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Veröffentlicht am 01.07.2024

Solider, etwas biederer Auftakt einer neuen Reihe

Was der See birgt
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Als Polizeireporterin Gianna Pitti vom Mord an einem jungen Mann erfährt, wirft sie das ziemlich aus der Bahn, denn das Opfer war ihr persönlich bekannt. Bald deutet sich an, dass eine sehr mächtige Organisation ...

Als Polizeireporterin Gianna Pitti vom Mord an einem jungen Mann erfährt, wirft sie das ziemlich aus der Bahn, denn das Opfer war ihr persönlich bekannt. Bald deutet sich an, dass eine sehr mächtige Organisation hinter dem Verbrechen steckt. Auch das Verschwinden von Giannas Vater scheint mit dem Todesfall in Verbindung zu stehen. Giannas Chefin Elvira und ihr Onkel Francesco unterstützen die Journalistin bei ihren Recherchen und stechen in ein Wespennest….

Lenz Koppelstädter erzählt in der dritten Person Vergangenheit aus wechselnder Perspektive. Hauptsächlich schildert er, was Gianna im Zusammenhang mit dem Fall erlebt. Der Schreibstil ist klar und verständlich, wirkt aber mitunter etwas sperrig und nicht flüssig. Das Gianna beispielsweise immer wieder als „die Journalistin“ bezeichnet wird, macht einen etwas hölzernen, zu bemühten Eindruck und erinnert an einen Schulaufsatz.

Hauptfigur Gianna ist persönlich vom Fall betroffen, kennt sie doch das Opfer. Auch ihr verschwundener Vater scheint irgendwie involviert. Daher zeigt Gianna besonderen Einsatz und Ehrgeiz, um herauszufinden, wer für die Verbrechen verantwortlich ist. Ablenken lässt sie sich nur von einem guten Espresso und der Musik von Vasco Rossi. Giannas schrulliger Onkel Francesco, der trotz nicht gerader rosiger Finanzverhältnisse Wert auf teuere Weine und kulinarischen Luxus legt, hilft seiner Nichte beim Ermitteln, scheint aber geistig nicht immer ganz auf der Höhe. Gianna und Francesco sind zwei besondere Figuren, die durchaus Potential haben. Ergänzt wird die Personenkonstellation noch mit Giannas Chefin Elvira, die sich beharrlich weigert, mit der Zeit zu gehen und eine Internetpräsenz der kleinen Lokalzeitung aufzubauen.

Viele Schauplätze des Krimis kamen mir bekannt vor, verbrachte ich doch früher meine Ferien öfter am Gardasee. So entwickelte ich beim Lesen durchaus Urlaubsstimmung, konnte mir die Handlungsorte bildlich vorstellen. Insgesamt hat mich der etwas verworrene, teils abstruse Fall aber nicht ganz überzeugt. Durch den manchmal unrunden Schreibstil wirkt die Geschichte zudem ein wenig bieder und riss mich nicht durchgehend mit. Insgesamt ein solider Auftakt einer neuen Krimiserie mit reizvollem Schauplatz, aber einigen Schwächen. Es bleibt zu hoffen, dass die durchaus interessanten Figuren in den folgenden Fällen ihr Potential noch mehr entfalten.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Spannende Grundidee, etwas verwirrend erzählt

Der Nachtläufer
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„Die Waffe veränderte etwas in ihm. Es war, als wäre ein Schleier zur Seite gezogen worden. Plötzlich sah er mit neuen Augen auf die kommenden dreißig Tage.“

Kommissar Eddie Feber ermittelt in einem ...

„Die Waffe veränderte etwas in ihm. Es war, als wäre ein Schleier zur Seite gezogen worden. Plötzlich sah er mit neuen Augen auf die kommenden dreißig Tage.“

Kommissar Eddie Feber ermittelt in einem besonderen Fall. Ein Verbrecher, genannt „der Nachtläufer“, überfällt und bedroht nachts Menschen und hinterlässt am Tatort mysteriöse Zahlen auf gelbem Zetteln. Bisher haben alle Opfer überlebt, aber Eddie ist sich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis jemand ermordet wird. Daher muss er den Täter dringend überführen. Ob Eddie den Kampf gegen die Zeit gewinnt?

