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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2019

Packender historischer Roman

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Im dritten Teil der Serie um die Ärztin Ricarda Thomasius beherrscht der erste Weltkrieg das Geschehen. Ricarda lebt mit ihrer Familie in Berlin. Als Tochter Henny heiratet und nach Amerika ziehen will, ...

Im dritten Teil der Serie um die Ärztin Ricarda Thomasius beherrscht der erste Weltkrieg das Geschehen. Ricarda lebt mit ihrer Familie in Berlin. Als Tochter Henny heiratet und nach Amerika ziehen will, kommt es zum Bruch der beiden Frauen. Auch um Georg muss Ricarda bangen, er kämpft an der Front um sein Leben. Antonia, die jüngste Tochter, träumt zunächst davon, Tierärztin zu werden. Die Ereignisse überschlagen sich immer wieder. Ricarda bleibt sich auch in diesem Teil treu, hat immer das Wohl ihrer Patienten im Auge und versucht, stets das Richtige zu tun. Nicht immer gelingt ihr das, die Zeiten sind schwer. „Dies ist ein schlechter Zeitpunkt, um Recht zu haben“, kommentiert Ehemann Siegfried treffend, als Ricarda wieder einmal merkt, dass es nicht immer möglich ist, nach seinem Gewissen zu handeln, weil es die Umstände einfach nicht zulassen.

Die ersten beiden Bände der Serie habe ich sehr gerne gelesen. Ich war skeptisch, ob mir das Hörbuch des dritten Teils genauso gefallen würde. Würde ich wirklich genug Muse haben, um der sechzehn Stunden dauernden Lesung konzentriert zu folgen?
Meine Bedenken waren völlig unbegründet. Beate Rysopp liest auf eine wunderbare Art so packend, dass ich sofort in der Geschichte gefangen war. Sie hat eine sehr angenehme Stimme, betont gut und verleiht manchen Charakteren wie Florentine einen ganz individuellen Touch. Dadurch konnte ich mir alles sehr lebendig vorstellen.
Auch wenn mir Ricarda und Henny nicht sehr sympathisch sind, weil sie beide oft unnahbar und zuweilen gar selbstgerecht wirken, war ich von der Geschichte, die niemals langweilig wurde, total gefesselt. Nebenher habe ich noch einiges über die historischen Ereignisse um die Zeit des ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik erfahren. Ein absolut gelungener historischer Roman, den ich jedem ans Herz legen möchte, der dieses Genre mag. Zwar endet das Buch stimmig, aber ich hätte nichts dagegen, wenn es doch noch zu einer Fortsetzung der Reihe käme. Stoff dazu liefert dieser Band allemal.

Veröffentlicht am 30.09.2019

Charmanter Roman mit liebenswerter Hauptfigur über Schicksal, Sterne und den Schmetterlingseffekt

Unter einem guten Stern
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Justine arbeitet als Mädchen für alles in der Redaktion einer Zeitung. Sie trifft nach langer Zeit ihre Jugendliebe Nick wieder und merkt schnell, dass sie immer noch in ihn verliebt ist. Leider steckt ...

Justine arbeitet als Mädchen für alles in der Redaktion einer Zeitung. Sie trifft nach langer Zeit ihre Jugendliebe Nick wieder und merkt schnell, dass sie immer noch in ihn verliebt ist. Leider steckt er aber in einer Beziehung. Nick ist Wassermann und glaubt an Horoskope. Um Nick für sich zu gewinnen, beginnt Justine das Horoskop für Wassermänner in ihrer Zeitung so umzuformulieren, dass Nick einfach erkennen muss, dass Justine sein wahres Glück und die ideale Partnerin ist. Doch ganz so einfach und vorhersehbar läuft es dann doch nicht.....

