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Veröffentlicht am 30.04.2020

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Golden Cage. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 1)
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Fayes Leben scheint nach außen ziemlich perfekt. Sie ist mit Jack Adelstein verheiratet, der Mitinhaber von Compare ist, einem der erfolgreichsten Unternehmen Stockholms. Die beiden sind in der Welt der ...

Fayes Leben scheint nach außen ziemlich perfekt. Sie ist mit Jack Adelstein verheiratet, der Mitinhaber von Compare ist, einem der erfolgreichsten Unternehmen Stockholms. Die beiden sind in der Welt der Reichen und Schönen zu Hause und haben eine bezaubernde kleine Tochter. Doch der Schein trügt. Faye fühlt sich wie im Goldenen Käfig gefangen. Jack begehrt sie schon lange nicht mehr und bringt ihr nur noch Verachtung entgegen. Die Situation beginnt immer mehr zu eskalieren und gipfelt schließlich in einem Mord.....

Dass Camilla Läckberg schreiben kann, ist hinlänglich bekannt. Auch ihr erster Thriller liest sich sehr flüssig und gut verständlich. Die Autorin nimmt Fayes Perspektive ein, schreibt aus ihrer Sicht, zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten. Hauptsächlich spielt die Handlung in der Gegenwart, aber mitunter stehen auch Fayes Erinnerung aus der Vergangenheit im Fokus. Stellenweise war für mich nicht ganz eindeutig, welche Situation in Fayes Leben aktuell geschildert wird, aber im Laufe der Geschichte wurde alles dann klarer und die einzelnen Handlungsstränge entwirrten sich zu einem einzigen.

Faye ist ein sehr interessanter Charakter, nach außen wirkt sie wie die perfekte Frau eines erfolgreichen Geschäftmanns. Aber nach und nach beginnt die Fassade zu bröckeln: Faye fühlt sich in ihrer Ehe gefangen und ist schon längst nicht mehr glücklich. Sie hat in der Vergangenheit schlimme Dinge erlebt und trägt das eine oder andere dunkle Geheimnis mit sich herum. Im Laufe der Handlung zeigt sich, dass noch viel mehr in Faye steckt als eine brave repräsentative Ehefrau, auch vor kriminellen Taten schreckt sie nicht zurück.....

„Golden Cage“ ist kein klassischer Thriller. Er kommt ohne viel Blutvergießen aus. Das eigentlich spannende an der Handlung ist Fayes Entwicklung: Wer ist Faye? Wie weit wird Faye gehen? Was hat sie zu verbergen? Läckbergs Roman ist packend und kurzweilig, solide Unterhaltung. Für mich kommt er aber nicht an die Qualität ihrer Krimis um Erika Falck und Patrick Hedström heran. Ich bin ein ausgesprochen großer Fan der Fjällbacka-Reihe. „Golden Cage“ hat mir die Wartezeit auf einen neuen Fall aus der schwedischen Provinz aber definitiv ein wenig verkürzt.

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Von behutsam wachsenden Beziehungen und dem Zauber der Blumen

Im Garten deiner Sehnsucht
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Die Botanikerin Iris Maynard verliert kurz nacheinander erst ihren Ehemann Jonathan, der als Soldat im Zweiten Weltkrieg getötet wird, und danach ihre Tochter Mary, die völlig unerwartet stirbt. Seitdem ...

Die Botanikerin Iris Maynard verliert kurz nacheinander erst ihren Ehemann Jonathan, der als Soldat im Zweiten Weltkrieg getötet wird, und danach ihre Tochter Mary, die völlig unerwartet stirbt. Seitdem hat sie sich von der Außenwelt isoliert und verbringt ihre Zeit nur noch allein in ihrem Garten und widmet sich sich der Pflege ihrer Blumen. Als 2003 nebenan, in das Haus ihrer Großmutter neue Mieter, die Ingenieurin Abby Peterson, mir ihrem Mann, dem im Irakkrieg schwer traumatisiertem Cory, und ihrer Tochter Lily einziehen, kommt nicht nur Leben in das Nachbarcottage. Ganz langsam entwickelt sich eine Beziehung zwischen den neuen Nachbarn und diese bringt nicht nur Iris ihre längst verlorene Hoffnung zurück.....

„Im Garten deiner Sehnsucht“ lässt sich flüssig und ohne Anstrengungen lesen. Autorin Viola Shipman nimmt mal Abbys, mal Iris Perspektive ein und passt ihren Schreibstil der jeweiligen Figur an. Iris‘ Sprache, ihre Wortwahl erinnert ohne Zweifel an die einer älteren Frau. Dadurch wirkt die Erzählweise auf mich authentisch und stimmig.

