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Veröffentlicht am 25.05.2020

Wenn mit dem großen Hunger die schlechte Laune kommt

Miezbert
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Gerade will Kater Miezbert gemütlich Frühstücken, da kommt sein Freund Piep und möchte mit ihm ein neues Spiel ausprobieren. Sie spielen bis Mittag und besuchen Freund Bär. Miezberts Beine beginnen zu ...

Gerade will Kater Miezbert gemütlich Frühstücken, da kommt sein Freund Piep und möchte mit ihm ein neues Spiel ausprobieren. Sie spielen bis Mittag und besuchen Freund Bär. Miezberts Beine beginnen zu zittern, seine Laune wird immer schlechter. Ohne ersichtlichen Grund faucht er Bär an. Den Eichhörnchen, Huhn und den Hasen ergeht es im Anschluss nicht besser, auch sie ziehen Miezberts Zorn auf sich und werden von ihm angepflaumt. Miezbert ist ein richtiger „Miesbert“ geworden. Was ist nur los mit ihm? Als sein Magen plötzlich laut knurrt, weiß Miezbert endlich, wo der Schuh drückt. Er hat schlicht und einfach Hunger...

Das Autorinnen-Duo Stütze und Vorbach schreibt in altersgemäßer, einfacher und klarer Sprache. Kinder ab drei Jahren können dem Geschehen sicher schon gut folgen und seinen Sinn verstehen. Dorothee Mahnkopfs sehr bunte Illustrationen stellen die Geschichte noch einmal treffend zum Anschauen fürs Auge dar. Anhand der Bilder können die Kinder die Handlung gut nachvollziehen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist dabei die Farbwahl, meine Kinder haben sich beispielsweise gewundert, dass Miezbert blau und das Huhn grün ist. Mich hat das weniger gestört.

Miezbert ist eigentlich ein netter, umgänglicher, fröhlicher Kater. Aber heute am „Knurrmagentag“ ist er kaum wiederzuerkennen. Er ist unfreundlich und verteilt einen Rüffel nach dem anderen, ein echter „Miesbert“. Zum Glück findet er schließlich den Grund für seine schlechte Laune heraus. Er hat Hunger. Wie sich Miesbert verhält, kommt uns allen wohl bekannt vor. Auch in meinem Umfeld gibt es z.B. kleine und große Personen, die zum unerträglichen Griesgram mutieren, wenn sie Hunger haben. Miezbert ist also eine sehr glaubwürdige Figur, mit der sich die Leser identifizieren können. Dass Piep Miezbert zum Schluss einen Notfallkoffer mit einer Fischration schenkt, finden meine Kinder und ich eine gute Idee. Wir gehen schließlich auch nie ohne Essen aus dem Haus .

Manchmal ist es so einfach, seine gute Laune wiederzufinden. Eine nette, aus dem Leben gegriffene Geschichte, die anschaulich zeigt, dass es - so profan es klingt- wichtig ist, die einfachsten Grundbedürfnisse, wie essen, trinken, schlafen oder zur Toilette gehen, sofort zu befriedigen, ansonsten hat der Spaß schnell ein Loch. Essen ist etwas, das zum täglichen Leben einfach dazugehört. Wenn man Hunger hat, sollte man in Ruhe und ohne Ablenkung essen, „achtsam essen“ sozusagen. So simpel das ist, so oft wird es in der Hektik des Alltags vergessen. Zum Glück erinnert uns Miezbert in diesem Buch eindringlich daran.

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Escape-Room als Buch: spannend, abwechslungsreich, knifflig, macht enormen Spaß

Ravensburger Exit Room Rätsel: Gefangen im Hotel
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Wenn sich der Traumurlaub als Alptraum entpuppt...Eigentlich wolltest du einen wunderschönen, erholsamen Urlaub auf einer Insel im Süden verbringen, doch ehe du dich versiehst, findest Du Dich gefangen ...

Wenn sich der Traumurlaub als Alptraum entpuppt...Eigentlich wolltest du einen wunderschönen, erholsamen Urlaub auf einer Insel im Süden verbringen, doch ehe du dich versiehst, findest Du Dich gefangen in einem gruselig-schmuddeligen Hotelzimmer wieder. Um da raus zu kommen, muss Dein Kopf ganze Arbeit leisten.