Autorin Karin Fossum schreibt aus unterschiedlichen Perspektiven, so schildert sie Eddies Fortschritte bei den Ermittlungen, lässt aber auch an den Gedanken des Täters teilhaben. Der unkomplizierte, klare Sprachstil liest sich eigentlich ohne Probleme. Dass nicht durchgehend chronologisch erzählt wird, hat mich allerdings manchmal irritiert.

Den durchaus interessanten Figuren kommt man als Leser kaum nahe. Ermittler Eddie Feber ist von Verbrechen und Verbrechern fasziniert, was ihm selbst nicht ganz geheuer ist. Er ist es als Vater von acht Kindern gewohnt, andere zu beschützen. Auch bei viel Trubel behält er meist die Nerven. Eddie wirkt alles in allem nicht unsympathisch, aber richtig gut kennen lernte ich ihn nicht. Auch der Nachtläufer war für mich nicht recht greifbar. Obwohl er seine Gedanken ausführlich schildert und auch sein familiärer Hintergrund gründlich dargelegt wird, kam ich nicht genau dahinter, was ihn eigentlich antreibt.

Eine gruselige Vorstellung, dem Nachtläufer schutzlos ausgeliefert zu sein und nicht zu wissen, was als Nächstes passiert. Eddie Feber bringt auf den Punkt, was den Nachtläufer so gefährlich macht: Er ist ein Dieb und „stiehlt Sicherheit“. Das ist wirklich eine spannende Grundidee mit Gänsehautfaktor.
Trotz der eigentlich klaren, atmosphärischen Sprache, hat mich der Krimi aber oft etwas verwirrt. Ich ging häufig von für mich eigentlich eindeutigen Tatsachen aus, die sich aber dann doch ganz anders gestalteten. Das verunsicherte mich. Die Autorin legt bewusst falsche Spuren, erzählt nicht durchgehend stringent, um mit unterschiedlichen Wendungen zu überraschen. Für mich ging das Konzept allerdings nicht immer auf. Durchgehende Spannung wollte sich nicht aufbauen und auch der Rätselfaktor fehlt komplett, da von Anfang an klar ist, wer der Nachtläufer wirklich ist. Für mich unterm Strich ein interessantes, aber nicht hundertprozent gelungenes Krimiexperiment.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Auf der Suche nach einer Einhornfreundin

Sternenschweif, Zauberhafter Geburtstag
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Laura und Sternenschweif machen sich Sorgen um die verzweifelte, vernachlässigte Stute Schneeflöckchen. Diese soll verkauft werden, doch niemand interessiert sich für sie. Dabei ist Schneeflöckchen doch ...

Laura und Sternenschweif machen sich Sorgen um die verzweifelte, vernachlässigte Stute Schneeflöckchen. Diese soll verkauft werden, doch niemand interessiert sich für sie. Dabei ist Schneeflöckchen doch eigentlich ein verzaubertes Einhorn. Ob es Laura und Sternenschweif gelingt, bis zu Schneeflöckchens sechstem Geburtstag eine Einhornfreundin für Sternenschweif zu finden?

Die Geschichte ist in gut verständlicher, recht schlichter Sprache verfasst. Die Schrift ist etwas größer, der Zeilenabstand etwas weiter, so dass das Lesen für wenig geübte Leser erleichtert wird. Viele mädchenhafte Bilder gestalten die Seiten abwechslungsreich. Die sechs Kapitel umfassen meist fünf bis sieben Seiten, das letzte ist etwas länger. Am Ende sind verschiedene Kreativseiten angehängt. Hier gibt es z.B. viele Ausmalseiten, einen Steckbrief zum Ausfüllen und ein Rätsel, so können sich die Kinder ihre eigene Einhornwelt gestalten. Außerdem bietet das Buch noch eine besondere Überraschung. Das Buch richtet sich an pferdebegeisterte Kinder, vornehmlich Mädchen ab sieben Jahren zum Selberlesen. Zum Vorlesen eignet es sich auch schon für jüngere Kinder ab fünf Jahren.

