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Veröffentlicht am 22.07.2020

Unterhaltsame, leichte Lektüre ohne Substanz

Willkommen im Flanagans (Das Hotel unserer Träume 1)
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„Willkommen im Flanagans“! Linda Lansing führt das Londoner Luxushotel seitdem ihr Vater 1949, vor zehn Jahren, unerwartet starb. Eigentlich hatte sie sich ihr Leben früher ganz anders vorgestellt, stammt ...

„Willkommen im Flanagans“! Linda Lansing führt das Londoner Luxushotel seitdem ihr Vater 1949, vor zehn Jahren, unerwartet starb. Eigentlich hatte sie sich ihr Leben früher ganz anders vorgestellt, stammt sie doch aus dem beschaulichen schwedischen Fjällbacka, das sie um keinen Preis verlassen wollte. Doch mittlerweile ist das Hotel für sie zur Lebensaufgabe geworden. Nicht alle in der Umgebung gönnen Linda den Erfolg, das Hotel und ihr Glück werden bedroht. Linda und ihre loyalen Mitarbeiter kämpfen gemeinsam gegen Lügen, Intrigen und für den Erhalt „ihres“ Flanagans.

Åsa Hellberg schreibt einfach und klar, aber sehr flüssig. Die Geschichte lässt sich flott und unkompliziert lesen. Sie wird nicht chronologisch erzählt, Hellberg „hüpft“ zwischen den Zeiten hin und her. So geht es in zwei verschiedenen Erzählsträngen abwechselnd um 1959/60 und um Lindas Vergangenheit 1949.

Linda Lansing wirkt 1949 noch sehr unbedarft und naiv, ganz das „Mädchen vom Land“. Doch sie entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer selbstbewussten Geschäftsfrau und vergisst dabei ganz, auf ihre eigenen persönlichen Bedürfnisse zu achten. Ein erfülltes Liebesleben bleibt ihr so vorerst verwehrt. Insgesamt sind Linda und die weiteren Figuren wie die Angestellten Emma und Elinor, die sich abgesehen von ihrer Hautfarbe ähneln, und Lindas durchtriebene Cousins Laurence und Sebastian doch recht eindimensional gezeichnet. Die Darstellung der Personen wirkt ziemlich „schwarz-weiß“, Schattierungen sucht man da vergebens. Ich hätte mir eine etwas differenzierte Charakterisierung gewünscht. Mich mit den Protagonisten zu identifizieren - obwohl einige zweifelsohne sympathisch sind-, fiel mir daher schwer.

Die Geschichte ist stellenweise durchaus interessant und spannend, aber alles in allem ziemlich platt und ohne Tiefgang. So wird beispielsweise das Problem Rassismus zwar angesprochen, dies aber nur ganz am Rande. Manche Entwicklungen kommen recht plötzlich und waren für mich nicht richtig nachvollziehbar. Am Ende spielt mir der Zufall eine zu große Rolle, den Schluss empfand ich als überhastet, übertrieben und wenig glaubwürdig.
Ich habe den Ausflug in das Londoner Luxushotel und in Lindas Vergangenheit über weite Strecken genossen, wurde gut unterhalten, mir fehlte aber insgesamt die „Substanz“.
Wie es mit Linda und vor allem ihren Angestellten Emma und Elinor weitergeht, möchte ich nach dem Cliffhanger von Band 1 „Willkommen im Flanagans- Das Hotel unserer Träume“ schon gerne wissen. Aber trotzdem wird dieser nette, etwas belanglose Roman bis zur Fortsetzung höchstwahrscheinlich vergessen sein.

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Witziger Beziehungsroman für Leserinnen jeden Alters

Die Mitte ist ein guter Anfang
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Gerade amüsiert sich Eva im Urlaub, feiert ganz gelöst ihren 49.Geburtstag mit Freundin Carla in Spanien, lernt an dem Abend einen sympathischen, attraktiven Mann kennen, da macht ihr ihr Lebensgefährte ...

Gerade amüsiert sich Eva im Urlaub, feiert ganz gelöst ihren 49.Geburtstag mit Freundin Carla in Spanien, lernt an dem Abend einen sympathischen, attraktiven Mann kennen, da macht ihr ihr Lebensgefährte Arne aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag, inklusive dem perfekten Ring. Arne und Eva führen zwar seit zwanzig Jahren eine stabile Beziehung, haben eine gemeinsame Tochter, aber von Leidenschaft kann dabei in letzter Zeit keine Rede mehr sein. Eva ist unentschlossen: Neue große Freiheit oder Nägel mit Köpfen machen und endlich heiraten? Die Entscheidung fällt ihr alles andere als leicht..

