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Veröffentlicht am 24.09.2017

Ein konstruiertes Szenario...oder nicht ?

AchtNacht
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Millionen Menschen jagen zwei Personen. Ben Rühmann, Musiker ,und die Psychologiestudentin Arezu Herzsprung wurden in einem Internetspiel dazu bestimmt, dass sie sterben müssen. Während einer bestimmten ...

Millionen Menschen jagen zwei Personen. Ben Rühmann, Musiker ,und die Psychologiestudentin Arezu Herzsprung wurden in einem Internetspiel dazu bestimmt, dass sie sterben müssen. Während einer bestimmten Zeitspanne,die genau zwölf Stunden beträgt, sind sie zum Abschuss frei gegeben. Der Mörder geht nicht nur straffrei aus, sondern bekommt auch noch Geld für seine Tat.

Eine konstruierte Geschichte, die das Bild einer gedankenlosen, internethörigen Gesellschaft zeichnet und doch kleine Fragezeichen beim Leser hinterlässt. Wäre diese fiktive Geschichte auch in der Realität möglich ?Ich kann das nicht strikte verneinen, und gerade darum hat mir die Story Eindruck gemacht. Denn Sebastian Fitzek zeichnet ein Szenario, das man auf den ersten Blick als fiktiv und konstruiert abtut…je länger man liest, je mehr regt sich die Unsicherheit, ob es nicht doch so weit her geholt ist und nicht auch in der realen Welt möglich wäre?

Die kurzen Kapitel, in denen immer wieder einer der beiden Verfolgten in den Mittelpunkt rückt,sind abwechslungsreich gestaltet und der Spannungsbogen baut sich sehr rasch auf.

Ab und zu hatte ich das Gefühl, der Autor widerspricht sich. Wie zum Beispiel als die Tochter von Ben auf Seite 46 als Smartphone Junkie bezeichnet wird und kurz darauf auf Seite 50 Whatsapp Nachrichten als unpersönlich abtut.

Wenn ich gerade so schön im Lesefluss war, die Story immer spannender wird, ist bei mir plötzlich ein Gedanke aufgeblitzt: Die Geschichte wirkt fast von einer Seite zur anderen reichlich überzogen und wird dann doch sehr konstruiert. So habe ich zum Beispiel nicht verstanden, warum Ben's Vater, der Polizist ist, einen Kollegen schickt um seinen Sohn zu beschützen. Warum geht er denn nicht selbst hin ?

Der Schreibstil von Fitzek gefällt mir sehr, wie schon in anderen seiner Bücher finde ich auch in AchtNacht seine runden, stimmigen und sehr flüssigen Stil.

Die Figuren waren etwas unausgegoren. Ben empfand ich als sehr gut ausgearbeitet. Man bekommt durch die Beschreibung seines Berufsfeldes und die familiäre Situation ein gutes Gefühl für diese Figur. Seine Mitstreiterin Arezu bleibt leider sehr blass und hier hätte ich noch ein paar Sätze mehr um sie zu charakterisieren begrüsst.

Gegen Schluss überrollen sich die Ereignisse, Fitzek wartet noch mit einigen überraschenden Wendungen auf und so empfand ich das Ende als stimmig und sehr überraschend.

Veröffentlicht am 23.09.2017

Satire auf männlich...

Papa at Home
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In diesem Buch erfahren wir ,warum es Männer schwerer haben als Frauen, alles über Mhyten am Arbeitsplatz und die Pflege des männlichen Geschlechtsteils!

Die ersten Seiten lesen sich gut,denn Fragen wie ...

In diesem Buch erfahren wir ,warum es Männer schwerer haben als Frauen, alles über Mhyten am Arbeitsplatz und die Pflege des männlichen Geschlechtsteils!

Die ersten Seiten lesen sich gut,denn Fragen wie "was bin ich für ein Vater" und "ist das das Leben, das ich haben wollte" suggerieren eine nachdenklich machende Lektüre. Okay, habe ich gedacht…eigentlich wurde "Papa at home" ja unter dem Genre Humor eingeordnet….und hab ich nicht irgendwo was über Satire gelesen…aber mir soll es recht sein.

