Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2017

Depressiver Ermittler

Totengrab
0

2006 verschwindet Tom, der sechsjährige Sohn von Sergeant Solomon Gray von der Kirmes. Die Familie zerbricht daran, nicht zu wissen wo Tom ist und was mit ihm geschehen ist. Mutter Kate bringt sich um, ...

2006 verschwindet Tom, der sechsjährige Sohn von Sergeant Solomon Gray von der Kirmes. Die Familie zerbricht daran, nicht zu wissen wo Tom ist und was mit ihm geschehen ist. Mutter Kate bringt sich um, Gray entwickelt sich zum Säufer und hat keinerlei Kontakt mehr zu Tochter Hope. Zehn Jahre später und Gray arbeitet wieder als Ermittler bei der Polizei. Als er zu einem Selbstmord gerufen wird, kommt die alte Geschichte wieder hoch. Denn der Tote ist 16 Jahre alt und damit in dem Alter, in dem Tom heute wäre. Seltsamerweise hat der Tote die Nummer von Gray auf seinem Handy gespeichert.

"Totengrab" ist der erste Band , in dem Solomon Gray ermittelt. Weitere Bände sind geplant und ich werde diese Reihe ganz bestimmt weiter verfolgen.
Der Schreibstil liest sich sehr gut. Ohne überflüssige Worte zu verschwenden ist dieser klar und prägnant. Der Autor versteht es hervorragend, die Örtlichkeiten sehr bildlich zu beschreiben und schreibt sehr flüssig. Einzelne Kapitel blicken zurück ins Jahr 2006, in die Zeit vor , während und nach dem Verschwinden von Tom. Hier gibt es zu Beginn doch einige Wiederholungen, da man als Leser von Anfang an und schon weiss, wo und wie der Junge verschwand. Der Selbstmord des Teenagers wird als Anlass für Erinnerungen an den Tod von Kate genommen. Weshalb Gray so durch diesen Selbstmord mitgenommen wirkt, wird nach und nach nachvollziehbar. Lange Zeit ist dadurch nicht der Fall und die Ermittlungen im Zentrum, sondern der Fokus liegt auf dem Verlust und der persönlichen Situation von Gray. Nach und nach ändert sich das und die Ermittlungen rücken wieder in den Mittelpunkt.
Zu den Figuren: Die Figur Solomon Gray ist echt deprimierend charakterisiert. Der Autor nennt das "schwermütig", meiner Meinung nach hat Gray schlichtweg eine Depression. Als durch die Rückblicke klar war, warum er so ist wie er ist, hatte ich jede Menge Mitgefühl mit ihm. Ich empfand Gray als eine sehr interessant gezeichnete Figur. Allerdings gehört dazu, dass er sich quasi durch das Buch säuft. Ich mochte seine teilweise trockene und sarkastische Art.
Verschiedene Ermittler arbeiten an Grays Seite. Gerade seine Chefin Yvonne hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Die Frau ist taff und steht ihren Mann. Man hätte allerdings einige andere Polizisten meiner Meinung nach weg lassen dürfen. Als Nebenfiguren waren sie mir zu detailliert beschrieben, da hätte ebenfalls gestrafft werden dürfen.
Ich mag es, wenn ich betreffend Täteridentität überrascht werde…das ist hier der Fall und war für mich doch unvorhersehbar.

Veröffentlicht am 22.12.2017

Hat mich nicht vom Hocker gehauen

Geheimnis in Rot
0

An Weihnachten trifft sich die Familie Melbury auf dem Landsitz Flaxmere. In dem alten georgianischen Haus leben nur noch Jennifer und ihr Vater Sir Osmond Melbury. Ihr Bruder und die Schwestern sind alle ...

An Weihnachten trifft sich die Familie Melbury auf dem Landsitz Flaxmere. In dem alten georgianischen Haus leben nur noch Jennifer und ihr Vater Sir Osmond Melbury. Ihr Bruder und die Schwestern sind alle verheiratet und haben teilweise schon selbst Kinder. doch zu Weihnachten trifft sich die Familie, nur schon um im Rennen um das Erbe Präsenz zu zeigen. Als das Oberhaupt der Familie tot aufgefunden wird, stellt sich heraus, dass Tante Mildred recht hatte! An Weihnachten die ganze Familie zu versammeln ist keine gute Idee!