Frank Bloom schreibt aus Evas Sicht ganz locker, unbefangen, natürlich und flüssig. Ich hatte recht schnell das das Gefühl, Eva gut zu kennen und mit ihr verbunden zu sein. Ihre Gedankengänge und Gefühle konnte ich daher gut verstehen und ihre - oft spontanen- Entscheidungen nachvollziehen.

Mit Eva, ihrem Freund Arne, ihren Freundinnen Carla, Lisa und Manu kommen im Roman - neben Tochter Frida und Evas Eltern- hauptsächlich Figuren „mittleren“ Alters vor. Diese werden sehr realistisch, lebensnah und plausibel dargestellt. Und sie alle haben mit ähnlichen (Beziehungs-) Problemen zu kämpfen wie Evas über siebzig jährige Eltern oder auch die fünfzehnjährige Frida. Das gefällt mir sehr gut, Alter ist eben auch nur eine Zahl. In Wirklichkeit sind sich die Generationen oft viel näher als man denkt, wenn sie nur mehr miteinander reden würden...

In jedem Fall ist „die Mitte einer neuer Anfang“. Aber wie soll der neue Start für Eva aussehen: Eine Traumhochzeit mit Arne mit allem Drum und Dran, ein Leben ohne Partner mit mehr Freiheiten oder vielleicht doch das Abenteuer einer neuen Beziehung mit einem anderen aufregenderen Mann? Für mich war es recht fesselnd und interessant, Eva auf ihrem Weg zur Entscheidung zu begleiten, auch wenn äußerlich nicht so wahnsinnig viel passiert und der Roman ohne „Action“ auskommt. Bis zum Ende habe ich gerätselt, wie Evas Happy End wohl aussehen wird. Besonders amüsiert und sehr gut unterhalten haben mich die zahlreichen Dialoge mit ihrem Partner Arne oder ihrer Mutter Marlene: häufig ziemlich absurd, aber absolut lebensnah und glaubwürdig.

Insgesamt ein wirklich köstlicher Beziehungsroman -oft erschreckend realistisch und dabei trotzdem optimistisch- der durchaus Anlass zum „Träumen“ gibt. Manchmal braucht es dringend einen Neuanfang, aber der kann ganz viele Gesichter haben.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Ungewöhnliche Geschichte um einen besonderen Geist mit großem Geheimnis

Rille aus dem Luftschacht
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Roderich hat gerade wirklich eine Pechsträhne. Wegen seiner schlechten Noten bekommen Roderichs Eltern von der Schule einen Blauen Brief. Und denen fällt nichts besseres ein, als ihrem Sohn vier Wochen ...

Roderich hat gerade wirklich eine Pechsträhne. Wegen seiner schlechten Noten bekommen Roderichs Eltern von der Schule einen Blauen Brief. Und denen fällt nichts besseres ein, als ihrem Sohn vier Wochen Hausarrest zu erteilen. Um sich abzureagieren, braucht Roderich erst mal Fußballtraining im Kellereingang. Doch auf dem Weg dahin taucht im Fahrstuhl plötzlich ein Geist auf. Vor Schreck verlässt Roderich den Aufzug, dummerweise ohne Ball. Den schnappt sich der Geist und fordert tatsächlich Lösegeld...

„Rille aus dem Luftschacht“ ist in gut verständlicher, manchmal unkonventioneller Sprache verfasst. Kinder ab acht Jahren können das Buch sicher schon selbstständig lesen, zum Vorlesen ist es auch schon für sechsjährige Jungen UND Mädchen geeignet. Dass Autorin Maike Siebold im Präsens schreibt, hat mich beim Vorlesen etwas irritiert. Nach einiger Zeit habe ich mich daran gewöhnt und empfand den individuellen, humorvollen Sprachstil als recht stimmig. Kai Schüttler hat zur Geschichte perfekt passende witzige schwarz-weiß Bilder gestaltet, die die Gefühle der Figuren oft beeindruckend treffend darstellen und die meine Kinder immer wieder mit Vergnügen angeschaut haben.