Weiter im Text…und plötzlich wähnte ich mich im falschen Film. Denn was der Autor als Satire versteht, ist einfach nur die Situation der Frauen in der heutigen Zeit... in männlich. Die erste Hälfte über lesen wir über Väter, die die Doppelbelastung Kinder und Karriere stemmen, als Hausmänner den Ehefrauen Brötchen belegen und Tipps bekommen wie sie am Arbeitsplatz ihren Mann stehen. Das Ganze nicht etwa in einen humorvolle Familiengeschichte verpackt.Nein, mit trockenen Ratgeber ähnlichen Kapiteln gähnt man sich Seite um Seite durch das Buch. Witzig?Fehlanzeige!Locker ?Nö!Bahnbrechendes? Im Gegenteil,denn alles was ich gelesen habe ist ein alter Hut.

Aber vielleicht habe ich auch das Wörtchen "Satire" falsch verstanden?

Ein Typisches Stilmittel der Satire ist die Übertreibung! Hier wird nicht übertrieben, sondern erzählt was Frauen Tag für Tag erleben…nur in männlich!

Immer wieder wurden Tipps für Männer eingefügt. Wie zum Beispiel den: Wenn man als Mann unsicher ist,soll man seiner Frau zuhören und den einen oder anderen Gedanken übernehmen, so entwickelt Mann Selbstsicherheit.

Auch der Tipp, dass man bei einem Bewerbungsgespräch nach einem familienfreundlichen Arbeitsmodell fragen soll ist nicht wirklich witzig sondern traurige Realität vieler weiblicher Arbeitnehmerinnen! Tipps, die ich nicht lustig finde. Sie sind leider nur oberflächlich ,traurig oder abstrus. Der Tipp Hautpflegeprodukte zu verwenden mit Schimmereffekt wenn Mann am Konferenztisch gesehen werden will, läuft dann unter Letzterem.

Der Autor ist ausserdem ein Frauenkenner. Denn er weiss ,dass Frauen Männer bevorzugen, die nichts oder wenig sagen. Etliche solcher Aussagen haben mich irgendwann nur noch genervt.

Als dann ganze 6 Seiten über die Feuchtigkeitspflege und die Reinlichkeit vom männlichen Geschlechtsteil kam, habe ich gedanklich schon abgeschaltet. Die Kapitel "Orgasmus"und "Masturbieren " habe ich dann quer gelesen.

Was ist dieses Buch ? Satire? Humorvoll? Wenn ja, hat es leider meinen Humor weder erreicht und getroffen.

Ich finde das Ganze einfach nur peinlich und langweilig.

Veröffentlicht am 22.09.2017

Gut, doch nicht überragend...

Durst
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Nach einem Tinder-Date wird eine junge Frau brutal ermordet. Elise Hermansen,die Anwältin für Vergewaltigungsopfer war, wird zu Tode gebissen und der Mörder wird von Beginn weg "Der Vampirist" genannt. ...

Nach einem Tinder-Date wird eine junge Frau brutal ermordet. Elise Hermansen,die Anwältin für Vergewaltigungsopfer war, wird zu Tode gebissen und der Mörder wird von Beginn weg "Der Vampirist" genannt. Was mit einem Mord begonnen hat, entwickelt sich zu einer Mordserie , denn weitere, getötete Frauen folgen dem ersten Opfer. Das Ermittlerteam vom Dezernat für Gewaltverbrechen wird von Kriminalkommissarin Katherine Bratt geleitet und holt Harry Hole, Spezialist für Serienmorde und zur Zeit Dozent an der Polizeihochschule ins Team.

Dies ist der elfte Fall ,in dem Harry Hole , die Rolle des Ermittlers inne hat. Ich kenne nur einzelne Bücher rund um ihn und kann bestätigen,dass auch "Durst" bedenkenlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.

Erst war ich ein wenig enttäuscht, denn ich habe mich auf dieses Buch vor allem wegen Harry Hole gefreut. Es braucht ein wenig Geduld, bis man als Leser in den Genuss seines Könnens kommt. Denn er hat einen kurzen Auftritt zu Beginn des Buches und dann liest man 67 Ebook Seiten nichts mehr von ihm. Dafür überzeugt er auf den restlichen 420 Seine auf ganzer Linie. Ich weiss gar nicht so genau, was mich an dieser Figur so fasziniert.Vielleicht ist es, dass er eher unkonventionell ermittelt ?Oder ,dass er sehr intelligent ist, einen Tatort "fühlt" und sich sehr gut in einen Täter hinein versetzen kann ?Oder ,dass er obwohl vom Typ "einsamer Wolf" seine Frau Rakel und Sohn Oleg abgöttisch liebt? Wie auch immer, Harry Hole ist zutiefst menschlich, witzig und authentisch !

Harry Hole und Katherine Bratt scharen ein grosses Ermittlerteam um sich. Mir waren das fast zu viele Figuren,denn neben den Hauptermittlern gibt es noch jede Menge taktische Ermittler, Polizeianwärter,Analytikerinnen etc.

