Figuren überkonstruiert!
DiabolischReichenberg wird von einer unheimlichen Mordserie heimgesucht. Etliche Dorfbewohner sterben auf bestialische Weise und Polizeioberkommissarin Larissa Flaucher von der Kripo wird fast täglich zu einem neuen ...
Reichenberg wird von einer unheimlichen Mordserie heimgesucht. Etliche Dorfbewohner sterben auf bestialische Weise und Polizeioberkommissarin Larissa Flaucher von der Kripo wird fast täglich zu einem neuen Tatort gerufen.
Schon siebenundzwanzig Jahre zuvor wurde das kleine Dorf im Schwarzwald durch den Tod eines kleinen Jungen überschattet. Genau an der Fasnacht, die im Dorf mit einer Freinacht begangen wurde, hat man den sechsjährigen Alexander Bachmann tot auf der Strasse gefunden. Der kleine Junge wurde mehrere Male vom einem Auto überrollt. Seine Schwester Lotte kam nach dem Turnunterricht alleine zu Hause an, nachdem ihr Vater vergessen hatte, die Kinder abzuholen.
Der Start in die Geschichte ist mir schwergefallen. Gleich zu Beginn werden hektisch die Perspektiven, sowie die Zeitebenen gewechselt. Aus diesem Grund dauerte es einige Zeit, bis ich in der Story durchgeblickt habe und angekommen bin. Wechsel, die ich grundsätzlich mag, jedoch nicht gleich zu Beginn eines Buches.
Die Geschichte ist ohne Zweifel spannend und der Autor hat mich vorübergehend in die Irre geführt. Ich habe einerseits sehr schnell das Motiv für all die Morde gesehen und ich lag auch bei der Identität des Täters nicht komplett daneben.
Es wird ordentlich gemordet und gestorben in diesem Buch. Wie die ermittelnde Oberkommissarin Seite 99 feststellt: es stapeln sich die Leichen in dem kleinen Ort. Acht Opfer mit teilweise bestialischen Tötungsmethoden, die zudem noch prägnant beschrieben wurden, sind sicher eine Menge bei der Seitenzahl von 318 Seiten.
Ab und zu musste ich mein persönlich geführtes Personenglossar zur Rate ziehen, um mit den Figuren, tot oder lebendig, nicht durcheinander zu geraten. Die Figuren kommen zudem in beiden Zeitebenen, in der Gegenwart und im Jahr 1995 vor und entwickeln sich und damit ihre Lebensumstände.
Teilweise kam bei mir das Gefühl hoch, dass kein Dorfbewohner einigermassen "normal" ist. Seitensprünge, Vergewaltigungen, Beschimpfungen, Alkohol wird in Massen konsumiert, eine grosse Kaltherzigkeit und regelmässig werden Kinder und Frauen geschlagen ... eigentlich verwundert es nicht, dass die Morde geschehen. Mich hat zum Beispiel die kalte und schroffe Art, die die Erwachsenen gegenüber einem Kind in Not zeigen, schockiert. Ein kleiner Junge, mutterseelenallein im Februar auf einer Landstrasse und alle Erwachsenen haben nur ihre eigenen Vergnügungen im Kopf. Die Figuren sind leicht überkonstruiert und tragen damit den Plot.
Im Ermittlerteam entsteht eine Beziehung, die doch sehr überhastet geschieht. Ich frage mich, ob hier einige Absätze oder Kapitel gestrichen wurden? Jedenfalls fehlte mir hier ein Teil, der diese Beziehung fassbar und nachvollziehbar macht.
Wie auch "Böse" hat Jonas Wagner wieder einen Thriller in einem kleinen Dorf handeln lassen. Dieses Mal empfand ich die Figuren zu sehr in eine Richtung geformt, da der Plot der Geschichte nur damit aufgehen konnte.