Sternenschweif- Fans kennen Laura und ihr verzaubertes Einhorn Sternenschweif aus den vielen anderen Büchern der Reihe. Laura kann ihr Pony Sternenschweif in ein Einhorn verzaubern. Für viele Mädchen sicher eine traumhafte Vorstellung, würden sie doch bestimmt gerne mit Laura tauschen. Auch Schneeflöckchen ist ein verzauberteres Einhorn, hat aber ihre Einhornfreundin, die sie verwandeln kann, bisher noch nicht getroffen…

Wer ist denn nun Schneeflöckchens Freundin? Diese Frage zieht sich durch die Geschichte. Die Lösung ist ungewöhnlich und überraschend, bezieht die Leserinnen mit ein. Das Buch erzählt von einer ganz besonderen magischen Freundschaft. Es enthält viele für die Reihe so typischen Bilder. Meine Tochter und ich sind keine leidenschaftlichen Pferdefans und daher vermutlich nicht die richtige Zielgruppe für das Buch. Ich finde die Geschichten der Serie generell etwas zu „rosa“, klischeehaft und kitschig. Auch könnte für meinen Geschmack die Handlung durchaus etwas interessanter und spannender sein.
Wer aber von Pferden und Einhörnern fasziniert ist und die bisherigen Bände gerne gelesen hat, wird sicher auch den neuesten Band „Zauberhafter Geburtstag“ mögen.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Wenn die Künstliche Intelligenz das Ruder übernimmt… - spannende Grundidee mit viel Potential, aber Schwächen in der Ausführung

Die Burg
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„Künstliche Intelligenz kann auf alles zugreifen. Wenn ihr euch irgendwann Nachrichten über Social Media geschickt habt- bäm. Schon ist die Verbindung da. Egal, ob du Fotos und Chatverläufe später gelöscht ...


„Künstliche Intelligenz kann auf alles zugreifen. Wenn ihr euch irgendwann Nachrichten über Social Media geschickt habt- bäm. Schon ist die Verbindung da. Egal, ob du Fotos und Chatverläufe später gelöscht hast.“

Das neueste Projekt des Unternehmers Nevio ist etwas ganz Besonderes: Er hat Unsummen investiert, um die Burg Greiffenau zu renovieren und daraus eine einzigartige Escape-Welt zu schaffen. Künstliche Intelligenz soll hier den Teilnehmern ein unvergessliches Escape-Room-Erlebnis ermöglichen. Dabei dürfen die Spieler im Vorfeld selbst bestimmen, wie das Szenario aussieht, dem sie sich stellen wollen. Bevor die Burg offiziell eröffnet wird, organisiert Nevio einen Testlauf mit verschiedenen Experten. Doch während anfangs alles noch nach Plan läuft, werden die Spieler plötzlich wirklich eingeschlossen und geraten in echte Gefahr. Die KI übernimmt die Kontrolle und die Spieler müssen sich ihren Regeln beugen und die sind leider absolut unberechenbar….

Der Roman liest sich flüssig und ohne Schwierigkeiten. Es wird chronologisch in der dritten Person geschildert, was beim Testlauf geschieht. Dabei werden die Blickwinkel von Maxim, der selbst Escape Rooms betreibt, und Nevios Mitarbeiterin Alissa eingenommen.

Neben Maxim, Historiker Lothar Melerski, Petra, die den Besuch der Burg im Preisausschreiben gewonnen hat, Influencerin Yvonne, die im Netz von ihren Erfahrungen beim Spiel berichten soll, sind noch Nevio selbst und C-Promi Emil Strauss beim Probelauf mit dabei. Maxim blickt neidisch auf die Escape-Welt, kommen ihm im Vergleich zur Burg seine eigenen Escape-Rooms doch langweilig und unmodern vor. Professor Melerski sieht das Projekt von Beginn an recht kritisch, während die anderen Teilnehmer unvoreingenommen scheinen. Alissa fällt neben weiteren Mitarbeitern die Aufgabe zu, das Spiel zu überwachen und notfalls einzugreifen. Leider werden alle Personen nur sehr oberflächlich charakterisiert. Die Charaktere bleiben durchgängig blass. So fiel es mir schwer, mich in die einzelnen Figuren hineinzuversetzen und mit ihnen zu fiebern.