Minnie Darkes erster Roman liest sich durch den amüsanten Schreibstil locker leicht. Er hat mich von Anfang an ein bisschen an den Film „Die fabelhafte Welt der Amelie“ erinnert: Die Autorin erzählt auf ähnlich charmante Art und schafft dadurch eine fast leicht magische anmutende Atmosphäre. Zudem ist Justine wie Amelie ein sehr sympathischer Charakter. Die Geschichte verdeutlicht, wie viel Einfluss unsere vermeintlich winzig kleinen Entscheidungen auf andere haben. Während Justine das Horoskop eigentlich nur verändert, um Nick für sich zu gewinnen, nehmen andere Personen ihre Worte auch ernst, handeln dementsprechend und verursachen dabei so einige Entwicklungen. Diese ziehen immer weitere Kreise und die Zusammenhänge werden immer größer und komplexer. Die Vorstellungen, dass ähnlich wie beim Schmetterlingseffekt schon kleinste Handlungen große Auswirkungen haben, fasziniert mich. Manchmal lohnt es sich eben doch, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und nicht zu glauben, man sei in der eigenen Situation gefangen und könne daran nichts ändern. Justines manipuliertes Horoskop wirkt zunächst nicht so wie beabsichtigt auf Nick, denn manchmal nehmen Schicksal und Fügung auch Umwege. Außerdem sind Worte immer mehrdeutig und können unterschiedlich interpretiert werden. Auch dies ist ein interessanter Aspekt des Romans. Der gleiche Satz bedeutet für jeden der Figuren im Buch etwas anderes und motiviert zu unterschiedlichstem Tun. Justines kleine, kaum durchdachte, naive Idee verändert so das Leben von vielen Menschen.
Bei all den verschiedenen Personen und ihren Verwicklungen habe ich stellenweise ein bisschen die Übersicht verloren, aber das schmälert für mich den Roman nur unerheblich, vermutlich habe ich stellenweise einfach zu unaufmerksam gelesen.
Der Autorin ist ein wirklich lesenswerter, angenehm leichter Wohlfühlroman gelungen, der mir gezeigt hat, dass das Leben manchmal Umwege nimmt, aber dass Abwarten auch nicht immer die beste Option ist. (Andere Leser mögen für sich vielleicht eine andere Aussage aus dem Buch ziehen, denn Worte sind ja wie gezeigt nie eindeutig )

Veröffentlicht am 08.09.2019

Eberhofer hat noch lange nicht fertig

Guglhupfgeschwader
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Nun ermittelt der Eberhofer Franz schon in seinem zehnten Fall. Diesmal geraten die Inhaber des Niederkaltenkirchener Lottogeschäfts in große Schwierigkeiten und der Franz muss - wie immer mit Unterstützung ...

Nun ermittelt der Eberhofer Franz schon in seinem zehnten Fall. Diesmal geraten die Inhaber des Niederkaltenkirchener Lottogeschäfts in große Schwierigkeiten und der Franz muss - wie immer mit Unterstützung vom Birkenberger Rudi- rettend einschreiten.

Der Kriminalfall steht auch in Falks neuestem Roman nicht im Mittelpunkt. Das ist aber auch gut so, denn so richtig vom Hocker reißt der diesmal nicht, er dümpelt eher ohne große Überraschung vor sich hin. Dafür stimmt aber das Drumherum in Niederkaltenkirchen. Von der Oma über die Susi, dem Papa, dem Leopold, der alten Schleimsau, bis hin zur Gisela. Alle Beteiligten haben ihren standesgemäßen Auftritt und sorgen wie gewohnt für zahllose saukomische Momente. Die Geschichte um Eberhofers zehnjähriges Dienstjubiläum wirkt etwas sehr gewollt. Aber natürlich darf Rita Falk mit Fug und Recht stolz auf den Erfolg ihrer Reihe sein und den Eberhofer dabei auch einmal ausgiebig feiern.
Christian Tramitz liest das Ganze auf seine unnachahmlich wuuunderbare Art. Jedem Charakter verleiht er eine individuelle Stimme. Kaum zu glauben, dass es wirklich nur er allein ist, der mit so vielen unterschiedlichen Stimmen sprechen kann.
Nicht der beste Eberhofer, aber ein guter. Und auch nach zehn Fällen habe ich mich längst noch nicht sattgehört.