Die englische Orginalgeschichte von "Geheimnis in Rot" erschien bereits 1936 unter dem Titel "The Santa Claus Murder". Dementsprechend und an damalige Zeit angepasst sind der Schreibstil , die Ermittlungsmethoden und die Charakterisierung. Beim Lesen hatte ich immer wieder die legendären "Miss Marple" Filme vor Augen. Hier erinnert ganz viel an die Agatha Christie Bücher.
Die Familie Melbury ist gross und zu Beginn hatte ich das Gefühl, völlig von den vielen Figuren erschlagen zu werden. Später kommen dann noch die Örtlichkeiten des sehr grossen Hauses dazu. Wer wann wo war, spielt in den Ermittlungen, die von Colonel Halstock, geleitet werden, eine grosse Rolle. Seitenweise habe ich den Faden verloren, die ganze Handlung ist sehr anspruchsvoll und verschachtelt. Gerade all der Klatsch und Tratsch in der ersten Hälfte trägt nicht dazu bei den Überblick zu behalten und ich musste mich ganz schön durchkämpfen. Anfangs wird kapitelweise aus der Sicht der verschiedenen Figuren berichtet. Das beeinhaltet leider auch etliche Wiederholungen und die haben mich ermüdet. Wenn man zum fünften Mal liest, wer alles am Weihnachtsfest dabei ist und aus welchem Grund ist das nicht so prickelnd.
Wie zu der damaligen Zeit üblich denken die Familienmitglieder "standesgemäss". Wahre Snobs, die denken, dass Leute von niederen Stand unehrlich sind. Oder mit Überlegungen wie : "sie sind einfach keine Menschen unseres Schlags" um sich werfen. Darüber kann man denken was man will, man sollte einfach nicht aus den Augen verlieren, dass die Originalstory 1936 geschrieben wurde.
Mich hat die Geschichte nun nicht gerade vom Hocker gehauen, da hätte unbedingt an den örtlichen Gegebenheiten und den Figuren gestrafft werden müssen.

Veröffentlicht am 18.12.2017

Hat mich gut unterhalten!

Dominotod (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 2)
0

Nathalie Swanson arbeitet als Oberärztin in einer psychiatrischen Klinik und als Fallanalytikerin für die Polizei. Als sie von ihrer Schwester Estelle Ekmann gebeten wird, nach Sundshall zu kommen, deckt ...

Nathalie Swanson arbeitet als Oberärztin in einer psychiatrischen Klinik und als Fallanalytikerin für die Polizei. Als sie von ihrer Schwester Estelle Ekmann gebeten wird, nach Sundshall zu kommen, deckt sich das mit dem Auftrag als Fallanalytikerin. In einer psychiatrischen Klinik sind zwei Ärzte verschwunden. Der Oberarzt , Thomas Hoffmann, wurde mittlerweile tot aufgefunden. Der zweite Arzt, Erik Jensen, gilt als vermisst. Estelle arbeitet in der Klinik als Krankenschwester und kannte beide Ärzte. Sie hat den verschwundenen Jensen als Letzte gesehen und wird verdächtigt, etwas mit seinem Verschwinden zu tun zu haben. Jensen war zudem der beste Freund von Johan Axberg, der die Fallanalytiker in den Fall einweisen soll.

Dies ist nach " So tödlich nah" der zweite Fall von Nathalie Swanson und ihren Kollegen. Obwohl ich den ersten Band noch nicht gelesen habe, hatte ich keinerlei Probleme in die Geschichte rein zu kommen. Meiner Meinung nach ist Vorwissen nicht nötig, hat mir aber Lust gemacht, noch den ersten Band nachzuholen.
Das Personenglossar zu Beginn, erleichtert den Einstieg enorm und ich bin grundsätzlich und immer ein Fan von diesen Auflistungen. Leider findet man dies zu selten in Krimis und Thrillern.
Der Prolog endet mit einem Cliffhanger und meine Lust auf dieses Buch war geweckt. Zwar musste ich mich an den Schreibstil gewöhnen, der sehr rasant ist und Sätze beeinhaltet mit vielen Details, die eher anspruchsvoll für die Konzentration sind. Sehr schnell habe ich mich jedoch daran gewöhnt. Immer wieder sind Rückblenden ins Jahr 2005 eingefügt, und ich habe schnell geahnt, dass hier der Täter seinen Platz einnimmt. Beeindruckt hat mich, wie der Autor hier den Schreibstil ändert, dem Bildungsstand des Täters und seinem Leben anpasst. Plötzlich werden die Sätze kürzer und ohne allzu viele Details geschrieben. Als Leser blickt man hinter die Fassade , der Täter war mir hier nicht unsympathisch. Im Gegenteil...ich konnte sehr viele seiner Reaktionen nachvollziehen.
Ein grosses Gewicht erhält die Ermittlungsarbeit, die hervorragend beschrieben und ausgearbeitet wurde. Ueber lange Strecken ist man als Leser hautnah dabei an den Briefings der Ermittler und sieht ihnen über die Schulter. Eine Vernehmung einer psychotischen Person ist sehr gut und eindrücklich beschrieben. So, dass ich Gänsehaut gespürt habe. Das Privatleben der Ermittler wurde sehr zurückhaltend eingesetzt. In diesem Buch stehen die Tat, die Ermittlungen und die Personen im Vordergrund. Trotzdem bekommt man ein Gespür für die Figuren , da sie mit charakterlich gut ausgearbeiteten Details beschrieben sind.
Verschiedene (falsche ) Fährten lassen miträtseln und ermitteln. Mir hat sehr gut gefallen, dass ich bis fast zum Schluss im Dunkeln tappte. Ein paar Handlungfäden holpern etwas. Wie zum Beispiel, dass eine Frau die Dominoschachtel des Täters entdeckt , dann auch hineinschaut und eine Nachricht findet. Auch, dass Nathalie Swanson , als Schwester der Hauptverdächtigen und Johan Axberg, als bester Freund des Vermissten, weiter ermitteln ist doch eher unwahrscheinlich.
Abgesehen davon hat mich "Dominotod" sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 16.12.2017