Allein das Thema KI mit ihren vielfältigen Chancen, aber auch Grenzen und Gefahren bietet sehr viel Stoff zum Nachdenken. Das komplette Szenario ist zudem wirklich interessant und steckt voller Möglichkeiten: Gemeinsam von einer unberechenbaren Macht in einem gruseligen Raum gefangen zu sein, in einer Extremsituation unter Druck mit anderen agieren zu müssen, zusammen gegen die Zeit herausfordernde Rätsel lösen zu müssen….. Es hätte ein echt spannender Thriller werden können.
Leider wurde jedoch das Potential dieser guten Grundidee letztendlich nicht ausgeschöpft. Die im Spiel vorkommenden Figuren sind zwar durchaus gruselig und teilweise ganz schön „krank“ und widerlich, aber sie sind eben nur Bilder und Projektionen und nicht echt. Die Dynamik zwischen den Teilnehmern entwickelt sich nicht wirklich packend, weil die Charaktere keine individuellen Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten sind. Und die oft wenig raffinierten Rätsel eignen sich nur sehr bedingt zum Miträtseln. Echte Spannung kam da bei mir leider nicht auf und auch die Rolle der KI geht meiner Meinung nach unter. Für mich daher nur ein mittelprächtiger Thriller, aus dem man durchaus mehr hätte machen können.

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Leichte Unterhaltung mit Schwächen

Tea Time
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Die Pharmazeutisch-Technische Assistentin Nina und ihre beste Freundin Franziska haben so ihre kleinen Macken. Gemeinsam mit vier anderen Frauen gründen sie den „Club der Spinnerinnen“. Als Nina nach einem ...

Die Pharmazeutisch-Technische Assistentin Nina und ihre beste Freundin Franziska haben so ihre kleinen Macken. Gemeinsam mit vier anderen Frauen gründen sie den „Club der Spinnerinnen“. Als Nina nach einem Clubtreffen ihre Handtasche verliert, fordert der Finder Andreas Haase, Exfreund von Clubmitiglied Jelena, besonderen Finderlohn. Es kommt zu einem folgenschweren Handgemenge…

Die Geschichte wird aus Franziskas Sicht in der ersten Person geschrieben. Sie ist klar und gut verständlich formuliert, lässt sich unkompliziert und leicht lesen. Dennoch wirkt der Stil durch die teils eigensinnige Wortwahl ein wenig bieder und altbacken, nicht so als erzähle hier wirklich eine jüngere Frau.

Auch wenn in Ich-Form erzählt wird, mochte ich keinen rechten Zugang zur Hauptfigur Nina finden. Sie war mir -wie ihre Freundin Franziska auch- nicht besonders sympathisch, wirkt etwas „trutschig“. Alle Figuren blieben mir leider über weite Strecken fremd, ich fieberte kaum mit ihnen mit. Die restlichen Clubmitglieder empfand ich als nicht unbedingt originell, eher kamen mir die Figuren etwas zu „gewollt“ vor.

Ich bin großer Ingrid Noll-Fan. Insgesamt habe ich „Tea Time“ nicht ungern gelesen, doch kommt es meiner Meinung nach längst nicht an ihre besten Werke wie „Die Apothekerin“ und „Die Häupter meiner Lieben“ heran. Nicht nur dass Nina in einer Apotheke arbeitet, kam mir wie ein „Abklatsch“ früherer Romane vor. Auch hatte ich das Gefühl dem „Bösewicht“ Andreas Haase und Ninas Nachbarn schon einmal in Nolls anderen Büchern begegnet zu sein. Die Geschichte dümpelt insgesamt etwas dahin, ein klarer Spannungsbogen ist für mich leider nicht zu erkennen. Zweifelsohne kann Ingrid Noll schreiben, doch sie kann es deutlich besser als sie mit diesem Buch beweist. Leichte Unterhaltung, aber leider kein Highlight.

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