Maike Siebolds Charaktere sind alles andere als alltäglich und normal. Das fängt schon bei ihren Namen an, wer heißt denn schon Roderich, Rille, Herr Waschmaschinski oder Klatsche? Vor allem Geist Rille ist eine wirklich besondere Figur, mit viel Empathie, Scharfsinn und Einfallsreichtum. Von Rille können Roderich, die Hausbewohner und die Leser noch einiges lernen. Und auch die anderen Personen entwickeln sich ganz anders als vermutet, dadurch wird die Geschichte umso interessanter.

„Wer ist denn nun eigentlich Rille?“ Meine Kinder und mich hat diese Frage durchgehend beschäftigt. Dieses und einige damit verbundene weitere Rätsel sorgen für ständige Spannung, so dass wir das Buch kaum aus der Hand legen konnten. Die Handlung war nicht immer hundertprozentig realistisch und logisch, dafür aber umso unterhaltsamer. Wir waren jedenfalls alle ein bisschen traurig, als die Geschichte zu Ende war.
Wie kann sich ein Haus mit vielen Menschen so leer anfühlen, obwohl nur eine Person fehlt?
Die Antwort gibt diese schräge, einfühlsame und vor allem besondere Kinderbuch. Ein Buch, das so viele unterschiedliche aktuelle Themen anspricht und das zeigt, dass nicht immer alles ist, wie es zunächst scheint: Manche Vorurteile kann man getrost über Bord werfen und dabei nur gewinnen.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Lustiges Erst- und Vorleseabenteuer mit liebenswert verpeilter Hauptfigur

Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel (Klara Katastrofee 1)
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Die Fee Klara fiebert der Feenversammlung entgegen. Sie träumt davon, nun endlich ihr eigenes Gebiet zugesprochen zu bekommen: das Kornblumenfeld. Schließlich kennt sie das Feld wie ihre eigene Westentasche ...

Die Fee Klara fiebert der Feenversammlung entgegen. Sie träumt davon, nun endlich ihr eigenes Gebiet zugesprochen zu bekommen: das Kornblumenfeld. Schließlich kennt sie das Feld wie ihre eigene Westentasche und weiß über alle Bewohner dort genau Bescheid. Seit einiger Zeit leben hier sogar Rotmilane, die bald nisten werden. Doch die anderen Feen finden bei der Zusammenkunft, dass Klara noch nicht so weit ist, Verantwortung zu übernehmen, weil ihr beim Zaubern regelmäßig etwas schief geht. Sie machen sich über sie lustig und nennen sie scherzhaft „Klara Katastrofee“. Als Klara traurig flüchtet, lernt sie den Jungen Oskar kennen, der ihr erzählt, dass auf dem Kornblumenfeld ein Hotel gebaut werden soll. Aber was passiert dann mit den Rotmilanen und den anderen Bewohnern des Feldes? Klara und Oskar beschließen, den Hotelbau gemeinsam mit allen Mitteln zu verhindern und erleben dabei aufregende Abenteuer in der Menschenwelt.

„Klara Katastrofee“ ist altersgemäß und gut verständlich geschrieben, an manchen Stellen hätte ich mir noch etwas rundere, flüssigere Formulierungen gewünscht. Fortgeschrittene Erstleser ab sieben Jahre können die Geschichte sicher schon eigenständig bewältigen, der Großdruck erleichtert ihnen das Lesen und gestaltet außerdem das Bild-Text-Verhältnis ausgewogen. So fühlen sich die Kinder nicht so schnell überfordert. Das Buch ist auch für jüngere Kinder ab vier Jahren gut zum Vorlesen geeignet. Die lustigen bunten Bilder von Igor Lange strahlen etwas sehr Positives aus, illustrieren die Geschichte perfekt, sorgen für Abwechslung und Motivation und werden von Kindern sicher immer wieder gern angeschaut.

Klara ist eine originelle Figur. „Hups-lapa-lups!“ hat sie sich schon wieder ein bisschen verzaubert, aber gerade das macht sie sehr sympathisch und liebenswert. Sie hat ein großes Herz, für ihre Tierfreunde tut sie alles und lässt sich zum Glück von den anderen Feen nicht unterkriegen. Oskar ist gern allein und beobachtet Tiere in der Natur, mit anderen Kindern kommt er nicht ganz so gut zurecht, wird er doch von seinen Mitschülern öfter gehänselt. Doch zusammen mit Klara fühlt er sich viel stärker und kann zeigen, was alles in ihm steckt. Gemeinsam bewegen die beiden ganz schön viel.

