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Veröffentlicht am 28.04.2022

Thema lässt nicht kalt...

Kaltherz
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Ein Ausflug an den Feringasee soll es werden, als Clara mit ihrer 5 Jahre alten Tochter dort auf dem Parkplatz das Auto abstellt. Clara findet nach einem kurzen Besuch in dem Toilettenhäuschen das Auto ...

Ein Ausflug an den Feringasee soll es werden, als Clara mit ihrer 5 Jahre alten Tochter dort auf dem Parkplatz das Auto abstellt. Clara findet nach einem kurzen Besuch in dem Toilettenhäuschen das Auto leer vor. Von ihrer Tochter Marie fehlt seither jede Spur. Viereinhalb Monate sind vergangen und Clara Lipmann am Ende ihrer Kräfte. Ein Hoffnungsschimmer für die verzweifelten Eltern ist da Kommissarin Kim Lansky, die neu in der Vermisstenabteilung der Kripo München arbeitet. Kann die engagierte Beamtin eine neue Spur aufdecken?





Ein Thriller mit einem Thema, das wohl niemanden kaltlässt. Ein kleines Kind verschwindet in Obhut seiner Mutter. Ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit und das Leben ist für die Eltern nicht mehr, wie es war. Die Verzweiflung der Mutter ist sehr authentisch skizziert. Gut getroffen sind auch die unterschiedlichen Gefühle von Mutter Clara und Vater Jakob im Hinblick auf den enormen Verlust. Die Schuldgefühle, die die Mutter empfindet und die offenen und unterschwelligen Schuldzuweisungen des Vaters haben mich berührt.

Die verschiedensten Spuren werden vom Autor geschickt gelegt. Denn man fragt sich, was mit der kleinen Marie geschehen ist. Eine überraschende Wendung, als ich schon dachte, zu wissen, wer in der Entführung federführend war, hat mich nicht nur überrascht, sondern auch diesen WoW Effekt, den ich in Büchern mit Ermittlungen so mag, eingestellt.



In der Figur der Ermittlerin Kim Lansky hält eine schillernde und witzige Kommissarin das Zepter in der Hand. Sie ist sehr kompetent, geht aber auch unkonventionelle Wege und zündet das Feuer der Hoffnung für die Eltern. Clever, wie die Kommissarin Ermittlungsergebnisse erzielt. Noch cleverer, wie der Autor diese gestrickt hat.

Mich haben einzelne Szenen und Dialoge zwischen Lansky und ihrem Vorgesetzten Kriminalhauptkommissar Theo Rizzi schmunzeln lassen. Es gibt da eine Szene, in der die beiden eine Observierung durchführen und ein Pärchen sich ihrem Auto nähert…da habe ich laut gelacht, so gut ist die Szene geschrieben. Etwas weniger unterhaltsam empfand ich Erklärungen und ausschweifende Gespräche zu der Firma ComCoin, in der Maries Vater arbeitet. Da hätte für meinen Geschmack sehr gekürzt werden dürfen.

Gefallen hat mir, dass Henri Faber in abwechselnden Kapiteln die wichtigsten Bezugspersonen, die Ermittlerin, sowie die entführte Marie zu Wort kommen lässt. In den Kapiteln in Ich Perspektive von Marie wurden nicht nur der Schreibstil angepasst und wirkt so, wie eine 5-Jährige denkt und spricht. Sie sind auch äusserst aufschlussreich beim Rätseln um die Identität der Täter.

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Absurd...

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb
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Erleichterung ist, was Eva Biber empfindet, als ihre 17-jährigen Zwillinge ans College gehen. Ihr Mann Brian bringt die beiden Teenager an die Universität Leeds und währenddessen fühlt sich Eva so müde, ...

Erleichterung ist, was Eva Biber empfindet, als ihre 17-jährigen Zwillinge ans College gehen. Ihr Mann Brian bringt die beiden Teenager an die Universität Leeds und währenddessen fühlt sich Eva so müde, dass sie beschließt zu Bett zu gehen. Doch es wird nicht bei einem Tag bleiben…Eva beschliesst ein ganzes Jahr im Bett zu bleiben, denn 17 Jahre lang hat sie geputzt, gekocht, eingekauft, gebügelt, den Garten bestellt … nun ist Schluss damit.