Veröffentlicht am 06.09.2019

Mädchen sind anders, Jungen auch.......

Wetten, ich kann lauter furzen?
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In ihrem Buch „Wetten, ich kann lauter furzen?“geben Heike Abidi und Ursi
Breidenbach Tipps, wie man als Mutter von Jungen überlebt.
Brauchen Jungsmütter wirklich einen Survivalguide? Ist das nicht ...


In ihrem Buch „Wetten, ich kann lauter furzen?“geben Heike Abidi und Ursi
Breidenbach Tipps, wie man als Mutter von Jungen überlebt.
Brauchen Jungsmütter wirklich einen Survivalguide? Ist das nicht völlig übertrieben?
Als unbedarfte Kinderlose dachte ich immer. Mutter ist Mutter. Jede Frau, die entbindet, mutiert ab dem Zeitpunkt der Geburt zum Muttertier und nervt ihre Mitmenschen von nun an mit nur einem Thema: Ihrem Nachwuchs....
Jetzt bin ich selbst Mutter von Jungen und Mädchen und habe festgestellt: Alle Mütter nerven, aber Mutter ist trotzdem nicht gleich Mutter. Jungsmütter haben mit völlig anderen Herausforderungen zu kämpfen als Mädchenmütter. Kein Kind gleicht dem anderen. Jungen sind anders, Mädchen auch.....

In „ihrer ultimativen Gebrauchsanweisung“ beschreiben die Autorinnen immer mit einem Augenzwinkern oft herrlich ironisch die Eigenheiten der kleinen und größer werdenden Männer. Sie streifen dabei unzählige Themen: Sport, Technik, Fahrzeuge, Waffen, Filme, Essgewohnheiten, extreme jungstypische Eigen- und Besonderheiten, Pubertät und und und. Teilweise wird in kurzen Abschnitten sachlich aus wissenschaftlicher Sicht erläutert, warum bestimmte Verhaltensweisen auftreten. Für Technikmuffel erklären die Autorinnen wichtige Begriffe, die den Jungsmuttern früher oder später unterkommen werden. Es steckt wahrlich eine Menge drin in diesem Buch.
Ich bin normalerweise kein Fan von Sachbüchern. Aber dieses hat mich gut unterhalten, gerade weil es nicht bierernst zu nehmen ist, sondern vor Klischees nur so strotzt und vieles bewusst überzeichnet wird. Am gelungensten fand ich die Passagen, in denen die Verfasserinnen von ihren eigenen Erfahrungen berichten und witzig, skurrile Situationen aus ihrem Alltag als Mutter wiedergeben und kommentieren. Etwas holpriger liest es sich nur, wenn Beispiele aus dem Alltag anderer Mütter beschrieben werden. Für mich hätte es übrigens ruhig noch etwas bissiger gegen Mädchenmütter werden können Dass die Autorinnen leidenschaftliche „Löwenmütter“ sind, beweisen ihre treffenden Schlussworte mit zehn Gründen, „warum es das Schönste auf der Welt ist, eine Jungsmutter zu sein“. Worte, die von Herzen kommen und mir aus der Seele sprechen. Ein würdiges Ende für ein amüsantes, teils lehrreiches und vor allem lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 11.08.2024

Recht langsam erzählter, atmosphärischer Schwedenkrimi mit schwieriger Hauptfigur

Im Unterholz
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„Ich mochte diese Eigenschaft an mir nicht: immer das Schlimmste zu befürchten und es mir zugleich insgeheim herbeizuwünschen.“

In einem Wald unterhalb eines Hochsitzes im schwedischen Jämtland wird die ...

