Abgedreht-witzige Ganovenstory der etwas anderen Art

Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!
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Franzi braucht ganz unbedingt ein Handy, davon ist sie überzeugt. Alle in der Klasse haben nämlich eins und chatten ständig miteinander in der WhatsApp-Gruppe. Nur Franzi bleibt außen vor, ist deshalb ...

Franzi braucht ganz unbedingt ein Handy, davon ist sie überzeugt. Alle in der Klasse haben nämlich eins und chatten ständig miteinander in der WhatsApp-Gruppe. Nur Franzi bleibt außen vor, ist deshalb in der Klasse recht unbeliebt und hat keine Freunde. Als Franzi aufs Gymnasium wechselt, bekommt sie von ihren Eltern endlich das langersehnte Smartphone geschenkt. Allerdings findet Franzi schnell heraus, dass das neue Handy kein normales Handy ist. Es nennt sich Dandy Smart, kurz Dan, kann mit Franzi sprechen und hat allerhand verrückte Einfälle und jede Menge kriminelle Energie. Doof nur, dass Dans Arbeitsspeicher so klein ist und er in seinen kreativen Entfaltungsmöglichkeiten daher stark eingeschränkt ist. Natürlich hat Dan aber schon einen Plan: Franzi soll ihm einen speziellen, sehr teuren Superchip beschaffen und somit seine Speicherkapazität erhöhen. Dan ist aber nicht der einzige, der es auf den Superchip abgesehen hat. Auch die völlig überdrehte Lady Ballerina möchte den Chip unbedingt besitzen und schreckt vor nichts zurück, um ihn zu bekommen....

Autor Rüdiger Bertram ist nicht ohne Grund so bekannt und erfolgreich. Er schreibt flüssig, klar und ohne Zweifel sehr witzig. Jungen und Mädchen ab 8 Jahre können die Geschichte um Dan und Franzi schon selber lesen, jüngere haben beim Vorlesen Spaß. Besonders gelungen sind Ka Schmitz perfekt passende Illustrationen: kleine humorvolle Comics, die für Abwechslung, Motivation und gute Laune sorgen.

Ein Handy als Hauptfigur? Das gab es noch nie. Dan ist ein sehr origineller, phantasievoller Charakter, der es faustdick hinter den nicht vorhandenen Ohren hat. Dank seines permanenten Internetzugangs und ausgiebiger Hackingaktivitäten verfügt er über ziemlich viel sinnvolles, aber auch nutzloses Wissen. Klar dass er da ständig auf neue, abstruse Ideen kommt. Eine Freundschaft mit ihm entpuppt sich als nicht ganz ungefährlich. Franzi ist zum Glück recht bodenständig, vernünftig, bescheiden, gutmütig und sehr nett. Eigentlich wünscht sie sich nur eine echte Freundin. Mit ihr werden sich die Leser leicht identifizieren können. Franzis Eltern mit ihren herrlichen Bügel- und Transportspleens sind ebenfalls sehr angenehme und erfrischende Charaktere, denen das Wohl ihrer Tochter am Herzen liegt und die trotz der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten alles tun, damit es ihr gut geht.
Die „Zicken“ Caprice und Konstanze wirken recht unsympathisch, aber vielleicht auch nur auf den ersten Blick.... Ein ziemlicher Knaller ist die völlig außer Rand und Band geratene, abgehobene und größenwahnsinnige Lady Ballerina. Merkwürdig und bizarr, aber irre komisch ihre absonderlichen Auftritte.

Wird Franzi den Superchip erbeuten oder kommt ihr Lady Ballerina zuvor? Völlig übertrieben, verrückt, extrem witzig, aber trotzdem superspannend, was Franzi erlebt.
Und bei all dem Witz und Humor ist in der ganzen Geschichte auch ein wenig Ernst enthalten. Muss denn wirklich jedes Kind ein Handy besitzen? Hat die virtuelle, digitale Realität im Internet viel mit der echten zu tun? Braucht jedes Kind Freundschaften in sozialen Netzwerken? Und was sind das eigentlich für Zeiten, in denen Kinder ohne Handy nichts gelten?
Ein total lustiges, skurriles Abenteuer mit unfreiwilliger Superheldin äh -schurkin und ihrer sehr speziellen androiden Unterstützung mit Ladekabel! Für alle, die auf Smartphones stehen oder sie ablehnen . Auf Franzi und Dans nächstes Abenteuer freuen wir uns jedenfalls schon jetzt.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Kleine, feine Weihnachtsreimgeschichte mit schönen Bildern

Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte
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Die kleine Fichte fühlt sich unbedeutend und mickrig. Alle anderen Bäume um sie herum werden von Leuten abgeholt, um Weihnachtsbaum zu werden. Nur sie, die etwas schief gewachsen ist, bleibt alleine und ...


Die kleine Fichte fühlt sich unbedeutend und mickrig. Alle anderen Bäume um sie herum werden von Leuten abgeholt, um Weihnachtsbaum zu werden. Nur sie, die etwas schief gewachsen ist, bleibt alleine und unglücklich im Wald stehen. Doch dann passiert etwas Unerwartetes....