Wer hat sich nicht schon mal vorgestellt und gewünscht, morgens einfach im Bett zu bleiben, statt seinen täglichen Pflichten nachzugehen? Was viele von uns träumen, setzt Eva um. So weit, so gut! Ich fand den Plot interessant, denn ich wollte unbedingt wissen, was Eva dazu verleitet, ein Jahr in ihrem Bett zu bleiben. Sie hat dann auch unterschiedliche Gespräche am Bettrand, die nach und nach ihre Motivation offenbaren. Einmal diskutiert sie mit ihrer Mutter, dann mit der Nachbarin und auch ihre Schwiegermutter taucht im Schlafzimmer auf. Immer wieder ist da auch ihr Mann Brian, der erst frustriert, dann genervt ist und schlussendlich resigniert.

Diese Passagen in Bibers Schlafzimmer wechseln sich ab mit Kapiteln, die am College der Zwillinge Brianna und Brian Junior handeln. Kein Verschreiber sind die Namen. Vater Brian, Tochter Brianna und Sohn Brian Junior! Die Teenager haben autistische Züge und die werden sehr gut, wenn auch sehr klischeehaft, eingebracht. Leider taucht im Wohnheim der Zwillinge die Figur Poppy auf, die nicht nur komplett überzeichnet, sondern auch komplett nervig ist. Ich habe mich ertappt, dass ich ganze Abschnitte grob überschlagen habe, sobald der Name Poppy irgendwo stand.

Der Plot ist skurril, die Figuren ebenfalls und die Gespräche sind oft so überdreht, dass ich nicht wusste, ob ich schmunzeln oder staunen soll, ab so viel Schrott. Geärgert habe ich mich über einige Passagen unter der Gürtellinie, sei es, als Eva sich überlegt, wie sie ihre Ausscheidungen entsorgen soll (vor allem wer, da sie ja das Bett nicht verlassen will). Oder aber, als der Astronom und Mathematiker Dr. Brian Biber eine Gruppe Kinder mit einer Beeinträchtigung durch das Space Zentrum, seinem Arbeitsort, führt und dabei alles andere als Political Correctness anwendet.

Die Handlung wurde immer absurder, lustig war es nie. Es war eher so, dass ich das Gefühl hatte, die Autorin wollte ein humorvolles Buch schreiben und hat dabei aus den Augen verloren, dass dazu auch eine einigermaßen sinngebende Handlung gehört.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

Chronisch genervte Protagonistin!

Die Psychologin
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Wo ist Sigurd Torp?

Eines Morgens, seine Frau Sara schläft noch, verlässt Sigurd das gemeinsame Haus in Oslo, um sich mit seinen Freunden zu treffen. Mit Thomas und Jan Erik ist ein Wochenende in einer ...

Wo ist Sigurd Torp?

Eines Morgens, seine Frau Sara schläft noch, verlässt Sigurd das gemeinsame Haus in Oslo, um sich mit seinen Freunden zu treffen. Mit Thomas und Jan Erik ist ein Wochenende in einer Hütte in den Bergen geplant. Sigurd kommt dort jedoch nicht an und die beiden Freunde rufen bei Sara an. Die selbstständig arbeitende Psychologin Sara war in einer Sitzung, als Sigurd Stunden zuvor versucht hat, sie telefonisch zu erreichen. Seine Nachricht, die er daraufhin hinterlassen hat, ist kryptisch. Kurz darauf wird in dem gemeinsamen Haus eingebrochen. Besteht da eine Verbindung zum Verschwinden ihres Mannes?





Auf dem Cover steht auf einem dicken gelben Klebepunkt „Grosse Thriller-Sensation aus Schweden“. Leider empfand ich diesen Thriller von einer Sensation weit entfernt. Dies hatte mehrere Gründe.