Die Rätsel, die es zu lösen gilt, um dem Raum wieder entfliehen zu können, sind nicht nur knifflig, sondern auch sehr abwechslungsreich. Da muss u.a. geschnitten, gefaltet oder gepuzzelt werden. Genauso finden sich Logikrätsel, Geheimschriften, Suchbilder, Rechenaufgaben, Zahlencodes und noch vieles mehr unter den Aufgaben. Wer stellenweise gar nicht mehr weiter weiß, dem helfen zusätzliche Tipps in Spiegelschrift.

Ich war zunächst sehr skeptisch, ob es möglich ist, das Prinzip „Escape room“ in Buchform umzusetzen. Dieses Buch beweist, dass meine Skepsis vollkommen unbegründet war. Die teilweise recht anspruchsvollen Rätselfälle fordern die jungen Leser ganz schön heraus, da muss manchmal mehr als gründlich überlegt werden, um sie zu lösen. Besonders gut hat meiner achtjährigen Tochter und mir gefallen, dass die Aufgaben so vielfältig und ganz unterschiedlich sind. Sie waren aber allesamt spannend und alles andere als langweilig. Uns hat „Gefangen im Hotel“ regelrecht süchtig gemacht. Wer Rätsel liebt und gerne um die Ecke denkt, wird von diesem Buch begeistert sein. Wir haben uns nach unserem mühsamen Sieg über das Buch jedenfalls noch einen weiteren Band aus der Reihe gegönnt....

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Manche Kinder sind wie Clownfische und das ist total in Ordnung

Alfie und der Clownfisch
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Alfie ist ein ängstlicher Junge. Er traut sich nicht am Wettlauf teilzunehmen, weil er nicht Letzter werden möchte. Er traut sich nicht auf eine Dinoparty, weil er das Topfschlagen fürchtete. Und jetzt ...

Alfie ist ein ängstlicher Junge. Er traut sich nicht am Wettlauf teilzunehmen, weil er nicht Letzter werden möchte. Er traut sich nicht auf eine Dinoparty, weil er das Topfschlagen fürchtete. Und jetzt möchte er nicht auf das Unterwasserkostümfest. Sich als Kapitän Seestern zu verkleiden, bereitet ihm einfach kein gutes Gefühl. Er fühlt sich nicht mutig genug dafür. Statt auf die Party zu gehen, nimmt ihn Mama mit ins Aquarium. Dort entdeckt er einen Clownfisch, der ihm auf Anhieb gefällt, denn Clownfische verstecken sich gerne. Alfie beschließt nächstes Jahr als Clownfisch auf das Kostümfest zu gehen.

„Alfie und der Clownfisch“ ist in einfachen, altersgemäßen, gut verständlichen Sätzen geschrieben. Das Außergewöhnliche an diesem Buch sind die Illustrationen, die in ungewöhnlichen Farben gedruckt sind, die Gesichter der Figurenleuchten in Neonfarben, andere Details in extremem Blau, ansonsten bestimmen Pastell- und Brauntöne die Farbpalette. Die Bilder fallen definitiv aus dem Rahmen, erregen Aufmerksamkeit.

Alfie ist ein besonders schüchterner Junge. Er leidet darunter, nicht mutig zu sein, erinnert sich immer wieder an Situationen, die er nicht gemeistert hat. Es fühlt sich für ihn an, als müsse er die ganze Welt tragen. Das tat mir beim Lesen sehr Leid. Als seine Mutter ihm das Aquarium zeigt, erkennt er, dass nicht alle Lebewesen gleich mutig sind. Manche stehen gerne im Mittelpunkt, andere nicht. Und das ist richtig so. Wer heute nicht mutig ist, kann es immer noch morgen sein. Alfie kann sich ruhig Zeit lassen und darf sich nicht unter Druck setzen, das macht ihn nur unglücklich.

Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob die bedeutende Botschaft bei den Kindern richtig ankommt -vielleicht ist sie doch ein bisschen zu komplex und wird für die kleinen Leser nicht deutlich genug umgesetzt- hat mir die Aussage von „Alfie und der Clownfisch“ sehr gut gefallen. Nicht jeder ist ein Draufgänger, muss unbedingt im Mittelpunkt stehen, das ist in Ordnung. Man hat immer noch Zeit, irgendwann mutig zu sein. Außerdem muss man gar nicht zwangsläufig über seinen Schatten springen, aus sich heraus kommen. Manche Tiere verstecken sich gerne, manche Menschen bleiben im Hintergrund. Wenn Kinder ihre Persönlichkeit akzeptieren, werden sie sich viel wohler fühlen, als wenn sie sich zwingen, jemand zu sein, der sie nicht sind. Mir imponiert, dass Alfie von seinen geduldigen Eltern nicht genötigt wird, etwas zu tun, was nicht zu ihm passt. Er erkennt (hoffentlich), dass er absolut richtig so ist, wie er ist.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Gehört in jedes Bücherregal von Vorschulkindern und Schulanfängern

Lasse in der 1. Klasse
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Bald geht Lasse in die erste Klasse. Er freut sich schon. Aber bis dahin gilt es noch einige Hindernisse zu überwinden. Zum Beispiel muss ein Schulranzen her, aber ein besonderer mit Rakete drauf. Außerdem ...

Bald geht Lasse in die erste Klasse. Er freut sich schon. Aber bis dahin gilt es noch einige Hindernisse zu überwinden. Zum Beispiel muss ein Schulranzen her, aber ein besonderer mit Rakete drauf. Außerdem braucht er natürlich eine Schultüte und die, die Mama basteln will, sieht bis jetzt ziemlich grau und unspektakulär aus. Ganz wichtig wäre auch, dass Lasse mit Ricka in eine Klasse eingeteilt wird. Sonst macht Schule überhaupt keinen richtigen Spaß. Ja, es ist
gar nicht so einfach, in die Schule zu kommen...

Ich mag Sarah Welks Schreibstil. Sie schreibt locker, klar, gut verständlich und sehr witzig. Das Buch enthält sechs verschiedene Geschichten die aufeinander aufbauen. Das Ganze ist aus Lasses Perspektive verfasst. Lasse erklärt viele Dinge immer wieder näher, wendet sich auf dieses Weise quasi direkt an den Leser. Das wirkt sehr erfrischend, lebendig und authentisch. Sarah Welk spricht definitiv die Sprache der Kinder.
Anne-Kathrin Behls witzige Illustrationen passen perfekt zu den Geschichten. Ihr gelingt es auf einzigartige Weise, auf ihren Bildern die Gefühle der Figuren einzufangen und darzustellen.

Lasse ist ein sehr sympathischer, sensibler Junge, der sehr konkrete Vorstellungen hat und viel nachdenkt. Manche seiner Gedankengänge scheinen ziemlich absurd, so sind die meisten Probleme in Lasses Kopf viel bedeutender als sie objektiv eigentlich sind. Aber gerade das macht Lasse so besonders liebenswert. Man muss ihn und seine Sicht der Dinge einfach mögen. Ich finde ihn als Figur sehr gut getroffen und realistisch und glaubwürdig charakterisiert. Lasse ist nicht ganz so selbstsicher, wirkt etwas ängstlich, aber mit Ricka hat er eine selbstbewusste, einfallsreiche, aufgeweckte und mutige Freundin an seiner Seite. Die beiden passen gut zusammen, bilden ein perfektes Team.

Lasses Geschichten sind ausgesprochen unterhaltsam zu lesen. Lasse hat mit den typischen Problemen eines Erstklässlers zu kämpfen. Aus seiner Sicht werden eigentlich banale Themen unheimlich aufregend und spannend dargestellt. Meine Kinder und ich haben immer mit Lasse mitgefiebert, wir sind von seinen netten, witzigen Erlebnissen einfach total begeistert.

Autorin Sarah Welk überzeugt auch mit „Lasse in der ersten Klasse“. Sie weiß, was Kinder beschäftigt und umtreibt, schreibt wunderbar einfühlsam, authentisch und dabei sehr humorvoll. Sie trifft wieder einmal genau den richtigen Ton. Ein perfektes Buch für Vorschulkinder und Erstklässler, das ihnen deutlich macht: Sie sind mit ihren Sorgen nicht allein. Wenn man sich an alles gewöhnt hat, ist die erste Klasse nicht nur eine nervenaufreibende, sondern auch eine lustige und vor allem schöne Zeit.

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Veröffentlicht am 20.05.2020

Gelungener Reihenauftakt, der es durchaus mit den Nightingale-Schwestern und Schweikerts Charité aufnehmen kann

Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals
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Die dreizehnjährige Svantje Claasen muss mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Piet 1885 das Alte Land verlassen, wo es keine Zukunft mehr für sie gibt. Auf dem Weg erkrankt Piet schwer, doch Svantje ...

