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Veröffentlicht am 11.12.2020

Teil 4!

Zerrissen
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Dr. Fred Abel vom Rechtsinstitut wird gebeten, eine Beurteilung für die Kinderintensivstation der Charité Berlin abzugeben. Er arbeitet beim BKA, in der Abteilung Extremdelikte und im Kindernotfall wurde ...

Dr. Fred Abel vom Rechtsinstitut wird gebeten, eine Beurteilung für die Kinderintensivstation der Charité Berlin abzugeben. Er arbeitet beim BKA, in der Abteilung Extremdelikte und im Kindernotfall wurde ein 2-jähriges Mädchen schwer verletzt eingeliefert. Erst später wird klar, dass die Kleine die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao ist. Zudem wird in einem Boxclub eine Leiche, eingenäht in einen Boxsack, gefunden. Beide Fälle halten die Polizei und die Rechtsmedizin auf Trab.





„Zerissen“ beginnt im Zeitablauf 2 Jahre nachdem der vordere Teil "Zerbrochen“ geendet hat. "Zerissen" ist der vierte Teil rund um das Team der Rechtsmedizin in Berlin. Ich denke, man kann sehr gut auch ohne Vorwissen diesen Teil lesen.



Der Thriller beginnt seinem Genre entsprechend. Ein Mann ist auf der Flucht und es geht brutal zu und her. Dieser Szene folgt eine Passage, in der nachts im Rechtsinstitut gruselige Dinge geschehen. Solche Situationen und die Beschreibungen der Autopsien, die sehr detailliert sind, sind nichts für sensible Leser. Der Fall rund um das 2-jährige Mädchen, das mit einem schweren Schädel- Hirntrauma auf der Intensivstation liegt, lässt einen schaudern.



Dr. Fred Abel muss sich gleich um zwei, nein eigentlich drei, Fälle kümmern. Beide ziehen viele Details und Figuren mit sich. So ist die Handlung sehr komplex und ab und zu fällt es schwer den Fokus auf dem Wesentlichen nicht zu verlieren. Für mich waren zum Beispiel die Ausführungen zu medizinischen Details und Autopsien zu detailliert und hätten gekürzt werden dürfen. Ohne Zweifel, Michael Tsokos weiss, wovon er schreibt, ist er doch Professor für Rechtsmedizin. Weniger Informationen, die zu sehr ins Detail gehen, hätten dem Spannungsbogen gutgetan. Ab der Mitte sind die vielen medizinischen Beschreibungen und Berichte Geschichte und die Spannung nimmt an Fahrt auf.



Was ich zu Beginn nicht geglaubt habe: Die beiden Fälle verbinden sich auf ungeahnte Weise. Absolut unvorhersehbar und clever gestrickt.



Mir gefiel schon in den vorderen Bänden Fred Abel unheimlich gut. Das ist auch in diesem vierten Band so. Die Figur ist toll charakterisiert und überzeugt. Abel ist ein Workaholic, top in seinem Beruf und lässt nicht locker, bis er findet, was er vermutet zu finden. Hier in „Zerissen“ wird seine Arbeit gegen Schluss mit seinem Privatleben verwoben. So wird es sehr schnell persönlich und ich finde, das war genau richtig und nötig. Zeigt es doch den taffen Rechtsmediziner von einer weicheren und verletzlicheren Seite.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Nervende Figuren bis zur Mitte!

Marigolds Töchter
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Marigold ist 66 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann Dennis und Tochter Suze in einem hübschen Haus mit Garten. Marigold sorgt für ihre Familie, zu der seit neustem auch noch ihre Mutter Nan gehört, die im ...

Marigold ist 66 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann Dennis und Tochter Suze in einem hübschen Haus mit Garten. Marigold sorgt für ihre Familie, zu der seit neustem auch noch ihre Mutter Nan gehört, die im Alter nicht mehr alleine leben mag und zu der Familie gezogen ist. Der Platz wird knapp, als sich die zweite Tochter Daisy von ihrem Freund trennt und wieder in das Elternhaus zieht. Kurz vor Weihnachten beginnt sich jedoch Marigold zu verändern. Sie ist oft müde, vergisst sehr viele alltägliche Dinge und weiss oft nicht mehr., was sie gerade getan hat.



