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Veröffentlicht am 09.09.2019

Forschung und Frauenrechte

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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1903 : Rahel Hirsch, tritt ihre erste Stelle als Aerztin an. Und zwar im renommierten Krankenhaus Charité in Berlin. Motiviert stürzt sie sich in die Arbeit, ein grosser Teil ist der Forschung gewidmet. ...

1903 : Rahel Hirsch, tritt ihre erste Stelle als Aerztin an. Und zwar im renommierten Krankenhaus Charité in Berlin. Motiviert stürzt sie sich in die Arbeit, ein grosser Teil ist der Forschung gewidmet. Als einzige Aerztin mitten in einem Männerteam muss sie sich ganz schön behaupten. Sie kämpft um Anerkennung, Lohn und gleiche Rechte. Und immer wieder gegen Krankheiten, wie Syphillis und die Schrecken des Krieges.
Unterstützung bekommt sie, als sie Barbara kennen lernt, die in der Wäscherei des Krankenhauses arbeitet. Barbara schliesst sich der Frauenbewegung an und kämpft um Frauenwahlrecht und die Rechte der Frauen.
Können die beiden Frauen bewirken, dass die weiblichen Arbeiterinnen mehr Lohn und Anerkennung erhalten?


" Die Charité, Aufbruch und Entscheidung " ist der zweite, jedoch völlig unabhängige Band der Bücher von Ulrike Schweikert rund um das Krankenhaus Charité in Berlin. Keine der Figuren aus dem ersten Teil werden hier erwähnt und spielen eine Rolle. Mit völlig neuen Figuren startet man in dieses Buch.

Protagonistin Dr. Rahel Hirsch, die als erste weibliche Ärztin an der Charité arbeitet. Rahel Hirsch ist eine reale Figur und ein Blick in ihre Vita zeigt, dass sie ab 1908 sogar die Poliklinik in Berlin geleitet hat. Der Hirsch - Effekt, die Entdeckung, dass Stärkekörner in Blut und Urin nachgewiesen können, geht auf ihr Konto. Hier wurde sehr viel Geschichtliches eingewoben.
Ihre beste Freundin, Barbara, ist hingegen eine fiktive Figur. Obwohl die Tatsache, dass Frauen wie sie bis zu zehn Stunden täglich in der Wäscherei des Krankenhauses geschuftet haben, nur allzu real war.
Die Frauen haben eine grosse Gemeinsamkeit. Egal ob Klinik oder Wäscherei. In beiden Bereichen erhalten die Männer, trotz gleicher Arbeit und Ausbildung massiv mehr Lohn. Und so werden die Rechte der Frauen in dieser Geschichte zu einem zentralen Thema.

Etwas enttäuscht war ich, dass sich die Handlung weniger am Krankenbett, überhaupt im Krankenhaus abspielt. Mittelpunkt sind die Forschungen rund um die Medizin. Neu entdeckte Krankheiten, die ausgerottet werden müssen und Erfindungen wie zum Beispiel Röntgengeräte. Dies wird auch ausdauernd und ab und zu langatmig erzählt. Dazu kommt das Leben kurz vor der Mobilmachung und während des Krieges. Weit weg vom Schauplatz Krankenhaus Charité!
Wenn es auf 4 bis 5 Seiten um Röntgenapparate geht, wird es erstens sehr theoretisch und zweitens leidet die Handlung darunter. Solche theoretischen Passagen gab es auch rund um die Themen Politik, Fliegerei und Kriegsmächte.

Gut recherchierte geschichtliche Aspekte, Ereignisse und Details zeigen ein Stück des Lebens in Berlin von 1893 bis 1938. Die Weltlage, Mobilmachung und der drohende Krieg, jedoch auch das Leben, das oft karg und ärmlich ist, wird gut beschrieben. Anhand von Barbara, der in Armut lebenden Freundin von Rahel Hirsch, erkennt man, wie schwer Frauen zu der damaligen Zeit unter schrecklichen Bedingungen schuften mussten, um sich und der Familie das Überleben zu sichern.

Der Schreibstil der Autorin gefiel mir nach wie vor gut. Die oben beschriebenen langatmigen Stellen hätten zu Gunsten einer Handlung, die vermehrt im Krankenhaus spielt, gestrichen werden dürfen.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Rätselfaktor : hoch!