Erstens war mir die Protagonistin Sara durch das ganze Buch über unsympathisch. Sara, die das ganze Buch über in Ich Perspektive erzählt, ist chronisch genervt. Von ihren Patienten, Jugendlichen mit den verschiedensten psychischen Problemen. Von ihrem Mann Sigurd, ihren Freunden, dem Haus, das sie gemeinsam umbauen, ihrer Schwester und deren Familie, der U-Bahn, Ich fragte mich, ob diese Figur überhaupt einmal im Leben über etwas Glück oder Zufriedenheit empfindet? Oft habe ich mich gefragt, ob die Psychologin Sara nicht selbst psychologischen Beistand nötig hat? Sara ist auch sehr lethargisch. Da ängstigt sie sich fast das halbe Buch über, dass jemand immer wieder in ihrem Haus herumschnüffelt, kommt jedoch erst nach Wochen auf die Idee, das Türschloss austauschen und eine Ueberwachungsanlage einbauen zu lassen. Dasselbe mit ihrer Arbeit. Sara arbeitet als Psychologin und immer wieder hatte ich den Eindruck, ihre Patienten sind ihr zu viel und sie macht nur das absolute Minimum, was sie erledigen muss.


Dann empfand ich den Start ins Buch, ungefähr die ersten 50 Seiten, sehr, sehr langatmig. Endlos erzählt Sara da von ihrer Arbeit. Der Blick in drei Sitzungen mit Jugendlichen mit den unterschiedlichsten Problemen wird in die Länge gezogen.

Dann plötzlich der Lichtblick.

Sigurd verschwindet und ab da wandelt sich die Geschichte. Unterschwellig spürt man, dass da mehr ist als das Verschwinden von Saras Mann. Ich konnte jedoch lange Zeit, dieses diffuse Gefühl nicht fassen oder benennen. Ich habe Sara nicht über den Weg getraut. Erzählt sie, was sie sehen möchte oder handelt es sich um reale Erlebnisse? Diese Seite der Geschichte ist sehr gutgeschrieben.

Die Auflösung hätte ruhig wirkungsvoller gestaltet werden dürfen. Ich hätte zwar nie mit dieser Auflösung gerechnet, sie hat mich aber auch nicht vom Hocker gehauen. Denn sie wird, wie alles in dieser Story, unnahbar und emotionsarm präsentiert.


„Die Psychologin“ ist das Debüt der Autorin Helene Flood und ich musste mich zuerst an ihren spröden, emotionslosen und gemächlichen Schreibstil gewöhnen. Mit diesem Buch hat sie einen ruhigen Thriller geschaffen, der jedoch mit der unterschwelligen Art doch etwas Spannung erzeugt. Dieses bisschen Spannung reicht zwar bei weitem nicht, um wie auf dem Cover angekündigt, als Sensation durchzugehen, hat mich aber nie mit dem Gedanken spielen lassen, das Buch abzubrechen.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Humorvoll und leicht überzeichnet!

Mach mir den Garten, Liebling!
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Luisa Fröhlich geht ganz in ihrem Job auf, denn sie möchte stellvertretende Geschäftsführerin werden. Die Firma Great Fun Connection, die Geschenkartikel herstellt, könnte frischen Wind gut gebrauchen. ...

Luisa Fröhlich geht ganz in ihrem Job auf, denn sie möchte stellvertretende Geschäftsführerin werden. Die Firma Great Fun Connection, die Geschenkartikel herstellt, könnte frischen Wind gut gebrauchen. Das jetzige Team ist eine Katastrophe und Luisa setzt alles daran, als Chefin dringend notwendige Veränderungen einzuführen. Doch als sie bei der Beförderung übergangen wird, erkennt sie frustriert, dass sie zugunsten der Karriere ihr ganzes Privatleben geopfert hat. Und dann ist da auch noch der Schrebergarten von Tante Ruth, um den sich Luisa kümmern sollte. Den hat Luisa nicht nur vernachlässigt, dieser Garten wächst ihr komplett über den Kopf.




Ellen Berg ist ein Garant für humorvolle Geschichten mit gut charakterisierten Figuren und einer Handlung, die immer ein Quäntchen Nachdenklichkeit mit sich bringt. Die Frage, ob das Leben denn nur aus Karriere und Arbeit besteht, zeigt die Autorin am Beispiel von Luisa Fröhlich eindrücklich. Dazu kommt, dass Luisa in einem Team arbeitet, in dem jede und jeder dem anderen absolut nichts gönnt. Offene und versteckte Mobbingattacken sind an der Tagesordnung.

Dies wirkt oft etwas überspitzt, verfehlt jedoch nicht seine Wirkung, bei der sich Luisa plötzlich fragt, ob das denn alles im Leben gewesen sein soll? Mich haben all die Spitzen, Beleidigungen und Frechheiten doch sehr heruntergezogen.