Shipman hat zwei starke, gebildete Frauen als Hauptcharaktere gewählt, die ich recht realistisch und nachvollziehbar finde. Iris hat in ihrem Leben schon sehr viel Leid erfahren müssen, hat sich deshalb komplett aus der Gesellschaft zurückgezogen und einen riesigen, fast undurchdringlichen Zaun um ihr Haus errichten lassen, um sich nun ausschließlich auf ihre große Leidenschaft, das Gärtnern, zu konzentrieren. Sie macht auf andere den Eindruck einer harten Frau, aber dem fröhlichen, aufgeweckten Nachbarsmädchen Lily gelingt es langsam, Iris’ Fassade zu durchbrechen. Lillys Mutter Abby ist Chemieingenieurin und muss sich im Beruf unter Männern behauptet, die sie oft nicht ernst nehmen. In Gesprächen mit der lebenserfahrenen Iris erkennt sie nach und nach, wovon sie wirklich träumt. Auch Cory, Abbys Mann, erhält von Iris einen entscheidenden Anstoß, seine Situation zu ändern. Die Charaktere befinden sich jeweils in einer schwierigen Lage und unterstützen sich gegenseitig, ihre Probleme anzugehen. Dafür braucht es wie beim Gärtnern Geduld und Behutsamkeit. Bei all ihrer Unterschiedlichkeit wächst die Beziehung zwischen den Nachbarn - einem zarten Pflänzchen gleich- immer weiter und trägt bald Blüten bzw. Früchte.

„Im Garten deiner Sehnsucht“ hat insgesamt ein sehr ruhiges Erzähltempo, ist definitiv ein Roman der leisen Töne. Spannung wollte dabei für mich zunächst kaum aufkommen. Gerade am Anfang passiert recht wenig, es wird mehr als ausführlich die aktuelle Situation der Figuren beschrieben, ohne dass sich dabei viel ereignet. Da herrschte für mich stellenweise doch etwas „gepflegte Langeweile“. Erst als mir die Figuren vertrauter wurden, konnte ich mich besser auf die Geschichte einlassen, die bei allem ernsten und traurigen Hintergrund am Ende doch sehr viel Zuversicht und eine bedeutsame Botschaft vermittelt: Sie zeigt anschaulich, wie bereichernd es sein kann, den Mut aufzubringen, seine Komfortzone zu verlassen und sich neuen Herausforderungen zu stellen.
Es lohnt sich also auf jeden Fall durchzuhalten, weiterzulesen und über gewisse Längen und manchmal etwas zu rührselig geratene Szenen hinwegzusehen. Das Besondere an Shipmans Roman sind die vielen Passagen, in denen Iris von ihren Blumen erzählt. Der Leser erfährt dabei sehr viele Interessantes über das Gärtnern und verschiedene Pflanzen wie Taglilien oder Hortensien, die mir teilweise aus dem eigenen Garten bekannt sind. Nicht umsonst tragen Lily und Iris die Namen von Blumen. Ich konnte Iris’ Leidenschaft für die Pflanzen regelrecht spüren und sehr gut nachempfinden. Insbesondere Gärtner und Blumenliebhaber werden bei dieser ruhigen, soliden, aber durchaus gehaltvollen Lektüre auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Eine Kreuzung aus „About a Boy“ und „Ganz oder gar nicht“- Skurril, witzig und dabei sehr bewegend

Pandatage
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Danny hat eine richtige Pechsträhne: Seine Frau starb vor etwa einem Jahr bei einem Verkehrsunfall, sein Sohn Will, der mit seiner Mutter im Auto saß, als diese starb, spricht seitdem kein Wort mehr, ...

Danny hat eine richtige Pechsträhne: Seine Frau starb vor etwa einem Jahr bei einem Verkehrsunfall, sein Sohn Will, der mit seiner Mutter im Auto saß, als diese starb, spricht seitdem kein Wort mehr, dann verliert der junge Mann auch noch seinem Job auf dem Bau und wird daraufhin von seinem Vermieter mit Gewalt bedroht, weil er die Miete für seine Wohnung nicht mehr aufbringen kann. Nachdem sich die Arbeitssuche als aussichtslos erweist, sieht Danny nur noch eine Lösung: Er besorgt sich ein Pandakostüm und beschließt, sein Geld als Tanzbär zu verdienen. Doch leider verfügt er über keinerlei tänzerische Fähigkeiten. Danny muss sich also dringend etwas einfallen lassen.....