Bis ihr sie findet
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Ein neunjähriges Mädchen, das mit ihrer Familie in Brinken Wood, nahe dem Städtchen New Forest zeltet, macht eine grauenvolle Entdeckung. In einem Erdloch unter einem Baum findet sie menschliche Knochen. ...

Ein neunjähriges Mädchen, das mit ihrer Familie in Brinken Wood, nahe dem Städtchen New Forest zeltet, macht eine grauenvolle Entdeckung. In einem Erdloch unter einem Baum findet sie menschliche Knochen. Chief Inspektor Jonah Sheens, der aus seinem Urlaub zu dem Leichenfund gerufen wird, beschleicht ein schlimmer Verdacht. Vor dreissig Jahren verschwand genau an der Stelle die 14 jährige Aurora Jackson beim Zelten mit Freunden. Spurlos! Kann er und sein Team endlich einen dreissig Jahre alten Fall abschliessen?

Das Debüt der Autorin zeichnet sich mit einer wunderbar runden und schlüssigen Handlung aus. Gestaltet als Cold Case, bei dem die Ermittlungen nach dreissig Jahren wieder belebt werden.
In zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und 1983, erzählt die Autorin die Geschichte von Aurora und ihren Freunden.
Häppchenweise bekommt man als Leser die Geschehnisse in der Vergangenheit serviert und jeder Handlungssprung entfacht die Neugier und bietet Raum für Verdächtigungen und Spekulationen.
Der Rätselfaktor in diesem Buch ist hoch, denn einige falsche Spuren werden nach und nach eingestreut. Man erlebt die Figuren als Jugendliche, die auf dem Zeltplatz ihren Spass haben …. und unverhofft durch das Verschwinden von Aurora aus ihrer Sorglosigkeit gerissen werden.
Und trifft in den Passagen der Gegenwart wieder auf sie. Ich empfand es als sehr spannend und bereichernd zu sehen, wie und wohin sie sich entwickelt haben.

In beiden Zeitsträngen spielen Freundschaft, Loyalität, aber auch Geheimnisse unter einzelnen Figuren eine grosse Rolle. Die Autorin nimmt in der Erzählung in der Gegenwart sehr oft Bezug zur Vergangenheit und dadurch ist die Story wunderbar rund und durchdacht.

Die Ermittler sind erfrischend normal. Zwar wird relativ schnell ein Geheimnis aus Jonah's Vergangenheit angedeutet. Doch dies sehr dezent und gerade so, dass man gespannt ist zu erfahren, was früher geschehen ist. Auch hier ist der Rätselfaktor hoch.
Sehr gut hat mir gefallen, wie die Autorin die Ermittler eingeführt hat. Indem zwei Ermittler über ihre Kollegen sprechen, erfährt man als Leser nebenbei Details aus ihrem Leben.

Ein toller und gelungener Auftakt in eine neue Krimiserie!

Veröffentlicht am 04.09.2019

3. Teil!

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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1915: Die Ärztin Ricarda Thomasius arbeitet nach der Rückkehr aus China an der Charité in Berlin. Ihre Patienten sind gezeichnet vom Krieg. Junge Männer, die kreigsverletzt zurückkehren. Frauen und Kinder, ...

1915: Die Ärztin Ricarda Thomasius arbeitet nach der Rückkehr aus China an der Charité in Berlin. Ihre Patienten sind gezeichnet vom Krieg. Junge Männer, die kreigsverletzt zurückkehren. Frauen und Kinder, die in den Munitionsfabriken Arme und Hände verlieren. Ricarda bangt zudem um ihren Sohn Georg, der einberufen wurde und dessen Schicksal ungewiss ist. Tochter Henny setzt ihren Kopf durch und heiratet einen Mann, mit dem ihre Mutter nicht einverstanden ist. Im Streit zieht Henny mit ihm nach Amerika. Nesthäkchen Antonia zieht es, wie Schwester und Mutter, in die Medizin. Doch Toni möchte Tiermedizin studieren und versucht ihren eigenen Weg zu finden.

" Die Wege der Liebe " ist nach " Das Licht der Welt " und " Stürme des Lebens " der dritte und letzte Teil der Reihe um die Ärztin Ricarda. Dieser dritte Teil beginnt mitten in der Szene, bei der der zweite Teil endet. Meiner Meinung nach sollte zum besseren Verständnis unbedingt chronologisch gelesen werden.