Als Leser erfährt man einiges aus der Sicht des Täters und man ist auch bei jedem Mord hautnah dabei. Die Art wie der Täter tötet, wird detailliert beschrieben und ist fast immer sehr brutal und blutig. Mich hat etwas gestört,dass die Sicht des Täters immer willkürlich und ohne Abgrenzung zum Rest eines Kapitels eingefügt wurde. Das hat mich doch etliche Male etwas verwirrt.

Die Geschichten einiger Nebenfiguren waren zudem ein paar Mal zu ausschweifend erzählt . Wenn der Minister sich eine halbe Seite über die Vorzüge von Leitungswasser gegenüber gekauftem Wasser auslässt, nimmt das doch ein grosses Stück Spannung aus der Story und rutscht leicht in die Langatmigkeit ab.

Relativ früh, kennt das Ermittlerteam und somit auch wir Leser die Identität des Täters. Ab da steht das Auffinden des Täters im Mittelpunkt. Ich habe geahnt und es wurde bestätigt, dass es so einfach nicht sein kann. Tatsächlich hat der Autor noch eine besondere Überraschung eingebaut….absolut unvorhersehbar und ich empfand die Idee dieser Entwicklung als sehr gelungen.Dass ich lange Zeit auf die falsche Fährte von Jo Nesbo rein gefallen bin, muss ich ja hier nicht extra erwähnen…

Ebenfalls als gelungen sehe ich den Titel des Buches. Selten hat ein Titel so gut gepasst wie hier in diesem Buch.

Veröffentlicht am 19.09.2017

Anspruchsvoll!

SOG
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2004 wird in Reykjavik die 8 jährige Vaka Orradottir vermisst und kurz darauf tot aufgefunden. Der Mörder, ein Familienvater, wird verhaftet und inhaftiert. 12 Jahre später,wird eine Zeitkapsel,in der ...

2004 wird in Reykjavik die 8 jährige Vaka Orradottir vermisst und kurz darauf tot aufgefunden. Der Mörder, ein Familienvater, wird verhaftet und inhaftiert. 12 Jahre später,wird eine Zeitkapsel,in der Briefe ehemaliger Schüler versiegelt wurden, gehoben. In dem damaligen Projekt, das mit einer Schulklasse in Amerika durchgeführt wurde, mussten die Schüler aufschreiben, wie sie sich ihr Land, ihre Stadt ,in 10 Jahren vorstellen. Ein Aufsatz fällt aus dem Rahmen, denn er enthält eine Liste mit den Initialen möglicher Todesopfer.Kurz darauf taucht das erste Opfer auf und Kommissar Huldar, der nach dem letzten Fall degradiert wurde, muss sich und seinen Vorgesetzten beweisen , dass er immer noch Leistung erbringt. Wieder führt ihn der neue Fall ins Kinderhaus zu der Psychologin Freyja und gemeinsam machen sie sich an die Aufklärung des Verbrechens, das sie auch zum Fall der 8 jährigen ermordeten Vaka führt.



Dies ist der zweite Fall von Huldar und Freyja und meiner Meinung nach ganz klar eine Fortsetzung, obwohl der Fall in sich abgeschlossen ist . Vor allem die privaten , aber auch beruflichen Probleme von Huldar und Freyja , gehen in "Sog" nahtlos weiter. Ich denke, es ist von Vorteil das erste Buch "DNA" gelesen zu haben, gerade um die Degradierung und die privaten Schwierigkeiten zu verstehen. Immer wieder wird Bezug genommen und ich kann mir nicht vorstellen, dass man folgen kann, wenn man diese Details nicht kennt.

Der Prolog sagt schon einiges aus! Es geht um Kinder und ich kann mir vorstellen, dass es gerade für sensible Leser in der Beziehung zu brutal sein könnte. Der Plot, die Idee der Zeitkapsel ,empfand ich als wahnsinnig einfallsreich und toll. So zieht sich diese Idee auch wie ein roter Faden durch das ganze Buch und entwickelt sich zu einer spannenden Story.