„Pandatage“ liest sich sehr angenehm und flüssig. James Gould-Bourne schreibt ausgesprochen unterhaltsam und mit viel Humor.

Danny ist eine überaus sympathische Hauptfigur, für die es wirklich mehr als dicke kommt. Ein trauriges Unglück folgt dem nächsten. Doch der manchmal etwas naive, aber grundanständige und ehrliche junge Vater gibt nicht auf und lässt sich erst recht nicht unterkriegen. Er glaubt unerschütterlich an das Unmögliche, daher muss ihn jeder Leser einfach gernhaben.
Sohn Will kann einem ebenfalls nur Leid tun. Der sensible, intelligente Junge ist stark traumatisiert, vermisst seine Mutter sehr und wird zudem von einigen Mitschülern übel drangsaliert. Er weiß (noch) gar nicht, was er für einen außergewöhnlichen Vater hat, der wirklich alles für ihn tun würde. Besonders gut gefallen haben mir auch Dannys Kollege vom Bau, Ivan, der trotz seiner harten furchterregenden Schale ein Herz aus Gold hat und die schlagfertige, resolute Tänzerin Krystal. Die Geschichte besticht durch ihre interessanten, ungewöhnlichen, mitunter auch durchaus klischeebeladenen, aber dafür umso amüsanteren Charaktere.

„Pandatage“ ist eine wunderbar originelle, komische und ziemlich überdrehte, irgendwie typisch englische Geschichte, eine Kreuzung aus Nick Hornbys About a Boy und der britischen Komödie Ganz oder gar nicht. Eine Geschichte, die mitreißt und bis zum Schluss fesselt. Ein skurriles, absurdes, aber auch wunderschönes Märchen darüber, dass es sich lohnt, an sich zu glauben und nicht aufzugeben. Manchmal traurig, immer unterhaltsam, kurzweilig und mindestens genauso liebenswert wie ein knuddeliger Panda. Ein Feel-Good-Movie zum Lesen.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Stimmungsaufheller zum Lesen und Abtauchen

Rendezvous in zehn Jahren
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Sommer 2011: Valerie hat sich gerade von ihrem Freund getrennt. Mit ihrer Schwester Anne verbringt sie ein paar Urlaubstage in Amsterdam. In einem Café kommt sie mit Ted, einem jungen Holländer ins Gespräch. ...

Sommer 2011: Valerie hat sich gerade von ihrem Freund getrennt. Mit ihrer Schwester Anne verbringt sie ein paar Urlaubstage in Amsterdam. In einem Café kommt sie mit Ted, einem jungen Holländer ins Gespräch. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, reden über sich und ihre Träume und verabreden, sich in genau zehn Jahren am gleichen Ort wiederzutreffen, um sich auszutauschen, wie sich ihre Leben entwickelt haben. Doch kaum haben sie sich voneinander verabschiedet, merken sie, dass sie sich auf den ersten Blick ineinander verliebt haben. Sie versuchen nun, sich wiederzufinden, haben jedoch außer dem Vornamen keine weiteren Informationen über den anderen. Das macht die Suche mehr als kompliziert. Aber vielleicht möchte das Schicksal ja auch noch ein Wörtchen mitreden?

Judith Pinnow schreibt sehr angenehm, locker und unverkrampft. Sie wechselt regelmäßig die Perspektiven und beschreibt sowohl Teds als auch Valeries momentane Situation recht ausführlich. Ich konnte bei der flüssigen Erzählweise gar nicht anders, als einfach ohne Pause weiterzulesen.

Ted und Valerie sind zwei sehr sympathische Protagonisten. Beide sind um die 30 und haben noch längst nicht das erreicht, was sie sich vom Leben erwarten. Valerie führt nach abgebrochenem Studium in München einen Waschsalon, träumt aber davon, am Meer zu leben. Der Amsterdamer Ted arbeitet im IT-Bereich, hat einen Sohn, von dessen Mutter er schon längst getrennt ist und liebt die Berge leidenschaftlich. So gegensätzlich ihre Vorlieben sind, so stark fühlen sie sich zueinander hingezogen. Mir sind beide sofort ans Herz gewachsen und ich habe ihnen ihr Happy-End sehr gewünscht.