Die Geschichte beginnt sehr dramatisch und auch im weiteren Verlauf erlebt die Familie von Ricarda viele Höhen und Tiefen. Ihr Leben ist gezeichnet vom Krieg, wenn wir Leser diesen auch eher aus der Beobachterperspektive erleben. Kriegsszenen gibt es keine, man liest jedoch sehr viel über die Folgen des Weltkrieges.
Für einmal steht nicht das ganze Buch über praktisch nur Ricarda im Mittelpunkt. Ihre Kinder Henny, Georg und Antonia stehen abwechslungsweise im Fokus, was die Geschichte sehr vielschichtig und spannend gestaltet. Die Töchter, die immer noch darum kämpfen, Berufe erlernen zu dürfen, respektive im Beruf anerkannt zu werden. Georg, der seinen Mann an der Front steht und zutiefst traumatisiert und gezeichnet zurückkehrt zu seiner Familie. Mir hat sehr gut gefallen, wie das Autorenduo Details der damaligen Zeit aufgreift und auf eine berührende Weise dem Leser näher bringt.

Viele altbekannte Figuren aus den ersten beiden Bänden spielen auch hier im dritten Teil wieder mit. Von einigen muss man Abschied nehmen, weil sie sterben oder aus dem Leben der Familie Thomasius verschwinden. Neue und spannende Figuren kommen dazu und bereichern die Handlung. Trotz einer beträchtlichen Anzahl an Figuren und verschiedener Verhältnisse untereinander, habe ich den Faden nie verloren. Denn die Autoren, die unter dem Pseudonym Helene Sommerfeld schreiben, tun dies so klar und übersichtlich, dass man stets weiss welche Figur gerade wo in der Handlung steht.
Mich hat die Reihe begeistert ... und das obwohl ich sonst kein Fan von Reihen oder Trilogien bin.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Ein neues Ermittlerpaar...

Tödlicher Schnitt
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Detektive Nic Cassidy muss beruflich nach Berlin reisen. Der Ermittler aus Los Angeles soll der deutschen Polizei zur Seite stehen. Denn in einer Villa in Berlin wurde der US Schauspieler Brian Williams ...

Detektive Nic Cassidy muss beruflich nach Berlin reisen. Der Ermittler aus Los Angeles soll der deutschen Polizei zur Seite stehen. Denn in einer Villa in Berlin wurde der US Schauspieler Brian Williams ermordet aufgefunden. Die deutsche Ermittlerin Eva Lenz hat also nun in Cassidy kompetente Hilfe am Start. Die benötigt sie auch dringend, denn kurz nach dem Mord kursiert ein Film über den Mord im Netz. Als weitere Opfer und die Filme ihrer Ermordung auftauchen, wissen Cassidy und Lenz nur eines : Sie müssen die Mordserie stoppen.


Schon im zweiten Absatz wird eine tote junge Frau in einer Mülltonne gefunden … nach wenigen Seiten liest man über eine halsbrecherische Verfolgungsjagd. Der Autor verliert echt keine Zeit! Hier schlägt das Thrillerherz höher: gegen Schluss gibt es Leichen gleich kapitelweise. Damit wird dieser Thriller seiner Genreeinteilung mehr als gerecht. Die Story ist sehr temporeich und durchdacht. Denn die vielen Opfer und der gerissene Serientäter verbindet eine Berufsgattung, die ich hier spoilere. Der grosse gemeinsame Nenner und der Grund für die Taten wurde sehr gut ausgearbeitet und hat mich überzeugt. Auch wenn die Identität des Täters zum Schluss für die Leser sehr überraschend ist, und alles Rätseln zuvor zunichte machte. Dies nur so eine Anmerkung für rätselfreudige Leser.