Die dreizehnjährige Svantje Claasen muss mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Piet 1885 das Alte Land verlassen, wo es keine Zukunft mehr für sie gibt. Auf dem Weg erkrankt Piet schwer, doch Svantje rettet ihm das Leben. Diese Erfahrung weckt in ihr den Wunsch, Krankenschwester zu werden. Die Familie zieht ins Hamburger Gängeviertel, Svantjes Vater arbeitet in der Werft, ihre Mutter erhält eine Anstellung als Hausmädchen bei der reichen Familie Harkenfeld, den Besitzern der Werft. Zunächst verdient Svantje Geld, indem sie Wasser aus Brunnen schöpft und ausliefert. Später verwirklicht sie ihren Traum und schließt mit eiserner Disziplin ihre Ausbildung als Krankenschwester ab. Nachdem sie ihre Mutter eine Jahr im Haushalt der Harkenfelds vertreten muss, arbeitet sie endlich in ihrem Traumberuf. Doch es tut sich noch mehr in ihrem Leben: Sie lernt den Tuchhändler Friedrich Falkenberg kennen, für den sie schon bald mehr empfindet. Als sich in Hamburg die Cholera ausbreitet, steht Svantjes größte Prüfung noch bevor....

Rebecca Malys flüssiger, unkomplizierter und angenehmer Schreibstil macht es dem Leser leicht, sofort in die Geschichte einzutauchen. Das Cover zeigt eine Krankenschwester -in historischer Arbeitskleidung- vor Hamburgs Hafen. Das Titelbild erinnert ein wenig an Donna Douglas Reihe um die Nightingale Schwestern. Das passt sehr gut, handelt es sich doch um dasselbe Genre, außerdem spricht der Roman Leser mit ähnlichen Vorlieben an.

Svantje Claasen ist eine bewundernswerte Heldin. Sie arbeitet sehr hart für ihren Traum, Krankenschwestern zu werden. Mit eisernem Willen und unerschütterlicher Disziplin verwirklicht sie schließlich ihren Plan. Doch damit ist sie längst nicht am Ziel ihrer Wünsche. Die Choleraepidemie fordert Svantje Unmögliches ab. Und dann verliebt sie sich auch noch. In „Die Krankenschwester von Sankt Pauli“ spielen sehr viele verschiedene Figuren aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten eine Rolle: Svantjes Familie und ihr Freund Raik, die in Armut leben und nichts geschenkt bekommen, aber auch die Sprößlinge der Harkenfelds, Sohn Richard, der einmal die Werft übernehmen soll, aber im Lauf der Geschichte die großen Misstände und schrecklichen Zustände bei der Werftarbeit erkennt, seine Schwester die verwöhnte Hilde, die schlimme Erlebnisse verarbeiten muss, und der aufgeschlossene Friedrich, der mit dem Standesdünkel seiner Eltern zu kämpfen hat....
Mir hat sehr gefallen, dass die Charaktere so unterschiedliche Voraussetzungen haben, aus so gegensätzlichen Milieus stammen. Das macht die Geschichte sehr interessant und zeigt verschiedene Seiten und Facetten eines Themas.

Die Handlung des Roman war für mich durchgehend spannend und mitreißend. Immer wieder wurden neue Herausforderung thematisiert, die die Figuren bewältigen müssen. Svantje kommt niemals wirklich zu Ruhe. Das macht die Geschichte wahnsinnig fesselnd, auch mit den anderen Figuren musste ich einfach mitfiebern. Der Roman endet mit einem dramatischen, überraschenden Cliffhanger.

Ich mag Donna Douglas Nightingale Schwestern, auch Ulrike Schweikerts Charité-Romane und die Reihe um Helene Sommerfelds Ärztin habe ich sehr gerne gelesen. Rebecca Malys Buch muss sich vor diesen erfolgreichen Romanen des Genres definitiv nicht verstecken.“Die Krankenschwester von St. Pauli“ hat mich perfekt unterhalten und nebenher noch über verschiedene medizinische und gesellschaftliche Entwicklungen informiert. Ich möchte unbedingt wissen, wie es mit Svantje und den anderen Figuren weitergeht, bin schon nach dem ersten Buch der Reihe ein Fan geworden und freue mich auf weitere.

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