Yuval Zommers Geschichte ist in einfachen Reimsätzen verfasst. Nicht alle Reime wirken gleich elegant und flüssig, einige wenige wurden etwas holprig übersetzt. Trotz allem ist die Geschichte gut verständlich und die Reime motivieren Kinder schnell, den Text mitzusprechen, was ihnen sicherlich großen Spaß macht. Kinder ab drei Jahren verstehen die einfache Geschichte bestimmt ohne Probleme, wenn sie ihnen vorgelesen wird. Außergewöhnlich schön die klaren, farbenfrohen Bilder des Autors. Sie sind in individueller Technik gestaltet und echte Hingucker.

Auch kleine, krumme Fichten können eine besondere Bedeutung, eine besondere Geschichte erzählen, das ist nicht nur den großen, geraden vorbehalten. Jeder hat seinen eigenen Platz im Leben, wird seine große Stunde irgendwann erleben. Das erzählt die kleine Geschichte anschaulich und nachdrücklich. Eine wunderbare Weihnachtsgeschichte für alle, die sich manchmal klein und unbedeutend fühlen. Irgendwann wird jeder einmal im Glanze strahlen, vielleicht sogar an Weihnachten....

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Wenn die Vorstadtidylle zur Lügenhölle wird: unterhaltsam, aber nicht hundertprozentig überzeugend

Das Gift deiner Lügen
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Skandal in Severn Oaks: Vor einem Jahr stürzte Erica Spencer während ihrer Halloweenparty im Garten vom Baumhaus und starb. Ein tragischer Unfall, wie die Ermittlungen dazu ergaben. Nun taucht ein mysteriöser ...

Skandal in Severn Oaks: Vor einem Jahr stürzte Erica Spencer während ihrer Halloweenparty im Garten vom Baumhaus und starb. Ein tragischer Unfall, wie die Ermittlungen dazu ergaben. Nun taucht ein mysteriöser Podcast auf, der behauptet, Ericas Tod sei kein Unfall gewesen, vielmehr seien Nachbarn und Freunde allesamt in den Mord an Erica verwickelt. Nach und nach wird in den einzelnen Folgen des Podcast von einem Mann namens Andy Noon aufgedeckt, welche Rolle die sechs von Severn Oaks Miranda, Felicity, Peter, Mary-Beth, Marcus und Karla bei Ericas Tod spielten. Ist wirklich etwas Wahres dran an den Behauptungen?

Autorin Jenny Blackhurst schreibt zwar schlicht und flüssig, aber nicht immer ganz klar und deutlich, im Gegenteil manchmal sind die Sätze ganz schön gewollt missverständlich formuliert. Beim Lesen muss man sich ziemlich konzentrieren, damit einem kein wichtiges Detail entgeht und man die vielen Personen richtig ein- und zuordnen kann. Meist schildert die Autorin die aktuelle Situation in der Nachbarschaft, zwischendurch wird der Podcast im Wortlaut eingeschoben. Das macht das Ganze interessant und sorgt für Abwechslung.

Fassade, nichts als Fassade, wohin man blickt. Alle beteiligten Personen sind sehr auf ihre makellose Außenwirkung bedacht. Hintenrum wird gelogen, betrogen, gelästert und gnadenlos verletzt. Da ist z.B. das Vorzeigepärchen Karla und Marcus Kaplan, er erfolgreicher Buchautor mit schwieriger Kindheit, sie allseits beliebte, unterstützende Ehefrau, die insgeheim sehnlichst auf ein TV-Engagement wartet. Nachbarin Miranda hingegen engagiert sich ehrenamtlich in der Elternarbeit, die Alleinerziehende Felicity ist perfekt organisiert und hat stets alles im Griff und unter Kontrolle, Privatleben wie Job. Ihre „Leichen im Keller“ machen keine der Figuren richtig sympathisch und auch das „Opfer“ Erica Spencer entpuppt sich als eine ziemliche „Giftspritze“. Dass der Leser zu den unangenehmen, unechten, unehrlichen und eindimensionalen Figuren keinen gefühlsmäßigen Zugang findet, mag so beabsichtigt sein, erschwert es aber dennoch, richtig mitzufiebern. Dadurch berührte das Schicksal der Charaktere mich kaum.

Wie starb Erica wirklich? Und wer steckt hinter dem ominösen Podcast?
Diese Rätsel machen „Das Gift deiner Lügen“ zu einer durchaus spannenden Lektüre. Allerdings wirkt der ganze Fall insgesamt doch ein wenig zu konstruiert, das Ende überrascht nur bedingt, einige Entwicklungen sind recht vorhersehbar, andere erscheinen nicht vollends ausgereift und durchdacht. Dass ich die meisten Figuren als unsympathisch empfand, machte es für mich unmöglich, emotional „mitzugehen“. Insgesamt ein überwiegend unterhaltsamer Krimi, aber kein hintergründiger Psychothriller mit Gänsehauteffekt.

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