Ein neues Ermittlerteam ist geboren. Denn ich nehme ( hoffe ) doch an, dass mit dem Cliffhanger zum Schluss In Sachen Zusammenarbeit noch weitere Fälle folgen werden? Der amerikanische Detektive Cassidy, der auf die deutsche Kommissarin Lenz trifft. Zwei sehr gut ausgearbeitete und tolle Figuren.
Beide durch ihre Vergangenheit gezeichnet, finden arbeitstechnisch und auch Punkto Sympathie, sofort zueinander. Was bedeutet, dass sie so das Beste aus sich herausholen konnten. Was aber für uns Leser auch ein klein wenig Langeweile bedeutet.
Denn die beiden ergänzen sich so gut, dass nicht mal kulturelle Unterschiede in Sachen Arbeitseinteilung oder Organisation eine Rolle spielen. Meiner Meinung nach hätte man da mehr herausholen, respektive die arbeitsbedingten und kulturellen Unterschiede besser ausarbeiten dürfen. Dabei ist es nicht so, dass der Autor das Thema "Amerikaner in Deutschland" aussen vor gelassen hätte. Es gibt eingeflochtene Details, jedoch eher in alltäglichen Dingen, wie Trinkgelder oder Lärmpegel in Restaurants. Hier hätte ich mir ein paar Situationen in dieser Richtung auch in den Ermittlungen gewünscht.

Der Schreibstil hat mir gefallen, die Personenanzahl wurde nicht künstlich aufgebauscht. Jede Figur hat seine Berechtigung, was mir gut gefallen hat. So liest sich dieser Thriller relativ schnell und gestaltet sich als spannend.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 02.09.2019

Tom's zweiter Streich!

Zimmer 19
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Tom Babylon vom LKA Berlin wird zur grossen Veranstaltung " Berlinale " zitiert. Statt des Eröffnungsfilms wird dort von einem Unbekannten ein Snuff Video eingeschleust. Das Opfer, bei dessen Ermordung ...

Tom Babylon vom LKA Berlin wird zur grossen Veranstaltung " Berlinale " zitiert. Statt des Eröffnungsfilms wird dort von einem Unbekannten ein Snuff Video eingeschleust. Das Opfer, bei dessen Ermordung das ganze Publikum zusehen muss, ist die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller. Wieder an Tom's Seite bei diesem kniffligen Fall ist Dr. Sita Johanns, Psychologin und ehemalige Analystin der Abteilung OFA.

" Zimmer 19 " ist eindeutig eine Fortsetzung von seinem Vorgänger "Schlüssel 17". Da lobe ich mir den Ullstein Verlag, der schafft, was viele andere Verlage nicht schaffen: Ganz klar auf dem Cover vermerken, dass dies der zweite Teil von Tom Babylon ist.
Zwar sind die Fälle in sich abgeschlossen. Doch da gerade der persönliche und familiäre Hintergrund von Tom Babylon sich in diesem zweiten Buch weiterentwickelt, denke ich, dass zum besseren Verständnis zuerst das erste Buch gelesen werden sollte. Gerade die familiären Hintergründe sind wichtig für die Ermittlungen beim neuen Fall. Wenn man die kennt, liest sich das Buch wohl vielschichtiger und man versteht viele Hintergründe, die auch im in sich abgeschlossenen Fall eine Rolle spielen.
Der Fall, der Tod der jungen Frau, steigert sich in eine undurchsichtige Geschichte für Tom und Sita. Auch für uns Leser wird die Story komplex und immer neue Fakten tauchen auf, die echt spannend sind. Immer wieder werden Kapitel, die kursiv geschrieben sind und Rückblicke auf Sitas Vergangenheit im Jahr 2001 eingeflochten.
Diese empfand ich oft als langatmig und ich hatte das Gefühl, die Handlung kommt weder vom Fleck noch auf den Punkt. Zum Glück gibt es in der Hauptgeschichte, der Erzählung in der Gegenwart, immer wieder brenzlige Szenen, die den Leser in Atem und bei der Stange halten. Hier muss man ab und zu ein Auge zudrücken, da einiges doch arg konstruiert scheint.

Der Schreibstil von Marc Raabe ist komplex, doch gut verständlich. Er hat mit Tom Babylon und Sita Johanns zwei Figuren mit Wiedererkennungswert geschaffen. Einzig der immer wieder mal erwähnte Hang zum Drogenkonsum, müsste meiner Meinung nach nicht unbedingt sein. Sita und Tom haben beide ein Trauma in der Vergangenheit erlitten, dadurch agieren sie manchmal unüberlegt und sie neigen zu Alleingängen. Ob sie dadurch die besseren Ermittler sind, ist die Frage. Unverwechselbar in der Charakterisierung jedoch ganz sicher.

Wer " Zimmer 19 " liest, sollte darauf vorbereitet sein, dass das Ende offen ist und der Übergang zu einem dritten Teil eröffnet.