Erfrischend anders...

Jeden Tag gehörst du mir
0

"The Fab Four" wurden die vier Freundinnen, May, Kate, Beth und Gemma von Familie und Freunden genannt. Jahre nach der Schulzeit sind die Frauen immer noch befreundet, doch sind sie nur noch zu dritt. ...

"The Fab Four" wurden die vier Freundinnen, May, Kate, Beth und Gemma von Familie und Freunden genannt. Jahre nach der Schulzeit sind die Frauen immer noch befreundet, doch sind sie nur noch zu dritt. Beth fährt nicht mit den Freundinnen nach Kalkan in Urlaub, weil Beth vor Jahren spurlos verschwand. Kate hat sich erst gerade von ihrem langjährigen Freund Phil getrennt und will einfach mal abschalten. Noch in der Türkei, im Urlaub, erfahren die Freundinnen, dass in ihrer Heimatstadt Stockton Heath eine tote Frau aufgefunden wird. Kaum zurück aus dem Urlaub überrascht sie die Neuigkeit , dass eine zweite Tote gefunden wurde. Beide Opfer ähneln Kate und scheinbar geht ein Serientäter um, der Frauen vom selben Typ bevorzugt.

Eines vorneweg : Noch selten hat ein Buch mich meine Meinung so um 180 Grad revidieren lassen , wie "Jetzt gehörst du mir". Ich war mir auf vielen Seiten und seit Beginn sicher zu wissen, wer der Serientäter ist. Geschickt wiegelt der Autor den Leser in Sicherheit Punkto Täteridentität. Ein Satz, der mich in meinem Verdacht bestärkt hat, ist so gut platziert, dass ich vor dem Autor den Hut ziehe. Naiv habe ich gedacht : wie langweilig und vorhersehbar. Man weiss ja schon nach einem Drittel wer der Täter ist. Wie will er uns Leser noch bis zum Schluss beschäftigen?
Und zeigt dann den Lesern die lange Nase: Aetsch, reingefallen!
Ganz am Anfang geht es hauptsächlich um Liebesbeziehungen. Kate verlässt ihren Freund, lernt im Urlaub einen anderen Mann kennen und findet auch einen Arbeitskollegen sympathisch. Man spürt , wie sehr Kate von Phil genervt ist, der sich mehr und mehr zum Stalker entwickelt. Leser, die Thriller suchen, müssen da durch diese Liebesturbulenzen einfach durch. Denn gerade diese Einführung ist enorm wichtig für die spätere Handlung.
Sehr authentisch beleuchtet Alex Lake beide Seiten, die der gestalkten Frau und die des Stalkers. Ebenfalls sehr interessant und gut recherchiert empfand ich die Ausführungen zum Thema "Serientäter".
Als die Geschichte fünf Jahre zurück in die Vergangenheit springt, habe ich schon geahnt, dass es wohl so einfach nicht sein kann. Dieses Kapitel endet mit einem Cliffhanger und ich habe es vor Spannung kaum ausgehalten. Freundin Beth verschwindet und die Frage, was mit ihr geschehen ist, hat mich durch das Buch getrieben.
Eine mehr als überraschende Wendung in der Handlung hat diesen Spannungsbogen noch mal erhöht und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Gerade die letzten 60 Seiten sind Thriller pur. Spannung, der Wettlauf gegen den Psychopathen und einige brutale Szenen sind genial geschrieben.
Die Story ist sehr abwechslungsreich, der Plot hat mich zu 100 % überzeugt und ist sehr schlüssig.
Der Fokus liegt ganz klar auf den Opfern und der Sichtweise des Täters , nicht in der Ermittlungsarbeit. Ich empfand dies nach vielen gelesenen Thrillern in der jüngsten Vergangenheit als erfrischend anders.