Anders dann im lauschigen Garten ihrer Tante Ruth. Da habe ich mich sofort wohlgefühlt, auch wenn er zu Beginn doch sehr vernachlässigt ist. Der Schrebergarten im Kleingartenverein Sonnenschein zeigt Luisa, was wirklich wichtig ist im Leben. Sich Zeit nehmen und den Blumen beim Wachsen und Gedeihen zusehen, dabei die Seele baumeln lassen und Bekanntschaften auch außerhalb des Jobs zu schließen. Herzerwärmend sind die Arbeiten und Bekanntschaften rund um die Gartenlaube beschrieben.

Denn Ellen Berg versteht es, schöne Passagen einzubringen. Sätze wie dieser von Seite 30 : „ ...als hätte jemand in ihrem Herzen die Möbel umgestellt. Plötzlich gab es viel Platz zum Tanzen."

Mich hat einmal mehr Ellen Berg mit einem ihrer Romane aus einer Mischung aus Humor, tiefergehende Themen und einer Prise Liebe gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Heitere Lesestunden garantiert!

Dein Flüstern im Meereswind
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Die beiden Freundinnen Marie und Caro haben richtig Erfolg mit ihrem Lädchen auf Hiddensee. Caro ist Juristin, ihr Herz schlägt jedoch für Bücher und Marie ist gelernte Floristin. Zusammen verkaufen sie ...

Die beiden Freundinnen Marie und Caro haben richtig Erfolg mit ihrem Lädchen auf Hiddensee. Caro ist Juristin, ihr Herz schlägt jedoch für Bücher und Marie ist gelernte Floristin. Zusammen verkaufen sie Bücher und Blumen in ihrem "Traumschlösschen". Die Kunden kommen sogar von Rügen, um bei ihnen einzukaufen. Marie steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Freund Ole, bei Caro will es nicht so ganz klappen mit der Liebe. Ihrer Mutter, die penetrant immer wieder nachfragt und sich in Caros Leben einmischt, zaubert Caro einen Verlobten aus dem Ärmel. Der Schreck ist groß, als Frau Baumgartner sich zum Besuch anmeldet,…denn woher soll Caro auf die Schnelle einen passenden Mann hernehmen?





„Dein Flüstern im Meereswind“ ist eines dieser Inselbücher, die mir heitere Lesestunden beschert haben. Es geschieht immer etwas. Die Handlung wirkt lebendig, wenn auch vorhersehbar. Damit hat man hier eines dieser Bücher, mit dem man, ohne viel zu überlegen, lesend ausspannen kann.

Dazu kommt ganz viel Inselflair, denn die kleine Insel Hiddensee wurde von der Autorin malerisch beschrieben. Man fühlt sich lesend wohl auf der kleinen Ostseeinsel und wird kulinarisch, leider auch nur lesend, mit allerhand Gebäck versorgt. Vor allem die beliebte Zutat Sanddorn, mit der Maries Großmutter mit Vorliebe backt, ist Beigabe für viele Leckereien. Eine kleine Auswahl an Rezepten ist dann auch ganz am Schluss des Buches eingefügt.

So viel zu Inselfeeling und Kulinarik!

Die Liebe, die Caro sehnlichst ersehnt, überfällt sie dann auch ziemlich plötzlich und ist mein Kritikpunkt. Denn die Figur Hannes, der ihr aus der Patsche hilft, konnte mich nicht überzeugen. Beim ersten Zusammentreffen ist er wortkarg und unbeholfen. Ein paar Seiten weiter hat sich der einsilbige und linkische Nerd in einen attraktiven und liebevollen Mann verwandelt. Das war mir dann doch zu weit hergeholt und nicht überzeugend. Eine fast ebenso unglaubliche Wandlung macht Caros Mutter durch. Vom rechthaberischen, bitterbösen und notorisch unzufriedenen Drachen wird sie zu einer mitfühlenden, emphatischen und helfenden Frau.



Handelt der vordere Band „Wie das Leuchten von Bernstein“ hauptsächlich von Marie, steht nun Caro im Mittelpunkt. Beide Geschichten sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Nele Blum ist das Pseudonym der Autorin Mila Summers und mir hat ihr Schreibstil gut gefallen. Einfach gehalten, locker und flüssig zu lesen, habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

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