Mir hat, ehrlich gesagt, das eher altmodische Cover suggeriert, dass diese Geschichte auch eher altmodisch daher kommt. Tatsächlich ist die Figur Marigold vom Schlag Frau, die nicht nur ihren Mann Dennis von vorne bis hinten bedient. Auch die 25- jährige, also erwachsene Tochter, Suze wird gefragt, was sie essen möchte. Weder Mann noch Tochter krümmen einen Finger im Haushalt, was mir doch sehr alte Schule erscheint. Vor allem da Marigold auch noch den Einkaufsladen des Dorfes betreibt, also auch ausserhalb der Familie arbeitet.

Die Geschichte mausert sich zu einer Familiengeschichte mit verwöhnten Mitgliedern, die mir alle unsympathisch waren. Da ist zuallererst die 25 Jahre alte Suze, die von Beruf Influencerin ist, ansonsten Hotel Mama geniesst und weder finanziell, noch anpackend zum Familienunterhalt beiträgt. Ein verwöhntes und pubertäres Mädel, das seine Laune bei Grossmutter und Eltern auslässt und auch ihren Freund einwickelt. Dann ist da noch die missmutige und konstant schlecht gelaunte Grossmutter Nan, die mich genauso genervt hat. Die 32 - jährige Daisy, die nach der Trennung von ihrem Freund aus Mailand zurückkehrt, ist auch nicht besser. Mutter Marigold organisiert die ersten Aufträge und fragt Leute an, ob Daisy ihre Haustiere malen kann, um so Geld verdienen zu können. Daisys neues Berufsziel wird etwas sehr schnell auf die Beine gestellt und genauso schnell erfolgreich vermarktet. Marigold reibt sich auf, putzt, kocht, wäscht und organisiert. Sie ist der Typ Mutter Theresa, der zuallererst an andere denkt. Ihr Mann Dennis, lässt alles geschehen, statt mal bei den Töchtern und der Schwiegermutter auf den Tisch zu hauen.


Erst empfand ich die Geschichte als oberflächlich und erst ab der Mitte bekommt sie Tiefe und die Themen werden eindringlicher. Auch die Figuren werden „erwachsener“ und reifer und die Familie wächst zu einer Gemeinschaft zusammen. Mich hat auch die grosse Solidarität in der Dorfgemeinschaft sehr berührt, die nach Marigolds Diagnose entsteht.


Der Schreibstil wandelt sich nach der ersten Hälfte und wird intensiver. Was vorher eine nette Erzählung über ein 3 Generationenhaus war, wird durch die Diagnose Marigolds, eine neue Liebe von Tochter Daisy und einer neuen Perspektive von Suze fesselnder und tiefgründiger.

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Veröffentlicht am 03.12.2020

Justizthriller, mal anders!

Eine bittere Wahrheit
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Tabitha Hardy sitzt im Gefängnis Crow Grange in Untersuchungshaft. Sie wird beschuldigt ihren Nachbarn in ihrem Schuppen ermordet zu haben. Tabitha beteuert ihre Unschuld und feuert nach Meinungsverschiedenheiten ...


Tabitha Hardy sitzt im Gefängnis Crow Grange in Untersuchungshaft. Sie wird beschuldigt ihren Nachbarn in ihrem Schuppen ermordet zu haben. Tabitha beteuert ihre Unschuld und feuert nach Meinungsverschiedenheiten ihre Pflichtverteidigerin. Ab sofort arbeitet Tabitha selbst an ihrer Verteidigung … und das vom Gefängnis aus. Sie hat weder Ahnung von Verteidigungsstrategien, noch von den Regeln an Gericht. Sie weiss nur eines, dass sie unschuldig im Gefängnis sitzt. Die Lage spitzt sich zu, als bekannt wird, dass der Ermordete früher Tabithas Lehrer war und sie allen Grund hatte, sich an ihm zu rächen.