Die Autorin verlangt einiges vom Leser. Die nicht geläufigen Namen, die vielen Personen und ihre Geschichten , die verschiedenen Erzählstränge sind eine Herausforderung und verlangen konzentriertes Lesen. Dies ist definitiv keine Geschichte, die man "nebenher" liest. Als mühsam habe ich empfunden, dass die nicht geläufigen Namen so gewählt wurden,dass sie Ähnlichkeiten aufweisen. Zwei für die Story wichtige Personen heissen zum Beispiel "Pröstur" und "Porvaldur". Schade wurde hier nicht differenzierter gewählt. Dafür ist der Schreibstil klasse und ich mag die Mischung von Ermittlungen und Privatem, die die Autorin gewählt hat. Privates zwischen Huldar und Freyia wird zwar zeitweise etwas ausschweifend und pubertär. Ihr Balz und Liebesgerangel ist dennoch amüsierend. Als etwas nervig empfand ich das Kompetenzgerangel zwischen Huldar und seiner Chefin, die in "DNA" noch eine Kollegin war. Ein guter Thriller, der spannend ist und wohl noch mitreissender, wenn das sortieren der (zu) vielen Figuren nicht wäre.In dem Bereich hätte etwas abgespeckt werden dürfen.

Veröffentlicht am 16.09.2017

Humorvoll und doch tiefgründig!

Ziemlich beste Mütter
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Marie zieht mit ihrem kleinen Sohn Florian von München nach Berlin .Die Einschulung von Flo steht bevor und sie ist gespannt wie sich ihr kleiner Sohn in der Schule zurecht finden wird. Besser als seine ...

Marie zieht mit ihrem kleinen Sohn Florian von München nach Berlin .Die Einschulung von Flo steht bevor und sie ist gespannt wie sich ihr kleiner Sohn in der Schule zurecht finden wird. Besser als seine Mutter,stellt sie schon nach dem ersten Elterngespräch fest, Sie ist fassungslos, denn einige Eltern verwechseln ihre Kinder mit einem Business Masterplan . Zuckerpolizei, Frühförderung und Lehrer , die spuren heisst die Devise. Zum Glück findet Marie gleich drei nette Frauen, die sich der allgemeinen Hysterie nach guten Noten und Frühförderung auch verweigern. Olivia,Alexa und Katrin wollen wie Marie nur eines :glückliche Kinder, die ihr Kindsein ausleben können.

Und da ist da noch der nette Nachbar Jakub, mit Sohn in gleichem Alter, der Marie gefällt. Doch eigentlich liebt sie immer noch ein wenig Constantin, den Vater von Flo. Ach, ist das neue Leben kompliziert!

Die Geschichte zeigt sehr gut wie schwer es ist, in einer neuen Stadt ,in fest vernetzten Elterngruppen als Neue Fuss zu fassen. In der Anfangsszene hätte ich Marie am liebsten in den Arm genommen, so leid tat sie mir. Überhaupt beschreibt die Autorin Hanna Simon immer wieder Szenen, die einem ganz normalen, realen Leben entsprungen sein Könnten. Zwar wurde gerade die Figur der Rädelsführerin etwas überspitzt gezeichnet, doch das hat der guten Unterhaltung keinen Abbruch getan. Ich hoffe zumindest, diese wurde überspitzt skizziert,denn wenn mir so jemand im wahren Leben begegnen würde…oh Schreck!Helikoptermuttis, die kreisen und kreisen….und das am liebsten über ihrem Lebensmittelpunkt:den eigenen Kindern, kennt wohl jeder von uns. In "ziemlich beste Mütter" gibt es ein paar schreiend komische Szenen, die ich mit Genuss und einem lauten Lachen gelesen habe.

Die Figuren sind ansonsten sehr authentisch und real beschrieben. Gerade Hanna und ihr Sohn Flo sind toll . Mir hat vor allem gefallen, dass Flo "altersgemäss" spricht und agiert. Denn die richtige Dosierung erwischen längst nicht alle Autoren.

Der Schreibstil ist frisch, witzig und tiefgründig.Ab und zu hatte ich bei ein paar Dialogen das Gefühl,die Figuren sprechen so, wie niemand sprechen würde und agieren, wie nie jemand reagieren würde. Als zum Beispiel Marie bei Verdacht auf einen Einbrecher in Jakubs Wohnung, diesem erst mal Tee anbietet um sich zu beruhigen, statt die Polizei zu rufen…und dann selbst in die Nachbarwohnung marschiert .

Marie arbeitet als Restauratorin an Kunstgegenständen und so sind Bilder ein wichtiges Element in der Geschichte. Hier spürt man die guten Recherchen und /oder Kenntnisse der Autorin. Sehr passen dazu die Kapitelüberschriften mit den Namen von Bildern.

Die Liebesgeschichte ist nicht wie ich vor dem lesen angenommen habe vorhersehbar, sondern bietet auch Raum für einige Ueberraschungen.