Veröffentlicht am 14.12.2017

Sehr spannend!

Unersättlich
0

In Stockholm mutieren unbescholtene Bürger zu Mördern. Sie verwandeln sich scheinbar grundlos in Kannibalen und töten und verspeisen ihre Angehörigen. Eine Mutter ihr Kind, eine pensionierte Frau ihren ...

In Stockholm mutieren unbescholtene Bürger zu Mördern. Sie verwandeln sich scheinbar grundlos in Kannibalen und töten und verspeisen ihre Angehörigen. Eine Mutter ihr Kind, eine pensionierte Frau ihren Mann. Der Verdacht liegt nahe, dass die Täter, die sogenannte "Kannibalendroge" genommen haben, da es auch in jüngster Vergangenheit Fälle rund um diese Droge in Stockholm gab. Kriminalkommissarin Amanda Poller, von der Polizei in Vasterort, ermittelt auf Hochtouren, testet die Droge an sich aus. Und erfährt, dass man sich in dieser Situation zum Tier verwandelt. Die Ermittlungen lassen sie tief ins Drogenmilieu eintauchen. Dabei trifft sie Andnan Nasimi , einen Polizistenmörder, wieder, der in ihrer Vergangenheit eine grosse Rolle gespielt hat.

"Unersättlich" ist nach "Der Pavian" der zweite Band rund um die Ermittlerin Amanda Poller. Ich habe den ersten Band nicht gelesen und war zu Beginn völlig erschlagen von den vielen Namen und Figuren. Zudem wurden immer wieder Andeutungen zu der Vergangenheit , also den Stoff aus dem ersten Band, gemacht, die ich nicht nachvollziehen konnte. Nach ein paar Kapiteln hat die Autorin anhand von Erklärungen, die Amanda einem neuen Praktikanten gibt, in dieser Beziehung aufgeklärt. Ich empfand das als hervorragend gelöst um Erstleser einzuführen in die persönliche Hintergründe von Amanda Poller und Adnan Nasimi.
Von Beginn weg scheut sich die Autorin nicht, grausige Details anzusprechen. Dabei geht sie sehr subtil vor. Dem Thema entsprechend "Kannibalismus" erlebt man als Leser, die Mörder nach den Taten. Ohne in Details zu gehen, beschreibt die Autorin sehr bildlich das Szenario. Ein fast belanglos hingeworfener Satz lässt einen schaudern. Eklig und abstossend und zu 100 % Thriller!
Ich war direkt froh, als Anna Karolina Larsson, das komplizierte Privatleben der Staatsanwältin Pia Bromberg, die versucht in einer Patchworkfamilie zu (über) leben, in den Mittelpunkt rückt. So konnte ich mich etwas von all dem Blut und den grausigen Details erholen.
Es wird ebenfalls das Privatleben von Amanda Poller erwähnt. Sie ist Mutter von Zwillingen, die 2 Jahre alt sind. Wunderkinder! Denn, sie wurden so charakterisiert, als wären sie etliches älter. Sprechen und agieren wie fünfjährige Kinder. Dass, Amanda in ihrer Freizeit ihnen das Radfahren beibringt hat mich erstaunt. Normalerweise besitzen Zweijährige nicht die motorischen Fähigkeiten um schon Rad zu fahren. Abgesehen von diesem Detail ist die Charakterisierung sehr gelungen. Amanda ist absolut authentisch und eine starke Figur, die eine Schwäche hat : Ihre Kinder. Was die Täter schlussendlich auch ausnutzen.
Ich empfand den Spannungsbogen nach ein paar Kapiteln, die ich benötigte, um die Figuren zu sortieren, durchgehend hoch. Die beiden Stränge "Amanda" und "Adnan" , die einige Zeit nebeneinander herlaufen, verbinden sich auf schlüssige Weise. Sehr spannend und dies nicht nur im Hinblick auf den Fall "Kannibalismus"!