Dieser Justizthriller hat als Grundlage einen absolut neuartigen Plot. Dass sich eine Verurteilte selbst verteidigt, noch dazu vom Gefängnis aus, habe ich so noch nie gelesen. Da die Protagonistin absolut keine Ahnung hat von Rechtsgrundlagen und Verteidigung, ergeben sich immer wieder amüsante Situationen, die das Ganze sehr auflockern. Denn, all die Passagen, die im Gefängnis handeln, sind ab und zu sehr düster und zeigen den Gefängnisalltag von verurteilten Frauen.



Tabitha ist eine Kämpferin, die sich wehren muss für ihre Rechte und dabei bei der Direktorin von Crow Grange, sowie den Richtern und Anklägern aneckt. Doch auch im Dorf, in dem sie lebte und wo auch der Mord geschehen ist, sind ihr nicht alle Leute wohlgesinnt. Und genau da entsteht sehr viel Spannung, denn man begreift von Beginn weg, dass da jemand Tabitha ordentlich reinzulegen versucht. Und doch keimt auch der Verdacht auf, dass Tabitha tatsächlich den Mord begangen hat. Ich wusste plötzlich nicht mehr, was und wem ich glauben sollte. Damit hat das Autorenduo perfekt gespielt.

Mich hat Tabithas Schicksal sehr schnell neugierig gemacht und die Geschichte ist zu einem wahren Pageturner geworden. Obwohl praktisch die ganze Geschichte über an denselben Orten, dem Gefängnis oder dem Gerichtssaal, handelt, ist die Story überhaupt nicht eintönig. Im Gegenteil! Durch Gefängnis interne Kämpfe, Besuche von Zeugen und die Beschreibung von Tabithas Arbeit zu ihrer Verteidigung ist jede Menge Vielseitigkeit dabei.


Das Ehepaar Nicci Gerard und Sean French, das unter dem Namen Nicci French schreibt, liefert nicht nur einen aussergewöhnlichen Plot und eine runde und fesselnde Geschichte. Sie haben auch einen tollen Schreibstil mit überzeugenden Figuren.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Ideal in dieser Jahreszeit!

Frostgrab
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Milla Anderson hat ihre ehemalige Snowboardclique seit 10 Jahren nicht mehr gesehen, als sie sich für ein Wochenende treffen. In Frankreich, in Les Rochers, am Glacier du Diables, werden sich die fünf ...

Milla Anderson hat ihre ehemalige Snowboardclique seit 10 Jahren nicht mehr gesehen, als sie sich für ein Wochenende treffen. In Frankreich, in Les Rochers, am Glacier du Diables, werden sich die fünf ehemaligen Snowboardprofis wiedersehen. In Les Rochers haben Milla, Dale, Brent, Heather und Curties zusammen trainiert, bis eine Tragödie die Clique auseinandergerissen hat. Nun hoffen sie, wieder an der alten Freundschaft anzuknüpfen. Doch sehr schnell entwickelt sich das Wochenende anders als gedacht.



Die Geschichte wird in wechselnden Kapiteln auf zwei Zeitebenen geführt. Beide sind nur aus der Sicht von Milla, die in ich Perspektive erzählt. In der Gegenwart sind die Mitglieder der Clique um die 30 Jahre alt.

Sie verbringen das Wochenende in einem verlassenen Haus mit einem Setting, das absolut gruselig und atmosphärisch sehr dicht beschrieben ist.


Andererseits ist man mit Milla zehn Jahre zuvor mitten in der Snowboardwelt, in der es um Rennen, Gewinne und eine überaus erbitterte Konkurrenz geht. Sehr viel handelt um Klassierungen und erforderlichen Punkte, die man mit Straight Air, Spins und Mc Twist Sprüngen zu erreichen versucht. Obwohl ich keine Ahnung von Snowboard fahren habe, denke ich, dass diese, für mich fremde Welt, realistisch und authentisch beschrieben ist. Leider wurden aber die Details auch ab und zu etwas zu sehr in die Länge gezogen. Da merkt man gut, dass die Autorin auch Snowboard fährt und kennt, wovon sie schreibt. Aber eben, für Leser, die diesen Sport noch nie betrieben haben, ist es zu detailliert und ausführlich. Womit ich etwas anfangen konnte, sind die Beschreibungen der Witterungsverhältnisse, die sehr bildlich sind.

Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin die in der Gegenwart erwachsenen Figuren anders agieren und fühlen lässt, als in der Vergangenheit, in dem es oft um Eifersüchteleien und erste Liebe geht. Sie sind erwachsen geworden und trotzdem schwellen noch Altlasten mit jedem von ihnen mit, was eine hervorragend gemachte Verbindung zu den Kapiteln aus der Vergangenheit ergibt.

Die Figuren sind altersgemäss charakterisiert und dadurch erscheint die Vergangenheit wie ein Jugendroman. Zwei junge Frauen, die sich Konkurrenzkämpfe liefern. Sowohl im Sport, wie auch in der Gunst der anderen Cliquenmitgliedern. Und immer wabert ein Geheimnis mit, da man durch ganz viele Andeutungen und den Kapiteln in der Gegenwart weiss, dass eine Tragödie geschehen ist. Gegen Schluss wird es enorm spannend, unvorhersehbar und leider sehr konstruiert. Die Auflösung hat mich zwar überrascht, jedoch empfand ich sie auch zu überzogen.

„ Frostgrab“ ist das Debüt der Autorin und sehr gelungen, denn ich empfand die Zeitwechsel als reizvoll und immer wieder ergänzen sich diese beiden Zeitebenen. Das heisst, dass in der Gegenwart ein Thema aufkam und man direkt danach erfuhr, was genau in der Vergangenheit geschehen ist.

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Wahrheit oder Einbildung?

Die Beobachterin
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Nach der Trennung von ihrem Mann Peter, zieht Elena in ein Reihenhaus um zur Ruhe zu kommen. Eigentlich arbeitet Elena als Autorin, hält sich aber momentan mit Lesungen und Uebersetzungen über Wasser. ...

Nach der Trennung von ihrem Mann Peter, zieht Elena in ein Reihenhaus um zur Ruhe zu kommen. Eigentlich arbeitet Elena als Autorin, hält sich aber momentan mit Lesungen und Uebersetzungen über Wasser. Die Idee zu einem neuen Buchprojekt fehlt ihr, zu sehr nehmen ihre privaten Probleme sie in Anspruch. Die einzige Abwechslung in Elenas Leben ist das wöchentliche Treffen zum Essen mit ihrer Schwester.

Plötzlich ist sie jedoch da, die Idee für ein neues Buchprojekt. Elena sieht erst per Zufall, dann gezielt, was bei ihren Nachbarn alles schiefläuft. Jeder einzelne der Familie hat Geheimnisse, die vor den anderen Familienmitgliedern verborgen werden.





Der nüchterne und sachliche Schreibstil der Autorin macht es nicht einfach mit der Geschichte mitzugehen. Sehr abgehackt und teilweise eintönig erzählt Caroline Eriksson die Geschichte von Elena. Die von der getrennten Ehefrau zur Stalkerin mutiert und die sich dabei Sachen erlaubt, bei denen ich gedacht habe, dass ich so eine Nachbarin nicht geschenkt haben möchte. Eine Nachbarin, die hinter der Gardine lauert und die Sympathien des halbwüchsigen Sohnes erschleicht. Zudem Grenzüberschreitungen mit haltlosen Ausflüchten begeht und ständig auf der Lauer liegt.



Da die Geschichte die Perspektive regelmässig wechselt, kommt man als Leser in den Genuss, eine Situation mit zweierlei Augen zu sehen und zu erleben. Das macht ganz klar den Reiz dieser Story aus. Irgendwann hat mich nämlich trotz der nüchternen und sachlichen Art, die Geschichte gepackt und ich wollte wissen, ob sich Elena die Dinge im Nachbarhaus nur einbildet, oder ob da wirklich was Kriminelles geschieht?



Das Grundthema bei der Familie auf der anderen Seite des Gartenzauns ist bedrückend. Man kann sich sehr viel zusammenreimen, obwohl die Anzeichen für das gesundheitliche Problem der Mutter eindeutig sind.

Ein Twist gegen Schluss des Buches hat mich überrascht, obwohl ich mir sagen musste, dass ich es hätte kommen sehen müssen. Allerdings lässt mich die ganze Geschichte mit Fragen zurück und die Auflösung war nicht wirklich befriedigend.

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