Meine Kinder und ich haben durchgehend mit Klara mitgefiebert und ihr fest die Daumen gedrückt, dass sie es zusammen mit Oskar schafft, ihr Kornblumenfeld zu retten. Die Geschichte ist nicht immer hundertprozentig logisch, aber im Großen und Ganzen recht stimmig. An einigen Stellen hat sie uns ziemlich zum Lachen gebracht, vor allem über Klaras Unwissenheit was die Menschenwelt betrifft oder über die missglückten Zaubereien haben wir uns sehr amüsiert.

Zusammen hat man mehr Mut, aktiv zu werden und perfekt ist nur halb so schön. Auch wenn diese wichtige, wunderbare Botschaft meiner Meinung nach noch etwas subtiler umgesetzt hätte werden können, ist Britta Sabbag ein nettes, phantasievolles Erstleseabenteuer gelungen, in dem es alles andere als langweilig zugeht.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Inge Löhnig und Kommissar Dühnfort in gewohnt starker Form - ein fesselndes Lesevergnügen

Ich bin dein Tod (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 9)
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Kommissar Konstantin Dühnfort arbeitet neuerdings in der Abteilung für Operative Fallanalyse als Profiler. In mehreren Städten in der Umgebung werden -scheinbar zusammenhangslos- Menschen umgebracht, allerdings ...

Kommissar Konstantin Dühnfort arbeitet neuerdings in der Abteilung für Operative Fallanalyse als Profiler. In mehreren Städten in der Umgebung werden -scheinbar zusammenhangslos- Menschen umgebracht, allerdings wurden alle Opfer vom Täter vorgewarnt. Dühnfort glaubt trotz der unterschiedlichen, weit voneinander entfernten Tatorte an einen Serienmörder, doch bei seinem Vorgesetzten stößt er zunächst auf taube Ohren....

Inge Löhnig gelang es erneut, mich sofort für ihren neuesten Roman einzunehmen. Sie schreibt flüssig, angenehm und abwechslungsreich, variiert immer wieder ihre Erzählweise.

Endlich ein Wiedersehen mit dem Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort, seiner Familie und den Kollegen, die jetzt allerdings zu einem anderen Team gehören. Ich habe bisher jeden Dühnfort-Fall verschlungen. Für mich ist „Tino“ mittlerweile wie ein alter Bekannter. Die Art, wie er seine Fälle löst, wie er sich „festbeißt“ und engagiert einsetzt, aber dabei meist besonnen bleibt und auf seine Intuition hört, beeindruckt mich. Auch für die Geschehnisse in seinem Privatleben interessiere ich mich sehr. Nach all den Schicksalsschläge gönne ich ihm sein privates Glück von ganzem Herzen und bin sehr neugierig, wie sich seine Beziehung und sein Familienleben weiterhin entwickeln. Lebensgefährtin Gina, die auch für die Polizei arbeitet, und Tochter Chiara sind mir besonders sympathisch. Dass ich den Ermittler Dühnfort mit jedem Band besser kennenlerne, immer neue Facetten an ihm wahrnehme, macht für mich neben den spannenden Fällen den Reiz an der Reihe aus. Aber auch die anderen Figuren wie hier die Polizisten Julia und Manfred oder Lea und Joe sind für mich plausibel und stimmig dargestellt.

Inge Löhnig schildert unterschiedliche Sichtweisen, erzählt gleichzeitig mehrere Geschichten, die nach und nach zu einer werden. Das tut sie so spannend und fesselnd, dass ich einfach dranbleiben musste. Zwischendrin befand ich mich als Leser auf einer falschen Fährte und wurde vom Ende trotz einiger Offensichtlichkeiten ziemlich überrascht.

Ein Roman, der zu 100% meinen Geschmack trifft. Ein geschickt konstruierter, interessanter, psychologischer und stimmiger Krimi ohne viel Krawall. Nicht nur für Dühnfort-Fans empfehlenswert. Man kann ihn sicher unabhängig von den Vorgängern lesen. Aber noch mehr Spaß macht es, wenn man Dühnforts ganze Geschichte, seine Entwicklung, kennt. Auf alle, die noch keinen Kriminalroman von Inge Löhnig gelesen haben, bin ich fast ein bisschen neidisch. Denn sie haben die ganze tolle Reihe inklusive „Ich bin dein Tod“ noch vor sich. Das bedeutet ganz schön viele spannende, unterhaltsame Lesestunden mit handwerklich gut gemachten Krimis voller überraschender Wendungen.

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