Ted und Valerie denken ständig an den anderen, der unerreichbar scheint. Und nebenher läuft es bei den beiden alles andere als glatt. Während sie einander suchen, steht das Leben nicht still: Sie lernen andere Menschen kennen, gehen Beziehungen ein und müssen berufliche und weitere grundsätzliche Entscheidungen treffen. Ihr Leben ohne den anderen planen und führen...
Diese Herausforderungen und Entscheidungen werden so lebensnah und packend geschildert, dass der Roman bis zum Schluss nichts an Spannung verliert. Ich wurde dabei immer wieder von der manchmal nicht vorhersehbaren Handlung überrascht.

„Rendezvous in zehn Jahren“ ist ein wunderbar optimistischer Roman, ganz federleicht erzählt. Ich konnte während des Lesens perfekt abschalten und alles andere um mich herum für kurze Zeit vergessen. Ein echtes Seelentröster-Buch, Schokolade fürs Gemüt und das ganz ohne störende Kalorien.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Fesselnder Pageturner mit Gruselfaktor

Das Dorf der toten Seelen
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Merkwürdige Dinge gehen 1959 in Silvertjän, einem Bergarbeiterdorf, vor, kurz nachdem die Grube geschlossen wird. Sämtliche Bewohner verschwinden spurlos, nur ein einziger Säugling bleibt im Dorf zurück ...

Merkwürdige Dinge gehen 1959 in Silvertjän, einem Bergarbeiterdorf, vor, kurz nachdem die Grube geschlossen wird. Sämtliche Bewohner verschwinden spurlos, nur ein einziger Säugling bleibt im Dorf zurück und wird später lebendig aufgefunden.
Sechzig Jahre später: Alice hat an der Filmhochschule studiert und möchte gemeinsam mit einem Team aus vier weiteren Personen einen Film über den verlassenen, mysteriösen Ort drehen und dabei möglicherweise herausfinden, was damals wirklich geschah. Sie selbst hat ein persönliches Interesse, alles aufzuklären, denn die Familie ihrer Urgroßmutter war auch unter den Dorfbewohnern. Doch bald schon stellt sich heraus, dass es im verlassenen Dorf zu spuken scheint und die Filmer merken schnell, dass sie nicht alleine im Ort sind. Als sich Tone, ein Mitglied der Gruppe, verletzt und alle durch eine unerklärliche Explosion komplett von der Außenwelt angeschlossen werden, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit...

Camilla Sten kann wie ihre Mutter Viveca zweifelsohne schreiben. Der Roman liest sich flüssig und gut verständlich. Die Geschichte ist aus der aktuellen Sicht von Alice geschrieben, es werden aber zwischendurch immer Kapitel eingeschoben, in denen ihre Urgroßmutter Elsa 1959 berichtet, was damals 1959 passiert. Dies macht den Roman sehr abwechslungsreich, interessant und mitreißend. Ein echter Pageturner!

Stens Charaktere befinden sich alle in einer Extremsituation: Alice, die früher unter starken Depressionen litt und sich gar umbringen wollte, Cutterin Emmy, Alices frühere beste Freundin- die Freundschaft zerbrach aber unter sehr unglücklichen Umständen-, die labile Tone, die ebenfalls persönlich mit dem Dorf verbunden ist und früher Elsa, die merkt, dass sich 1959 im Dorf schlimme Dinge ereignen, die sie nicht aufhalten kann. Jeder hat sein „Päckchen zu tragen“ und große Schwierigkeiten, mit seiner Lage umzugehen. Konfliktpotential wie z.B. Emilys und Alices gemeinsame Vergangenheit oder psychische Probleme der Beteiligten „lauert“ überall. Eine sehr interessante Figuren-Konstellation, die die ohnehin schon aufregende Geschichte noch fesselnder und faszinierender gestaltet.

Der Roman ist überaus dramatisch und spannend, voller Gänsehautmomente. Die Autoren schafft es bis zum Schluss, die Spannung immer weiter zu steigern. Am Ende gipfelt alles in einem atemberaubenden Finale. Die Auflösung ist nicht hundertprozentig logisch und realistisch, es bleiben Fragezeichen, ein kleiner Hauch von Mystik eben. Aber im Großen und Ganzen ist der Plot nachvollziehbar und verständlich.

Ein packender, mysteriöser Krimi-Thriller mit großem Gruselfaktor und Gänsehautgarantie, nichts für schwache Nerven, aber für alle, die hochspannende Unterhaltung mögen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das „Dorf der toten Seelen“ nicht das einzige Buch der jungen talentierten Autorin bleiben wird.

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