„Ich mochte diese Eigenschaft an mir nicht: immer das Schlimmste zu befürchten und es mir zugleich insgeheim herbeizuwünschen.“

In einem Wald unterhalb eines Hochsitzes im schwedischen Jämtland wird die Leiche einer Frau gefunden. Das Opfer wurde offensichtlich ermordet. Die ehemalige Journalistin Vera bekommt von ihrem früheren Chef den Auftrag, den Fall näher zu untersuchen. Ob es Vera, die aktuell als Hilfslehrerin arbeitet und mit einigen privaten Sorgen zu kämpfen hat, gelingt, die Hintergründe des Mordes aufzudecken? Sie muss dabei äußerst vorsichtig vorgehen, um nicht vom Täter bemerkt zu werden und selbst in sein Visier zu geraten…

Der Roman schildert Veras Anstrengungen, die Wahrheit über den Mord herauszufinden. Zwischendurch geht es in einigen Passagen auch um die junge Maria, deren Freundin Elisabeth mit dem Auftauchen einer neuen Klassenkameradin plötzlich das Interesse an Maria verliert. Wie beide Handlungsstränge zusammenhängen, klärt sich im Verlauf nachvollziehbar. Die Geschichte ist bildhaft, lebendig und abwechslungsreich formuliert, liest sich angenehm unkompliziert und flüssig.

Die 56-jährige Vera steckt in der Krise, sie muss mit einigen persönlichen Niederlagen umgehen: Ihre Ehe ist gescheitert. Ihr Vater wohnt im Pflegeheim. Ihre Arbeit als Journalistin hat Vera verloren, weil die Zeitung bei der sie beschäftigt war, eingestellt wurde. Während sie für den Journalismus eine große Leidenschaft hegt, erledigt Vera ihre aktuelle Tätigkeit an der Schule nur halbherzig und wenig motiviert. Außerdem ist Veras Wohnung ein einziges Provisorium. Zusätzlich hat die Protagonistin mit den Auswirkungen der Wechseljahre zu kämpfen. Immer wieder verliert sie die Kontrolle und stürzt mit Erinnerungslücken ab. Vera ist keine glatte, perfekte, eher eine in vieler Hinsicht versehrte, vom Leben gezeichnete Hauptfigur. Sie tat mir - so wie sie sich selbst auch - leid. Identifizieren konnte ich mich mit Vera allerdings nicht so recht, weil ich ihr Verhalten oft nicht ganz nachvollziehen konnte. Für mich hätte Vera gerade im Privatleben mehr Willen und Mut zur Veränderung zeigen können, sie war mir in diesem Lebensbereich einfach zu passiv. Zum Glück hat Vera Mitmenschen, die sie unterstützen und die sie aus ihrem Tief befreien möchten. Bleibt zu wünschen, dass ihnen das irgendwann gelingen mag.
Bemerkenswert finde ich, dass Vera als Journalistin durchaus Tatendrang und Biss beweist, all das, was ihr im Privaten fehlt.

„Im Unterholz“ hat eine ganz eigene, recht dunkle Atmosphäre. Vera ist vom Leben deprimiert und genau das wird auch sehr authentisch im Roman vermittelt. Sie stößt bei ihren Nachforschungen auf erschütternde, traurige, aber durchaus auch faszinierende menschliche Abgründe. Die Geschichte wird ausführlich, intensiv und schlüssig erzählt. Gerade den Anfang empfand ich als etwas langatmig. Ich tat mich zunächst schwer, in die Handlung hineinzufinden. Dass sich im Verlauf raffinierte Wendungen im Bezug auf das Opfer ergeben, hat mich positiv überrascht. Gekonnt wird hier mit den Erwartungen der Leser gespielt.
Ich lese sehr gerne Skandinavienkrimis. Dieser gehört nicht zu meinen absoluten Favoriten. Sprachlich und und atmosphärisch hat er mich durchaus überzeugt, aber insgesamt war mir „Im Unterholz“ doch zu negativ. Ich hatte meine Schwierigkeiten mit der ziemlich speziellen Hauptfigur. Dennoch ein lesenswerter Krimi mit interessanter Grundidee.

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